Eine der wichtigsten Fragen, welche die Betroffenen beschäftigt, ist die nach der Harnableitung. Wohin fließt denn nun der Urin, wenn die Harnblase fehlt? Hierfür gibt es mehrere Alternativen.
- Conduit mit Harnausgang am Bauch, bei der dauerhaft ein Urinsammelbeutel verwendet wird (= inkontinente Harnableitung)
- eine Ersatzblase (= Neoblase): Das Wasserlassen ist auf natürlichem Weg möglich.
- Urinreservoir (Pouch): Der Urin wird über eine Öffnung in der Bauchhaut entleert. Dies erfolgt mehrfach täglich mittels eines Katheters.
Die möglichen Varianten wird Ihr Arzt mit Ihnen vor der OP ausführlich besprechen und Ihnen darlegen, welche Vor- und Nachteile sie mit sich bringen. Gemeinsam können sie dann entscheiden, welches der Verfahren das beste für Sie ist.
Auch müssen Faktoren berücksichtigt werden, die evtl. gegen die Anlage einer Neoblase oder eines Pouches sprechen. Hierzu zählt etwa ein sehr hohes Lebensalter, ein reduzierter Gesundheitszustand oder mangelnde manuelle Fertigkeiten, die das selbstständige Hantieren mit einem Blasenkatheter erschweren können.
Quellen:
- Manski, D. (2019): Urologielehrbuch.de, 14. Aufl., Stadtbergen, Deutschland: Manski, Dr. Dirk.
- Schmelz, H.U. Sparwasser, C & Weidner, W. (2014): Facharztwissen Urologie, 3. Aufl., Heidelberg, Deutschland: Springer.
- Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Harnblasenkarzinoms (S3-Leitlinie) (2020). Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU). AWMF-Registernr.: 032/038OL [online] www.register.awmf.org.
- Apogepha. Patientenpass Mitomycin. [online] www.apogepha.de.
- Medac. Gebrauchsinformation: Information für Anwender-BCG-medac® (2010). [online] www.portal.dimdi.de.
- Trojan, L. Zystektomie mit Ileum-Conduit (Totale Blasenentfernung mit künstlichem Urinausgang) (2019). [online] www.urologie.umg.eu.
- Padcev® (Enfortumab-Vedotin):Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels. [online] www.ema.europa.eu.
nach einer Blasenentfernung gibt es grundsätzlich zwei Hauptmöglichkeiten: eine sogenannte Neoblase („künstliche Blase“ aus Darm) oder ein Urostoma mit einem Beutel an der Bauchdecke. Welche Lösung besser ist, hängt stark von der individuellen Situation ab.
Eine Neoblase hat den Vorteil, dass der Urin über die Harnröhre wie gewohnt abgegeben wird, was oft als natürlicher empfunden wird. Allerdings ist die Operation technisch aufwendiger, es kann anfangs zu Inkontinenzproblemen kommen und die Blasenentleerung funktioniert nicht immer ganz so wie zuvor. Sie eignet sich nicht für jeden, etwa wenn Nerven oder Harnröhre mit betroffen sind oder wenn die allgemeine körperliche Belastbarkeit eingeschränkt ist.
Das Urostoma mit äußerem Beutel ist einfacher und meist komplikationsärmer. Es ist sicher in der Funktion, man muss sich aber mit dem Stomabeutel anfreunden, was anfangs für viele eine große Umstellung bedeutet.
Am Ende entscheidet das Zusammenspiel aus Tumorausbreitung, Allgemeinzustand, Operationstauglichkeit und persönlicher Lebensvorstellung. Beide Verfahren können eine gute Lebensqualität ermöglichen, aber die Neoblase ist eher für jüngere, fittere Patienten geeignet, während das Stoma oft die stabilere Lösung bei höherem Risiko darstellt.
Viele Grüße vom Navigator-Team