Treten Nebenwirkungen auf, ist mit einem Abklingen der Beschwerden nach dem Absetzen der Medikamente zu rechnen. Ausnahme sind die sogenannten Spätdyskinesien, die nach Absetzen eines Neuroleptikums auftreten können.
Spätdyskinesien sind unwillkürliche Muskelzuckungen und Körperbewegungen, die therapeutisch behandelt werden sollten. Neuere Neuroleptika verursachen seltener Spätdyskinesien.
Nachtrag der Redaktion:
Ein Leser hat in den Kommentaren unten zurecht darauf hingewiesen, dass die Spätdyskinesien in den meisten Fällen kaum zu behandeln sind. Die beste Chance ist noch, sie rechtzeitig zu erkennen und die auslösenden Neuroleptika abzusetzen. Aber das gelingt selten, weil die Spätdyskinesien oft zu spät erkannt werden. Es gibt dann zwar auch noch Therapieversuche mit Dopamin-ähnlichen Medikamenten wie Lisurid oder Pergolid (normalerweise eher in der Parkinson-Behandlung eingesetzt) oder anderen Wirkstoffen, die sich auf Bewegungsabläufe auswirken (Botox, Tizanidin u.a.). Aber das sind alles reine Symptomlinderer, die das eigentliche Problem nicht beseitigen.
So bleibt das frustrierende Fazit: Spätdyskinesien sind, wenn sie schon lange bestehen, praktisch unheilbar. Man kann dann nur versuchen, ihre Ausprägung so gut es geht, einzudämmen, wobei man auch hier gut abwägen muss, denn Bewegungs-beeinflussende Medikamente wie Botox sind auch nicht ohne Nebenwirkungen.
Innerhalb von 2 Monaten hat sie reduziert auf 3 mg Risperidon, Pipamperon ganz abgesetzt und 300 mg Perazin vorerst beibehalten. Sie hat dann vor ca. 4 Wochen einen Tremor bekommen, Muskelzittern im Bein und ab und zu auch in der Hand. Ich habe gelesen, man kann einfach abwarten, der Tremor verschwindet von selbst, sobald sich das Gehirn an die reduzierte Dosis angepasst hat, da es durch die Medikamentengabe zu einer Hochregulation der D2 Rezeptoren kommt. Die Rezeptoren müssen erst wieder abgebaut werden. Das Muskelzittern kann bis zu einigen Wochen dauern und hört dann von selbst auf. Ist das so korrekt?
ja, Ihre Zusammenfassung ist im Wesentlichen korrekt.
Hochregulation der D2-Rezeptoren
Bei längerer Gabe von Neuroleptika, insbesondere D2-Antagonisten wie Risperidon und Perazin, kommt es zu einer Hochregulation (Überempfindlichkeit) der Dopamin-D2-Rezeptoren im Gehirn. Wenn die Dosis dann reduziert oder ein Medikament abgesetzt wird, kann dies zu einem dopaminergen Überschuss führen – etwa in Form von Zittern (Tremor), innerer Unruhe oder Bewegungsstörungen.
Dauer und Rückbildung
Ein Tremor infolge solcher Veränderungen kann tatsächlich mehrere Wochen bis Monate bestehen bleiben. In vielen Fällen reguliert sich der Zustand wieder, sobald das dopaminerge Gleichgewicht sich eingependelt hat – dies hängt von individuellen Faktoren ab (Alter, Stoffwechsel, Dauer der Medikation etc.).
Wenn der Tremor zunimmt oder nicht innerhalb von 6–8 Wochen besser wird oder mit weiteren Symptomen wie Muskelsteifigkeit, Unruhe oder Gangstörungen einhergeht, sollte unbedingt eine neurologische oder psychiatrische fachärztliche Abklärung erfolgen.
Viele Grüße, Dr. med. Jörg Zorn