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Nein, Drogenabhängigkeit und Substanzmissbrauch kommen bei Menschen mit der Persönlichkeitsstörung aber sehr häufig vor. Suchterkrankungen gelten als wichtigste komorbide Störung und bedürfen einer eigenen Behandlung, die in der Regel erst einmal im Vordergrund steht.

Abhängigkeitserkrankungen sind eigenständige Krankheitsbilder. Sehr häufig treten sie jedoch als Begleiterkrankung neben anderen Störungen auf. Man spricht dann von einer sog. Komorbidität. Das bedeutet, die jeweiligen Kriterien von zwei oder mehr Krankheiten werden erfüllt. Welche von ihnen sich dabei zuerst und welche sich erst in der Folge entwickelt hat, lässt sich meist schwer beurteilen.

Typisch: Kontrollverlust

Wie nah eine Borderline-Störung und Suchterkrankungen beieinanderliegen, zeigt die Persönlichkeitsstruktur von "Borderlinern": Oft sind sie emotional höchst labil und können ihre Gefühle und Stimmungen kaum kontrollieren. Ihre Frustrationstoleranz ist in der Regel sehr gering, so dass nichtige Anlässe zu heftigen Überreaktionen führen können.

All diese Merkmale sind auch für die Entwicklung von Abhängigkeit und Sucht typisch. Daneben gilt die Störung auch als Ausweg und Flucht aus depressiven Verstimmungen, Einsamkeit, Langeweile und dem Gefühl von innerer Leere – alles Zustände, die ein Mensch mit Borderline nur zu gut kennt. Letztlich handelt es sich um eine mangelnde Impulskontrolle, die beiden Erkrankungen zugrundeliegt.

Hang zur Selbstschädigung

Man kann in Abhängigkeitserkrankungen auch einen selbstzerstörerischen Zug erkennen. Jedes Verhalten, das der eigenen Person potentiell schadet, gilt als selbstschädigend. Neben den meist bekannten, auch nach außen hin sichtbaren Formen der Selbstverletzung wie z.B. Ritzen am Unterarm gehören hierzu auch weniger bekannte und offensichtliche Formen wie Essstörungen oder eben Abhängigkeiten.

Diese umfassen jedoch weit mehr als den Missbrauch von Drogen oder Alkohol. Auch der missbräuchliche Einsatz von Medikamenten zählt dazu, ebenso wie sog. nicht stoffgebundene Süchte, die auch zu den Störungen der Impulskontrolle gezählt werden. Hierzu gehören die Spiel- und Kaufsucht oder auch das krankhafte Stehlen.

Es wird derzeit überlegt, ob auch der exzessive Gebrauch des Internets, der in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat, in diese Kategorie aufgenommen werden sollte.

Nicht alle "Borderliner" sind drogenabhängig

Auch wenn Abhängigkeit und die emotional instabile Persönlichkeitsstörung eng verbunden sind, bedeutet dies nicht, dass jeder Mensch mit einer Borderline-Störung Drogen nimmt. Es gibt immer mehrere und sehr vielschichtige Faktoren, die in ein Suchtverhalten führen.

Neben der Persönlichkeit spielen beispielsweise auch das Umfeld und äußere Einflüsse eine Rolle. Wer im Freundeskreis Alkohol- und Drogenmissbrauch kennenlernt, wird sich schwerer davon distanzieren können als jemand, der damit nie in Berührung kommt.

Viel Motivation und Durchhaltevermögen erforderlich

Da Abhängigkeit und Sucht die Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung erheblich beeinträchtigen können, stehen Entzug und Entwöhnung oft erstmal im Vordergrund. Entscheidend für den Erfolg ist vor allem die Motivation der Betroffenen. Bei Menschen mit Borderline ist es oftmals noch schwieriger, sie bei der Stange zu halten, da der Substanzmissbrauch für sie eine wichtige Kompensation ihres chaotischen Innenlebens bedeutet. Vertrauen und eine tragfähige Beziehung zum Therapeuten sind das "A und O".

Haben Sie eine Frage? Dann stellen Sie sie gern und wir versuchen zu antworten. Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare  
Borderline & Sucht
Hallo ersteinmal.
Diesen Artikel kann ich als selbst betroffene Person nachvollziehen. Meine B.-Störung wurde bei meinem ersten Drogenentzug vor etwa 30 Jahren diagnostiziert. Das Leben und Überleben damit ist ziemlich ansrengend. Oft habe ich Drogen konsumiert, um mich von bestimmten Situationen – und natürlich Schicksalsschlägen, wie (z.B.) dem Tod meines Mannes u.v.a.m. – zu "erholen". Ich kann ebenso bestätigen, dass diese Störung im Laufe der Jahre gleichbleibend stark bleibt. Man kann nur versuchen damit umzugehen lernen, indem man sich in allen Situationen und Gefühlslagen selbst beobachtet. Trotzdem gibt es immer wieder Entgleisungen, und man fällt in alte Verhaltensmuster zurück. Und das bedeutet bei Suchterkrankungen eben den Rückfall und/oder Suizidabsichten. Die Menschen sollten mehr Verständnis füreinander zeigen. Dann wäre vieles einfacher. MfG
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Autoren unseres Artikels
 

Eva Bauer
Ärztin

    Studium:
  • Universitätsklinik Erlangen
    Berufliche Stationen:
  • Universitätsklinik Freiburg
  • Amtsärztin im Gesundheitsamt Haßberge

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Dr. med. Julia Hofmann
Ärztin und medizinische Fachautorin

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / Chefredakteur

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Haupt-Autorin
Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

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