Unter Schirmherrschaft der
Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V.
Navigator-Medizin.de
   X   

[Krankheiten von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Medikamente von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Diagnostik & Laborwerte von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Therapieverfahren von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Gesundheitsthemen von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   

[Symptome von A bis Z]

A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z

   X   
Suche

Mitoxantron: Wirkung und Nebenwirkungen

Bei welchen Krankheiten hilft Mitoxantron? Was sollte man bei der Einnahme beachten und welche unerwünschten Nebenwirkungen können auftreten? Diese und weitere Fragen beantworten wir in folgendem Beitrag.

Wirkung

MS: Wie wirkt Mitoxantron?

Mitoxantron ist ein Zytostatikum, also ein Zellgift, das auch in der Krebsbehandlung eine Rolle spielt. Der Wirkstoff führt in der Zelle zu DNA-Schäden, unterdrückt damit die Zellteilung und hemmt vor allem schnell wachsende Zellen sowie Immunzellen.

Bei der Multiplen Sklerose (MS) gilt Mitoxantron als ein Medikament der zweiten Wahl. Das heißt, der Wirkstoff kommt in Betracht, wenn andere immunmodulatorische Medikamente wie Interferon nicht in ausreichendem Maß wirksam sind. Mitoxantron ist also eine Option in der sogenannten Eskalationstherapie.

Mitoxantron ist bei schubförmiger MS nachgewiesen wirksam, wenn häufige Schübe bestehen und Interferone oder Glatirameracetat als Basismedikamente nicht wirksam sind. Auch bei sekundär progredienter MS kann das Medikament wirken. Allerdings kann das Medikament auch zu erheblichen Nebenwirkungen führen, so dass Nutzen und Risiko gründlich gegeneinander abgewogen werden müssen.

Präparate mit Mitoxantron in Deutschland sind:

  • Haemato-tron®
  • Novantron®
  • Onkotrone®
  • Ralenova®

MS: Warum wirkt Mitoxantron nicht immer gleich gut?

Wie bei anderen Behandlungsformen der Multiplen Sklerose auch spricht nicht jeder MS-Betroffene gleich gut auf Mitoxantron an. Warum das so ist, ist noch weitgehend im Bereich der Spekulation. Oder "Gegenstand der Forschung", wie viele Experten lieber sagen.

Möglicherweise spielen sogenannte Transportproteine eine Rolle, die das Medikament aus der Zelle geleiten. Nicht ganz zu Unrecht, denn sie erkennen es als gefährlichen Stoff. Je leistungsstärker diese Proteine sind, umso niedriger ist die Konzentration von Mitoxantron in der Zelle und umso geringer dessen Wirkung. Die Wirksamkeit dieser Transporter ist genetisch festgelegt.

Aber wie gesagt, das alles sind Spekulationen. Um diese Vermutung zu belegen und maßgeschneiderte Behandlungen zu entwickeln, sind weitere Studien nötig.

Tipps zur Einnahme

Kann Mitoxantron bei MS unbegrenzt eingenommen werden?

Nein. Mitoxantron kann bei sehr langer Einnahme zu Schäden am Herzen führen. Deshalb gibt es eine sogenannte "Lebenszeitdosis" (erlaubte Gesamtmenge), die nicht überschritten werden soll.

Dabei ist nicht die aktuelle Dosierung entscheidend, sondern wie viel man von dem Medikament insgesamt eingenommen hat. Eine Behandlung mit Mitoxantron erstreckt sich deshalb meist maximal über zwei bis drei Jahre (bei Infusionen alle 3 Monate).

Als kumulative Höchstdosis von Mitoxantron gelten 100 mg/m2 Körperoberfläche.

Menschen mit Vorschäden am Herz dürfen gar nicht mit Mitoxantron behandelt werden.

Mitoxantron-Behandlung bei MS abgeschlossen: Wie geht es weiter?

Die Behandlung mit Mitoxantron kann wegen der möglichen Herzschädigung bei Langzeittherapie in jedem Fall nur für begrenzte Zeit durchgeführt werden. Danach ist das weitere Vorgehen eine sehr individuelle Entscheidung.

Möglicherweise muss gar nicht weiter behandelt werden. Oft ist die Krankheitsaktivität nach mehreren Mitoxantron-Zyklen über mehrere Jahre äußerst gering, so dass man ohne weitere Medikamente auskommt. Ist das nicht möglich, ist auch eine Rückkehr zur Basistherapie möglich, also zu der Behandlung, die vor den Mitoxantron-Infusionen nicht mehr ausreichend wirkte.

Lassen Sie sich zu diesem Thema auf jeden Fall umfassend von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin beraten. Die Entscheidung müssen letztlich auch Sie selbst treffen, aber dazu bedarf es einer gründlichen Information über Nutzen und Risiken eines Therapie-Stopps oder weiterer Medikamente.

Nebenwirkungen

Was sind häufige Nebenwirkungen von Mitoxantron?

Mitoxantron ist ein sogenanntes Zytostatikum, greift also in den Prozess der Zellteilung ein. Außerdem unterdrückt es sehr intensiv das körpereigene Immunsystem. Aus diesem Wirkprofil heraus erklären sich die meisten Nebenwirkungen.

Relativ häufige unerwünschte Wirkungen sind:

  • Übelkeit und Erbrechen
    Diese relativ häufige Nebenwirkung lässt sich mit Medikamenten, sogenannten Antiemetika, meist gut eindämmen. Es ist üblich, diese Medikamente bereits vorbeugend vor der Infusionsbehandlung zu verabreichen, um die Nebenwirkung zu umgehen. Lassen Sie sich dazu von Ihrem Arzt beraten.
  • Appetitlosigkeit
  • Durchfall, Verstopfung
  • Kopfschmerzen
  • Infektneigung (Harnwegsinfektionen, Atemwegsinfekte)
  • Menstruationsstörungen
  • Verringerung der Zahl der roten und weißen Blutkörperchen sowie der Blutplättchen (Blutbild muss regelmäßig kontrolliert werden)
  • Haarausfall
  • Herzrhythmusstörungen (Herz muss regelmäßig kontrolliert werden)

Warum müssen bei einer Behandlung mit Mitoxantron die Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden?

Unter der Behandlung mit Mitoxantron kann es zu Blutbildveränderungen mit einer Verminderung der weißen Blutzellen oder der Blutplättchen kommen. Und was noch relevanter ist: Es kann durch den Wirkstoff in seltenen Fällen auch eine Leukämie entstehen.

Wie häufig es zu einer Leukämie kommt, ist nicht sicher geklärt und die Angaben in der Literatur schwanken. Das Risiko liegt etwa bei 1:1.000 bis 1:5.000.

Deshalb ist es wichtig, das Blut und vor allem die weißen Blutzellen (Leukozyten) regelmäßig zu kontrollieren. Dies sollte auch nach der Beendigung der Behandlung in regelmäßigen Abständen weiter fortgeführt werden.

Kann Mitoxantron auch dann das Herz schädigen, wenn man die Höchstdosis noch gar nicht erreicht hat?

Ja. Zwar ist eine Schädigung des Herzens abhängig von der Dosis und kann erst ab einer bestimmten kumulativen Gesamtdosis auftreten. Aber diese "bestimmte" Dosis ist nicht bei jedem gleich. Welche Menge des Wirkstoffs man verträgt, ist also von Person zu Person unterschiedlich.

Deshalb wird das Herz während der Behandlung mit Mitoxantron engmaschig mit Ultraschalluntersuchungen überwacht. Auch nach Beendigung der Therapie sind Herzkontrollen wichtig, denn Schädigungen des Herzens können sich auch noch Jahre nach dem Behandlungsende einstellen.

Darf man unter einer Behandlung mit Mitoxantron schwanger werden?

Nein. Mitoxantron kann das Erbgut verändern und keimzellschädigend wirken, so dass eine sichere Verhütung wichtig und sogar Voraussetzung für die Behandlung ist. Auch nach dem Absetzen der Mitoxantron-Therapie müssen Frauen und Männer mit einer Schwangerschaftsplanung noch mindestens sechs Monate warten.

Auch wenn bereits eine Schwangerschaft besteht und auch während der Stillzeit ist Mitoxantron komplett verboten.

Auch Fruchtbarkeit kann beeinträchtigt sein

Außerdem ist die Fruchtbarkeit bei manchen Personen, die Mitoxantron-Infusionen bekommen, zumindest vorübergehend eingeschränkt. Frauen leiden häufiger unter vorübergehenden, mit höherem Alter auch unter bleibenden Menstruationsstörungen mit Ausbleiben der Monatsblutung. Die Fortpflanzungsorgane müssen aber nicht dauerhaft geschädigt sein und können sich nach einer Weile erholen. Für Männer besteht grundsätzlich die Möglichkeit, vor der Behandlung Spermien einfrieren zu lassen. Die Kosten dafür muss man aber selbst tragen.

Sechs Monate nach dem Ende der Mitoxantron-Behandlung steht einem Kinderwunsch zumindest aus diesem Grunde meist nichts mehr im Wege.

Quellen:

  • Beipackzettel Mitoxantron 10 mg HEXAL®, Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung (2020). Herausgeber: Hexal AG. www.gelbe-liste.de.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten).

Kommentar schreiben

Kommentare: Archiv

Mitoxantron ist ein Fehlschlag
2017-07-28 20:05:47, Michael Ortner
Leider habe ich noch kein bisschen Bremswirkung des Kraftverlustes bemerkt und breche die Mitoxantronbehandlung ab. Die Behandlung wirkt bei mir nicht und die letzten Behandlungen belasteten den Körper jeweils mit wochenlangen kränkeln, wie Abgeschlagenheit und mehr Nervenschmerzen.
 
SPMS
2015-01-22 14:22:24, Moers Annegret
2010 Mitox 4 x erhalten, konnte bei Beginn mit Mitox noch gehen, nach der 3. Gabe saß ich im Rollstuhl, nach der 4. wurde abgebrochen. Bin seitdem schwerstbehindert.

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

mehr Informationen


 

Dr. med. Julia Hofmann
Ärztin und medizinische Fachautorin

mehr Informationen

Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

mehr Informationen

Navigations-Menü & weitere Artikel zum Thema Top

Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Haupt-Autor
Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

mehr Informationen

 

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für ärztliche Fortbildung

mehr Informationen

 
Krebs & Heilpflanzen

Navigator-Medizin.de
Sanfte Pflanzenkraft bei Krebs

Studien weisen darauf hin, dass in bestimmten Heilpflanzen ein erstaunliches Anti-Krebs-Potential vorhanden ist. Einige davon möchten wir Ihnen hier vorstellen.

Mehr dazu lesen
Sie hier!