Darmkrebsvorsorge
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- Zuletzt aktualisiert: Dienstag, 22. März 2022 09:32
Warum ist die Vorsorge bei Darmkrebs so wichtig? Wie genau läuft so eine Darmspiegelung ab, und muss ich vorab irgendetwas beachten? Im folgenden Beitrag beantworten wir viele wichtige Fragen zur Darmkrebsvorsorge.
Sinn der Früherkennung
Warum ist gerade beim Darmkrebs die Früherkennung so wichtig?
Weil der Darmkrebs bei früher Entdeckung in fast allen Fällen geheilt werden kann. Wird er hingegen erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt, sind die Heilungschancen weitaus geringer.
Über Jahre keine Symptome
Darmkrebs verursacht in seiner Entstehungsphase in den meisten Fällen keine Symptome. Und das oft über Jahre, weil sie in der Regel sehr langsam wachsen. Umso wichtiger ist, dass Sie sich im Rahmen der Krebsvorsorge auch dann auf Darmkrebs untersuchen lassen, wenn Sie keinerlei Beschwerden haben. Dafür spricht auch die Häufigkeit von Darmkrebs. Es handelt sich sowohl bei Männern als auch bei Frauen um die zweithäufigste Krebsart. Von 100 Menschen erkranken hierzulande 6 im Laufe ihres Lebens an Darmkrebs. Und überleben ihn, wenn er rechtzeitig entdeckt wird.
Bei anhaltenden Beschwerden unbedingt zum Arzt
Wenn es im Frühstadium überhaupt zu Beschwerden kommt, sind es am ehesten Verdauungsprobleme oder Blut im Stuhl. Wenn Sie über längere Zeit an wiederkehrender Verstopfung oder Durchfall leiden oder Blutbeimengungen im Stuhl beobachten, sollten Sie das auf jeden Fall von einem Arzt abklären lassen – auch wenn in den meisten Fällen harmlose Ursachen dahinterstecken.
Darmspiegelung: unangenehm, aber wichtig
Kann mit der Darmspiegelung eine Krebserkrankung verhindert werden?
Ja, zumindest wenn die Darmspiegelung (Koloskopie) den Empfehlungen gemäß ab dem entsprechenden Alter regelmäßig durchgeführt wird. Genau genommen verhindert sie nicht den Krebs, sondern entdeckt ihn so früh, dass er sich nicht zu einer bedrohlichen Krebserkrankung weiterentwickeln kann.
Vorstufen rechtzeitig beseitigen
Auch gutartige Geschwülste, sogenannte Darmpolypen, aus denen später ein bösartiger Darmkrebs werden kann, können mit Hilfe der Koloskopie aufgespürt und rechtzeitig entfernt werden, so dass eben genau diese Gefahr gebannt wird.
Geht es bei der Darmspiegelung nur darum, Krebs zu entdecken?
Nein, es geht auch darum Polypen zu entdecken, sie gelten als Krebsvorstufen. Polypen sind zwar gutartig, doch auf lange Sicht kann sich daraus ein bösartiger Tumor entwickeln. Werden sie in der Darmspiegelung entdeckt, werden sie in der Regel meist noch während der Untersuchung entfernt.
Stuhl-Untersuchung als Vorsorge nicht ausreichend
Bei der Untersuchung des Stuhls auf Blut allein bleiben die Polypen meist unerkannt, weil diese nur selten bluten. Und auch ein Darmkrebs im Frühstadium wird durch eine Spiegelung zuverlässiger entdeckt als durch eine reine Stuhlprobe.
Raten alle Ärzte zur Darmkrebsvorsorge?
Nein, es gibt es auch Gegenstimmen. Von anderen Experten nämlich wird die Vorsorge - zumindest bei Personen ohne besondere Risiken - immer wieder in Frage gestellt. Deren Argument: Man würde zwar mit der Darmspiegelung einen möglichen Darmkrebs früher entdecken. Es sei aber fraglich, ob man deshalb auch bessere Chancen habe.
Unterm Strich spricht vieles für die Vorsorge
Allerdings ist auch diese Herangehensweise kritisch zu sehen. Sie stimmt nämlich nur, wenn man nach der Entdeckung nichts gegen den Krebs tun kann. Das ist bei Darmkrebs aber nicht der Fall. Gerade frühe Tumoren lassen sich sehr oft vollständig heilen.
Männer oder Frauen: Darmkrebsrisiko
Männer haben anscheinend in jedem Alter ein höheres Risiko als Frauen. In einer Analyse von über 600.000 Darmspiegelungen zeigte sich, dass die typischen Vorstufen von Darmkrebs (Polypen) bei Männern etwa doppelt so häufig gefunden werden wie bei Frauen.
Wie steht es um die wissenschaftlichen Beweise dafür?
In einer Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) wurden 3.300 Saarländer untersucht. In der ersten Gruppe (bereits mehrere Darmspiegelungen) lag die Häufigkeit bösartiger Befunde bei 6%, in der zweiten Gruppe (erste Darmspiegelung) dagegen bei 11%. In der ersten Gruppe wurden demnach mehr Tumore rechtzeitig entdeckt und entfernt.
Unterm Strich steht folgendes fest: Wer frühzeitig und regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge (incl. Darmspiegelung) geht, reduziert sein Risiko, eine ausgewachsene Darmkrebserkrankung zu bekommen, auf fast Null.
Vorsorgeplan
Ab wann sollte man regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge gehen?
Wenn Sie keine besonderen Risiken haben, wird die Teilnahme an der Darmkrebsvorsorge ab dem 50. Lebensjahr empfohlen. In der Regel werden dann in regelmäßigen Abständen eine Stuhluntersuchung auf Blut und eine Abtastung des Enddarms durchgeführt. Ab dem 55. Lebensjahr bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen auch die Darmspiegelung im Rahmen der Vorsorge.
Menschen, in deren Familie Darmkrebs oder Darmpolypen vorgekommen sind oder die eine chronisch entzündliche Darmerkrankung haben (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), sollten unbedingt bereits ab dem jungen Erwachsenenalter regelmäßige Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen vornehmen lassen.
Ab wann muss man zur Darmkrebsvorsorge, wenn ein familiäres Risiko vorliegt?
Hier müssen die Vorsorgeuntersuchungen sehr viel früher beginnen, da zum einen die Erkrankungswahrscheinlichkeit höher ist, zum anderen der Darmkrebs auch schon in jüngerem Alter auftreten kann.
Zu unterscheiden sind hier Familien mit nachgewiesenem erblichen Darmkrebs (HNPCC = Hereditary Non-Polyposis Colorectal Cancer, oder FAP = Familiäre Adenomatöse Polyposis) sowie Familien mit gehäuften Darmkrebsfällen, ohne dass ein bestimmtes Risiko-Gen gefunden wurde.
Kontrolluntersuchungen ab dem 25. Lebensjahr
Bei HNPCC und FAP in der Familie, also bei nachgewiesenem genetischen Risiko für Darmkrebs, wird zunächst einmal untersucht, ob das Gen auch bei einem selbst bzw. der betreffenden Person vorliegt. Wenn ja, sollten die Vorsorgeuntersuchungen schon ab dem 25. Lebensjahr (HNPCC) oder sogar 10. Lebensjahr (FAP) beginnen.
Gilt auch für andere Formen von Darmkrebs
Kam es zu gehäuften Darmkrebsfällen in der Familie, ohne dass HNPCC oder FAP nachgewiesen werden konnte, muss dennoch von einem erhöhten Risiko auch für alle Familienmitglieder ausgegangen werden. Deshalb gilt: Auch hier deutlich früher mit der Vorsorge beginnen. Faustregel: Etwa 10 Jahre vor dem Alter, in dem ein Familienmitglied erstmals an Darmkrebs erkrankte. Da das oft schwierig zu ermitteln ist, sollte zur Sicherheit auch hier bereits ab dem 25. Lebensjahr mit der regelmäßigen Darmkrebsvorsorge begonnen werden.
Untersuchungen
Welche Untersuchungen eignen sich zur Darmkrebsvorsorge?
Viele denken, dass Darmkrebsvorsorge nur Darmspiegelung bedeutet, aber es gibt eine ganze Reihe an Untersuchungsmethoden, die in der Darmkrebsvorsorge oft auch kombiniert werden. Dazu gehören unteranderem eine Untersuchung des Stuhls, das Abtasten des Afters und in manchen Fällen auch ein MRT.
Untersuchung von Stuhl, After und Darm
Warum ist der Test auf Blut im Stuhl so wichtig in der Darmkrebsvorsorge?
Manchmal äußern sich Darmpolypen oder auch ein Darmkrebs im Frühstadium durch Blut im Stuhl, lange Zeit bevor sie andere Beschwerden verursachen. Somit ist der Okkult-Bluttest sehr nützlich in der Früherkennung. Etwa 25-30% aller Polypen und Tumoren werden auf diese Weise entdeckt. Die Untersuchung sollte jährlich wiederholt werden.
1. Untersuchung des Stuhls auf Blut:
Wenn sich Blut im Stuhl befindet, kann das ein Hinweis für Darmkrebs sein, aber auch bei anderen (z.T. harmlosen) Erkrankungen kann Blut im Stuhl auftreten. Dennoch ist dieser Test in der Darmkrebsvorsorge Standard. Da das Blut häufig versteckt (= okkult), also mit bloßem Auge nicht erkennbar ist, wird diese Untersuchung auch Okkult-Bluttest genannt.
Blut im Stuhl: Wie geht es jetzt weiter?
Wenn ein solcher Befund bei Ihnen vorliegt und Sie nun zur Darmspiegelung müssen, sollten Sie sich in den Tagen davor aber nicht unnötig riesige Sorgen machen. Das Blut kann auch von anderen Magen- oder Darmschädigungen (Läsionen) stammen. Und sollte es ein Darmpolyp sein, kann dieser direkt während der Darmspiegelung entfernt werden kann.
2. Abtasten des Afters:
Hierbei tastet der Arzt mit dem Finger den Enddarm ab. Weit unten sitzende Tumoren können auf diese Weise entdeckt werden. Da aber ein Darmkrebs auch höher im Darm liegen kann, reicht die Abtastung allein in der Darmkrebsvorsorge nicht aus. Klingt sehr unangenehm, ist aber auch schnell wieder vorbei.
3. Tomographie (MRT):
Auch mit röntgenologischen Untersuchungen lässt sich der Darm darstellen. Sowohl mit der Computertomographie (CT) als auch der Magnetresonanztomographie (MRT) werden Schichtaufnahmen erstellt, die eine räumliche Betrachtung des Darms erlauben.
Obwohl die anderen Untersuchungen dem Betreffenden das Einführen eines Schlauchs ersparen, werden sie nicht routinemäßig eingesetzt. Zum einen sind sie sehr teuer und können nur in Spezialpraxen oder Kliniken durchgeführt werden, zum anderen lassen sich damit kleine, flache Geschwüre nicht zuverlässig erkennen.
4. Darmspiegelung:
Viele Menschen haben Angst vor dieser Untersuchung, die aber unbegründet ist. Die Prozedur ist weitaus weniger schlimm als oft erzählt wird. Außerdem ist die Darmspiegelung die beste Methode zum Ausschluss von Darmkrebs. Die Untersuchung läuft folgendermaßen ab:
Der untersuchende Arzt führt einen dünnen Schlauch (Endoskop) durch den After in den Darm ein, der mit einer kleinen Kamera ausgestattet ist. Damit kann der Darm nahezu perfekt von innen betrachtet werden. Sollten sich kleine Polypen im Darm finden, können diese während der Darmspiegelung praktischerweise direkt entfernt und später genauer untersucht werden.
Was ist eine Biopsie während der Darmspiegelung?
Unter Biopsie versteht man eine Entnahme von Gewebe, um dieses mikroskopisch zu untersuchen. Bei unklaren Befunden werden während der Darmspiegelung Biopsien durchgeführt. Die Gewebeproben werden direkt über das eingeführte Endoskop entnommen. Die Maßnahme ist dabei weit weniger schlimm, als sie sich anhört.
Kosten
Übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die Darmkrebsvorsorge?
Ja, ab dem 50. Lebensjahr (für Stuhluntersuchung auf Blut und Abtastung des Enddarms). Ab dem 55. Lebensjahr zahlen die Kassen auch die Kosten für eine Darmspiegelung im Rahmen der Vorsorge.
Für Menschen mit besonderen Risiken, also in deren Familie Darmkrebs oder Darmpolypen vorgekommen sind oder die eine entzündliche Darmerkrankung haben (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), werden die Kosten der Darmkrebsvorsorge in aller Regel auch schon ab dem jungen Erwachsenenalter von den Kassen erstattet. Sprechen Sie ggf. darüber mit Ihrer Kasse. In jedem Fall sind die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen in diesem Fall wichtig und unbedingt ratsam.
Bei privaten Krankenversicherern ist das meist ähnlich oder noch großzügiger geregelt, aber fragen Sie im Zweifel zur Sicherheit lieber nach.
Quellen:
- Deutsches Krebsforschungszentrum
- Deutsche Medizinische Wochenschrift 2006; 131 (8): 379-383
- PLoS ONE, 24.5.2011 [Epub], AllesWissen