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Wie funktioniert eine Dreimonatsspritze? Kommt sie für mich infrage? Was muss ich dabei beachten? Antworten auf diese Fragen finden Sie im folgenden Beitrag.

Funktionsweise

Wie funktioniert die Dreimonatsspritze?

Nur alle drei Monate an Verhütung denken

Bei dieser Verhütungsmethode wird alle 3 Monate ein sogenanntes Depot-Gestagen, also ein langwirksames Hormonpräparat gespritzt. Gestagen ist ein Abkömmling des körpereigenen weiblichen Hormons Progesteron, das auch Gelbkörperhormon genannt wird.

Die empfängnisverhütende Wirkung dieser ausschließlich Gestagen enthaltenden Injektion beruht auf mehreren Effekten: Zum einen und vor allem wird der Eisprung unterdrückt – meist sogar effektiver als bei anderen reinen Progesteron-Präparaten wie beispielsweise der Minipille. Zum anderen wird der Schleimpfropf am Gebärmuttereingang zähflüssiger, wodurch die Passage für die Spermien blockiert und eine potentielle Befruchtung vermieden wird. Zudem verhindern auch Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut, dass eine Einnistung und damit eine Schwangerschaft möglich wären. Fachleute gehen allerdings davon aus, dass aufgrund der beiden erstgenannten Wirkweisen erst gar keine Verschmelzung von Ei- und Samenzelle stattfindet.

Rund 30 Euro Kosten pro Vierteljahr

In Deutschland sind derzeit drei Präparate mit dem Gestagen-Wirkstoff Medroxyprogesteronacetat (MPA) als Verhütungsspritze zugelassen: Die langbewährten Depo-Clinovir® und Noristerat® werden dabei in den Muskel vom Oberarm oder Gesäß, das neuere Sayana® dagegen unter die Haut von Bauch bzw. Oberschenkel gespritzt. Die Injektionen werden jeweils nach 3 Monaten wiederholt – solange eine Verhütung gewünscht wird. (Achtung: Noristerat wird bei den ersten drei Injektionen zunächst im 2-Monats-Rhythmus verabreicht, danach aber ebenfalls im 3-Monats-Takt). Das Injektionsintervall kann bei Bedarf auch um eine Woche verkürzt werden, beispielsweise vor Reisen oder Feiertagen.

Die Kosten betragen rund 30 Euro für eine drei Monate wirksame Injektion und müssen in der Regel selbst getragen werden. Sie ist verschreibungspflichtig und darf nur von Arzt/ Ärztin oder medizinisch geschulten Fachkräften verabreicht werden.

Sicherheit

Wie sicher ist die Dreimonatsspritze?

Sicherheit vergleichbar mit der regulären Pille

Die Zuverlässigkeit der Dreimonatsspritze ist mit einem Pearl-Index von etwa 0,5 sehr hoch und nur minimal niedriger als die kombinierte Pille mit zusätzlichem Östrogenanteil (und damit noch verlässlicherer Hemmung des Eisprungs). Dieser Wert spiegelt jedoch eher die Effektivität der Wirkstoffe. Da es bei der Dreimonatsspritze aufgrund des Depot-Prinzips aber seltener zu Anwendungsfehlerrn infolge von vergessener Tabletteneinnahme kommt, geht man davon aus, dass die Dreimonatsspritze in Punkto Sicherheit der regulären Pille überlegen ist. Dafür spricht auch, dass das Depot-Gestagen nicht über den Speisetrakt aufgenommen wird und damit beispielsweise Magendarm-Krankheiten mit Erbrechen und Durchfall oder die Einnahme bestimmter anderer Medikamente keinen Einfluss auf die Sicherheit haben.

Kommt die Dreimonatsspritze für mich infrage?

Für Vergessliche und Schichtarbeiterinnen

Die Dreimonatsspritze ist besonders geeignet für Frauen, welche eine sichere hormonelle Verhütung wünschen, aber nicht unbedingt jeden Tag an die Tabletten-Einnahme denken möchten. Auch wer dazu neigt, die tägliche Einnahme immer mal wieder zu vergessen, fährt mit einem Depotpräparat möglicherweise besser.

Falls Sie aus gesundheitlichen Gründen auf Verhütung mit Östrogenen verzichten sollten, ist ein reines Gestagenpräparat wie die Dreimonatspritze für Sie ebenfalls eine gute Option. Gerade dann, wenn die Alternative – nämlich die ebenfalls nur Progesteron enthaltende Minipille – aufgrund der Anforderung an eine ganz besonders regelmäßige und zeitgenaue Einnahme für Sie nicht zuverlässig umsetzbar ist. Dies kann auch der Fall sein, wenn Sie beruflich viel unterwegs sind oder im Schichtdienst arbeiten.

Auch für stillende Mütter geeignet

Da die Dreimonatsspritze nur Progesteron, aber kein Östrogen enthält, ist sie auch für stillende Mütter geeignet. Viele Untersuchungen zeigen, dass die minimale Menge, die über die Muttermilch beim Kind ankommt, in der Regel keinerlei Probleme bereitet. Der frühest mögliche Start wäre hier 6 Wochen nach der Entbindung. Wenn Sie Ihrem Baby die Flasche geben und sich für diese Methode entscheiden kann, die Erstinjektion bei Bedarf bereits 5 Tage nach der Entbindung erfolgen. Bei noch früherer Anwendung kann es im Wochenbett zu verlängerten und schweren Blutungen kommen.

Wichtige Hinweise

Welche gesundheitlichen Besonderheiten sind bei Verwendung der Verhütungsspritze zu berücksichtigen?

Zyklusstörungen und Gewichtsänderungen möglich

Eine häufige Begleiterscheinung der Dreimontagsspritze sowie anderer Gestagenpräparate ist, dass der Monatszyklus unregelmäßig werden kann. Die Periodenblutung wird meist schwächer oder setzt nach einiger Zeit – während der Einnahme und manchmal noch einige Zeit nach dem Absetzen –  komplett aus. Es kann aber auch sein, dass die Menstruation stärker wird oder es zu Zwischen- und Schmierblutungen kommt.

Mögliche Nebenwirkungen sind auch Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen, Akne, Libidoabfall oder auch Gewichtszunahme. Diese Veränderungen können, müssen aber keinesfalls auftreten. Der Nachteil bei einem Depot-Präparat wie der Dreimonatsspritze ist allerdings, dass man die Behandlung bei Bedarf nicht unmittelbar absetzen kann. Denn der Wirkstoff ist ja im Organismus und wirkt in jedem Fall volle drei Monate.

Anfängliche Beschwerden meist nicht von Dauer

Beruhigend aber zu wissen: Erste Beschwerden werden nach einiger Zeit oft von selbst besser, nachdem der Körper sich an das Hormon gewöhnt hat. Falls weiterhin Probleme bestehen, kann man außerdem noch symptomatisch behandeln, das heißt, man kann zwar das Gestagen nicht schneller aus dem Körper herausleiten, aber die möglichen Unpässlichkeiten durch Medikamente oder diverse andere Maßnahmen lindern.  

Zuvor verspürter Menstruationsschmerz (Dysmenorrhö) bessert sich hingegen bei den meisten Betroffenen. Auch kommen bei den Anwenderinnen Unterleibsentzündungen deutlich seltener vor als bei anderen Frauen. Ebenso lassen Studien darauf schließen, dass andere Krankheiten wie Epilepsie, schwere Migräne oder die sogenannte Sichelzellanämie sich durch Depot-Gestagene in ihrem Verlauf häufig abmildern. Hier ist aber in jedem Fall eine besonders sorgfältige ärztliche Absprache notwendig.

Kein erhöhtes Krebsrisiko durch die Verhütungsspritze

Die Dreimonatsspritze ist geeignet für Frauen, die unter Darmkrankheiten wie Colitis ulzerosa oder Morbus Crohn leiden. Auch Frauen mit Diabetes oder Bluthochdruck können die Dreimonatsspritze meist problemlos verwenden. Ausnahme sind hier schwere arterielle Veränderungen aufgrund eines langjährigen und schwerwiegenden Krankheitsverlaufs. Auch bei Vorhandensein einer aktiven Lebererkrankung dürfen Depot-Gestagene nicht verschrieben werden.

Umfangreiche Untersuchungen zum Thema Krebsrisiko haben ergeben, dass Gestagenpräparate beim Menschen keine relevanten Risiken bei der Tumorentstehung bergen. Bestimmte Arten wie Gebärmutterkrebs treten möglicherweise sogar minimal seltener auf. Allerdings wird von einigen Experten empfohlen, Depot-Gestagene nicht bei bereits vorliegender Brustkrebs-Erkrankung zu verwenden.

Junge Mädchen und Frauen vor den Wechseljahren sollten andere Methode wählen

Ein wichtiger Aspekt ist, dass es durch die hohe Gestagendosis zu einer leichten Verminderung der Knochendichte kommen kann. Umfangreiche weltweite Untersuchungen haben aber ergeben, dass das im Normalfall kein relevantes Problem ist. Ganz jungen Frauen wird bis zum Erreichen der sogenannten Knochenspitzenmasse mit etwa Anfang 20 von vielen Experten allerdings von einer Nutzung der Dreimonatsspritze abgeraten.

Neben Patientinnen mit familiärem Risiko für Osteoporose sollten auch Frauen kurz vor den Wechseljahren (also etwa ab dem 45. Lebensjahr) lieber kein Depot-Gestagen bekommen, da eventuell verminderte Knochenmasse nach der Menopause nicht mehr ersetzt wird und in späteren Jahren eventuell zu vermehrten Knochenbrüchen führen kann.

Keine Gefahr für Thrombosen

Die Dreimonatsspritze (Präparat Depo-Clinovir®, Noristerat® und Sayana®) enthält lediglich Progesteron, weshalb Östrogenspezifische Beschwerden wie Übelkeit, Wasseransammlung oder mögliche Bildung von Blutgerinnseln (Thrombose) eine weitaus geringere Rolle als bei der regulären Kombinations-Pille spielen.

Die Injektion selbst tut kaum weh – etwa vergleichbar mit einer Impfung. Es gibt allerdings einige sehr seltene Erkrankungen, bei welcher Spritzen in Muskel generell verboten sind. Betroffene Patientinnen sollten andere Verhütungsmethoden wählen oder aber mit dem Arzt absprechen, ob die Injektion unter die Haut eine Alternative für sie wäre.

Johanniskraut kann Wirkung von Verhütungsspritze abschwächen

Achtung: Auch wenn beispielsweise Magendarm-Krankheiten mit Erbrechen und Durchfall oder die Einnahme der meisten in Tablettenform eingenommener Arzneimittel keinen Einfluss auf die Sicherheit haben, gibt es doch einige Medikamente (z.B. bestimmte Antibiotika oder auch Johanniskrautpräparate), die die Wirkung der Dreimonatsspritze beeinträchtigen können. Zur Abklärung sollten Sie Ihre Medikamenteneinnahmen immer mit Ihrem Frauenarzt / Ihrer Frauenärztin besprechen.

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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin und Wissenschafts-Redakteurin

Dr. med. Monika Steiner
Ärztin und Wissenschafts-Redakteurin

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / Chefredakteur

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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