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Trastuzumab wirkt sehr gezielt gegen die entarteten Krebszellen und greift sie an einer ganz bestimmten Stelle an. Dennoch kann das Mittel auch im übrigen Körper Schaden anrichten und ist daher nicht frei von Nebenwirkungen.

Je genauer, desto besser verträglich

Es ist der Traum eines jeden Arztes, Forschers und natürlich vor allem der betroffenen krebskranken Menschen, Medikamente zur Verfügung zu haben, die zielsicher nur die Krebszellen angreifen, ohne dabei den Körper insgesamt in Mitleidenschaft zu ziehen. Tatsächlich werden neue Therapieverfahren immer präziser. Sie sind auf ganz bestimmte Eigenschaften des Tumors ausgerichtet, blockieren Bindestellen, unterbrechen Signalwege oder gehen gegen spezielle Botenstoffe vor.

Auch Herceptin® gehört zur Gruppe dieser noch jungen Behandlungsformen und drosselt das Tumorwachstum über den HER2-neu-Rezeptor ganz gezielt.

Vor allem das Herz ist gefährdet

Leider bleiben aber auch gesunde Zellen von der Wirkung nicht gänzlich verschont. Vor allem das Herz ist durch die Behandlung gefährdet und muss im Vorfeld sowie in regelmäßigen Abständen während der Einnahme von Trastuzumab gründlich untersucht werden. Die Gefahr erhöht sich noch, wenn Herceptin® mit anderen Wirkstoffen aus der Gruppe der Chemotherapeutika kombiniert wird.

Neben Einschränkungen der Herzfunktion können auch infusionsbedingte Reaktionen wie Kreislaufprobleme, Atemnot, Hautausschläge und Schwellungen auftreten. Daneben kann sich das Blutbild verändern, was wiederum Infektionen, eine Blutarmut, aber auch Blutungen nach sich ziehen kann.

Anfällig für unerwünschte Wirkungen ist außerdem die Lunge. Atembeschwerden und Husten sind häufig, außerdem kann sich eine Lungenentzündung entwickeln.

Müdigkeit, Schmerzen und Fieber

Auch Allgemeinbeschwerden wie Abgeschlagenheit und Kraftlosigkeit, grippeähnliche Symptome, Schmerzen, Fieber und Schüttelfrost können vorkommen. Im Grunde können sämtliche Organe und Körperfunktionen einschließlich Nervensystem und Psyche beeinträchtigt werden. Wir wollen die möglichen Nebenwirkungen hier nicht im Einzelnen aufzählen, bei Interesse finden Sie sie in der Packungsbeilage.

Auch wenn die Liste lang ist und Sie womöglich erstmal abschreckt, bedeutet das nicht, dass Sie mit all dem rechnen müssen. "Sehr häufige" Nebenwirkungen kommen tatsächlich bei mindestens einem von zehn Betroffenen vor. Die Liste ist aber schon wesentlich kürzer. "Häufig" bedeutet, es trifft statistisch eine bis zehn von 100 behandelten Frauen.

"Gelegentliche" und "seltene" Nebenwirkungen sind zum Teil schon wirkliche Exoten. Im Einzelfall kann ohnehin niemand voraussagen, wer ein Medikament wie verträgt. Das hängt auch sehr stark vom Allgemeinzustand vor der Behandlung ab.

Nutzen und Risiken gut abwägen

Die Beschwerden können jeweils unterschiedlich stark ausgeprägt sein und lassen sich zum Teil mit anderen Mitteln recht gut in den Griff bekommen. Viele sind reversibel, bilden sich nach der Behandlung also wieder zurück. Dennoch ist die Therapie kein Zuckerschlecken und verlangt Ihnen und Ihrem Körper einiges ab. Wenn Sie Herceptin® nicht gut vertragen, muss es unter Umständen auch wieder abgesetzt werden.

Auf der anderen Seite steht das Potential der Behandlung: Trastuzumab kann die Krebszellen ausbremsen und den Tumor damit in Schach halten. Die Ärzte müssen gemeinsam mit Ihnen zwischen diesen beiden Polen abwägen.

Wie gefährlich ist Trastuzumab (Herceptin) für das Herz?

Unter Herceptin® ist insbesondere das Risiko für eine Herzschwäche erhöht. Dabei verschlechtert sich die Pumpfunktion des Herzens, so dass es pro Schlag weniger Blut auswirft. Das kann sich in Form von Atembeschwerden, verstärktem Husten und Herzrasen äußern. Wenn Trastuzumab mit chemotherapeutischen Substanzen kombiniert wird, die das Herz ebenfalls schädigen können, steigt die Gefahr noch weiter.

Vorsicht ist zudem bei Personen geboten, die bereits vor der Behandlung unter einer Herzerkrankung leiden oder Risikofaktoren wie etwa einen erhöhten Blutdruck oder verkalkte Herzgefäße aufweisen. Auch das Alter spielt eine Rolle.

Neben einer Herzschwäche können auch Herzrhythmusstörungen auftreten. Das Herz schlägt dann unregelmäßig, sehr schnell oder besonders stark, was für die Betroffenen unangenehm sein kann. Auch der Blutdruck kann schwanken und entweder zu hoch (Hypertonie) oder zu niedrig (Hypotonie) werden.

Gründlicher Herzcheck

Bevor die Behandlung mit Trastuzumab beginnt, wird Ihr Herz daher genau unter die Lupe genommen. An eine Befragung und körperliche Untersuchen schließen sich die Aufzeichnung der Herzströme (Elektrokardiogramm, EKG), ein Ultraschall des Herzens (Echokardiogramm) und eventuell noch weitere Untersuchungen an. Die Herzfunktion wird während der Therapie alle drei Monate untersucht und auch danach zwei Jahre lang halbjährlich kontrolliert.

Wenn die Schlagkraft Ihres Herzens, gemessen in der sogenannten Ejektionsfraktion (EF), relevant abfällt, sollte die Behandlung unterbrochen und die Herzfunktion zeitnah nochmals überprüft werden. Wenn sie sich weiter verschlechtert oder Sie Beschwerden bekommen, muss Sie eventuell sogar abgebrochen werden. Das ist im Einzelfall allerdings je nach erwartetem Nutzen gut zu überlegen und mit einem Herzspezialisten (Kardiologen) abzustimmen.

Nebenwirkungen lassen sich behandeln

Sollten Sie unter Trastuzumab eine Herzschwäche entwickeln, bedeutet das jedoch noch nicht gleich das Aus für die Behandlung, vor allem, wenn sie mit Blick auf den Brustkrebs gute Wirkung zeigt. Zunächst einmal wird die Herzinsuffizienz adäquat behandelt. Damit kann die Therapie mit Herceptin® bei den meisten betroffenen Frauen fortgesetzt werden. Außerdem bildet sich eine Herzinsuffizienz nach der Antikörperbehandlung meist wieder zurück.

Ein Team aus Spezialisten, ggf. ergänzt um einen Kardiologen, wird genau überlegen, ob die Behandlung mit Trastuzumab für Sie geeignet und vertretbar ist. Nebenwirkungen lassen sich nicht ausschließen, aber oft gut kontrollieren und in Grenzen halten.

Quellen:

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

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Autorin unseres Artikels
 

Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Universitätsklinik Erlangen
    Berufliche Stationen:
  • Universitätsklinik Freiburg
  • Amtsärztin im Gesundheitsamt Haßberge

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Autorin
Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

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Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für ärztliche Fortbildung

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