Wie bei jedem Medikament sind Anzahl und Schwere der Nebenwirkungen auch bei Infliximab sehr individuell ausgeprägt. Der folgende Abschnitt soll einen Überblick über die wichtigsten Nebenwirkungen geben, erhebt aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Eine Beschreibung aller Nebenwirkungen, vor allem derjenigen, die seltener als in 1% aller Fälle auftreten, ist dem Beipackzettel des jeweiligen Präparates zu entnehmen.
Sehr häufige Nebenwirkungen
Sehr häufige Nebenwirkungen sind so definiert: wenn mehr als 1 von 10 Behandelten betroffen ist (>10%). Sehr häufige Nebenwirkungen von Infliximab sind zumeist auf eine direkte Immunreaktion des Körpers auf die Infusion zurückzuführen. Sie äußern sich vor allem durch:
- Fieber, Schüttelforst, Atembeschwerden
- Kopfschmerzen
- Übelkeit, Erbrechen
- Virusinfektionen (Influenza, Herpes Zoster)
Häufige Nebenwirkungen
Häufige Nebenwirkungen sind so definiert: wenn 1- 10 von 100 Behandelten betroffen sind (1-10%). Häufige allgemeine Nebenwirkungen von Infliximab sind:
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Schmerzen im Brustkorb
- entzündliche Reaktionen an der Injektionsstelle
- Wassereinlagerungen im Körper (Ödeme)
Typische Entzündungsreaktionen
An den Atmungsorganen sind als häufige Nebenwirkungen vor allem Infektionen typisch. Also zum Beispiel:
- Bronchitis
- Lungenentzündung
- Atemnot und Bluthusten
Auch lokale oder systemische Infektionen durch Bakterien wie beispielsweise Abszesse können auftreten, ebenso allergie-artige Beschwerden.
Auch Herz und Psyche können reagieren
Am Herzen kann sich die Gabe von Infliximab durch einen beschleunigten Herzschlag (Tachykardie), Herzklopfen sowie durch Blutdruckschwankungen bemerkbar machen.
Auch bei neu aufgetretenen neurologischen und psychiatrischen Symptomen unter Infliximab sollte an eine mögliche Medikamentennebenwirkung gedacht werden. Bei 1-10% der Anwender kommt es zu:
- Schwindel und Benommenheit
- Missempfindungen an Armen und Beinen
- Schlaflosigkeit
- Nervosität
- depressive Verstimmung
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Lassen die Nebenwirkungen mit der Zeit nach?
In der Regel ja. Obwohl die Liste der Nebenwirkungen lang erscheint, wird das Medikament im Allgemeinen gut vertragen. Vielfach sind vor allem die erste und die zweite Infusion mit dem Auftreten an Begleitbeschwerden verbunden, während spätere Gaben besser vertragen werden oder vollkommen ohne Nebenwirkungen verlaufen.
Was man sich vor Augen halten muss:
Infliximab greift – wie andere Immunsuppressiva auch – erheblich in das Immunsystem ein. Die meisten Beschwerden infolge der Infusionen sind daher immunologischer Art (Allergie-artige Symptome, Entzündungsreaktionen, Krankheitsgefühl).
Problem: tierische Proteine
Im Gegensatz zu anderen monoklonalen Aniköpern und TNF-Hemmern wie Adalimumab und Golimumab ist Infliximab eine Substanz, die neben menschlichen auch tierische Eiweißstrukturen enthält. Vor allem gegen diese tierischen Anteile können sich Antikörper bilden, die eventuell allergische Reaktionen hervorrufen.
Trotz der relativ guten Verträglichkeit weist Infliximab (aufgrund dieses chimären Ursprungs) von allen TNF-α-Antagonisten die höchste Rate an anaphylaktischen Reaktionen auf.
Anaphylaxie
Als Anaphylaxie bezeichnet man eine akute allergische Reaktion unseres Immunsystems auf die wiederholte Zufuhr körperfremder Eiweißstoffe. Diese allergische Reaktion betrifft unseren gesamten Organismus.
Sie kann einhergehen mit minimalen Hautreaktionen, mit Organbeteiligungen bis hin zum Kreislaufschock oder sogar tödlichem Kreislaufversagen. Die Infusion mit Remicade® ist in solchen Fällen sofort zu unterbrechen.
Was sind infusionsbedingte Reaktionen?
Neben den genannten akuten allergischen Reaktionen können unter Remicade® auch weitere infusionsbedingte Reaktionen auftreten. Sie sind häufig und zeigen in der Regel einen milden Verlauf mit Frösteln, Kopfschmerzen, Übelkeit, Flush (plötzlich auftretende Rötung mit Wärmegefühl), Juckreiz oder Atemnot.
Vorbeugung durch Kortison und Co.
Diese möglichen Infusionsreaktionen kann man durch eine vorangehende Gabe von Kortison, Antiallergika oder anderen entzündungshemmenden Medikamenten wirksam abschwächen oder sogar verhindern.
Was ist die sogenannte Serumkrankheit?
Manche Betroffene können auch eine sogenannte Serumkrankheit entwickeln. Man spricht hierbei auch von einer verzögerten Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auf in das Gefäßsystem eingebrachte körperfremde Eiweiße und Mehrfachzucker.
Diese kann drei bis zwölf Tage nach einer Infusion auftreten. Informieren Sie in solchen Fällen immer Ihren behandelnden Arzt.
Quellen:
- Heinz Lüllmann, Klaus Mohr, Martin Wehling: Pharmakologie und Toxikologie, Thieme Verlag, 2015
- Gerd Herold et al.: Innere Medizin 2015, Gerd Herold, 2015
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- Christiane Berg: Infliximab frühzeitig einsetzen, http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=31293 ,zuletzt aufgerufen am 30.01.2017
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