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Eine Hirnhautentzündung ist eine Infektion der Hüllen oder Häute von Gehirn und Rückenmark. Erreger sind meist Bakterien oder Viren. Unbehandelt besteht zumindest bei bakterieller Meningitis Lebensgefahr, weshalb eine rasch beginnende Behandlung von großer Bedeutung ist. Im folgenden Beitrag beantworten wir die wichtigsten Fragen dazu.

Grundlagen

In welcher Altersgruppe tritt eine Hirnhautentzündung gehäuft auf?

Jährlich erkranken in Deutschland schätzungsweise 5.000 bis 10.000 Menschen an einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Prinzipiell kann diese Erkrankung zwar jeden treffen und mit Pech innerhalb von Stunden zu einem bedrohlichen Krankheitsbild führen. Überwiegend tritt die Meningitis aber im Kleinkind- bis Jugendalter auf sowie bei alten Menschen und Abwehrgeschwächten.

Insgesamt ist die Zahl der Hirnhautentzündungen bei uns rückläufig, vor allem wegen der inzwischen eingeführten Impfungen gegen einige Meningitis-Erreger. In nichtindustrialisierten Ländern zählt die Meningitis aber noch zu den häufigsten Krankheiten.

Meningitis: Vorkommen und Ansteckung

In welcher Jahreszeit treten Hirnhautentzündungen gehäuft auf?

Grundsätzlich ist die Möglichkeit, sich eine Hirnhautentzündung einzufangen, zu jeder Jahreszeit gegeben. Saisonale Unterschiede gibt es in Abhängigkeit von der Erregerart.

So kommt es in Europa im Winter und Frühling zu einem gehäuften Auftreten der potenziell lebensbedrohlichen, insgesamt aber relativ seltenen bakteriellen Meningitiden, im Sommer dagegen zu einem Erkrankungsgipfel der häufigeren, dafür meist relativ harmlosen viral bedingten Hirnhautentzündungen.

Was ist der Meningitis-Gürtel?

Als Meningitis-Gürtel wird ein 21 Nationen umfassender Bereich in Afrika unmittelbar südlich der Sahara und nördlich des Äquators bezeichnet, in dem die durch Meningokokken ausgelöste Meningitis, die bei uns nur sporadisch auftritt, endemisch ist, also ständig vorkommt.

Seit über 100 Jahren kommt es zumeist in der Trockenzeit von Dezember bis Juni zu Epidemien, denen vor allem 5- bis 12-Jährige zum Opfer fallen. Die älteren Jugendlichen und Erwachsenen sind dagegen offenbar durch den immunisierenden Kontakt mit einem in freier Wildbahn vorkommenden Bakterienstamm (Wildtyp), nämlich die Serogruppe A von Neisseria meningitidis, erfolgreich in einer Art natürlicher Impfung geschützt.

Wie lange dauert es, bis nach einer Ansteckung eine Meningitis entsteht?

Die Zeit zwischen Ansteckung und dem Auftreten erster Krankheitszeichen (Inkubationszeit) beträgt bei einer Hirnhautentzündung in der Regel etwa 3-10 Tage. Typischerweise sind bereits einige Tage zuvor grippeähnliche Beschwerden vorhanden.

Bei einer akuten bakteriellen Meningitis können sich die Symptome aber auch innerhalb von nur 1-3 Tagen entwickeln, manchmal sogar innerhalb weniger Stunden.

Wenn Sie bei Ihrem Kind einen Verdacht auf Hirnhautentzündung haben, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen. Denn eine Hirnhautentzündung ist grundsätzlich als Notfall zu betrachten, der sofort behandelt werden muss!

Symptome

Was sind typische Beschwerden bei Hirnhautentzündung? 

Es gibt drei klassische Meningitis-Symptome, wenn Bakterien die Ursache sind:

  • Kopfschmerzen mit steifem Nacken
  • hohes Fieber
  • Benommenheit

In exakt dieser Kombination treten die drei Symptome aber nur bei etwa 50% der Betroffen auf. Insofern sollten auch zum Beispiel starke Kopfschmerzen mit Fieber oder ein steifer Nacken mit Bewusstseinstrübungen ein Grund sein, sofort einen Notarzt zu rufen.

Virale Hirnhautentzündungen verlaufen in der Regel etwas milder, aber auch hier gibt es jede Menge Varianten. Da es sich um eine schwere Erkrankung handelt, ist es wichtig, im Fall der Fälle die Anzeichen richtig zu deuten.

Typische Symptome sind beim Säugling:

  • unruhiges (schreiendes) oder auffällig ruhiges Kind
  • Kind blass, schwitzt
  • Muskelschwäche („schlappes“ Baby)
  • meist hohes Fieber
  • Trinkschwäche
  • Erbrechen
  • eventuell Krampfanfälle, Lähmungen, Bewusstlosigkeit

Ab dem 2. Lebensjahr:

  • anfangs Erbrechen, Übelkeit
  • Kopfschmerzen
  • Unruhe oder Teilnahmslosigkeit, Schläfrigkeit
  • meist hohes Fieber
  • Nackensteife
  • eventuell Krampfanfälle, Lähmungen, Bewusstlosigkeit

Rufen Sie bei Verdacht auf eine Entzündung des Gehirns bzw. eine Hirnhautentzündung sofort den Notarzt, da es sich um eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung handelt!

Wie kann ich testen, ob mein Kind eine Hirnhautentzündung hat?

Kopfschmerzen, die im Rahmen einer fieberhaften Erkrankung auftreten, klingen meist wieder ab, wenn das Fieber seinen Höhepunkt erlangt hat. Ist dies bei Ihrem Kind nicht der Fall – bleiben die Kopfschmerzen also bestehen – und kommen auch noch Übelkeit oder Erbrechen dazu, liegt der Verdacht auf eine Hirnhautreizung oder Hirnhautentzündung nahe.

Das Dreifuß- und das Kniekuss-Zeichen sind erste Anhaltspunkte dafür, um diesem Verdacht nachzugehen. Kann Ihr Kind den Aufforderungen dieser beiden diagnostischen Proben mühelos entsprechen, ist eine Hirnhautentzündung normalerweise so gut wie ausgeschlossen.

In Zweifelsfällen sollten Sie immer den Kinderarzt hinzuziehen, ebenso, falls der Krankheitsverlauf dies nahelegt und es Ihrem Kind nicht rasch besser geht.

Weitere Tests auf Meningitis

Was ist das Dreifuß-Zeichen?

Das Dreifuß-Zeichen dient als Anhaltspunkt dafür, ob jemand möglicherweise an einer Hirnhautentzündung leidet. Kann derjenige auf die Aufforderung hin, sich aus dem Liegen aufzusetzen, die Arme ohne Schmerzen bei gestreckten Knien, gebeugten Hüften und nach vorne gekrümmtem Rücken vorstrecken, ist eine Hirnhautentzündung sehr unwahrscheinlich.

Wann ist das Dreifuß-Zeichen positiv?

Wenn sich der Betroffene fortwährend mit den Armen nach hinten abstützen muss, den Kopf etwas nach hinten gestreckt hält und nicht ohne Rücken- und Kopfschmerzen die Arme nach vorn zu bringen vermag. Das sind Alarmsignale für eine Meningitis.

Was ist das Kniekuss-Zeichen?

In Ergänzung zum Dreifuß-Zeichen eignet sich auch das Kniekuss- oder Knieküss-Zeichen als einfach durchzuführende Probe bei Verdacht auch eine Hirnhautentzündung. Die Aufgabe besteht darin, im Sitzen das angezogene Bein mit dem Mund zu berühren.

Bei einer Hirnhautentzündung oder Hirnhautreizung gelingt das wegen auftretender Rücken- und Kopfschmerzen selbst mit Armhilfe nicht.

Was ist das Kniebeuge-Zeichen?

Neben dem Dreifuß- und Kniekuss- ist auch das Kniebeuge-Zeichen (Brudzinski-Zeichen) ein neurologischer Hinweis auf eine Hirnhautentzündung. Dazu legt sich der Betroffene flach auf den Rücken legen. Anschließend soll er seinen Kopf nach vorne beugen, so dass sein Kinn das Brustbein berührt.

Wann ist das Kniebeuge-Zeichen auffällig?

Wenn der Betroffene dann automatisch die Knie anzieht, um Schmerzen zu vermeiden, liegt der Verdacht einer Hirnhautentzündung nahe.

Der Grund für diesen pathologischen Reflex: Durch die Beugung des Kopfes noch vorne wird ein Zug auf die Hirnhäute ausgeübt und auf die Nervenwurzeln im Lendenbereich übertragen. Liegt eine Reizung bzw. Entzündung der Hirnhäute (oder auch des Gehirns) vor, dient das Anziehen der Beine wegen der Entlastung der Nervenwurzeln zur Schmerzvermeidung.

Allerdings ist dieses Phänomen nicht immer bei einer Hirnhautentzündung feststellbar und, wie alle anderen Zeichen in der Regel auch, keinesfalls als alleiniges Merkmal diagnosetauglich.

Was ist das Brudzinski-Zeichen?

Auch das Brudzinski-Zeichen ist ein Hinweis auf eine Hirnhautentzündung. Es geht zurück auf den polnischen Kinderarzt Jozef von Brudziński (1874-1917), der das Zeichen erstmals beschrieb.

Und so äußert sich das Brudzinski-Zeichen: Das auf dem Rücken liegende Kind bzw. der Patient zieht zur Schmerzvermeidung automatisch die Beine an, wenn sein Kopf nach vorne gebeugt wird.

Synonyme lauten:

  • Kniebeuge-Zeichen
  • Nackenzeichen
  • Nackenphänomen
  • neck sign (es gibt ja Ärzte, die die Übernahme englischer Begriffe lieben, warum auch immer)

Behandlung

Wie wird eine Hirnhautentzündung behandelt?

Das hängt von der Ursache ab, insbesondere vom Erreger. Eine bakterielle Meningitis muss mit Antibiotika behandelt werden, und zwar so rasch wie möglich. Oft wird auch noch über einige Tage Kortison verabreicht, um den Entzündungsprozess einzudämmen. Wegen der notwendigen engmaschigen Überwachung ist eine Krankenhauseinweisung meist unumgänglich, in schweren Fällen auch auf der Intensivstation. Ohne Behandlung verläuft diese Art der Hirnhautentzündung sonst häufig tödlich. In bestimmten Gebieten Afrikas mit unzureichender medizinischer Versorgung ist die Sterblichkeit der Meningitis sehr hoch.   

Bei einer viralen Meningitis, hierzulande die häufigere Variante, sind keine speziellen Medikamente notwendig. Aber auch sie muss ernst genommen werden (Bettruhe, viel Flüssigkeit, Schmerzmittel), um Folgekomplikationen zu verhindern.  

Vorbeugung gegen Meningitis?

Gibt es einen sicheren Schutz gegen Meningitis?

Nein, leider nicht. Zwar ist die Zahl der Hirnhautentzündungen in Deutschland dank der in den letzten Jahren und Jahrzehnten eingeführten Impfungen rückläufig, dennoch erkranken schätzungsweise 5.000 bis 10.000 Menschen jährlich an einer Meningitis, darunter viele Kinder, die von dieser Erkrankung besonders bedroht sind.

Warum gibt es keine Schutzimpfung gegen Hinrhautentzündungen?

Das liegt daran, dass es zahlreiche Erreger gibt, die eine Hirnhautentzündung auslösen können, aber nur wenige, gegen die geimpft werden kann (bestimmte Meningokokken-Arten, Pneumokokken, FSME). Deshalb spielen auch ganz alltägliche Maßnahmen wie z.B. schützende Kleidung gegen Kälte oder Zecken sowie eine konsequente Bettruhe und Schonung bei grippalen Infekten eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung für die Gesundheit Ihrer Kinder.

Quellen:

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

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  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
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  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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