Ranolazin (Ranexa): Wirkung und Nebenwirkungen
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- Zuletzt aktualisiert: Montag, 21. März 2022 11:42
Ranolazin (Ranexa®) ist seit 2009 auf dem deutschen Markt erhältlich. Es ist ein Zusatzmedikament für Menschen mit koronarer Herzkrankheit und stabiler Angina pectoris (bei Belastung auftretende Brustschmerzen oder Luftnot). Es reduziert die Häufigkeit von Herzattacken, verlängert aber nicht die Lebenserwartung.
Das Wichtigste zu Ranolazin (Ranexa) im Überblick
Ranolazin (Ranexa) ersetzt nicht die üblichen Herzmedikamente wie Aspirin, Fettsenker, Betablocker, Kalziumkanalblocker oder Nitroglycerin, sondern kann von Medizinern ergänzend oder bei Unverträglichkeiten auf einen der genannten Wirkstoffe verschrieben werden.
Das Medikament reduziert nachweislich die Anzahl von Brustschmerzattacken und den Verbrauch von Nitroglycerin, zudem kann sich die Belastungsdauer verlängern. Einen positiven Effekt auf Sterblichkeit (Mortalität), plötzlichen Herztod oder Rhythmusstörungen hat es hingegen nicht.
Obwohl es Blutdruck und Puls an sich nicht direkt beeinflusst, hat Ranolazin eine lange Liste an potentiellen Nebenwirkungen. Hierzu zählen unter anderem Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden wie Obstipation (Verstopfung) und möglicherweise problematische EKG-Veränderungen. Der Wirkstoff muss daher mit Vorsicht eingesetzt werden. Außerdem ist er noch relativ teuer.
Wie wirkt Ranolazin (Ranexa)?
Bessere Herzdurchblutung bei stabiler Angina pectoris
Ranolazin gehört in die Gruppe der sogenannten Antianginosa (Koronarmittel). Mediziner verschreiben Stoffe dieser Gruppe bei Menschen, die aufgrund verkalkter Herzkranzgefäße (koronare Herzkrankheit, KHK) immer wieder an Brustschmerzen oder Luftnot leiden.
Die Beschwerden treten dabei vorhersagbar, also nicht "aus heiterem Himmel", sondern immer bei gleicher oder ähnlicher Anstrengung auf. Ärzte sprechen von stabiler Angina pectoris.
Beispiele für Antianginosa
Ein bekanntes Beispiel für Koronarmittel ist Nitroglycerin, das es als Spray (unter die Zunge) oder in Tablettenform gibt. Medikamente wie Ismo®, Molsihexal® oder Corvaton® enthalten Nitro. Sie erweitern die Kranzgefäße und fördern die Durchblutung der Herzmuskulatur.
Auch Betablocker wie Metoprolol, Bisoprolol oder Atenolol und Kalziumkanalblocker wie Amlodipin oder Diltiazem wirken antianginös und optimieren die Sauerstoffversorgung der Herzmuskulatur.
Effekt auf Natrium und Calcium an Herzzellen
Wie genau Ranexa® am Herzen die Schmerzattacken reduzieren kann, ist bisher noch nicht abschließend geklärt. Experten gehen davon aus, dass es Ströme und Spiegel von Natrium bzw. Calcium in den Zellen verändert, dadurch den Sauerstoffbedarf verringert und gleichzeitig die Entspannung des Herzmuskels fördert. So können kleinste Abgänge und Gefäße innerhalb der Muskulatur besser durchblutet werden.
Bei wem wird Ranolazin (Ranexa) verschrieben?
Kein Standardmedikament
Der Nutzen von Ranolazin ist wegen zum Teil fraglicher Effektivität, potentiellen Nebenwirkungen und hohen Kosten umstritten. Es gehört auf jeden Fall nicht fest zu den Standardmedikamenten bei koronarer Herzkrankheit.
Mediziner setzen Ranexa in der Regel bei Menschen ein, die schon mehrere Herzkatheter hatten, einen oder mehrere Stents erhalten haben, aber weiterhin an Brustschmerzen und Luftnot leiden.
Der Therapiefokus liegt dann auf einer optimalen medikamentösen Behandlung, zu der wie gesagt neben Aspirin und Fettsenkern auch Betablocker, Kalziumkanalblocker, ACE-Hemmer und Nitrate gehören. Wenn all diese Mittel nicht ausreichen, kommt eventuell Ranolazin für Sie in Frage, solange nichts dagegen spricht.
Was Studien zu Ranolazin sagen
Die beiden ersten Studien zu Ranexa tragen den Namen CARISA (Combination Assessment of Ranolazine in Stable Angina) und ERICA (Efficacy of Ranolazine in Chronic Angina). Sie zeigten, dass Ranolazin die Häufigkeit von Herzattacken und den Verbrauch von Nitroglycerin verringert. Es wurde dabei zusätzlich zu Medikamenten wie Atenolol, Amlodipin oder Diltiazem gegeben.
Eine spätere Studie (MERLIN-TIMI-36) hingegen widerlegte einen Effekt von Ranexa auf die sogenannten "harten Endpunkte" wie Sterblichkeit (Mortalität), plötzlichen Herztod und Rhythmusstörungen. Auch hier nahmen alle Probanden ein Standardregime an Herzmedikamenten ein.
Einnahme zweimal täglich
Sie nehmen Ranexa als Tablette zweimal täglich ein und beginnen mit einer niedrigen Dosis von 375 mg morgens und abends. Nach 2-4 Wochen steigern Sie die Menge gegebenenfalls auf 500 mg zweimal täglich. Dies erfolgt natürlich immer in Absprache mit dem Arzt. Die Maximaldosis liegt noch etwas höher bei 750 mg zweimal pro Tag.
Welche Nebenwirkungen kann Ranolazin (Ranexa) haben?
Lange Liste an Nebenwirkungen
Wenngleich Ranolazin keinen direkten Effekt auf Puls und Blutdruck hat, so führt die Fachinformation doch eine lange Liste an unerwünschten Wirkungen auf. Besonders Schwindel und Magen-Darm-Beschwerden sowie Störungen der Nierenfunktion und mögliche EKG-Veränderungen spielen im Alltag für Betroffene und die behandelnden Ärzte eine Rolle.
Zu den häufigen Nebenwirkungen, die bei 1 bis 10 von 100 Personen (1-10%) auftreten, die Ranolazin einnehmen, gehören unter anderem:
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Obstipation (Verstopfung)
- Übelkeit und Erbrechen
- körperliche Schwäche
Im Magen-Darm-Trakt steht vor allem die Obstipation (Verstopfung) im Vordergrund. Ältere Menschen und nierenkranke Personen sind generell zudem für Nebenwirkungen anfällig. Es gilt immer, das Medikament vorsichtig einzuschleichen.
Gelegentliche Nebenwirkungen
Weiterhin können gelegentlich, das bedeutet bei 1 bis 10 von 1000 Menschen (0,1-1%), folgende Probleme unter Ranexa vorkommen:
- Verschlechterung der Nierenfunktion
- Veränderungen der elektrischen Leitung im Herzen (im EKG erkennbar als Long QT)
- verminderter Appetit
- Beklemmung
- Schlaflosigkeit
- Ohnmachtsattacken
- Sehstörungen
- Tinnitus
- Luftnot
- Nasenbluten
- Bauchschmerzen
Vorsicht bei EKG-Veränderungen und Nierenschwäche
Aufgrund der vielfältigen Nebenwirkungen müssen Mediziner Ranexa mit Vorsicht verschreiben.
Veränderungen der Erregbarkeit und elektrischen Aktivität der Herzzellen können Ärzte im EKG anhand der sogenannten QT-Zeit erkennen. Das QT-Intervall beschreibt einen bestimmten zeitlichen Abschnitt in der Herzkurve. Wird diese Zeit verlängert, kann es zu potentiell gefährlichen Herzrhythmusstörungen kommen.
Eine weitere wichtige Einschränkung für den Gebrauch von Ranolazin ist eine Nierenschwäche. Personen mit stark eingeschränkter Nierenfunktion (GFR < 30) dürfen Ranexa nicht einnehmen.
Wechselwirkungen von Ranolazin (Ranexa) mit anderen Medikamenten
Stoffwechsel über die Leber
Ranolazin wird über ein Eiweißmolekül in der Leber verstoffwechselt, auf das verschiedene andere Mittel ebenfalls Einfluss haben. Wechselwirkungen mit einer Vielzahl an Arzneien sind daher möglich.
Hierzu zählen unter anderem Pilzmittel wie Ketokonazol oder Itrakonazol, die denselben Enzymweg nutzen, aber auch einige HIV-Medikamente. Antibiotika wie Clarithromycin oder Johanniskraut und Grapefruitsaft können ebenfalls zu Wechselwirkungen über dieses System führen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Interaktionen mit Rhythmusmedikamenten
Aufgrund der Veränderungen an der Erregbarkeit des Herzens und im EKG darf Ranexa zudem nicht gegeben werden, wenn Sie gleichzeitig andere Mittel mit ähnlichem Effekt auf das Herz nehmen. Hierzu gehören Antiarrhythmika wie Sotalol.
Austausch im Internet
Beim Lesen von Beiträgen in Patientenforen fällt auf, dass sich viele Menschen, die Ranexa einnehmen, fragen, ob das Medikament mehr Nebenwirkungen als Nutzen hat. Ein Teil der Betroffenen scheint gut zu profitieren und berichtet, dass Brustschmerzen und Luftnot deutlich gebessert seien. Der andere Teil hingegen scheint das Medikament schlecht zu vertragen.
Die Erfahrungsberichte spiegeln auch den klinischen Alltag wieder: Ranolazin kann bei ausgewählten Menschen mit koronarer Herzkrankheit helfen, Beschwerden zu lindern, ist aber nicht frei von Nebenwirkungen und muss vorsichtig eingesetzt werden.
Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.
Quellen:
- KBV Wirkstoff AKTUELL, Ausgabe 02/2011 Ranolazin. Eine Information der KBV im Rahmen des § 73 (8) SGB in Zusammenarbeit mit der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft, online unter: http://ais.kbv.de
- Pharmazeutische Zeitung: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/arzneistoffe/daten/2009/ranolazinranexa174552009/
- European Medicines Agency EMA: Ranexa (Ranolacin): Zusammenfassung des EPAR für die Öffentlichkeit Dok.-Ref.: EMEA/CHMP/643054/2009 EMEA/H/C/805.
Kommentare
am 10.01. hatte ich eine Katheter-Untersuchung, ohne dass ein weiterer Stent bei mir eingesetzt werden musste! Die erste Nacht mit Ranexa war unangenehm: Heftige Bauchschmerzen! Die folgenden 2 Nächte waren völlig ok. Heute Nacht nun der Horror. Mein Blutdruck kletterte in schwindelerregende Höhen: 240:114, 228:116, aktuell 188:103. Es geht also langsam in Richtung Normalität.
Meine Frage: Kann der plötzliche Bluthochdruck mit der Katheter-Untersuchung zu tun haben?
Oder mit Metoprolol und Ranexa? Ich habe 4 Stents und Ablation.
laut den Informationen des Herstellers zählt die Hypoglykämie (=niedriger Blutzuckerspiegel) nicht zu den bekannten Nebenwirkungen. Bei unserer Recherche sind wir auch auf eine Studie gestoßen ("Effect of Ranolazine on A1C and Glucose Levels in Hyperglycemic Patients With Non-ST Elevation Acute Coronary Syndrome" von Jeffrey W. Chisholm und Kollegen), die das Risiko einer Hypoglykämie bei Diabetikern unter der Ranolazin-Einnahme untersuchte.
Das Ergebnis: Es gibt keinen Hinweis, dass Anwender von Ranolazin öfters an Hypoglykämien leiden. Allerdings wurde unter der Einnahme eine Reduktion des Nüchternblutzuckerspiegels um 25,7 mg/dl (bei einem Ausgangswert von 150-400 mg/dl) und des Langzeitblutzuckers (HbA1c) um 1,2 % (Ausgangswert 8 bis 10 %) registriert.
Wir empfehlen Ihnen, das Thema mit Ihrem Arzt zu besprechen. Zusammen können Sie überlegen, wodurch der niedrige Blutzuckerspiegel bei Ihnen verursacht wird und eine Lösung für das Problem finden.
Alles Gute wünscht Ihnen die Navigator-Medizin-Redaktion