Welche Risiken und Nebenwirkungen hat die Operation bei Grauem Star?
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- Zuletzt aktualisiert: Montag, 14. November 2022 10:22
Die gute Nachricht vorneweg: Die Star-Operation zählt zu den am häufigsten durchgeführten Operationen deutschlandweit. Dementsprechend hoch sind normalerweise die Standards. Die Komplikationsrate beträgt weniger als 1 %.
Die gravierendsten, aber auch äußerst seltenen Komplikationen sind die Netzhautablösung und eine schwere Blutung oder Infektion im Inneren des operierten Auges. Außerdem gibt es, wie bei jeder Operation, noch einige weitere Risiken und Komplikationsmöglichkeiten.
Zu unterscheiden sind dabei solche, die während der Operation auftreten, und solche, die sich erst danach – zum Teil erst nach Jahren – bemerkbar machen.
Komplikationen, die während der Operation auftreten können:
- Am gefährlichsten ist die erwähnte Infektion mit nachfolgender Entzündung des Augeninneren (Endophthalmitis), die zum Verlust der Sehfähigkeit oder sogar des Auges führen kann. Sie ist zum Glück sehr selten. Die Angaben zur Häufigkeit stammen aus verschiedenen Ländern, sind unterschiedlich alt und reichen von 0,02 bis 0,15 %.
- Es kann, vor allem beim Entfernen harter Linsenkerne, zu einer Flüssigkeitsansammlung im Inneren der Hornhaut kommen, die in der Regel nach wenigen Tagen wieder verschwunden ist.
- Manchmal wird die oberste Hornhautschicht abgeschürft, was normalerweise nach 2-3 Tagen wieder verheilt.
- Manchmal tritt eine Bindehautblutung auf, die harmlos ist. Sehr selten ereignet sich eine leichte Blutung in die vordere Augenkammer, die meistens nach wenigen Tagen durch körpereigene Mechanismen aufgesaugt wird.
- Bei einem Einriss der hinteren Linsenkapsel ist gelegentlich das Einsetzen einer Vorderkammerlinse erforderlich oder es ist, sehr selten, gar keine Linseneinpflanzung (mehr) möglich. Wenn die Kapsel einreißt, kann es auch zu einem Vorfall des Glaskörpers kommen.
- Seltene Komplikationen nach dem Einsatz einer Betäubungsspritze sind eine Blutung hinter das Auge, Blutdruckanstieg bzw. Blutdruckabfall oder Herzrasen (vor allem bei Herzkranken). Auch zu einer allergischen Reaktion gegen das Betäubungsmittel kann es in Einzelfällen kommen.
- Extrem selten geschieht es, dass versehentlich in den Augapfel gestochen wird oder das zentrale Nervensystem Probleme verursacht. Zur Sicherheit ist deshalb die Anwesenheit eines Narkosearztes erforderlich.
Komplikationen, die nach der Operation auftreten können:
- Vor allem jüngere Menschen klagen nach der Operation gelegentlich über eine erhöhte Blendempfindlichkeit.
- Wenn ein Teil der getrübten Linse im Auge verblieben ist, kann ein zweiter Eingriff nötig werden. Das geschieht äußerst selten.
- Ein Anstieg des Augendrucks nach der Operation wird heute nur noch selten beobachtet und ist medikamentös meist leicht zu beherrschen.
- Die instrumentelle Spreizung einer engen Pupille, die nicht medikamentös erweiterbar ist, kann in selten Fällen eine dauerhaft erweiterte oder verzogene Pupille zur Folge haben.
- Ebenfalls selten wird der Austausch der implantierten Kunstlinse gegen eine neue Linse erforderlich, etwa wegen Verlagerung der Linse oder nicht exakter Linsenstärkenberechnung.
- Außerdem gibt es noch zwei Komplikationen, die heutzutage sehr selten sind: eine meist vorübergehende, Flüssigkeitsansammlung in der zentralen Netzhaut (Makulaödem), und die Netzhautablösung, die eine Operation in einer Spezialklinik erforderlich macht. Letztere zählt zu den gefürchtesten Komplikationen der OP, da sie zur Erblindung führen kann. Allerdings ist die Gefahr für eine Netzhautablösung nach dem Eingriff sehr gering: Das Risiko liegt laut einer Studie, in der 65.662 Personen nach der Katarakt-OP untersucht wurden, bei niedrigen 0,6 %.
Häufigste „Nebenwirkung“: der Nachstar
Schließlich ist noch der Nachstar zu nennen, der häufiger als die genannten Komplikationen auftritt und zwar umso häufiger und stärker, je jünger man ist. Dieses Phänomen wird Monate oder Jahre nach einer komplikationslosen Staroperation beobachtet. Seine Häufigkeit wird mit weniger als 3 % innerhalb der ersten drei Jahre nach der Operation angegeben.
Dabei trübt sich die hintere Linsenkapsel, die zur Abstützung der Kunstlinse im Auge verbleibt, durch eine dahinter einwachsende dünne Zellschicht. Das ist an sich harmlos, kann aber das Sehen verschlechtern und eine Laserbehandlung erforderlich machen.
Aufklärung ja, Abschreckung nein
Aufklärung ist wichtig, gutes Patientenrecht und ärztlich geboten. Nur wer gut informiert ist, kann sich optimal auf einen Eingriff und die anschließende Nachsorge vorbereiten. Von einer gut begründeten Operation sollten Sie sich dadurch aber natürlich nicht abschrecken lassen. Schließlich ist die Staroperation bis heute die einzige nachgewiesenermaßen erfolgreiche Behandlung bei fortgeschrittenem Grauen Star und hat schon Millionen von Menschen wieder zu gutem Sehen und besserer Lebensqualität verholfen.
Quellen:
- Kohnen T, Baumeister M, Kook D, Klaproth OK, Ohrloff C. Kataraktchirurgie mit Implantation einer Kunstlinse. Dtsch Arztebl Int. 2009; 106(43):695-702. www.aerzteblatt.de.
- Gerste, RD. Ophthalmologie: Risikofaktoren einer Netzhautablösung nach Kataraktoperation. Dtsch Arztebl 2021; 118(33-34): A-1523 / B-1264. www.aerzteblatt.de.
- Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA). Kataraktoperation. Abschlussbericht. 2010. www.sqg.de.
Kommentare
Muss diese "Leistung nicht in der OP inbegriffen sein? Was kann ich noch tun, um wieder gut zu sehen?
das ist schwierig zu beantworten. Normalerweise ist die Zuzahlung schon bei der ersten OP vom Grauen Star deutlich geringer, das mit den 2.000 € klingt ungewöhnlich. Dass jetzt ein weiteres Lasern wieder kosten soll, liegt vielleicht daran, dass die Maßnahme nicht sicher indiziert ist.
Fazit: schwierig zu beurteilen aus der Ferne.
Tipp: Die Kasse so lange nerven, bis sie eine fundierte Fachkraft am Telefon haben, die das erklärt, warum nicht die Kasse zahlt.
Und mal einen alternativen Arzt aufsuchen, ob das da auch so wäre.
Sorry, dass wir hier auch ein bisschen überfragt sind.
LG vom Navigator-Team
da haben wir mal unsere Augenärztin befragt.
Antwort: "Normalerweise entfaltet sich die Kunstlinse im Kapselsack aufgrund der Körpertemperatur. Falls jemand die Linse falsch eingesetzt hat oder sie luxiert ist, muss sie operativ entfernt werden (2 h Op!)."
Am besten ist es wohl, Sie lassen das checken.
Alles Gute vom Navigator-Team
Zusätzlich ist die Pupille klein und passt sich auch bei Dunkelheit nicht an. Besonders ärgerlich ist für mich, dass diese Probleme nicht Komplikationen bei der OP, sondern mir zugeschoben werden. Ich hoffe, dass sich meine Sehfähigkeit irgendwann in naher Zukunft verbessert.
das könnte daran liegen, dass sie durch den Grauen Star die Farben anders wahrgenommen hat. Beim grauen Star lässt die Linse alles wie durch einen Sepiafilter erscheinen, in warmen Farben, eher Richtung gelb. Blautöne werden schwächer wahrgenommen.
Ihr Navigator-Team