Lubiproston (Amitiza): Wirkung und Nebenwirkungen
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- Zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 17. November 2021 09:21
Was bewirkt Lubiproston (Amitiza®) beim Reizdarmsyndrom? Was sind mögliche Nebenwirkungen des Arzneimittels? Und wann sollte man besser auf die Einnahme verzichten? Diese und weitere Fragen beantworten wir im folgenden Beitrag.
Wirkung
Wie wirkt Lubiproston (Amitiza) bei Reizdarm?
Wenn Sie vorwiegend unter dem Reizdarmsyndrom vom Verstopfungs-Typ (IBS-O) leiden, könnte Amitiza® (Lubiproston) ggf. eine unterstützende Behandlungsoption für Sie sein. Allerdings ist das verschreibungspflichtige Medikament aufgrund seiner fehlenden Zulassung für Deutschland derzeit nur über die internationale Apotheke zu beziehen.
Jeder Reizdarm ist individuell
Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Bezeichnung für Reizdarm bzw. gereizte Verdauungsorgane ist "irritable bowel syndrome" oder auch IBS. Je nach vorherrschendem Beschwerdebild unterscheidet man grob fünf Symptomtypen:
- den Durchfall-Typ (Diarrhö-Typ, IBS-D): Die Betroffenen leiden verstärkt unter Durchfällen.
- den Verstopfungs-Typ (Obstipations-Typ, IBS-O): Bei diesen Menschen steht die Verstopfung im Vordergrund.
- den Gemischte-Typ (Mix-Typ, IBS-M): Durchfälle und Verstopfung treten im Wechsel auf.
- den Bläh-Typ: Bei diesen Menschen stellen Blähungen eine besondere Belastung dar.
- den Schmerz-Typ: Hauptsymptom sind die Bauchschmerzen.
So unterschiedlich die Erscheinungsformen und die Intensität der Beschwerden, so unterschiedlich sind auch die möglichen Auslösefaktoren. Deshalb gilt immer das Gebot der bedarfsgerechten, symptomorientierten Therapie. Insbesondere bei der Verwendung von Arzneimitteln sollte jedem Betroffenen bewusst sein, dass es sich lediglich um unterstützende, zeitlich begrenzte Behandlungsmöglichkeiten handelt.
Lubiproston spült den Darm durch
Lubiproston ist ein Wirkstoff, der die Chloridkanäle in unserem Verdauungstrakt aktiviert. Sie müssen sich diese Kanäle als Eiweißstrukturen vorstellen, die wie Poren an den Zelloberflächen lokalisiert sind. Diese Transport- bzw. Kanalproteine ermöglichen dem Chloridsalz das Durchqueren von Zelloberflächen.
Durch den Transport von Chlorid ins Darmlumen folgt gleichzeitig ein Nachstrom von anderen Salzen und von Wasser ins Innere des Dünn- und Dickdarms. Lubiproston erhöht also über diesen rein lokalen Vorgang die Flüssigkeitsmenge im Darm und sorgt dadurch für eine bessere Stuhlentleerung.
Amitiza® hat seine Zulassung in den USA sowohl für die chronische Verstopfung als auch für das Reizdarmsyndrom vom Obstipationstyp (IBS-O). In der Schweiz ist das Medikament seit 2009 und in Großbritannien seit 2012 für die chronische Obstipation zugelassen.
Ein Hinweis zum Schluss
Denken Sie daran, dass das Präparat aufgrund der fehlenden Zulassung für Deutschland lediglich eine Therapiealternative beim RDS vom Verstopfungs-Typ darstellt. Sollte Ihnen das Medikament dennoch empfohlen worden sein, so müssen Sie es über ein Privatrezept aus dem Ausland beziehen. Die Kosten tragen Sie hierbei selbst.
Tipps zur Einnahme
Lubiproston (Amitiza) bei Reizdarm: Was ist zu beachten?
Amitiza® (Lubiproston) ist ein Medikament zur Behandlung der chronischen Obstipation und des verstopfungsbetonten Reizdarmsyndroms. Allerdings nicht in Deutschland. Aufgrund der fehlenden Zulassung ist die praktische Anwendbarkeit hierzulande eingeschränkt.
In Deutschland nicht zu haben
Amitiza® (Lubiproston) hat seine Zulassung in den USA sowohl für die chronische Verstopfung als auch für das Reizdarmsyndrom vom Obstipations-Typ (IBS-O). In der Schweiz ist das Medikament ebenfalls seit 2009 und in Großbritannien seit 2012 für die chronische Obstipation zugelassen. Auch der asiatische Kontinent hat mit Japan seine erste Zulassung zur Vermarktung des Arzneimittels bekommen.
Warum dann nicht auch in Deutschland? Diese Frage lässt sich nicht eindeutig beantworten. Es scheinen strategische Gründe dahinterzustecken, die schwierig zu durchschauen sind, insbesondere vor dem Hintergrund des nachgewiesenen Nutzens in der Behandlung des IBS-O bei gleichzeitig geringem Nebenwirkungsprofil.
Wer von Amitiza® profitieren könnte
Sollten Sie zu den Personen gehören, die eindeutig unter einem Reizdarmsyndrom vom Obstipations-Typ leiden, ist die erste Voraussetzung geschaffen. Wichtig ist auch, dass Sie bereits erfolglos andere therapeutische Maßnahmen (Ernährungsumstellung, Abführmittel, Bewegungstherapie etc.) versucht haben.
Denn Sie dürfen nicht vergessen: Die Behandlung des Reizdarmsyndroms sollte immer auf einem bedarfsgerechten, symptomatischen und ganzheitlichen Konzept basieren, bei dem Medikamente nur einen von vielen Bausteinen bilden. Da die Ursachen dieser funktionellen (nicht-organischen) Darmerkrankung bislang nicht eindeutig erforscht sind, gibt es derzeit auch keine "heilende" Therapie.
Der Weg führt über ein "blaues" Rezept
Sollte sich Ihr behandelnder Arzt zusammen mit Ihnen für Amitiza® entscheiden, gilt es, folgendes zu beachten:
- Aufgrund der fehlenden Zulassung für Deutschland bekommen Sie das Medikament nur über die internationale Apotheke.
- Voraussetzung für die Herausgabe des Arzneimittels ist hierbei ein gültiges, auf Ihren Namen ausgestelltes Privatrezept.
- Sie müssen die Kosten der Behandlung selber tragen, da das Präparat in Deutschland nicht zugelassen ist.
So wird Amitiza® eingenommen
Da das Präparat in Deutschland nicht verfügbar ist, können Sie es lediglich über die internationale Apotheke bekommen. Sie sollten in diesem Zusammenhang wissen, dass die empfohlenen Dosierungen des Medikaments je nach Anwendungsgebiet stark variieren.
So beträgt die Dosierung bei chronischer Obstipation beispielsweise zweimal täglich 24 µg Lubiproston. Beim Reizdarmsyndrom vom Verstopfungs-Typ liegt die empfohlene Wirkstoffmenge dagegen deutlich niedriger. Hier wird die Einnahme von zweimal täglich 8 µg Lubiproston empfohlen.
Das Präparat wird in Kapselform zu den Mahlzeiten mit reichlich Flüssigkeit eingenommen. Sie müssen die Kapseln im Ganzen schlucken, eine Zerkleinerung oder ein Zerkauen verbietet sich in diesem Fall!
Bei Durchfall bitte nicht nehmen
Nicht jeder Mensch mit einem Reizdarmsyndrom profitiert von der Behandlung mit Lubiproston. So sollten Sie beispielsweise beim durchfallbetonten RDS auf keinen Fall zu diesem Medikament greifen. Auch beim gemischten Typus (IBS-M), bei dem Durchfall und Verstopfung im Wechsel auftreten, ist Vorsicht geboten.
Grund für diese Einschränkung ist, dass der Wirkstoff ausdrücklich nur das Problem der Verstopfung behandelt. Lubiproston erhöht über eine Aktivierung der Chloridkanäle in unserem Verdauungstrakt die Flüssigkeitsmenge im Darm. Das Medikament sorgt dadurch für eine bessere Stuhlentleerung.
Die Grundsymptomatik eines durchfallbetonten RDS würde unter Amitiza® also ggf. nur verstärkt werden und zu einer Störung Ihres Elektrolyt-Wasser-Haushalts führen. Dadurch bestünde die Gefahr, die lebenswichtige Salz- und Flüssigkeitsverteilung in Ihrem Körper aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Was es noch zu beachten gilt
Vor Verabreichung von Amitiza® müssen ein möglicher Darmverschluss oder andere mechanische Störungen des Magen-Darm-Traktes ausgeschlossen werden.
Aufgrund der unzureichenden Datenlage wird die Einnahme während einer Schwangerschaft nicht empfohlen. Lubiproston geht außerdem in die Muttermilch über. Daher sollte unter einer Therapie mit diesem Wirkstoff auch nicht gestillt werden.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt. Lubiproston wirkt lokal im Darm und wird kaum in den Körperkreislauf aufgenommen. Zur besseren Verträglichkeit empfiehlt es sich, das Präparat zu den Mahlzeiten mit ausreichend Wasser einzunehmen.
Gut zu wissen: Der Wirkstoff Lubiproston zeigt kein Rebound-Phänomen. Das bedeutet, dass bei einem abrupten Absetzen keine überschießende Gegenreaktion zu erwarten ist.
Nebenwirkungen
Was sind die Nebenwirkungen von Amitiza beim Reizdarm?
International in der Behandlung der chronischen Obstipation und beim Reizdarmsyndrom vom Verstopfungs-Typ erfolgreich eingesetzt, hat Amitiza® (Lubiproston) hierzulande derzeit keine Zulassung. Das in der Therapie des Reizdarms niedrig dosierte Medikament überzeugt dennoch durch ein gutes Wirkungs- und mildes Nebenwirkungsprofil.
Erfolgreich bei Verstopfung
Menschen mit Reizdarmsyndrom vom Obstipations-Typ oder mit chronischer Verstopfung kennen es nur zu gut. Trotz einer professionellen Ernährungsumstellung, einer bereits bedarfsgerechten Verwendung von Laxantien (Abführmittel) und regelmäßiger Bewegungstherapie – manchmal besteht dennoch weiterer Handlungsbedarf. Was tun?
Lange Zeit gab es insbesondere bei den motilitätssteigernden Medikamenten (das sind Arzneistoffe, die die Darmbewegung fördern) große Therapielücken. Vor allem, nachdem die sonst bei Verstopfung verabreichten Präparate Cisaprid (Alimix®, Propulsin®) und Tegaserod (Zelmac®, Zelnorm®) aufgrund eines erhöhten Risikos für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen wieder vom Markt genommen werden mussten.
Erfreulicherweise konnte diese Lücke jedoch durch Wirkstoffe wie Prucaloprid (Resolor®) und im Jahr 2013 durch Linaclotid (Constella®) geschlossen werden. Lubiproston (Amitiza®) ist, wie die zuvor genannten Medikamente auch, eine sehr effektive Alternative in der Behandlung der Obstipation. Allerdings ist das verschreibungspflichtige Medikament aufgrund seiner fehlenden Zulassung für Deutschland derzeit nur über die internationale Apotheke zu beziehen. Das schränkt seine praktische Anwendbarkeit erheblich ein.
Niedrige Dosierung – weniger Nebenwirkungen
Anders als bei der Therapie der chronischen Obstipation wird Amitiza® beim Reizdarmsyndrom vom Verstopfungs-Typ deutlich niedriger dosiert. So beträgt die empfohlene Wirkstoffmenge beim Reizdarm lediglich zweimal täglich 8 µg, während es bei der klassischen Verstopfung zweimal täglich 24 µg Lubiproston sind.
Wir sprechen hier also von insgesamt 16 µg Lubiproston im Vergleich zu 48 µg täglich. Eine Dosierungsdifferenz, die sich natürlich auch auf die möglichen Nebenwirkungen dieses Medikaments auswirkt.
Insgesamt gute Verträglichkeit
Zu den am häufigsten benannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen von Amitiza® gehört die Übelkeit. Eine Begleiterscheinung, die verstärkt dosisabhängig auftritt. In solchen Fällen kann bereits die Einnahme des Medikaments zusammen mit einer Mahlzeit die Symptome lindern.
Manche Betroffene geben unter der Behandlung mit Lubiproston auch Kopfschmerzen, leichte Durchfälle, Blähungen und Bauchschmerzen an. Alles in allem sind es aber sehr überschaubare und gut tolerierbare Nebenerscheinungen.
Quellen:
- Claßen, M. Lubiproston — eine neue Therapieoption bei Obstipation. Pädiatrie 26, 83 (2014). https://doi.org/10.1007/s15014-014-0340-5.