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Auf welche Weise senkt Empagliflozin (Jardiance®) den Blutzucker? Welche Nebenwirkungen können auftreten? Alle Fragen dazu beantworten wir in diesem Kapitel (im Menü finden Sie weitere Beiträge).

Wirkung

Wie wirkt Empagliflozin (Jardiance) bei Diabetes?

Empagliflozin gehört der jüngsten Substanzklasse der oralen Antidiabetika (Diabetestabletten) an, den sogenannten SGLT-2-Hemmern. Sie kommen dann zum Einsatz, wenn sich der Blutzucker durch eine Ernährungsumstellung und mehr körperliche Aktivität nicht ausreichend senken lässt bzw. wenn ein einzelnes Medikament nicht stark genug ist. Dadurch, dass sie ganz anders wirken, lassen sie sich sehr gut kombinieren und ergänzen die Effekte anderer Substanzen.

Angriffspunkt in den Nieren

Angriffspunkt der SGLT-2-Hemmer ist ein spezielles Transporteiweiß in den Nieren. Dieses wird blockiert, und dadurch wird mehr Glukose mit dem Harn ausgeschieden. Das war die einfache Version. 

Wer es genauer mag: Die genannten Transporteiweiße werden im Englischen sodium glucose transporter (SGLT) genannt, also Natrium-Glucose-Transporter. Sie sorgen dafür, dass Zucker zusammen mit Natrium aus den Nierenkanälchen zurück ins Blut befördert wird. SGLT 2 "rettet" also gewissermaßen den Zucker, bevor er unwiederbringlich mit dem Urin ausgeschieden wird und sorgt somit dafür, dass der Blutzuckerspiegel ansteigt. Und das Medikament Empagliflozin hemmt genau diesen Prozess.

Nicht nur der Blutzucker sinkt

Da diese Wirkweise unabhängig vom Insulinhaushalt ist, lässt sich Empagliflozin sehr gut mit anderen Diabetesmedikamenten kombinieren, kann aber auch alleine verabreicht werden. Und zwar in jedem Stadium der Erkrankung.

Darüber hinaus hat die Substanz weitere Vorteile. Gleichzeitig gehen mit der Zuckerausspülung 300-400 kcal verloren – ein günstiger Nebeneffekt, der im Schnitt zu einer Gewichtsreduktion von 2-3 kg verhilft.

Schließlich werden auch die Gefäße entlastet, da der Blutdruck unter den SGLT-2-Hemmern sinkt. Die Medikamente scheinen insgesamt günstig fürs Herz-Kreislauf-System zu sein und verlängern sogar statistisch gesehen die Lebenszeit. Gerade bei Menschen mit Diabetes, bei denen die Gefäße, das Herz und andere Organe besonders gefährdet sind, spielt das eine große Rolle.

Alles auf einen Blick

Zusammenfassend wirken SGLT-2-Hemmer bei Diabetes folgendermaßen:

  • Hemmung der Rückresorption von Glukose ins Blut
  • dadurch Senkung des Blutzuckers
  • Gewichtsreduktion
  • Absenken des Blutdrucks
  • verringerte Herz-Gefäß-Sterblichkeit

Geringere Gefahr der Unterzuckerung

Im Gegensatz zu anderen Mitteln besteht bei den neuen Substanzen nur eine geringe Gefahr für sogenannte Hypoglykämien (Unterzuckerung), da sie unabhängig von Insulin wirken und den Zucker vor allem bei entsprechend hohen Blutwerten ausschwemmen.

Es gibt auch Nachteile

Die Kehrseite dieses zuckerausspülenden Effekts ist allerdings, dass der Körper dadurch auch schneller austrocknet. In manchen Situationen (z.B. bei akuten Magen-Darm-Infekten mit starkem Durchfall) muss die Behandlung mit Empagliflozin daher ggf. unterbrochen werden. 

Außerdem ist die Wirkung des Medikaments abhängig von der Nierenfunktion. Wenn die Nieren weniger gut arbeiten, ist auch der Effekt der SGLT-2-Hemmer geringer. Ab einem gewissen Grad der Nierenfunktionsstörung ist eine Behandlung mit Empagliflozin daher nicht mehr sinnvoll.

Womit wir bei den Nebenwirkungen sind.

Nebenwirkungen

Infektionsgefahr durch SGLT-2-Hemmer?

Die verstärkte Ausschwemmung von Glukose führt nicht selten zu Problemen beim Wasserlassen. Unter Umständen muss man häufiger das stille Örtchen aufsuchen. Und manchmal entwickeln sich unter den neuen Wirkstoffen auch Infektionen im Harntrakt oder Genitalbereich. Eine Metaanalyse konnte dies nun bestätigen.

Mehr Blasen- und Genitalinfektionen

Dabei wurden 86 Studien herangezogen und analysiert, die bereits ein erhöhtes Infektionsrisiko unter SGLT2-Hemmern gezeigt hatten. Die Auswertung ergab: Tatsächlich war das Risiko für Infektionen im Urogenitalbereich deutlich erhöht. 

Warnung vor Fournier-Gangrän

Eine neue Warnung hat nun auch die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA ausgesprochen. Demnach könnten SGLT-2-Hemmer eine weitere, weitaus schwerwiegendere Infektion begünstigen: die sogenannte Fournier-Gangrän. 

Bei diesem gefährlichen Krankheitsbild schleichen sich Erreger über kleine Hautverletzungen im Leisten- und Genitalbereich in tiefere Gewebeschichten. Hier breiten sie sich rasch aus und verursachen schwerste Schäden. Haut und Weichteile werden zerstört; es droht eine weitere Keimverbreitung über die Blutbahn bis hin zur schweren Sepsis (Blutvergiftung).

Aber dieses dramatische Bild ist zum Glück sehr selten. Und auch bei Diabetikern ist die Fournier-Gangrän eine Seltenheit.

Aber zur Sicherheit: Wenn Sie im Genitalbereich oder in der Leistengegend eine Rötung oder Schwellung bemerken, die womöglich druckempfindlich ist, und gleichzeitig Fieber entwickeln, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen.

Gefahr von Übersäuerung

In seltenen Fällen kann Empagliflozin zu einer Stoffwechselentgleisung führen und den Körper übersäuern. Mediziner sprechen von einer sogenannten Ketoazidose. Bei akuten Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder schweren Infektionen sowie vor größeren operativen Eingriffen sollten SGLT-2-Hemmer daher abgesetzt bzw. pausiert werden.

Noch ein Extra-Tipp:
Können natürliche Wirkstoffe bei Diabetes hilfreich sein?
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

Quellen:

  • Puckrin R et al. SGLT-2 inhibitors and the risk of infections: a systematic review and metaanalysis of randomized controlled trials. Acta Diabetol 2018; 55: 503-514. doi: 10.1007/s00592-018-1116-0.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

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Glaukom
Welche Wirkung auf Augendruck?
Wirkung Empagliflozin auf Augendruck
uns keine bekannt
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Autorin unseres Artikels
 

Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Universitätsklinik Erlangen
    Berufliche Stationen:
  • Universitätsklinik Freiburg
  • Amtsärztin im Gesundheitsamt Haßberge

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Autorin
Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

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Dr. med. Monika Steiner
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