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Wenn Sie vorwiegend unter dem Reizdarmsyndrom vom Verstopfungs-Typ (IBS-O) leiden, könnte Amitiza® (Lubiproston) ggf. eine unterstützende Behandlungsoption für Sie sein. Allerdings ist das verschreibungspflichtige Medikament aufgrund seiner fehlenden Zulassung für Deutschland derzeit nur über die internationale Apotheke zu beziehen.

Jeder Reizdarm ist individuell

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Bezeichnung für Reizdarm bzw. gereizte Verdauungsorgane ist "irritable bowel syndrome" oder auch IBS. Je nach vorherrschendem Beschwerdebild unterscheidet man grob fünf Symptomtypen:

  • den Durchfall-Typ (Diarrhö-Typ, IBS-D): Die Betroffenen leiden verstärkt unter Durchfällen.
  • den Verstopfungs-Typ (Obstipations-Typ, IBS-O): Bei diesen Menschen steht die Verstopfung im Vordergrund.
  • den Gemischte-Typ (Mix-Typ, IBS-M): Durchfälle und Verstopfung treten im Wechsel auf.
  • den Bläh-Typ: Bei diesen Menschen stellen Blähungen eine besondere Belastung dar.
  • den Schmerz-Typ: Hauptsymptom sind die Bauchschmerzen.

So unterschiedlich die Erscheinungsformen und die Intensität der Beschwerden, so unterschiedlich sind auch die möglichen Auslösefaktoren. Deshalb gilt immer das Gebot der bedarfsgerechten, symptomorientierten Therapie. Insbesondere bei der Verwendung von Arzneimitteln sollte jedem Betroffenen bewusst sein, dass es sich lediglich um unterstützende, zeitlich begrenzte Behandlungsmöglichkeiten handelt.

Lubiproston spült den Darm durch

Lubiproston ist ein Wirkstoff, der die Chloridkanäle in unserem Verdauungstrakt aktiviert. Sie müssen sich diese Kanäle als Eiweißstrukturen vorstellen, die wie Poren an den Zelloberflächen lokalisiert sind. Diese Transport- bzw. Kanalproteine ermöglichen dem Chloridsalz das Durchqueren von Zelloberflächen.

Durch den Transport von Chlorid ins Darmlumen folgt gleichzeitig ein Nachstrom von anderen Salzen und von Wasser ins Innere des Dünn- und Dickdarms. Lubiproston erhöht also über diesen rein lokalen Vorgang die Flüssigkeitsmenge im Darm und sorgt dadurch für eine bessere Stuhlentleerung.

Amitiza® hat seine Zulassung in den USA sowohl für die chronische Verstopfung als auch für das Reizdarmsyndrom vom Obstipationstyp (IBS-O). In der Schweiz ist das Medikament seit 2009 und in Großbritannien seit 2012 für die chronische Obstipation zugelassen.

Amitiza® (Lubiproston) ist ein Medikament zur Behandlung der chronischen Obstipation und des verstopfungsbetonten Reizdarmsyndroms. Allerdings nicht in Deutschland. Aufgrund der fehlenden Zulassung ist die praktische Anwendbarkeit hierzulande eingeschränkt.

Wer von Amitiza® profitieren könnte

Sollten Sie zu den Personen gehören, die eindeutig unter einem Reizdarmsyndrom vom Obstipations-Typ leiden, ist die erste Voraussetzung geschaffen. Wichtig ist auch, dass Sie bereits erfolglos andere therapeutische Maßnahmen (Ernährungsumstellung, Abführmittel, Bewegungstherapie etc.) versucht haben.

Denn Sie dürfen nicht vergessen: Die Behandlung des Reizdarmsyndroms sollte immer auf einem bedarfsgerechten, symptomatischen und ganzheitlichen Konzept basieren, bei dem Medikamente nur einen von vielen Bausteinen bilden. Da die Ursachen dieser funktionellen (nicht-organischen) Darmerkrankung bislang nicht eindeutig erforscht sind, gibt es derzeit auch keine "heilende" Therapie.

In Deutschland nicht zu haben

Amitiza® (Lubiproston) hat seine Zulassung in den USA sowohl für die chronische Verstopfung als auch für das Reizdarmsyndrom vom Obstipations-Typ (IBS-O). In der Schweiz ist das Medikament ebenfalls seit 2009 und in Großbritannien seit 2012 für die chronische Obstipation zugelassen. Auch der asiatische Kontinent hat mit Japan seine erste Zulassung zur Vermarktung des Arzneimittels bekommen.

Warum dann nicht auch in Deutschland? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Es scheinen strategische Gründe dahinterzustecken, die schwierig zu durchschauen sind, insbesondere vor dem Hintergrund des nachgewiesenen Nutzens in der Behandlung des IBS-O bei gleichzeitig geringem Nebenwirkungsprofil.

Der Weg führt über ein "blaues" Rezept

Sollte sich Ihr behandelnder Arzt zusammen mit Ihnen für Amitiza® entscheiden, gilt es, folgendes zu beachten:

  • Aufgrund der fehlenden Zulassung für Deutschland bekommen Sie das Medikament nur über die internationale Apotheke.
  • Voraussetzung für die Herausgabe des Arzneimittels ist hierbei ein gültiges, auf Ihren Namen ausgestelltes Privatrezept.
  • Sie müssen die Kosten der Behandlung selber tragen, da das Präparat in Deutschland nicht zugelassen ist.

Ein Hinweis zum Schluss

Denken Sie daran, dass das Präparat aufgrund der fehlenden Zulassung für Deutschland lediglich eine Therapiealternative beim Reizdarm-Syndrom vom Verstopfungs-Typ darstellt. Sollte Ihnen das Medikament dennoch empfohlen worden sein, so müssen Sie es über ein Privatrezept aus dem Ausland beziehen. Die Kosten tragen Sie hierbei selbst.

Quellen:

  • Claßen, M. Lubiproston — eine neue Therapieoption bei Obstipation. Pädiatrie 26, 83 (2014). https://doi.org/10.1007/s15014-014-0340-5.

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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Autorin
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