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Wie kommt es zu einem Hörsturz? Wie wird er behandelt? Geht die Schwerhörigkeit wieder weg? Alle wichtigen Fragen zum Hörsturz beantworten wir im folgenden Beitrag. Die Symptome werden in einem eigenen Beitrag erläutert.

Ursachen

Welche Ursachen hat der Hörsturz?

Der Hörsturz bzw. Ohrinfarkt ist eine meist einseitig, plötzlich auftretende Schallempfindungsschwerhörigkeit bislang unbekannter Ursache. Diskutiert werden unterschiedliche Mechanismen, die sich hinter der Erkrankung verbergen könnten.

Tappen im Dunkeln

Trotz unserer fortgeschrittenen Wissenschaft ist es den Forschern bis heute nicht gelungen, die genaue Ursache bzw. den Entstehungsmechanismus dieser Erkrankung herauszufinden. Plausible Theorien gibt es aber dennoch.

So geht man davon aus, dass der Hörsturz vor allem auf eine unzureichende Sauerstoffversorgung des Innenohrs zurückzuführen ist, die ihrerseits durch eine mangelhafte Durchblutung kleinster Blutgefäße provoziert wird. Als Ursache hierfür vermuten die Experten beispielsweise Virusinfektionen und Gefäßkrankheiten.

Noch mehr Theorien

Weitere mögliche Auslöser bzw. Risikofaktoren, die zur Diskussion stehen, sind:

  • Autoimmunprozesse (das Immunsystem wehrt sich gegen körpereigene Strukturen)
  • spezifische Defekte in der Immunabwehr (im individuellen Abwehrsystem)
  • (verschleißbedingte) Veränderungen der Halswirbelsäule, die wiederum die Durchblutung des Innenohrs beeinträchtigen könnten
  • Begleiterkrankungen, die Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen bzw. Gefäßschäden darstellen (u. a. Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes mellitus)
  • Stress
  • Rauchen
  • permanente Reizüberflutung

Andere Erkrankungen ausschließen

Wichtig zu wissen: Der Hörsturz ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Erst wenn durch diverse spezielle Untersuchungen andere Erkrankungen mit gleicher bzw. ähnlicher Symptomatik ausgeschlossen werden konnten, spricht man von einem Hörsturz. Die Differenzialdiagnostik ist recht aufwendig, erfordert Zeit und manchmal auch unterschiedliche Fachärzte.

Der Hörsturz ist zwar kein Notfall, dennoch stehen die Chancen besser, je früher Sie sich mit Ihren Beschwerden bei einem HNO-Arzt vorstellen und eine Behandlung beginnen.

Diagnostik

Was erwartet mich beim Arztbesuch?

Einige, denn der Hörsturz ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass der HNO-Arzt zunächst sämtliche andere Ursachen für eine akute Innenohrschwerhörigkeit ausschließen muss, bevor er diese Diagnose stellt – und das beinhaltet zwangsläufig auch viele Untersuchungen.

Auch wenn der Hörsturz kein Notfall ist, sollten Sie dennoch bei einem entsprechenden Verdacht so früh wie möglich einen Hals-Nasen-Ohrenarzt aufsuchen. Nur so kann rechtzeitig die richtige Diagnose gestellt und eine adäquate Behandlung in die Wege geleitet werden.

Schritt für Schritt

Aber keine Angst, man wird Sie nicht sofort auf den Kopf stellen! In einem ausführlichen Gespräch wird Ihr behandelnder Arzt Sie erst einmal zu Ihren akuten Symptomen, zu Begleitbeschwerden, möglichen Grunderkrankungen, zur Einnahme von Medikamenten etc. befragen.

Dieses sogenannte Anamnesegespräch ist wichtig und bildet die Basis für das weitere diagnostische Vorgehen. Ihr Arzt verschafft sich so recht schnell einen Überblick über mögliche Auslöser bzw. Risikofaktoren für Ihre aktuellen Beschwerden und kann viel zielgerichteter die erforderlichen Untersuchungen in die Wege leiten.

Hinter einer akuten Innenohrschwerhörigkeit können sich nämlich viele mögliche Ursachen verbergen. Die Differenzialdiagnostik kann daher in manchen Fällen zu einer echten Herausforderung werden und die Zusammenarbeit mit anderen Fachärzten erfordern.

Welche weiteren Untersuchungen kommen auf mich zu?

Bei Verdacht auf einen Hörsturz, gehören neben der bereits erwähnten gründlichen Anamnese meist auch folgende Maßnahmen zur notwendigen Basis-Diagnostik:

  • HNO-Status (Übersichtsuntersuchung): Mit Hilfe der sogenannten Spiegeltechnik verschafft sich Ihr Arzt einen Überblick über Hals, Nase und Ohren und kann darüber ggf. bereits krankhafte Veränderungen feststellen bzw. ausschließen.
  • Blutdruck-Messung
  • Ohrmikroskopie
  • subjektive Hörprüfungen: u. a. Stimmgabelprüfung, Tonaudiogramm (testet das noch vorhandene Hörvermögen in verschiedenen Frequenzbereichen)
  • objektive Hörprüfung: Tympanometrie (eine Untersuchung zur Messung der Mittelohrfunktion; hierbei wird die Beweglichkeit des Trommelfells überprüft)
  • orientierende Vestibularisprüfung (Gleichgewichtsprüfung)

Es geht noch weiter…

Im Einzelfall kann es nützlich sein, noch weitere richtungsweisende Untersuchungen durchzuführen. Die vollständige Liste ist lang und würde an dieser Stelle sicherlich den Rahmen sprengen.

Der Übersicht halber möchten wir Ihnen daher nur einige Beispiele nennen, um Ihnen die Komplexität der möglichen Diagnostik bei Verdacht auf Hörsturz vor Augen zu führen.

Neben weiteren objektiv messbaren Hörtests (OAE, BERA) gehören breit angelegte Blutuntersuchungen ebenso dazu wie die bildgebenden Verfahren CT (Computertomographie) und MRT (Magnetresonanz- bzw. Kernspintomographie) zum Ausschluss von Tumoren, Infektionen und Durchblutungsstörungen des Gehirns.

Kein Grund zur Beunruhigung

Falls Sie sich jetzt aufgrund des eben Gelesenen unnötig Sorgen machen sollten, so möchten wir Sie umgehend beruhigen. In den allermeisten Fällen reicht die Basisdiagnostik vollkommen aus, um die häufigsten möglichen Ursachen für eine Hörminderung auszuschließen und ggf. eine Hörsturz-Behandlung einzuleiten.

Nur bei Bedarf werden im Anschluss an die Akuttherapie weitere der zum Teil bereits genannten komplexeren Untersuchungen vorgenommen.

Behandlung

Wie wird ein Hörsturz behandelt?

Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Da bis heute nicht genau bekannt ist, weshalb ein Hörsturz plötzlich auftritt, gibt es bislang auch keine anerkannten ursächlichen Behandlungsmethoden. Alle derzeit existierenden Therapieverfahren sind aufgrund fehlender aussagekräftiger Studien umstritten.

Behandlung – ja oder nein?

Eines vorweg: Nicht jeder Hörsturz bedarf einer Behandlung! Wenn Sie lediglich unter einem leichten Hörverlust ohne wesentliche Einschränkungen im Alltag leiden, kann man durchaus abwarten. Es gibt Betroffene, die auch ohne Therapie bereits nach einigen Tagen eine spontane Besserung ihrer Beschwerden erfahren.

Sollten Sie allerdings unter einer ausgeprägten Hörminderung, vorgeschädigten Ohren oder unter einer Beeinträchtigung Ihres Gleichgewichtssinns leiden, so wird dagegen eine sofortige Behandlung empfohlen.

In diesem Zusammenhang ist übrigens wichtig zu wissen, dass viele der zur Verfügung stehenden Therapien im sogenannten "Off-Label-Use" eingesetzt werden. Das bedeutet, dass sie in der Behandlung des Hörsturzes außerhalb des zugelassenen Einsatzgebietes verwendet werden und die Kosten von den Krankenkassen oft nicht übernommen werden.

Lediglich Therapievorschläge

Wie bereits erwähnt fehlt es an ausreichend klinischen Studien, die aussagekräftige Ergebnisse zur Wirksamkeit verschiedener Verfahren und Arzneimittel in der Behandlung des Hörsturzes liefern. Aus diesem Grund spricht man im Rahmen der Erkrankung auch immer nur von "Behandlungsvorschlägen".

Zu den aktuell (noch) am häufigsten eingesetzten Therapien gehören u.a.:

  • Glukokortikoide: entzündungshemmende Kortisonpräparate
  • Rheologika: Arzneimittel, die die Fließeigenschaften des Blutes beeinflussen und eine Gefäßerweiterung bewirken
  • hyperbare Oxygenierung (HBO, Sauerstofftherapie): Medizinisch reiner Sauerstoff wird unter einem erhöhten Umgebungsdruck eingeatmet.
  • antivirale Therapie (Einsatz bei Verdacht auf eine virale Infektion)

Nicht selten werden bestimmte Therapieverfahren miteinander kombiniert oder auch durch andere (komplementärmedizinische) Methoden ergänzt.

Das sagen die Experten

Die Leitlinie zum Hörsturz ist da etwas klarer. Die Experten empfehlen aufgrund der momentanen Datenlage als primäre Behandlung der idiopathischen Innenohrschwerhörigkeit (die ohne erklärbare Ursache auftritt) eine hochdosierte innerliche Kortison-Behandlung. Alternativ wird eine intratympanale Glukokortikoid-Therapie vorgeschlagen, bei der durch das betäubte Trommelfell eine Mischung aus Kortison und Hyaluronsäure ins Mittelohr gespritzt wird.

Letztendlich hängt die gewählte Maßnahme zur Behandlung des Hörsturzes sowohl von der Art und Schwere der Erkrankung als auch von Begleitbeschwerden, Grunderkrankungen und insgesamt vom Allgemeinzustand jedes einzelnen Betroffenen ab.

Die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten

Wie gut hilft Kortison bei einem Hörsturz?

Auch wenn es bei der Therapie des Hörsturzes bislang keine einheitlichen Empfehlungen gibt, so ist die Kortison-Behandlung derzeit noch die vielversprechendste Option. Neben der systemischen (innerlichen) Anwendung wird das Kortison nun zunehmend auch lokal ins Mittelohr gespritzt.

Kortison-Präparate haben sowohl eine abschwellende als auch eine entzündungshemmende, das Immunsystem unterdrückende Wirkung. Eigenschaften, die man in der Medizin generell zu schätzen weiß und auch in der HNO-Heilkunde zunehmend vielfältig nutzt.

Es fehlt an Studien

Beim Hörsturz ist das Problem, dass man bis heute nicht genau weiß, welche Ursachen bzw. Krankheitsmechanismen dahinterstecken. Genau diese Hintergrundinformationen wären aber nötig, um Betroffenen eine adäquate, erfolgversprechende Therapie anzubieten.

Hinzu kommt, dass die Datenlage zu den derzeit zur Verfügung stehenden Behandlungsmaßnahmen sehr dünn, teilweise auch widersprüchlich ist. Die Forderung der Experten zu diesem Thema ist umso klarer: Es werden deutlich mehr und bessere, breit angelegte klinische Studien benötigt – nur so kann der weitverbreitete Hörsturz sinnvoll bzw. zielführend behandelt werden.

Doch was bedeutet das für die tägliche Praxis und somit für alle Betroffenen? Welche Behandlung ist denn nun die richtige? Fragen, die man leider nicht wirklich eindeutig beantworten kann.

Das sagen die Experten

Letztendlich entscheidet natürlich Ihr behandelnder HNO-Arzt gemeinsam mit Ihnen, welche Behandlung für Sie persönlich die vielversprechendste ist. Die gewählte Therapie macht er nämlich nicht nur von der Art und Schwere Ihrer Innenohrschwerhörigkeit abhängig, sondern auch von Begleitbeschwerden, von Ihrem Allgemeinzustand und von evtl. bestehenden Grunderkrankungen.

Die Experten der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde haben dagegen, unabhängig von den zuvor erwähnten individuellen Faktoren, eine eindeutigere Tendenz. In ihren aktuellen Leitlinien zum Hörsturz beschränken sie sich hinsichtlich der Therapieempfehlungen konkurrenzlos auf die Glukokortikoide.

Hierbei geben sie den innerlichen (systemischen) hochdosierten Kortison-Präparaten definitiv den Vorzug. Lediglich bei bestehenden Gegenanzeigen oder, wenn die Therapie nicht anspricht, wird alternativ auf die lokale Kortison-Behandlung in Form der ITC (intratympanale Kortikoid-Therapie) verwiesen.

Unter ferner liefen…

Die sonst in der Hörsturz-Behandlung ebenfalls sehr beliebten durchblutungsfördernden Infusionen bzw. die gefäßerweiternden Medikamente werden von den Experten derzeit nicht empfohlen.

Bezüglich der hyperbaren Oxygenierung (HBO, Sauerstofftherapie), bei der medizinisch reiner Sauerstoff unter einem erhöhten Umgebungsdruck eingeatmet wird, gebe die aktuelle Studienlage so wenig her, dass momentan keine direkte Empfehlung ausgesprochen werden könne. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Behandlungsmethode lediglich in einer Druckkammer in einem Zentrum für hyperbare Sauerstofftherapie durchgeführt werden kann und somit weniger praktikabel ist.

Was ist eine intratympanale Kortikoid-Therapie (ITC)?

Bei der intratympanalen Kortikoid-Therapie handelt es sich um ein spezielles Verfahren in der Behandlung des Hörsturzes. Hierbei wird eine Mischung aus Kortison und Hyaluronsäure durch das betäubte Trommelfell direkt ins Mittelohr gespritzt.

Der Einsatz von Kortison-Präparaten in der Behandlung des Hörsturzes basiert u. a. auf der Annahme, dass sich die abschwellenden, antientzündlichen und immunsuppressiven (das Immunsystem unterdrückenden) Eigenschaften dieser Medikamente positiv auf sämtliche Symptome der Erkrankung auswirken.

Kurz und schmerzlos

Die erste Frage, die viele Betroffene beschäftigt, ist: "Tut das nicht fürchterlich weh?" An dieser Stelle ein klares "Nein". Das Schmerzempfinden ist zwar bei jedem Menschen anders, aber durch die vorherige Betäubung des Trommelfells wird die anschließende Injektion von kaum jemandem als schmerzhaft empfunden.

Was sehr wohl beschrieben wird, ist ein kleines Zwicken im Rahmen der Betäubung des Gehörgangs und des Trommelfells, was die allermeisten jedoch als harmlos bezeichnen. Abgesehen von der Wartezeit bis zum Wirkungseintritt der Betäubung (ca. 10 bis 15 Minuten) ist der Eingriff selbst nur eine Sache von Sekunden.

Allerdings müssen Sie danach noch weitere 20 Minuten "auf der gesunden Seite" liegen bleiben, damit das Arzneimittel ausreichend wirken kann. Gelegentlich kann es hierbei infolge einer Reizung des Innenohrs kurzzeitig zu einem leichten Schwindel kommen, der sich aber rasch wieder legt.

Der Ablauf im Detail

Ganz wichtig: Entspannen Sie sich! Auch wenn die Vorstellung, eine Nadel ins Ohr zu bekommen, sicherlich nicht zu den schönsten gehört, so werden Sie recht schnell feststellen, dass die intratympanale Kortikoid-Therapie (ITC) harmloser ist als sie klingt.

Ihr behandelnder HNO-Arzt wird zunächst die Lokalanästhesie vornehmen. Dazu legt er ein kleines mit Betäubungsmittel getränktes Schwämmchen in den betroffenen Gehörgang und somit direkt vor das Trommelfell. Sie sehen, alles ohne Spritze. Das ist übrigens wider Erwarten auch der Behandlungsteil, den die meisten als unangenehm empfinden.

Nach etwa einer Viertelstunde ist es dann soweit. Mit Hilfe eines Ohrmikroskops spritzt der HNO-Arzt das Kortison-Hyaluronsäure-Gemisch durch das Trommelfell in Ihr Mittelohr. Ein Vorgang, der nur wenige Sekunden in Anspruch nimmt. Nur sehr selten geben Betroffene an dieser Stelle an, dass der Eingriff etwas schmerzhaft sei.

Mehrere Behandlungen erforderlich

Es wird empfohlen, die ITC etwa fünf Mal im Abstand von 2 bis 3 Tagen durchzuführen. Manche Ärzte bevorzugen hierbei ein festes Wochenschema, z.B. Montag-Mittwoch-Freitag-Montag-Mittwoch. Nach der fünften Injektion wird meist schon der erste Kontroll-Hörtest durchgeführt.

Auf diese Weise kann Ihr HNO-Arzt beurteilen, ob bereits ein positiver Effekt der Therapie erkennbar ist. Falls nicht, seien Sie nicht beunruhigt. Den tatsächlichen Erfolg kann man nämlich erst nach circa vier Wochen beurteilen, denn die intratympanale Kortikoid-Therapie wirkt bis dahin noch nach.

Beschwerdelinderung ist das Ziel

Natürlich ist der Anspruch eines jeden Therapeuten und das Anliegen jedes Betroffenen, mit der Behandlung die Beschwerden möglichst komplett zu beheben. Im Falle des Hörsturzes wäre das Ziel folglich die vollständige Erholung des Hörorgans:

Wieder "normal" hören können, kein Druck mehr auf dem Ohr, das Verschwinden jeglicher Begleitbeschwerden wie Tinnitus oder Schwindelgefühle.

Leider gelingt es jedoch nicht immer, alle Beschwerden zu eliminieren. Dennoch ist es bereits für viele Betroffene eine deutliche Steigerung an Lebensqualität, wenn sie zumindest einen Teil ihrer Leiden bzw. Einschränkungen loswerden können. Insbesondere beim Hörsturz ist nicht selten die Kombination aus den verschiedenen Symptomen körperlich und psychisch stark belastend.

Hilft eine hyperbare Sauerstofftherapie beim Hörsturz?

Die hyperbare Oxygenierung (HBO) bzw. Sauerstofftherapie wird u. a. in der frühen Behandlung des Hörsturzes eingesetzt. Bei diesem Verfahren atmen die Betroffenen medizinisch reinen Sauerstoff unter Überdruckbedingungen ein. Die Therapie gilt unter Fachärzten als umstritten.

In den aktuellen Leitlinien der DGHNO (Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde) zum Hörsturz wird die Sauerstofftherapie aufgrund fehlender aussagekräftiger klinischer Studien lediglich als möglicher "Behandlungsvorschlag" aufgeführt. Eine klare Therapieempfehlung gibt es von den Experten nur für die Glukokortikoide (Kortison-Präparate).

Die Idee hinter dem Sauerstoff

Vielleicht fragen Sie sich, wieso man überhaupt auf die Idee kommt, bei einem Hörsturz Sauerstoff einzusetzen. Nun, obwohl man die Ursachen bzw. den Entstehungsmechanismus dieser Erkrankung bis heute nicht genau kennt, so gibt es dennoch plausible Theorien dazu.

Eine davon ist die, dass man annimmt, der Hörsturz sei vor allem auf eine unzureichende Sauerstoffversorgung des Innenohrs zurückzuführen. Diese Unterversorgung werde wiederum durch eine mangelhafte Durchblutung kleinster Blutgefäße provoziert. Beides zusammen führe schlussendlich zu einer Schädigung der Haarsinneszellen im Innenohr und somit zum Hörverlust.

Die HBO zielt auf eine Beseitigung der Durchblutungsstörung und des Sauerstoffmangels im Innenohr ab. Die Idee ist also, dass durch diese Methode wieder ausreichend gelöster Sauerstoff im Blut zur Verfügung steht, der die Unterversorgung aufhebt und so u. a. dafür sorgt, dass sich die Sinneszellen wieder erholen können.

Praktische Umsetzung

Die hyperbare Sauerstofftherapie ist ein aufwendiges Behandlungsverfahren, das nur in bestimmten Druckkammer-Zentren angeboten wird. Bedenken Sie, dass die HBO nicht für jeden Menschen geeignet ist – mögliche Gegenanzeigen müssen zuvor ausgeschlossen werden.

Während der Behandlung sitzen Sie meist in einer sogenannten Mehrplatz-Druckkammer mit anderen Personen zusammen. Unter Überdruckbedingungen atmen Sie über eine Maske medizinisch reinen Sauerstoff ein und müssen ansonsten nichts weiter tun. Sie haben permanent eine Sprech- und Sichtverbindung nach außen und können (falls erforderlich) auch jederzeit über eine Schleuse die Kammer verlassen.

Beim Hörsturz werden in der Regel etwa 10 bis 15 Behandlungen mit einer Dauer von jeweils 30 bis 60 Minuten empfohlen. Um den bestmöglichen Therapieerfolg zu erzielen, sollten die Behandlungen täglich stattfinden. Die HBO sollte idealerweise innerhalb der ersten zwei Wochen nach Hörverlust eingeleitet werden, spätestens jedoch innerhalb der ersten drei Monate.

Prognose und Verlauf

Hörsturz: Muss ich jetzt ein Hörgerät tragen?

Eine Frage, die sich zwangsläufig jeder stellt, wenn er plötzlich nicht mehr richtig hören kann und von einem Hörsturz die Rede ist. Zur allgemeinen Beruhigung sei an dieser Stelle gesagt: Erstmal abwarten, nur wenige Menschen mit Hörsturz sind wirklich auf ein Hörgerät angewiesen.

Je nachdem, welcher Art und Schwere die Hörminderung ist, wird Ihr behandelnder HNO-Arzt zunächst die für Sie in Frage kommenden Therapien besprechen und zeitnah in die Wege leiten. Heutzutage werden zur Behandlung des Hörsturzes vor allem Kortison-Präparate entweder innerlich oder lokal im Ohr eingesetzt.

Jeder Verlauf ist anders

Prognostisch günstig scheint in diesem Zusammenhang nicht nur ein frühzeitiger Therapiebeginn zu sein, sondern auch der vorliegende Hörsturz-Typus. Hierbei weist der Hörverlust im Tiefton- oder Mittelfrequenzbereich bzw. eine von Anfang an nur leichtgradige Hörminderung übrigens den positivsten Krankheitsverlauf auf – laut Statistik.

Lassen Sie sich davon jedoch nicht verunsichern. Auch unter den schweren Fällen von Innenohrschwerhörigkeit gibt es genügend Beispiele dafür, dass es durchaus zu einer vollständigen Genesung kommen kann. Vertrauen Sie da bitte Ihrem behandelnden Arzt, und geben Sie Ihrem Körper bzw. Ohr die nötige Zeit.

Außerdem kann man den tatsächlichen Erfolg der Behandlung erst nach einigen Wochen beurteilen. Der Grund dafür liegt darin, dass die Arzneistoffe zum Teil noch so lange nachwirken können. Sollten Sie also während der meist ein- bis zweiwöchigen Kortison-Erstbehandlung noch immer unter einer ausgeprägten Hörminderung leiden, brauchen Sie sich zunächst keine Sorgen machen, dass das nun für immer so bleibt.

Hörgerät – ja oder nein?

Doch wann genau ist der Zeitpunkt da, an dem man sich vielleicht für das Tragen eines Hörgerätes entscheiden muss? Kommt man trotz Hörverlust nicht auch ohne Hörhilfe aus? Tatsächlich hängt das letztendlich davon ab, für wie störend Sie persönlich Ihre Hörprobleme halten und wie sehr diese Sie im täglichen Sprachverstehen behindern.

Liegt ein schwerer, aktuell nicht mehr therapierbarer Hörverlust vor, macht es durchaus Sinn, sich mit dem Thema Hörgerät vertraut zu machen. Schließlich sollte es ja darum gehen, dass Sie im Alltag trotz der bestehenden Innenohrschwerhörigkeit so wenig Einschränkungen wie möglich erfahren müssen.

Lassen Sie sich diesbezüglich doch mal ganz unverbindlich beraten, z.B. bei einem Hörgerätakustiker. Es gibt auch Hörgeräte zur Probe!

Hörsturz gehabt: Welche Risiken habe ich?

Hörsturz: Werde ich wieder vollständig gesund?

Das ist wirklich schwer zu beantworten. Der Krankheitsverlauf und somit auch die Prognose des Hörsturzes hängt nämlich von verschiedenen Faktoren ab. Neben Art und Schwere der Innenohrschwerhörigkeit spielen auch mögliche Begleitbeschwerden eine große Rolle.

"Best case" – wenn's gut läuft

Man unterscheidet beim Hörsturz hinsichtlich des Frequenzbereiches und des Schweregrades insgesamt fünf verschiedene Formen. Welche Art der Innenohrschwerhörigkeit im Einzelfall vorliegt, ermittelt der HNO-Arzt mit Hilfe einer ganz bestimmten Hörprüfung, der Tonaudiometrie.

Neben der Hochton-, Mittelton-, Tiefton- und der pantonalen (alle Tonhöhen betreffenden) Innenohrschwerhörigkeit unterscheidet man zudem noch die Taubheit bzw. die an Taubheit grenzende Innenohrschwerhörigkeit.

Die günstigste Prognose (auch bezogen auf Begleitsymptome wie Tinnitus und Schwindel) ist bei einem isolierten Hörverlust im Tiefton- oder im Mittelfrequenzbereich bzw. bei einer von Anfang an nur leichtgradigen Hörminderung zu erwarten.

Ungünstig, aber nicht aussichtslos

Schlechter sieht es aus, wenn der Hörverlust von vornherein mit einer Taubheit bzw. an Taubheit grenzenden Schwerhörigkeit einhergeht oder die Hörminderung im Verlauf sogar zunimmt. Des Weiteren gelten parallel auftretende Gleichgewichtsstörungen als prognostisch ungünstig.

Bedenken Sie jedoch, dass das alles Statistiken sind. Der Verlauf des Hörsturzes kann wirklich sehr unterschiedlich sein, und somit gibt es auch keine zuverlässige Prognose. Es gibt eine relativ hohe Anzahl an Spontanheilungen wie auch Fälle, in denen ein schwerer Hörsturz mittels Behandlung wieder völlig ausgeheilt ist.

Andere Betroffene werden wiederum die stark störenden Begleitsymptome (Tinnitus, Schwindel) schnell los, behalten aber eventuell eine lebenslange Schwerhörigkeit zurück.

Beugen Sie vor

Man geht davon aus, dass Betroffene ein Risiko von etwa 30% haben, erneut einen Hörsturz zu erleiden. Bevorzugt treten diese Rezidive bei Hörstürzen im Tief- und Mittelfrequenzbereich sowie bei Menschen mit bestehenden Risikofaktoren (Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Dauerstress, Rauchen) auf.

Auch wenn man bis heute nicht weiß, welche genauen Ursachen dem Hörsturz zugrunde liegen, so kennt man zumindest einige Aspekte, die sich ungünstig sowohl auf das Erstauftreten als auch auf den Verlauf der Erkrankung auswirken können.

Deshalb gilt: Achten Sie auf sich und Ihre Gesundheit, minimieren oder eliminieren Sie die ungünstigen Faktoren – und bleiben Sie optimistisch.

Kann ich öfter einen Hörsturz erleiden?

Ja, es gibt Menschen, die wiederholt unter Hörstürzen leiden. Der plötzlich und ohne erkennbaren Grund meist einseitig auftretende Hörverlust wird oft von anderen Symptomen begleitet, die bei einem erneuten Hörsturz aber durchaus variieren können.

Es kann jeden erwischen

Prinzipiell können alle Altersgruppen geschlechtsunabhängig von einem Hörsturz betroffen sein, lediglich im Kindesalter tritt er eher selten auf. Allerdings gibt es einen Erkrankungsgipfel zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr.

Laut aktueller Leitlinie geht man in Deutschland derzeit von 160 bis 400 Fällen pro 100.000 Einwohnern jährlich aus. Das bedeutet, dass über 200.000 Menschen hierzulande jährlich einen Hörsturz erleiden! Eine beeindruckende Zahl, vor allem wenn man bedenkt, dass die Ursachen bislang unbekannt und somit auch die Therapiemöglichkeiten eingeschränkt sind.

Risikofaktoren beachten

Auch wenn man die eigentliche Ursache für den Hörsturz bislang nicht kennt, so gibt es durchaus plausible Theorien zum Entstehungsmechanismus dieser Schallempfindungsstörung. Dazu gehören auch eine Anzahl an potentiellen Auslösefaktoren, die es zu beachten und bestenfalls zu eliminieren gilt.

Falls Sie also Ihr Risiko für einen erneuten Hörsturz so weit wie möglich selbst minimieren möchten, sollten Sie u. a. folgendes berücksichtigen:

  • Vermeiden Sie unnötigen Stress und permanente Reizüberflutung.
  • Gönnen Sie sich ausreichend Ruhepausen.
  • Falls Sie rauchen, hören Sie schnellstmöglich damit auf.
  • Bewegen Sie sich ausreichend an der frischen Luft.
  • Achten Sie auf Ihr Gewicht.
  • Sollten Sie unter einer oder mehreren Erkrankungen leiden, die mit einem erhöhten Risiko für Durchblutungsstörungen bzw. Gefäßschäden einhergehen (z. B. Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen), so ist eine engmaschige ärztliche Begleitung empfehlenswert.
  • Lassen Sie Ihre Medikamente überprüfen – manche Wirkstoffe können schädigend für das Innenohr sein.
Kann ich wegen einem Hörsturz erwerbsunfähig werden?

Kaum. Es besteht zwar die Gefahr einer dauerhaften Schwerhörigkeit, diese führt aber dank moderner Akustikgeräte nur extrem selten zur Arbeitsunfähigkeit. Sollten Sie sich aber trotz der Hörhilfen dem Arbeitsalltag nicht mehr gewachsen fühlen, sprechen Sie bitte Ihren Arzt und/oder Akustiker diesbezüglich an. Eventuell dauert es nur eine Weile, bis Sie mit den Hörgeräten zurechtkommen und die Einstellung der Apparate optimiert ist. Ob bei Ihnen aber tatsächlich eine Erwerbsminderung vorliegt, können Sie beim Versorgungsamt klären lassen.

Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): Leitlinie zum Hörsturz, Download: http://www.awmf.org, Zugriff Oktober 2019.

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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Autorin
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