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Die Begriffe Wirbelgleiten, Gleitwirbel und Spondylolisthesis beschreiben das gleiche medizinische Problem. Dabei ist ein Gelenk in der Wirbelsäule instabil, so dass die beteiligten Wirbel ins Schlingern geraten. Je nach Schweregrad leiden Betroffene an Rückenschmerzen, selten können auch Lähmungserscheinungen auftreten.

Im folgenden Text finden Sie Informationen zu Ursachen, Symptomen und Behandlung von Wirbelgleiten.

Grundlagen und Ursachen

Was sind Gleitwirbel/Wirbelgleiten (Spondylolisthesis)?

Die Wirbelsäule ist Teil unseres Stützapparates. Sie besteht aus sieben Hals-, zwölf Brust-, fünf Lenden-, fünf Kreuzbein- und fünf Steißbeinwirbeln, wobei bei Letzteren die Knochen miteinander verwachsen sind. Bei allen anderen liegen Bandscheiben als Puffer dazwischen.

Wenn ein Wirbel verrutscht

Ein Halteapparat aus Bändern und Muskeln hält die filigran zusammengesetzten Wirbel zusammen und uns aufrecht. Das Zusammenspiel aus verschiedenen Knochenformen und Dornfortsätzen sowie eine ausgetüftelte Statik ermöglichen es, dass wir uns etwas um die eigene Achse drehen und zu beiden Seiten, nach vorne und hinten beugen können.

Gleitwirbel werden oft zufällig auf Röntgenbildern entdeckt, viele Menschen haben dabei keinerlei Beschwerden. Allerdings können verschobene Wirbelkörper die Bandscheiben langfristig in Mitleidenschaft ziehen und auf die Nerven drücken, die an der Seite austreten. Starke Rückenschmerzen, die bis ins Bein ausstrahlen, können die Folge sein. In schweren Fällen können Lähmungserscheinungen oder gar Mastdarm- und Blasenstörungen auftreten.

Ursachen und Schweregrade von Wirbelgleiten

Wie kommt es zum Wirbelgleiten?

Gründe und Ursachen, die zu einem Wirbelgleiten führen, sind vielfältig. Generell kann ein Gleitwirbel angeboren (fehlgebildete Wirbelformen) oder erworben (Abnutzung, Verschleiß) sein.

Die Diagnose stellen Mediziner anhand der Beschwerden und dem Röntgenbild. Es wird in zwei Ebenen durchgeführt, von vorne und von der Seite. Manchmal müssen zusätzlich sogenannte Funktionsaufnahmen im Vorbeugen oder bei Rückneigung durchgeführt werden, um das Gleiten des Wirbelkörpers auf dem Bild nachweisen zu können. Auch Computertomografie (CT) und Kernspinuntersuchungen (MRT) werden zur Diagnostik eingesetzt.

Warum ist Rückentraining so entscheidend bei einer Spondylolisthesis?

Hauptpfeiler der Therapie bilden Rückengymnastik bzw. Physiotherapie und Muskelaufbau. Sie sollen Rücken und Wirbelsäule stärken und ein Gleiten der Wirbel verhindern. Korrekt durchgeführt bessern sich die Beschwerden dadurch deutlich. Auch Schmerzmedikamente können vorübergehend eingesetzt werden.

Reicht die konservative Therapie (also Rückentraining und ggf. Schmerzmedikation) nicht aus oder treten Lähmungserscheinungen auf, kommt auch eine operative Behandlung in Frage. Hier wird der Wirbelkörper wieder in seine ursprüngliche Ausgangsposition gebracht und am Nachbarknochen fixiert.

Grundsätzlich gilt immer, Nutzen und Risiko einer Operation gegeneinander abzuwägen. Auch die Expertise und persönliche Erfahrung des behandelnden Arztes spielen dabei eine Rolle.

Was bedeutet Grad I-V bei der Spondylolisthesis?

Bei der Spondylolisthesis (Wirbelgleiten, Gleitwirbel) verrutscht die Wirbelsäule wie gesagt. Je nachdem, wie ausgeprägt der Versatz zum unten anliegenden Wirbelkörper ist, werden fünf Schweregrade unterschieden (Grad I-V).

Die Wirbelsäule hält uns aufrecht

Die Wirbelsäule verleiht dem Körper einen aufrechten Gang, umschließt das Rückenmark und schützt die darin verlaufenden Nervenbahnen. Die Beweglichkeit der Wirbelsäule kommt unter anderem dadurch zustande, dass die Wirbelkörper nach oben und unten über jeweils zwei kleine Gelenkflächen sowohl rechts als auch links des Bogens miteinander verbunden sind.

Bei manchen Menschen ist dieser Gelenkspalt genetisch bedingt erweitert, die Stabilität der Wirbelsäule ist dann nicht mehr mehr gegeben. Unter bestimmten Umständen kann sie nach vorne verrutschen. Auch verschleiß- und krankheitsbedingte Veränderungen können die Gerüststruktur schwächen und ein Gleiten der Wirbelkörper verursachen.

Welche Schweregrade werden beim Wirbelgleiten unterschieden?

Die Einteilung der Schweregrade erfolgt nach Meyerding. Sie ist von 1932 und hat heute noch Gültigkeit. Sie richtet sich danach, um wie viel Prozent der Corpusfläche ein Wirbel im Verhältnis zum unten anliegenden verrutscht und reicht von 25% bis zu einem vollständigen Kontaktverlust.

Folgende fünf Grade werden bei der Spondylolisthesis unterschieden:

  • Grad I: Der Wirbel ist um weniger als 25 % der Wirbelkörpertiefe versetzt.
  • Grad II: Der Vorschub beträgt 25-50%.
  • Grad III: Der Vorschub beträgt 50-75%.
  • Grad IV: Der Wirbel ist um mehr als 75% versetzt.
  • Grad V: Hier liegt der Wirbel komplett frei, ohne direkten Kontakt zum unteren Wirbelkörper.

Meistens betrifft es den Bereich zwischen fünftem Lendenwirbelkörper und Kreuzbein, manchmal auch den zwischen viertem und fünftem Lendenwirbelkörper. Theoretisch kann ein Gleiten aber auf jeder Höhe der Wirbelsäule vorkommen.

Was bedeutet Spondylolyse?

Bei einer Spondylolyse bildet sich ein Spalt zwischen den kleinen Gelenkflächen (pars interarticularis), die die Wirbelkörper nach oben und unten miteinander verbinden.

24 Wirbelkörper, Kreuz- und Steißbein

Die Wirbelsäule besteht aus insgesamt 24 einzelnen Wirbeln – sieben Hals-, zwölf Brust- und fünf Lendenwirbel – sowie einem Kreuzbein und einem Steißbein. Ein Wirbel besteht aus einem Wirbelkörper (Corpus), von dem aus ein knöcherner Bogen ringförmig nach hinten abgeht.

Corpus und Bogen bilden dabei einen Kanal, in dem Rückenmark und Nervenbahnen geschützt entlanglaufen. Von den Wirbelbögen stehen zudem verschiedene kleine Knochenfortsätze nach rechts, links und hinten ab. An diesen Fortsätzen docken Bänder und Rückenmuskulatur an und stabilisieren den Rücken.

Wirbelgleiten

Die Wirbelkörper liegen von Bandscheiben gepuffert mit ihren Körpern aufeinander und sind an Bogen und Knochenfortsätzen über je zwei Flächen nach oben und unten miteinander verbunden. Bildet sich zwischen diesen kleinen Gelenken ein Spalt, sprechen Mediziner von einer Spondylolyse.

Wirbelgleiten

Wenn sich die Gelenke auf beiden Seiten eines Wirbelkörpers lockern, kann unter bestimmten Umständen die Wirbelsäule an dieser Stelle nach vorne verrutschen. Mediziner sprechen dann von einer Spondylolisthesis, einem Wirbelgleiten/Gleitwirbeln.

Angeboren oder erworben

Eine Spondylolyse kann angeboren oder erworben sein. Die angeborene Form tritt meist schon bei Kindern und Jugendlichen auf. Entwickelt sich ein Wirbelgleiten hingegen erst im Erwachsenenalter, ist es eher degenerativ bedingt. Das heißt, durch Verschleiß und Abnutzung kommt es zu Gefügestörungen der Wirbelkörper und -gelenke. Eine echte Spondylolyse liegt dabei streng genommen nicht vor. Ein Unfall oder Knochenerkrankungen können aber auch im Erwachsenenalter zu einer Spaltbildung zwischen den Wirbelgelenken führen.

Häufig ist der fünfte Lendenwirbel betroffen. Das ist der letzte freie Wirbel der Wirbelsäule, danach folgen Kreuzbein und Steißbein. Am zweithäufigsten trifft es den vierten Lendenwirbel. Ein Teil der Betroffenen ist dabei völlig beschwerdefrei, andere leiden typischerweise unter Rückenschmerzen, die gegebenenfalls in die Beine ausstrahlen. In schweren, aber eher seltenen Fällen können Lähmungserscheinungen auftreten.

Symptome und Diagnostik

Spondylolisthesis (Wirbelgleiten): Welche Beschwerden sind typisch?

Die Spanne möglicher Beschwerden beim Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) ist breit. Viele Menschen haben keinerlei Probleme, andere Rückenschmerzen, die manchmal ins Bein ausstrahlen. Selten treten auch Lähmungserscheinungen auf.

Lockere Wirbelgelenke

Bei der Spondylolisthesis verrutscht die Wirbelsäule an einer Stelle wie gesagt nach vorne, manchmal auch nach hinten. Meist betrifft es den Bereich zwischen dem untersten Lendenwirbel (LWK5) und dem Kreuzbein. Prinzipiell kann ein Wirbelgleiten aber auf jeder Höhe im Rücken auftreten.

Zu diesem Vorschub kommt es, wenn die Gelenke, die die einzelnen Wirbel nach oben und unten miteinander verbinden, locker werden. Entweder fehlt ein Stück im Gelenk, oder die Gefügestruktur ist insgesamt zu locker. Sowohl angeborene Gelenkfehler als auch erworbene Veränderungen im Knochen oder Gelenkapparat können dazu führen.

Wenn sich die Wirbelsäule in Teilen nach vorne verschiebt, kann das auch die zwischen den Wirbelkörpern liegenden Bandscheiben beeinträchtigen und schädigen. Bandscheibenvorfälle können dann begleitend hinzukommen. Zusätzlich können die kleinen Wirbelgelenke verschleißen und eine sogenannte Spondylarthrose folgen.

Rückenschmerzen und Taubheitsgefühl

Oft ist ein Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) ein Zufallsbefund im Röntgenbild, Betroffene haben gar keine oder nur wenige Beschwerden. In anderen Fällen treten typischerweise Rückenschmerzen auf, besonders bei Belastung oder bei bestimmten Bewegungen. Häufig ähneln sie dem Bild eines  Bandscheibenvorfalls.

Wenn durch lockere Gelenke ein Wirbel nach vorne gleitet, kann er dabei aber auch auf die aus der Wirbelsäule austretenden Nerven drücken, die zum Beispiel die Beine versorgen. In solchen Fällen können ein Kribbeln wie auch Schmerzen in Bein, Hüfte oder Gesäß auftreten. Auch Lähmungserscheinungen wie Taubheitsgefühle oder Muskelschwäche sind möglich. In schweren Fällen kann auch die Funktion und Kontrolle von Blase und Mastdarm beeinträchtigt werden.

Spondylolisthesis: typische Beschwerden und Untersuchungsmethoden

Spondylolisthesis: Sind Kribbeln und Schmerzen im Bein normal?

Kribbeln und ins Bein ziehende Schmerzen können bei einer Spondylolisthesis (Wirbelgleiten, Gleitwirbel) durchaus auftreten, und zwar dann, wenn die Nervenbahnen eingeengt werden. Oft ist der Zwischenraum zwischen fünftem Lendenwirbelkörper (LWK) und Kreuzbein (S1) betroffen, am zweithäufigsten der Raum zwischen viertem und fünftem LWK.

Wenn die Wirbelsäule den Nerv trifft

Ein Wirbelgleiten kann ohne Beschwerden bleiben. Manchmal handelt es sich um einen reinen Zufallsbefund auf dem Röntgenbild. Treten hingegen Probleme auf, so fängt dies meist mit Rückenschmerzen an. Ihr Ausmaß hängt dabei nicht zwingend von dem Schweregrad im Röntgenbild ab.

Verrutscht ein Wirbel sehr ungünstig oder kommt ein zweites Problem wie ein Bandscheibenvorfall hinzu, können die austretenden Nervenbahnen eingeengt werden. Rückenschmerzen können dann bis in die Beine ziehen, auch ein Kribbeln lässt sich so erklären. Treten Lähmungserscheinungen (Schwäche, Gefühlsverlust) am Bein oder gar Blasen- und Mastdarmstörungen auf, sollten Sie dringend und schnell einen Arzt aufsuchen.

Was Sie tun können

Erster und wichtigster Schritt in der Behandlung von Wirbelgleiten ist eine kontinuierliche, gute Physiotherapie und Rückentraining. Auch Schmerzmedikamente werden eingesetzt.

Je nach Schweregrad und klinischen Beschwerden kommt in bestimmten Fällen auch eine Operation in Frage. Dabei gibt es verschiedene Verfahren, die Wirbelkörper miteinander zu stabilisieren. Für konkrete Operationsempfehlungen in den Leitlinien der Mediziner reicht oft die Studienlage leider nicht aus. Sprechen Sie Ihren Arzt daher an, welcher therapeutische Weg für Sie der beste ist.

Wie wird eine Spondylolisthesis (Wirbelgleiten) festgestellt?

Ein Wirbelgleiten wird häufig in einem Röntgenbild in zwei Ebenen (von vorne und von der Seite) festgestellt. Vorher befragt und untersucht Sie Ihr Arzt natürlich gründlich. Manchmal sind zusätzliche Bilder bei bestimmten Körperhaltungen nötig (Funktionsaufnahmen). Auch Computertomograph (CT) und Kernspin (MRT) spielen eine Rolle.

Krankengeschichte und körperliche Untersuchung

Leiden Sie an Rückenschmerzen oder ziehenden Schmerzen in den Beinen, steckt eventuell ein Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) dahinter.

Ihr Arzt fragt in der Regel zunächst ab, unter welchen Bedingungen die Schmerzen auftreten und ob Sie begleitend Lähmungerscheinungen haben. Wichtig ist auch, ob Sie zuvor schon einmal am Rücken operiert wurden, welche Begleitkrankheiten Sie sonst noch haben und ob Sie Medikamente einnehmen.

Auf die sogenannte Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) folgt dann die körperliche Untersuchung. Dabei wird zum Beispiel der Rücken abgetastet und geschaut, ob er irgendwo druckschmerzhaft ist. Zudem überprüft der Arzt die Beweglichkeit von Rücken und Körper, gegebenenfalls auch Ihre Reflexe.

Röntgenbilder mit Gewichten

Wenn weitere Untersuchungen nötig sind, fertigen Mediziner als erstes ein Röntgenbild der Wirbelsäule an. Es wird je eine Aufnahme von vorne und eine von der Seite gemacht. Hier sehen die Ärzte dann eventuell schon, ob und auf welcher Höhe sich die Wirbelsäule verschoben hat.

Es gibt Menschen, bei denen die Spondylolisthesis nur bei bestimmten Bewegungen auftritt, die ersten Röntgenbilder sind oft unauffällig. Der nächste Schritt beinhaltet dann sogenannte Funktionsaufnahmen. Hierbei lehnt sich der Betroffene langsam nach vorne beziehungsweise nach hinten, dabei werden erneut Röntgenbilder gemacht.

Wichtig ist bei diesen Aufnahmen, dass Sie sich aus der Lendenwirbelsäule und nicht aus dem Becken nach vorne beugen. Zur Unterstützung halten Sie dabei Hanteln, die Ihren Stand und die Bewegung stabilisieren. Die Bilder werden beim Nachvorne- und Nachhintenbeugen angefertigt.

Computertomogramm und Kernspin

Neben den Röntgenbildern können auch Computertomograph (CT) und Kernspin (MRT) zur Untersuchung eingesetzt werden, um Ihren Rücken bildlich darzustellen.

Das Computertomogramm kann dabei sehr gut die knöchernen Strukturen der Wirbelkörper und ihrer Gelenke aufzeigen. Bei angeborenen Krankheiten, die mit einer Spondylolisthesis einhergehen, liegt zum Beispiel ein Knochendefekt in einem der kleinen Gelenke zwischen den Wirbelkörpern vor. Er kann im CT gut gesehen werden. Das MRT hingegen stellt besonders Veränderungen wie bei Bandscheibenvorfällen oder eingeengte Nerven gut dar.

Untersuchungen der Muskelfunktion (Elektromyographie, EMG) und Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) werden ebenfalls manchmal eingesetzt, bleiben aber Zusatzuntersuchungen und gehören nicht routinemäßig zur Diagnostik.

Behandlung und Prognose

Spondylolisthesis (Wirbelgleiten): Welche Therapieoptionen gibt es? 

Basistherapie bei Spondylolisthesis (Wirbelgleiten) sind Rückenschule und Physiotherapie. Auch Schmerzmedikamente kommen zum Einsatz, in sehr schweren Fällen kann eine Operation erwogen werden.

Instabile Gelenke

Bei der Spondylolisthesis ist die Wirbelsäule instabil. Oft verrutscht sie zwischen dem letzten Wirbelkörper der Lendenwirbelsäule (LWK 5) und dem Steißbein. Dabei tritt ein Spalt in den Gelenken auf, die die Wirbelkörper nach oben und unten miteinander verbinden.

Dies kann bei Jugendlichen wegen angeborener Fehlbildungen von Knochen- und Gelenkstrukturen vorkommen. Bei Erwachsenen lockert neben Verletzungen und Krankheiten auch Verschleiß die Gefügestrukturen.

Je nachdem, wie viele Millimeter (oder Prozent Flächenanteil) die Wirbelsäule im Vergleich zum unter ihr liegenden Wirbelkörper nach vorne rutscht, teilen Mediziner die Spondylolisthesis in vier beziehungsweise fünf Schweregrade ein. Grad I (Meyerding I°) bedeutet dabei, dass die Wirbelsäule weniger als 25% verrutscht ist. Grad V (Meyerding V°) beschreibt hingegen einen vollständigen Versatz um > 100%, das heißt oberer und unterer Wirbelkörper haben keinen Kontakt mehr zueinander.

Zuerst kommt die Rückenschule

Die Wirbelsäule und ihre einzelnen Wirbelkörper werden von Muskeln und Bändern gehalten und unterstützt. Muskelaufbau durch Rückenschule und Physiotherapie bilden daher Grundpfeiler der Therapie, um dieses Gerüst so gut wie möglich zu unterstützen. Wenn Betroffene unter Schmerzen leiden, kommen auch Medikamente zum Einsatz.

Reichen Rückenschule/Physiotherapie und Schmerzmedikation nicht aus, ist der Leidensdruck sehr hoch, treten Empfindungsstörungen und Kraftminderung in den Beinen oder gar Kontrollverlust von Mastdarm- und Blasenfunktion auf, muss gegebenenfalls operiert werden.

Operiert wird eher selten

Den Chirurgen stehen dabei verschiedene operative Verfahren zur Verfügung. Knochenfortsätze der Wirbel können miteinander versteift oder ein Knochenspan von vorne an die Wirbelsäule angebracht werden. Bei sogenannten instrumentierten Verfahren werden Schrauben und Metallimplantate oder Knochentransplantate verwendet.

Die Frage, ab wann wirklich eine Operation notwendig ist, ist bisher auch in den internationalen Leitlinien noch nicht eindeutig beantwortet. Bei neurologischen Ausfallserscheinungen wie Taubheitsgefühle und Lähmungen muss in der Regel operiert werden. Ansonsten richtet sich die Entscheidung unter anderem nach Schweregrad, Leidensdruck und Therapieerfolg der bisherigen konservativen (nicht-operativen) Methoden. Der Entschluss wird immer individuell getroffen.

Spondylolisthesis: Operation und Prognose

Wirbelgleiten (Spondylolisthesis): Hilft eine Operation?

Haupttherapie des Wirbelgleitens (Spondylolisthesis) sind konsequente Rückenschule und Physiotherapie. Eine Operation wird in der Regel erst notwendig, wenn neurologische Probleme wie zum Beispiel Kraftverlust in den Beinen auftreten. Schwere, fortgeschrittene Stadien werden ebenfalls gelegentlich operiert.

Wirbelgleiten – oft leichtgradig

Bei der Spondylolisthesis liegt eine Gefügelockerung der Gelenke zwischen den einzelnen Wirbeln vor. An dieser Schwachstelle kann die Wirbelsäule verrutschen. In der Regel gleitet sie im Verhältnis zu den unteren Wirbelkörpern ein paar Millimeter nach vorne. Am häufigsten sind aber leichtgradige Stadien des Wirbelgleitens. Meistens handelt es sich um einen Befund, der zufällig in einem Röntgenbild festgestellt wird. Betroffene haben keine Schmerzen oder Probleme.

OP meist nur in schweren Fällen

Ein Wirbelgleiten kann bei einigen Menschen jedoch Rücken-, Hüft- oder Beinschmerzen verursachen. Oft treten diese auch nur bei bestimmten Bewegungen auf. Die Behandlung umfasst neben Physiotherapie und Rückentraining wenn nötig auch Schmerzmedikamente. Die meisten Betroffenen werden hierunter beschwerdefrei.

Eine Operation kommt in der Regel erst in Betracht, wenn mindestens eine mittel- oder hochgradige Spondylolisthesis vorliegt, bei der die Wirbelsäule wenig oder gar keinen Kontakt mehr zu dem unteren Wirbelkörper hat, oder, wenn neurologische Probleme auftreten. Dabei drückt die Wirbelsäule auf die Nerven und führt zu Empfindungsstörungen und Kraftverlust in den Beinen. Auch Probleme beim Wasserlassen und Stuhlgang sind möglich. Dann muss operiert werden.

Betroffenen mit mittelgradigem Wirbelgleiten, die trotz Rückenschule und Schmerztabletten noch Beschwerden haben, hilft ebenfalls manchmal eine Operation. Die Entscheidung, welcher Weg für Sie der beste ist, trifft am Ende Ihr behandelnder Arzt, immer individuell und in Abhängigkeit von Ihren Befunden und Beschwerden.

Ist ein Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) heilbar?

Beim Wirbelgleiten (Spondylolisthesis) hängt Ihre Prognose davon ab, wie stark die Wirbelsäule verrutscht, wie ausgeprägt Ihre Schmerzen und Beschwerden sind und wie gut Sie auf eine Therapie aus konsequentem Rückentraining und gegebenenfalls Schmerzmedikation ansprechen.

In der Regel gute Prognose

Entscheidend für die Prognose ist unter anderem der Schweregrad der Spondylolisthesis. Grad I und II (Meyerding I° und II°) sind in der Regel mit konservativen Methoden, also ohne Operation gut behandelbar. Ausschlaggebend ist dabei immer, dass die Rückenschule konsequent, dauerhaft und selbständig fortgeführt wird. Wird die Rückenmuskulatur ausreichend und regelmäßig gestärkt, stabilisiert sie die Wirbelsäule, und ein Abgleiten kann verhindert werden.

Liegt ein höhergradiges Wirbelgleiten vor oder sind die Beschwerden auch nach mehr als sechs Monaten konservativer, nicht-operativer Therapie nicht in den Griff zu bekommen, ist die Prognose etwas ungünstiger. Sie werden wahrscheinlich doch immer wieder Rückenschmerzen und Beschwerden haben.

Wenn die Wirbelsäule sehr stark verrutscht ist oder auf die Nerven drückt, so dass es zu neurologischen Ausfallserscheinungen kommt – hierzu gehören Empfindungsstörungen und Kraftverlust in den Beinen oder Kontrollprobleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang – hilft in der Regel nur eine Operation.

Oft ein Zufallsbefund

Circa 6% der weißen Bevölkerung haben ein Wirbelgleiten. Es handelt sich um ein häufiges Problem. Meistens ist es ein Zufallsbefund in einem Röntgenbild. Die Prognose ist in diesem Fall gut, in der Regel sind und bleiben die Betroffenen beschwerdefrei.

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Quellen:

  • Spezifischer Kreuzschmerz, S2k-Leitlinie Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC), Stand 12/2017

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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Susanne Endres, Fachärztin für Innere Medizin

Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin

    Studium:
  • Freie Universität Berlin
    Berufliche Stationen:
  • Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin Reinickendorf
  • McGaw Medical Center of Northwestern University, Chicago

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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