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Irgendwann erleben Sie als Eltern oder Elternteil diesen ersten oder auch den tausendsten Moment, wo Sie vor Verzweiflung nicht mehr weiter wissen. „Ich hab dir doch schon tausend mal gesagt....“. Wie sollen Sie denn jetzt tatsächlich umgehen mit dem eigenen „störrischen“ Kind oder dem heftig pubertierenden Sohn oder der pubertierenden Tochter?

Solche Momente oder Stunden oder Tage – je nach Alter der Kinder – gehören zu einer Persönlichkeitsentwicklung dazu. Die Frage ist, was können Sie dann tun. In Ihrem verzweifelten Zustand? Und was können Sie überhaupt tun, damit das in Zukunft einfach irgendwie besser wird?

Wissen hilft (auch)

Sie können sich informieren, was in welchem Alter bei Kindern an Konfliktpotential normalerweise vorkommt. Fachartikel und Ratgeber mit Informationen und Lösungsvorschlägen gibt es ohne Ende. Aber vielleicht ist das nicht Ihr Weg? Was ist das Richtige? Was passt? Ich stelle Ihnen in den nächsten Zeilen vor, was nach humanwissenschaftlichen Erkenntnissen wesentlich ist im Kontakt zwischen Eltern und Kindern.

Erziehung ist Beziehung

Mal abgesehen davon, dass das Alter des Kindes eine maßgebliche Rolle spielen kann – und möglicherweise ein Arzt der erste Ansprechpartner sein sollte (denn Babys oder Kleinkinder können nicht in Worte fassen, was sie quält) –, gibt es immer Wege, einen Streit oder einen Konflikt mit Ihrem Kind zu lösen. Das kann gelingen, bevor der Konflikt sich steigert oder sich ständig wiederholt oder ein andauernder Machtkampf daraus wird.

Die wesentliche Erkenntnis lautet: Erziehung ist Beziehung. Wir lernen alles Verhalten in Beziehungen. Für die Erziehung bedeutet das, je besser die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind ist (egal in welchem Alter!), umso besser gelingt ein Zusammenleben, umso zufriedener sind Sie und Ihr Kind oder die Familie. Wenn Sie die Beziehung zu ihrem Kind also verbessern können, ist Erziehung sehr viel einfacher möglich. Aber wie geht das, eine Beziehung verbessern?

Fangen Sie bei sich selbst an!

Zeigen Sie, sagen Sie (angemessen), was in Ihnen vorgeht, welche Gefühle Sie gerade spüren, ob Angst, Ärger, Wut, Traurigkeit, Schmerz oder anderes. Machen Sie kein Geheimnis daraus. So werden Sie erkennbarer und begreifbarer für Ihr Kind. Dann hat das Kind es leichter zu verstehen, was für Sie geht und was nicht. Und warum Sie es so sehen.

Wichtig ist, Sie müssen für Ihr Kind verstehbar sein. Es funktioniert nicht anders herum, dass erst das Kind so und so sein soll. Sie als Elternteil zuerst. Denn Sie als Elternteil sind Vorbild und verantwortlich für Ihr Kind. Nur so herum gelingt es. In anderen Texten heißt das auch authentisch sein, echt sein.

Sprechen Sie mit Ihrem Kind!

Sobald Ihr Kind das Kleinkindalter überschritten hat und ein Gespräch über eine kritische Situation möglich ist, tun Sie es.

Weitere Fragen zur Kindererziehung, Kinderförderung und Kindergesundheit finden Sie hier.

Nicht gleich erziehen wollen

Als Erwachsener im Kontakt mit den eigenen Kindern ist wahrscheinlich zuerst die Neigung zu spüren, Ihr Kind erziehen zu wollen. Ihm sagen, wo es lang geht. Doch bevor Sie diesem Gedanken folgen, versuchen Sie daran zu denken, dass zuerst die Beziehung verbessert werden sollte. Das beginnt, wie gesagt, indem Sie aus Ihren Gefühlen kein Geheimnis machen. Zeigen Sie ihrem Kind, wie Sie ticken (fühlen, denken). Das ist die Voraussetzung, damit Ihr Kind Sie überhaupt verstehen kann.

Das gilt auch in der direkten Auseinandersetzung. Es funktioniert nicht, auf Kinder oder Jugendliche "einzureden", ihnen Belehrungen oder Ratschläge zu geben, sondern es geht wie gesagt darum, sich erkennen zu lassen, selbst erkennbar zu werden, die eigenen Wünsche auszudrücken, Angst und Wut spüren zu lassen, Freude, Bedrückung und Hoffnungen mitzuteilen. Wenn Sie als Erwachsener mit Ihrem Denken und Fühlen erkennbar werden, dann können Kinder besser verstehen und auf Sie Rücksicht nehmen.

Zuhören und Mitfühlen: eine Kraft, die Konflikte löst

Es verschärft tatsächlich Konflikte, wenn Erwachsene auf Kinder einreden, sie nur lenken und belehren wollen. Echt sein allein reicht nicht. In Konfliktsituationen gilt erst recht, was auch sonst hilfreicher ist, nämlich in Ruhe zuhören und ausreden lassen. Auch wenn es schwer fällt und Sie sowieso schon genervt sind. Indem Sie zuhören und so Interesse zeigen, stärken Sie die Beziehung. Indem Sie nachfragen, wie das Kind den Konflikt sieht und was es sich wünscht, stärken Sie die Beziehung.

Sie werden feststellen, dass es etwas verändert, wenn Sie die Sorgen und Schwierigkeiten Ihres Kindes ernst nehmen, wenn Sie Anteil nehmen an seiner Wut, seinen Sorgen, Schwierigkeiten, Enttäuschungen. Das Kind fühlt sich ernst genommen, sein Selbstwertgefühl kann wachsen. Es zeigt sich dann, wo das eigentliche Problem liegt. Das Kind drückt es aus und für Sie wird es erkennbar. In diesem Ereignis, indem Sie zuhören, ernst nehmen, wird das Problem sichtbar, erkennbar. Hier geschieht bereits die Konfliktregelung. Das Kind fühlt sich verstanden, beginnt sich selbst zu verstehen und kann dann sein Verhalten verändern.

Gefühle respektieren

Beziehung heißt, ebenso eigene Gefühle respektieren und zeigen zu können, wie auch die Gefühle des Kindes oder Jugendlichen zu respektieren. Das Kind annehmen in seiner Angst, seiner Wut und mit dem Kind diese Gefühle bearbeiten. Wenn Kinder erleben, dass Sie mit ihren Gefühlen, mit Ärger, Zorn, Wut, Sorgen oder Angst respektiert werden, beginnt eine Veränderung im Verhalten.

Das heißt nicht, dass Sie aggressive Äußerungen gut finden sollen. Es heißt aber, dass Sie versuchen sollten zu verstehen, nachforschen, woher es kommt. Nicht die Kinder „klein machen“, beschimpfen und schon gar nicht abwerten. Auch nicht versuchen, sie zu beschwichtigen, mit „Ist doch halb so schlimm“ oder „Du brauchst keine Angst zu haben“. Denn das hilft nicht. Weil das Gefühl schon da ist. Hilfreicher ist also, herauszufinden, was der Grund ist und wie es dem Kind damit geht.

Auch Warum-Fragen helfen nicht weiter. Denn „Warum hast du das getan“ zielt auf den Verstand. Aber in Konflikten geht es um Gefühle. Die brauchen ihren Platz, wollen gesehen werden, dann verändern sie sich.

Das Erkennen verändert die Situation

Indem die Gefühle ihren Platz bekommen, kann auch der Grund für die Gefühle erforscht werden. Wenn Sie sich auf die Gefühle einlassen, anstatt sie abzuweisen, können Sie die Situation verändern. Das ist mit dem Satz gemeint, Verstehen ist Veränderung. Als nächstes kann dann erkundet werden, was Sie sich vom Kind wünschen und was sich das Kind von Ihnen wünscht. Anders gesagt, es ist auch wichtig, Platz dafür zu lassen, welche Lösungsvorschläge das Kind selber findet.

Besser als jede Strafe

Sie kennen es vielleicht von sich selbst – oder hören es bei anderen Eltern, dass mit Strafen gedroht wird. Handy-Verbot, Computer-Verbot, Hausarrest, Taschengeld streichen, da kommen schnell Ideen zusammen. Die Alternative ist jedoch, beteiligen Sie Ihre Kinder an der Lösungsfindung, anstatt sie zu bestrafen. Gerade damit geben Sie Ihren Kindern die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen, selbständig zu denken.Die Kinder rutschen nicht sofort in den Widerstand, sondern bleiben im Austausch. Die Beziehung wird gestärkt.

Das Miteinander steht im Zentrum, nicht das Gegeneinander. Anstatt Schuldgefühle zu verstärken, rücken Sie als Eltern den Versöhnungsgedanken in den Mittelpunkt. Denn wenn Ihre Kinder etwas wieder gut machen können, setzen sie sich mit ihrem falschen Verhalten quasi automatisch auch auseinander. Ein Verstehensprozess  ist in Gang gekommen. Ihre Kinder können selbst eine Lösung suchen und finden.

Konflikte lösen – wie geht das?

Ob der Streit zwischen Ihnen und Ihrem Kind, zwischen Ihnen und Ihrem Partner oder unter Geschwistern herrscht, im Prinzip ist es derselbe Weg der Konfliktlösung, um den es geht. Ich beschreibe ihn hier zum Verständnis, aus der Perspektive des Konfliktlösers, zum Beispiel Sie als Elternteil, der einen Streit zwischen Geschwistern lösen soll.

Wenn die Wut noch im Vordergrund steht und Sie wollen vermitteln, dann lassen Sie die Konfliktparteien noch nicht zueinander sprechen. Jeder soll erst einmal zu Ihnen sprechen. Sie als Konfliktklärer sorgen dafür, dass beide Seiten ihre Sicht der Dinge schildern können (wenn Sie selbst ein Teil des Konfliktes sind, gilt dasselbe). Es geht darum, einen Konflikt nicht schnell beseitigen zu wollen, sondern ihn genau anzusehen, ihn zu klären.

Zuhören, ausreden lassen

Für beide Seiten gilt also im Wechsel: Zuhören. Ausreden lassen. Wiederholen oder wiederholen lassen, was verstanden wurde (oder was ich verstanden habe). Die Kontrahenten fragen (bestätigen lassen), ob sie sich verstanden fühlen. Jeweils nachfragen, wenn etwas unklar geblieben ist. So lange, bis das Gegenüber sich wirklich verstanden fühlt.

Dann lassen Sie beide Seiten jeweils formulieren, was sie sich vom anderen wünschen. Und hier können die Kontrahenten dann auch zueinander sprechen, denn hier ist die Wut vermutlich schon viel kleiner geworden oder ganz verschwunden. Schließlich fragen Sie den jeweils anderen noch, ob er diesen Wunsch akzeptieren kann, ob er ihn erfüllen kann.

 

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Autorin unseres Artikels
 

Christa Kosmala
Psychologin / medizinische Fachautorin

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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