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Was für viele medizinische Diagnosen gilt, das gilt beim Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsyndrom (ADHS) ganz besonders: Die Experten gehen von einer multifaktoriellen Pathogenese aus, also von einer Vielzahl möglicher Krankheitsursachen und beteiligter Faktoren, ohne die genauen Zusammenhänge wirklich zu kennen.

Sicher scheint zu sein, dass sowohl biologische als auch psychosoziale Gründe eine Rolle spielen. In einer Zeit, in der der Mensch humanwissenschaftlich als biopsychosoziales Wesen betrachtet wird, ist das nicht weiter verwunderlich und nur bedingt aufschlussreich.

Gene spielen eine wichtige Rolle

Neueren Untersuchungen zufolge wird den neurobiologischen Faktoren heute ein größerer Einfluss zugemessen als den psychosozialen. Gemeint ist damit, dass die genetische Veranlagung maßgeblich verantwortlich gemacht wird und es sich um eine angeborene Störung handeln soll. Was allerdings nicht der Hypothese widerspricht, dass – aus kindlicher Perspektive – ungünstige psychosoziale Rahmenbedingungen, neben organischen Schadeinwirkungen, diese Veranlagung erst zum Tragen kommen lassen.

Rauchen? Alkohol? Umweltgifte?

Zahlreiche weitere Risikofaktoren werden für ADHS diskutiert, u. a.:

Gibt es eine typische ADHS-Ursache?

Nein. Eine einzige Ursache für ADHS gibt es nicht. Vielmehr gehen die gegenwärtigen Erklärungsmodelle von einem individuell geprägten und multifaktoriell bedingten Störungsbild aus.

Erbliche Veranlagung (Disposition), neurobiologische Dysfunktionen im Gehirn, psychosoziale Faktoren und Umweltbedingungen sollen dabei eine wichtige Rolle spielen. Auch schädliche Einflüsse während Schwangerschaft oder Geburt werden mit der kindlichen Verhaltensstörung in Verbindung gebracht.

Faktor Rauchen in der Schwangerschaft

So konnte zum Beispiel in einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Studie mit 360 Kindern in Mannheim gezeigt werden, dass Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft geraucht haben, viermal häufiger ein Zappelphilipp-Syndrom entwickeln. Allerdings ist bei solchen Untersuchungen immer die Frage, ob es wirklich am Rauchen lag. Denn Frauen, die während der Schwangerschaft rauchen, machen möglicherweise auch noch andere Dinge falsch.

Entsteht ADHS durch einen Geburtsschaden?

Eindeutig lässt sich das (bisher) nicht beantworten. Schädigungen des Zentralnervensystems durch einen Sauerstoffmangel während der Geburt werden aber von Experten mit der ADHS-Entstehung in Zusammenhang gebracht.

Auch vorgeburtliche Schädigungen, etwa durch Alkoholmissbrauch und Tabakkonsum der Mutter, und eine Frühgeburt zählen zu den zahlreichen diskutierten Ursachen.

Verursacht eine Fehlfunktion des Gehirns ADHS?

Vermutlich ja; aus neurobiologischer Sicht sind Neurotransmitter-Störungen im Gehirn für das Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) verantwortlich. Sie führen zu Fehlfunktionen in den Regelkreisen zwischen Großhirn (präfrontaler und parietooccipitaler Kortex), Basalganglien und Kleinhirn.

Zu den möglichen Gründen für diese Entgleisung werden meist gezählt:

  • genetische Faktoren
  • Geburts- und Schwangerschaftstraumen (Alkohol, Nikotin, andere Drogen)
  • Störungen der Entwicklung (Frühgeburtlichkeit, Gehirnerkrankungen)
  • Störungen der Koordination

Die Stammganglien und das Frontalhirn sind wichtige Gehirnabschnitte, wenn es um die Aufmerksamkeit, Konzentration, Wahrnehmungs- und Organisationsfähigkeit Ihres Kindes (und auch bei Ihnen selbst) geht.

Für die korrekte Signalübertragung in diesen Schaltzentren sind u.a. die Botenstoffe (Neurotransmitter) Dopamin und Noradrenalin verantwortlich. Ist deren Stoffwechsel gestört, gibt es Probleme mit der Informationsverarbeitung zwischen den verschiedenen Gehirnregionen. Und genau das vermuten Wissenschaftler auch im Zusammenhang mit ADHS.

Fazit

Allerdings ist dieses neurobiologische Korrelat lediglich die Endstrecke eines krankhaften Geschehens, das vermutlich viele verschiedene Ursachen und Auslöser haben kann. Warum und wie es dazu kommt, steht also auf einem anderen Blatt. Aber es wird immerhin nachvollziehbar, warum Medikamente, die den Neurotransmitter-Stoffwechsel beeinflussen, dabei helfen können, die Symptome in den Griff zu bekommen. Und es leuchtet auch ein, dass es bei dieser Maßnahme allein nicht bleiben kann, wenn man die Ursache des kindlichen Leidens auf Dauer beheben möchte.

Quellen:

  • Leitlinie „ADHS bei Kindern und Jugendlichen (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung)“ der Arbeitsgemeinschaft ADHS der Kinder- und Jugendärzte e.V., aktualisierte Fassung vom Januar 2007 / 2009.
  • ADHS – Einfach nur viel Energie oder schon hyperaktiv? 2019. Herausgeber: Bundesärztekammer. Online auf: www.bundesaerztekammer.de.

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