Akne inversa: Symptome und Behandlung
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- Zuletzt aktualisiert: Samstag, 30. Juli 2022 20:55
Was ist eine Akne inversa? Welche Symptome sind typisch, wie kann man sie behandeln? Fragen dazu beantworten wir im folgenden Beitrag.
Das Wichtigste zu Beginn
Welche Symptome treten bei Akne inversa auf?
Typische Symptome bei der Akne inversa sind knotenartige Hautveränderungen, die wie große Mitesser aussehen. Sie treten vor allem im Bereich der Achseln, Leisten, Genitalregion, Bauchfalten und Brustfalten auf.
Durch Verschmelzung mehrerer Knoten können große Abszess-Areale und sogenannte Fistelgänge (= wulstige Stränge) entstehen. Die Eiteransammlungen und Fisteln können sich bei Druck spontan entleeren und ein stark riechendes Sekret aus Talg und Eiter freigeben. Zudem klagen die Betroffenen meist über starke Schmerzen an den entzündeten Stellen.
Schübe sind typisch
Bei der Akne inversa handelt es sich um eine sehr hartnäckige Hauterkrankung. Das heißt: Selbst wenn sie zum Beispiel chirurgisch entfernt wurde, kann sie immer wieder (in Schüben) neu aufflammen und sich entzünden.
Weitere typische Symptome bei Akne inversa sind starke Schmerzen, die bei bestimmten Bewegungen wie Gehen und Strecken auftauchen können. Betroffene, bei denen die eitrigen Entzündungsherde im Bereich des Afters, Damms und der Gesäßfalte auftreten, sind meist von starken Schmerzen im Sitzen geplagt. Bei größeren Entzündungen kann es zusätzlich zu Lymphknotenschwellungen, Kopfschmerzen und Fieber kommen.
Wie wird Akne inversa behandelt?
Die Akne inversa kann in drei verschiedene Stadien (leichte, mittelschwere oder schwere Akne inversa) unterteilt werden. Je nach Schweregrad der Erkrankung kommen unterschiedliche Therapiemöglichkeiten infrage. Bei einer fortgeschrittenen Akne inversa (bei tiefen Fisteln und Narben) muss die gesamte Haut samt Unterhautfettgewebe der betroffenen Regionen operativ entfernt werden. Eine Therapie mit Antibiotika eignet sich nur für ein sehr frühes Stadium.
Folgende Therapieoptionen sind möglich:
- Hautbehandlung mit Clindamycin-Lösung
- Antibiotika (Tabletten)
- Anti-Baby-Pille bei Frauen
- Adalimumab (Humira®)
- Operation des erkrankten Gewebes
- eventuell Laser-Therapie
- eventuell Behandlung mit Injektionen (Infliximab, Adalimumab)
Krankheitsbeschreibung
Was ist Akne inversa?
Akne inversa (Acne inversa oder Hidradenitis suppurativa) ist eine eher selten auftretende Hauterkrankung, bei der es zu großflächigen Entzündungen der Haarwurzelausführungsgänge und der Talgdrüsen kommt. Typisch sind Eiteransammlungen, Abszesse oder auch Fisteln.
Frauen zwischen 20 und 30 am häufigsten betroffen
Im Gegensatz zur normalen Akne (vulgaris) tritt die Akne inversa insbesondere im Bereich der Achseln, der Leisten, der Oberschenkel-Innenseiten sowie der Genitalregion und der Pofalte auf. In seltenen Fällen können Bauch oder Brustfalte (und auch andere Körperstellen) davon betroffen sein. Die Hauterkrankung bricht häufig bei Frauen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr aus. Meist leiden Menschen mit Akne inversa auch an normaler Akne.
Wichtig: Die eitrigen Pusteln lösen starke Schmerzen aus und können daher die Lebensqualität stark beeinflussen. Wer vermutet, an einer Akne inversa erkrankt zu sein, sollte unbedingt einen Arzt aufsuchen. Unbehandelt kann sich die Hauterkrankung immer weiter ausbreiten und chronisch werden. Außerdem können sich Verbindungsgänge von der Haut zu anderen Organen (Fisteln) bilden.
Ursachen
Was passiert bei Akne inversa?
Bei Akne inversa wird durch eine „Verhornungsstörung“ der Ausführungskanal der Talgdrüse verstopft. Verhornungsstörung bedeutet, dass zu viele Zellen an die Hautoberfläche geschickt werden und Schüppchen, die eigentlich mit dem Talg aus den Hautporen abfließen müssten, den Ausgang der Talgdrüsen verstopfen und sich anstauen. Die Haarwurzeln und Talgdrüsen füllen sich immer mehr und mehr mit Hornmaterial an.
Infektion durch Bakterien
Eingeschlossene Bakterien (meist Staphylococcus aureus) sorgen dafür, dass sich die Haarwurzel und die zugehörige Talgdrüse entzünden, sodass unter der Haut ein schmerzhafter Knoten entsteht. Immer mehr Eiter sammelt sich in der Talgdrüse an und bringt die Talgdrüsenzyste irgendwann zum Platzen. Die Entzündung breitet sich im Gewebe aus und die Schweißdrüsen werden in die Entzündung mit einbezogen. Es entstehen schmerzhafte Geschwüre, Abszesse und im späteren Verlauf tiefe Fisteln und Narben.
Die Erkrankung führt meist zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität. Betroffene schämen sich häufig für ihre unschönen und oft übel riechenden Hautveränderungen und ziehen sich vor anderen Menschen zurück. Das kann Depressionen auslösen und zu sozialer Isolation führen.
Was erhöht das Risiko für die Akne inversa?
Die genauen Ursachen der Akne inversa sind bis heute nicht bekannt. Die Hauterkrankung kann durch verschiedene Faktoren verursacht sein. Risikofaktoren, welche die Hauterkrankung begünstigen, sind u. a.:
- Bakterien: Eingeschlossene Bakterien können zu Entzündungen der Haarwurzel und Talgdrüse führen, sodass schmerzhafte Mitesser (Knoten) unter der Haut entstehen, die aufplatzen und dazu führen, dass sich die Entzündung auf das umliegende Gewebe weiter ausdehnt. Am Entzündungsprozess häufig beteiligt ist die Bakterienart Staphylococcus aureus. Es können aber auch andere Bakterien die Ursache sein.
- Nikotinkonsum: Über 90 % der Betroffenen sind Raucher. Mediziner vermuten, dass Nikotin bei einzelnen Bakterien wie Staphylococcus aureus wachstumsfördernd wirkt.
- Übergewicht
- starkes Schwitzen (Hyperhidrose)
- mechanische Hautreizung (zum Beispiel durch Nassrasur, Schweiß oder enge Kleidung)
- Stress oder psychische Belastungen (kann die Schwere des Verlaufes wesentlich beeinflussen)
- erbliche Veranlagung (bei etwa einem Drittel der Betroffenen sind weitere Familienmitglieder erkrankt)
- Rheumatische Erkrankungen (Akne inversa tritt in vielen Fällen zusammen mit rheumatischen Erkrankungen auf)
Stadien
Die Akne inversa kann in drei Stadien unterteilt werden:
- Stadium 1: einzelne Abszesse ohne Narbenstränge
- Stadium 2: wiederkehrende Abszesse mit Fistelgängen und Narbenbildung
- Stadium 3: ausgedehnter Befall mit Abszessen, Fistelgängen und Narbengängen sowie schmerzhafte Bewegungseinschränkungen
Behandlung
Mehr über die Therapie bei Akne inversa
Mit oder ohne OP: Welche Behandlung ist besser geeignet?
Konservative Therapie (Medikamente & Co)
In einem sehr frühen Stadium der Akne inversa kommt eine konservative Therapie infrage. Mit der Einnahme von Antibiotika (zum Beispiel Clindamycin und Rifampicin) wird versucht, den Krankheitsverlauf aufzuhalten. Auch eine örtliche Behandlung mit Clindamycin-Lösung kommt in Frage. Bei Frauen kann eine hormonelle Behandlung – die „Antiandrogene Pille“ – unterstützend wirken. Die darin enthaltenen Substanzen besitzen eine hemmende Wirkung auf die männlichen Sexualhormone, die auch im weiblichen Körper in geringen Mengen produziert werden. Die Akne inversa spricht auf diese hormonelle Behandlung allerdings nicht so gut an wie viele andere Akneformen.
Bisher gibt es noch keine nicht-operative Therapie, mit der langfristig ein chirurgischer Eingriff vermieden werden könnte.
Chirurgische Behandlung
Je nach Größe der betroffenen Hautstellen gibt es verschiedene Möglichkeiten, die angewendet werden können. Die chirurgische Eröffnung von Entzündungsherden kann Linderung verschaffen, ist aber keine vollständige Heilung der Akne inversa. Zudem ist diese Methode nur bei kleinen Hautflächen geeignet.
Im fortgeschrittenen Stadium und bei großen Hautdefekten kommt nur noch eine richtige Operation infrage. Der Arzt entfernt dabei mit einem Skalpell oder Laser die gesamte entzündete Haut. Verbleibt erkranktes Gewebe im Körper, kommt es fast immer zu einem Rückfall.
Die durch die Operation entstandenen „Löcher“ in der Haut kann der Arzt auf unterschiedliche Weise verschließen. Meist werden die Löcher entweder mit Haut aus der unmittelbaren Umgebung verschlossen oder die Wunde verheilt offen, wodurch sich langsam von innen nach außen eine Narbe bildet.
Eine weitere Möglichkeit ist, beispielsweise aus dem Oberschenkel gesunde Haut an die offene Stelle zu versetzen (Lappenplastik).
Akne inversa: Was geschieht bei der Lasertherapie?
Die Akne inversa kann auch durch die Abtragung des betroffenen Gewebes mit einem Laser behandelt werden. Diese Methode kommt aber nur selten zum Einsatz.
Ist die Behandlung mit Adalimumab (z. B. Humira®) empfehlenswert?
Adalimumab ist zur Behandlung der mittelschweren bis schweren aktiven Akne inversa (Hidradenitis suppurativa) bereits ab dem 12. Lebensjahr zugelassen – und zwar genau dann, wenn andere Therapien nicht gewirkt haben oder nicht vertragen wurden. Adalimumab kann langfristig angewendet werden, sofern das Medikament noch ausreichend wirksam ist und gut vertragen wird. Während der Behandlung sind regelmäßige Kontrollen beim Arzt unbedingt notwendig.
Bei Erwachsenen wird das Medikament in der Regel einmal wöchentlich in einer Dosierung von 40 mg Adalimumab (alternativ 80 mg alle zwei Wochen) unter die Haut gespritzt. Die Dosierung für Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren liegt etwas niedriger.
Ist die Behandlung mit Infliximab (z. B. Remicade®) empfehlenswert?
Infliximab gehört zwar nicht zur Standard-Therapie bei Akne inversa, konnte aber in Studien vor allem bei schwerer Akne inversa das Hautbild verbessern. Leider ist der Effekt nicht von Dauer. Sobald das Medikament abgesetzt wurde, blühten auch wieder die entzündlichen Hautveränderungen auf. Eine dauerhafte Behandlung ist aber aufgrund von Nebenwirkungen nicht empfehlenswert.
Infliximab eignet sich somit nur in Einzelfällen als kurzfristige Therapie, um eine sehr starke Akne inversa zu lindern (z. B. bei einer geplanten Operation der erkrankten Hautareale).
Soll ich zur Behandlung in eine Klinik gehen?
In Deutschland gibt es medizinische Zentren (Hautkliniken und Zentren der plastischen Chirurgie), die auf die Behandlung von Hauterkrankungen spezialisiert sind. Zudem werden hier oft neue gezieltere Therapiemöglichkeiten in Studien erforscht. Es kann sich also lohnen, sich an eine solche Spezialeinrichtung in Ihrer Region zu wenden. Fragen Sie einfach Ihren Dermatologen danach.
Quellen:
- Sterry W, Paus R. Venerologie, Allergologie, Phlebologie, Andrologie. Thieme Verlag. (2000)
- Moll I. Dermatologie. Thieme Verlag. (2005)
- S1-Leitlinie: Therapie der Acne inversa (2017). www.awmf.org