Galantamin (Reminyl): Wirkung und Nebenwirkungen
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- Zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08. Dezember 2021 09:20
Welchen Effekt hat das Medikament Galantamin (Reminyl®) bei Demenz und Alzheimer? Welche Nebenwirkungen können auftreten? Die wichtigsten Fragen zu Galantamin beantworten wir im folgenden Beitrag.
Wirkung
Wie wirkt Reminyl gegen Alzheimer?
Reminyl® enthält den Wirkstoff Galantamin. Das Prinzip dieses Medikaments beruht auf einer Erhöhung von Acetylcholin im Hirn. Dieser Botenstoff ist in gewisser Weise ein Aktivator der Hirnleistung. Ist also mehr Acetylcholin verfügbar, können die Gehirnzellen intensiver arbeiten.
Aktivierender Botenstoff wird vermehrt
Das klingt einleuchtend und überzeugend, hat aber auch seine Tücken. Bevor wir dazu kommen, kurz zum Wirkmechanismus: Galantamin ist ein sogenannter Cholinesterase-Hemmer. Das Medikament blockiert ein bestimmtes Enzym (die Cholinesterase) und behindert auf diese Weise den Abbau von Acetylcholin. Außerdem werden die Gehirnzellen empfänglicher für den aktivierenden Botenstoff.
Allerdings kann Acetylcholin nur Gehirnzellen anregen, die noch intakt sind. Die durch Alzheimer bereits zerstörten Nervenzellen werden dadurch nicht wieder zum Leben erweckt. Wenn man so will, holt man also mit Galantamin mehr aus den verfügbaren Reserven heraus. Somit eignet sich das Medikament auch nur in früheren Phasen der Alzheimer-Erkrankung, wenn noch genügend intakte Gehirnzellen vorhanden sind.
Galantamin wird normalerweise ein- bis zweimal täglich in Tablettenform eingenommen.
Denkvermögen nimmt zu
Bei leichter bis mittelschwerer Demenz kann die Behandlung mit Galantamin nachweislich das Denkvermögen verbessern und damit auch den Alltag erleichtern. Eine Heilung darf man sich davon aber nicht versprechen. Cholinesterase-Hemmer wie Reminyl® (es gibt noch weitere, z.B.: Aricept®, Exelon®) können das Fortschreiten der Alzheimer-Demenz nicht aufhalten.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat den Wirkstoff vor einigen Jahren auf seinen Nutzen geprüft. Das Urteil: In Sachen "Bewältigung des Alltags", "Unruhe" und "Stimmung" konnten keine subjektiv wahrnehmbaren Vorteile ermittelt werden. Bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz wurden aber die Denk- und Merkfähigkeit positiv beeinflusst. Das gilt auch für eine Therapiedauer über 12 Monate.
Nebenwirkungen
Welche Nebenwirkungen können unter Reminyl auftreten?
Am häufigsten Übelkeit und Erbrechen
Bei Galantamin erklären sich die Nebenwirkungen letztlich aus der Wirkung. Durch die therapeutisch gewünschte Anhäufung von Acetylcholin im Gehirn werden die Gehirnzellen angeregt, zugleich aber auch relativ häufig unerwünschte Effekte hervorgerufen. Das muss aber nicht passieren.
Im Falle von Reminyl® kommt es sehr häufig, das heißt, bei mehr als 10% der Behandelten zu Übelkeit und Erbrechen. Das ist mit Abstand die häufigste Nebenwirkung. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer.
Weitere häufige Nebenwirkungen sind (bei mehr als 1% aller Behandelten):
- andere Magen-Darm-Probleme, zum Beispiel Bauchschmerzen
- Kopfschmerzen
- Schwindel-Attacken
- mangelnder Appetit
- Schlafprobleme, Müdigkeit
- Verwirrungszustände, mitunter auch depressive Verstimmungen
Nicht gleich die volle Dosis
Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe weiterer möglicher Nebenwirkungen, teilweise auch ernster Natur. Allerdings sind diese selten bis extrem selten. Lesen Sie zur Sicherheit aber trotzdem noch einmal den Beipackzettel, um im Fall des Falles rechtzeitig reagieren zu können.
Um Nebenwirkungen so gering wie möglich zu halten, wird grundsätzlich empfohlen, das Medikament nicht gleich in voller Dosis einzunehmen, sondern sich schrittweise an die höhere Dosis heranzutasten. Das sollte ein hierin erfahrener Arzt steuern.
Wechselwirkungen
Warum ist Galantamin (Reminyl) gefährlich, wenn gleichzeitig Betablocker eingenommen werden?
Betablocker verlangsamen den Herzschlag. Das Alzheimer-Medikament Galantamin (Reminyl®) kann diesen Effekt verstärken, so dass es im Extremfall zu einer bedrohlich niedrigen Herzfrequenz kommen kann. Daher muss die Verordnung von Reminyl® bei gleichzeitiger Einnahme von Betablockern sehr gründlich abgewogen werden.
Doppelt müde
Selbst wenn man von den oben erwähnten ernsteren Kreislauf-Problemen absieht, muss man bei gleichzeitiger Einnahme von Betablockern und Galantamin immer damit rechnen, extrem müde und abgeschlagen zu werden. Einen solchen Effekt können schon Betablocker allein haben, ebenso Galantamin. Um so größer ist die Wahrscheinlichkeit bei Behandlung mit beiden Wirkstoffen.
Es ist also immer sorgfältig zu prüfen, ob es in diesem Fall nicht eine Alternative zu den Betablockern oder eben eine Alternative zu diesem Alzheimer-Medikament gibt.
Noch ein Extra-Tipp:
Mit den richtigen Mikronährstoffen können Sie viel für Ihre Gesundheit tun.
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.
Quellen:
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen