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Imatinib (Glivec): Wirkung und Nebenwirkungen

Wie wird Imatinib (Glivec®) verabreicht? Wie lange dauert die Therapie bei Leukämie? Und was sind mögliche Nebenwirkungen des Präparates? Diese und andere Fragen beantworten wir in folgendem Beitrag.

Wirkung

Auf welche Weise wirkt Imatinib (Glivec)?

Imatinib ist ein sogenannter Signaltransduktionshemmer (Abkürzung: STI für Signal-Transduktions-Inhibitor). Hinter diesem ungelenken Begriff verbirgt sich ein Wirkmechanismus, der den klassischen Chemotherapeutika in der Leukämiebehandlung vom Prinzip her überlegen ist.

Imatinib hemmt spezifisch die sogenannte Bcr-Abl-Tyrosinkinase. Dieses Enzym steuert die ungebremste Vermehrung der Leukämiezellen, ist also unmittelbar für die Erkrankung verantwortlich. Das bedeutet, Imatinib greift – im Gegensatz zu anderen Chemotherapeutika – gezielt in den Krankheitsprozess bei Leukämie ein.

Die bösartige Tyrosinkinase wird aufgrund einer bestimmten Gen-Mutation gebildet – dem sogenannten Philadelphia-Chromosom. Deshalb wirkt Imtinib auch nur dann, wenn das Philadelphia-Chromosom vorliegt. Das ist bei 90% aller Menschen mit chronisch myeloischer Leukämie (CML) der Fall (und auch bei etwa 60% aller Menschen mit akuter lymphatischer Leukämie).

Einsatz bei CML

CML: Wie lange muss man Imatinib (Glivec) einnehmen? 

In der Regel lebenslang. Denn die Behandlung mit Glivec dient ja dem Zweck, einen Rückfall der Erkrankung möglichst lange zu unterdrücken. Das gelingt aber nur, solange man die Medikamente auch einnimmt.

Imatinib zielgerichteter als eine Chemotherapie

Zum Hintergrund: Eine chronisch myeloische Leukämie (CML) kann mit Medikamenten nicht geheilt werden. Das ist nur mit einer Stammzelltransplantation denkbar, die aber in vielen Fällen nicht möglich ist (weil die Nebenwirkungen sehr heftig sind und weil oft gar kein Spendermaterial zur Verfügung steht). In diesem Fall steht heute mit Imatinib ein Arzneimittel zur Verfügung, das die Leukämie wesentlich zielgerichteter bekämpft als die herkömmliche Chemotherapie. Imatinib unterdrückt spezifisch die Vermehrung von Leukämie-Zellen, wirkt also nicht so stark auf den restlichen Körper wie eine klassische Chemotherapie.

Ob Imatinib bzw. Glivec eingesetzt werden kann, hängt vom Zelltypus der Leukämie ab. In etwa 90% der Fälle ist eine Behandlung mit Imatinib möglich. Nebenwirkungen sind eher die Ausnahme und oft milder Natur. So gesehen sollte man die Dauertherapie nicht als Fluch ansehen, sondern eher als eine Chance auf eine sehr lange schubfreie Zeit.

Kann man mit Imatinib eine Leukämie (CML) heilen? 

Das ist derzeit (Stand: Frühjahr 2011) noch unklar. Es fehlt bisher an Langzeitstudien, die eine genaue Beurteilung darüber zulassen, ob Imatinib eine chronische myeloische Leukämie (CML) evtl. sogar komplett heilen kann.

Zumindest deuten aktuelle Untersuchungen darauf hin, dass das Medikament möglicherweise schon früher eingesetzt werden sollte – also nicht erst im Krisenfall bzw. nach Versagen der Standardtherapie.

Zusatzinformation 2012

Mittlerweile gilt Imatinib als Standardtherapie bei CML, wird also von Experten als Mittel der ersten Wahl noch vor der Chemotherapie oder Interferon empfohlen.

Kann Imatinib auch dann noch eingesetzt werden, wenn eine Behandlung mit Interferon nicht mehr anschlägt?

Ja. Imatinib hat ja einen völlig anderen Wirkmechanismus als Interferon alpha und zeigt daher oft auch dann noch Behandlungserfolge, wenn die Gabe von Interferon keine Wirkung mehr erzielt hat.

Auch in der sogenannten Blastenkrise, einer schwerwiegenden Komplikation mit Ausschwemmung zahlreicher Leukämie-Zellen, wird Imatinib eingesetzt.

Einsatz bei ALL

Wann kommt Imatinib (Glivec) zur Behandlung der ALL in Betracht?

Glivec ist ein sogenannter Signaltransduktionshemmstoff. Dieses Medikament hemmt spezifisch das Wachstum von Leukämiezellen.

Bei der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) wirkt Imatinib dann, wenn das sogenannte Philadelphia-Chromosom nachweisbar ist. Das ist bei etwa einem Viertel der Betroffenen der Fall. Das Philadelphia-Chromosom charakterisiert einen bestimmten Wachstumstyp bei der ALL, daher gibt es hier auch therapeutische Besonderheiten.

Einnahme

In welcher Form wird Imatinib (Glivec) verabreicht?

Imatinib muss nicht gespritzt werden, sondern kann in Kapselform eingenommen werden. Standard ist derzeit (April 2011) eine Kapsel täglich.

Nebenwirkungen

Mit welchen Nebenwirkungen muss man unter der Behandlung mit Imatinib rechnen?

Insgesamt ist Imatinib – verglichen mit einer Chemotherapie – ein relativ gut verträgliches Medikament. Dennoch muss man auch unter Imatinib mit Nebenwirkungen rechnen.

Es kann unter der Behandlung zu Übelkeit, Muskelkrämpfen oder Muskelschmerzen, Ödemen (Wasseransammlungen) und Hautausschlägen kommen. Allerdings ist das längst nicht immer der Fall und meist verlaufen diese Nebenwirkungen eher milde.

Quellen:

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Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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