Eierstockkrebs: Symptome, Diagnose, Behandlung
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- Erstellt: Sonntag, 08. Januar 2017 06:20
- Aktualisiert: Freitag, 18. Dezember 2020 12:27
Welche Symptome sind typisch bei Eierstockkrebs? Wie gut sind die Heilungschancen? Welche Lebenserwartung habe ich noch? All diese Frage beantworten wir Ihnen im folgenden Beitrag zum Eierstockkrebs.
Einleitung
Wie entsteht Eierstockkrebs?
Wie Eierstockkrebs genau entsteht, ist noch nicht geklärt. Man weiß zwar, dass sowohl genetische als auch hormonelle Faktoren eine Rolle spielen können. Aber warum und auf welche Weise es dann tatsächlich zu einem Krebswachstum kommt, ist nahezu unbekannt. Mediziner sprechen bei Unkenntnis der Dinge von einem „sporadischen“ Auftreten. Und das wird beim Eierstockkrebs (medizinisch: Ovarialkarzinom) zu 90% veranschlagt.
Allgemein entsteht Krebs, wenn das Zellwachstum außer Kontrolle gerät. Bei einem bösartigen, besonders gefährlichen Krebs werden dabei auf Dauer die Zellen immer untypischer für ihr Ausgangsgewebe. Man spricht von Entartung der Zellen und damit des Tumors. Beim primären Eierstockkrebs ist das von Beginn an der Fall. Beim sekundären Eierstockkrebs entartet eine ursprünglich gutartige Geschwulst im Lauf der Zeit bösartig.
Viele Schwangerschaften schützen – die Pille aber auch
Ausgangspunkt ist zu etwa 90% die Epithelzellschicht, das oberste Deckgewebe des Eierstocks. Solche bösartigen epithelialen Tumore werden in der Fachsprache Karzinome genannt. Die restlichen 10% der Eierstockkrebsfälle entstehen aus den anderen Zelltypen, die im Eierstock (Ovar) vorkommen.
Wie und vor allem warum das genau vor sich geht, ist im Detail noch weitgehend ungeklärt. Genetische Faktoren spielen teilweise eine Rolle. Einen krebsbegünstigenden Einfluss scheinen auch Stimuli und Rahmenbedingungen zu haben, die den Zellstoffwechsel beschleunigen. Erst recht am Eierstock, wo jede Reifung der Eizellen mit anschließendem Eisprung eine Verletzung des Oberflächenepithels bedeutet.
Maßnahmen, die den Eisprung unterdrücken, scheinen eine schützende Wirkung gegen die Krebsbildung zu haben – etwa die hormonelle Verhütung mittels Antibabypille. Oder die – dem natürlichen Muster entsprechende – regelmäßige Fortpflanzung, bei der wiederholte Schwangerschaften die Eierstöcke jeweils für längere Zeit ruhig stellen und die zyklischen Östrogenausschüttungen unterbrechen.
Ausbreitung direkt und über den Lymph- und Blutweg
Wird der Tumor nicht frühzeitig entdeckt, überschreitet irgendwann der bösartige Knoten die Organgrenzen. Krebszellen können sich von einem Eierstock direkt in die Nachbarorgane des Becken- und Bauchraums ausbreiten. Vor allem in den anderen Eierstock, den Eileiter, die Gebärmutter oder das Bauchfell. Auch Blase, Bauchnetz, Milz oder Leber können von den weiter wachsenden Krebszellen besiedelt werden.
Neben dieser direkten Ausbreitung kann auch eine lympho- und hämatogene Metastasierung erfolgen. Dann werden Krebszellen über Lymph- und Blutbahnen an andere Körperstellen transportiert, wo sie Fernabsiedelungen (Metastasen) bilden. Davon betroffen sind vor allem die Lymphknoten des Bauchraums, seltener die gut mit Blut versorgten Organe wie Lunge, Leber oder Hirn.
Formen
Mögliche Varianten bei Eierstockkrebs
Häufigkeit
Wie häufig tritt Eierstockkrebs auf?
Eierstockkrebs zählt der Statistik zufolge zu den zehn häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen und rangiert derzeit auf Platz 6. Jedes Jahr erkranken im Schnitt knapp 8.000 Frauen in Deutschland an dieser bösartigen Krebsform. Die Mehrzahl von ihnen ist über 60 Jahre alt.
Das Ovarialkarzinom, wie es in der Fachsprache heißt, ist somit eine typische Erkrankung des höheren Alters. Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Etwa 10% der betroffenen Frauen sind jünger als 45 Jahre. Bei ihnen liegt meist eine genetische Ursache vor, oft hat es dann in der Familie bereits andere Fälle von Eierstockkrebs gegeben.
Häufigkeit sinkt
Bemerkenswert ist, dass die Häufigkeit von Eierstockkrebs in den vergangenen zwei Jahrzehnten relevant gesunken ist. Die Ursachen für diese erfreuliche Entwicklung sind noch weitgehend unklar. Eine Rolle spielt möglicherweise die seit den 60er Jahren gestiegene Anwendung der "Pille". Denn die Pille hat (neben diversen eher nachteiligen Effekten für die Gesundheit) bezogen auf bösartige Tumoren der Eierstöcke einen tendentiell schützenden Effekt. Auf der anderen Seite hat auch das Kinderkriegen einen schützenden Einfluss, und das ist bekanntermaßen in den letzten Jahrzehnten eher aus der Mode gekommen.
Wie hoch ist das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken?
Das Risiko, im Laufe des Lebens einen Eierstockkrebs zu entwickeln, beträgt in Deutschland etwa 1,5%. Diese Größe wird auch Lebenszeitprävalenz genannt und bedeutet: 1 von 68 Frauen erkrankt irgendwann an diesem Tumor. Pro Jahr sind es etwa 7.000 bis 8.000 Frauen. Zwar sind die genauen Ursachen des Ovarialkarzinoms noch ziemlich unbekannt. In epidemiologischen Studien wurde aber eine Reihe von Risikofaktoren ermittelt, die beim Auftreten des Krebses gehäuft anzutreffen sind.
Ursachen
Die genauen Ursachen für Eierstockkrebs liegen noch weitgehend im Dunkeln. Man kennt aber einige Umstände, die bei betroffenen Frauen gehäuft vorgefunden und deshalb als Risikofaktoren betrachtet werden. Dazu zählen v.a.:
Einflussfaktoren, die das Risiko erhöhen
- höheres Alter
- Eierstockkrebs in der Familie (3- bis 4fach erhöhtes Risiko), Genmutationen
- Kinderlosigkeit, Unfruchtbarkeit (2- bis 5fach)
- Vorliegen anderer Krebserkrankungen, v.a. Brustkrebs (2- bis 4fach)
- spätes Einsetzen der Wechseljahre (1,5- bis 2fach)
- frühes Einsetzen der Regelblutung (1,5fach)
- keine oder späte Schwangerschaft
- Hormontherapie zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden
- Medikamentöse Auslösung des Eisprungs (z.B. im Rahmen einer In-vitro-Fertilisation)
- starkes Übergewicht
- ungesunde Ernährungsgewohnheiten
- schädliche Umwelteinflüsse
Noch zwei weitere Risikofaktoren wurden interessanterweise ermittelt: weiße Hautfarbe (2,5fach) und ein hoher sozioökonomischer Status, also höhere Schulbildung und höheres Einkommen (1,5-2fach). Beides könnte aber auch mit der geringeren Zahl an Schwangerschaften zusammenhängen.
Etwa 10% erblich bedingt
Das Risiko, Eierstockkrebs zu bekommen, steigt mit dem Alter. Die Mehrzahl der etwa 7.000 bis 8.000 Frauen, die jedes Jahr in Deutschland die Diagnose Ovarialkarzinom erhalten, ist über 60 Jahre alt. Etwa 5-10% von ihnen sind allerdings jünger als 45.
In ähnlicher Größenordnung, bei etwa jeder zehnten Patientin, wird Vererbung als Ursache vermutet. Dabei kommt es zum gehäuften Auftreten von Eierstockkrebs innerhalb einer Familie. Wie beim Brustkrebs, der häufig ebenfalls vermehrt vorliegt, scheint das Vorhandensein bestimmter Krebsgene eine Rolle zu spielen. Es handelt sich um BRCA-1 auf Chromosom 17 und – weniger riskant – um BRCA-2 auf Chromosom 13 (BRCA = Abkürzung von engl. „breast cancer“). Aber nur der kleinere Teil der Frauen, die diese Gene tragen, entwickeln tatsächlich ein Ovarialkarzinom. Diese Krebsgene kennt man halt, weitere werden derzeit erforscht.
Möglicher Schutzfaktor: Geringeres Krebsrisiko durch weniger Eisprünge
Grundsätzlich begünstigen vermutlich Faktoren, die zu einer erhöhten Anzahl von Eisprüngen beitragen, die Entstehung von Eierstockkrebs. Und umgekehrt: Bei frühzeitiger Schwangerschaft sowie häufigen Geburten und Stillzeiten kommt es offenbar seltener zur Tumorentwicklung. Das gilt auch für die langfristige Einnahme der Antibabypille, die für eine Ruhigstellung der Eierstöcke sorgt.
Für die Entwicklung einer Krebserkrankung ist allerdings zumeist nicht ein einzelner, sondern das Zusammenspiel verschiedener Faktoren ausschlaggebend. Auch wenn Sie eine erhöhte Risikolage bei sich feststellen, bedeutet das natürlich nicht, dass Sie tatsächlich einen Eierstockkrebs bekommen müssen. Zuverlässig voraussagen kann man das Krebsgeschehen nicht. Manche Risikofaktoren lassen sich aber durch eigenes Handeln positiv beeinflussen.
Warum werden Früherkennungsuntersuchungen bei Eierstockkrebs nicht empfohlen?
Weil sie nichts bringen. Eine Verringerung der Todesfälle durch Früherkennungsuntersuchungen auf Eierstockkrebs konnte bisher wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden. Weder eine Routine-Vorsorge mit der vaginalen Ultraschalluntersuchung (von der Scheide aus) noch mit der Bestimmung von sogenannten Tumormarkern im Blut zeigt einen positiven Effekt auf das Überleben. Das haben Studien ergeben.
Erhöhtes Risiko für falsche Krebsbefunde
Dagegen steigt das Risiko für falschpositive Diagnosen. Also von Fällen, in denen nach der Vorsorgeuntersuchung fälschlicherweise von einem Krebsbefund ausgegangen wird. Bei einer großen Untersuchung mit 80.000 Teilnehmerinnen betraf dies in der Früherkennungsgruppe 8 von 100 Frauen. Über ein Drittel von ihnen hat wegen des Verdachts auf Eierstockkrebs, der sich anschließend nicht bestätigte, ihre Eierstöcke verloren.
Auch bei Frauen mit erblich erhöhtem Risiko für Eierstockkrebs ließ sich der Nutzen von Früherkennungsuntersuchungen nicht belegen. Das gilt selbst für die Kombination von frauenärztlicher Spiegel- und Tastuntersuchung mit Ultraschallkontrolle und Tumormarker-Bestimmung.
Früherkennungsuntersuchungen auf Eierstockkrebs werden deshalb von Expertenseite weder für die Allgemeinheit noch für Frauen mit erhöhtem Risiko empfohlen.
Diagnose
Wie wird Eierstockkrebs festgestellt?
Leider ist ein Eierstockkrebs sehr schwierig festzustellen. Leider deshalb, weil das oft zu einer holprigen Prozedur mit diversen Untersuchungen führt, also zu einer längeren Periode der Ungewissheit. Das hängt damit zusammen, dass die Eierstöcke von außen weder über eine Ultraschalluntersuchung noch über eine Abtastung aussagekräftig untersucht werden können.
Erst die Gewebeentnahme bringt Klarheit
Bei Verdacht auf ein Ovarialkarzinom (so heißt diese Krebsform in der Fachsprache, die Ovarien sind die Eierstöcke) wird meist zunächst eine transvaginale Ultraschalluntersuchung vorgenommen. Dabei wird das Ultraschallgerät in die Vagina eingeführt, so dass man die Eierstöcke praktisch von innen darstellen kann, also näher herankommt. Allerdings bringt auch diese Untersuchung allenfalls Hinweise (Eierstock vergrößert oder verformt), aber keinen Beweis. Das gilt auch für spezielle Blutwerte, sogenannte Tumormarker. Sind sie erhöht, ist das ein Indiz, aber kein Beweis.
So wird die endgültige Diagnose meistens erst im Rahmen einer Operation gestellt.
Das Problem der fehlenden Beschwerden
Das Problem beim Eierstockkrebs ist, dass er im Becken und in der Bauchhöhle viel Platz zum Wachsen hat. Auch sonst verursacht er zunächst meist keine Beschwerden. Allgemeine Symptome wie Magen-Darm-Probleme oder Blutungsstörungen können zwar auftreten, werden dann aber häufig über längere Zeit verkannt. Deshalb werden etwa Dreiviertel der Ovarialkarzinome erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkt.
Verdachtsdiagnose Eierstockkrebs: Können sich die Ärzte auch täuschen?
Ja, das ist durchaus möglich. Es besteht beispielsweise eine Verwechslungsgefahr mit Eierstockzysten, die vor allem bei jungen Frauen häufiger anzutreffen sind und sehr groß werden können. Auch Myome, gutartige Geschwulste der Gebärmutterschleimhaut, fühlen sich bei der ärztlichen Tastuntersuchung mitunter ähnliich an wie ein Ovarialkarzinom. Das gilt auch für andere Krebserkrankungen im Becken- und Bauchhöhlenbereich, die Beschwerden und Tastbefunde wie bei einem Eierstockkrebs vortäuschen können.
Vor gravierenden Entscheidungen empfiehlt sich eine Zweitmeinung
Die Mehrheit aller Geschwulste im Eierstock ist erfreulicherweise gutartig. Die feingewebliche Untersuchung ist allerdings manchmal schwierig und erfordert viel Erfahrung. Das Tumorstaging, also die Beurteilung des Stadiums, in dem sich der Krebs befindet, ist nicht immer eine so eindeutige Angelegenheit, wie es im Lehrbuch meist den Anschein hat. Selbstverständlich können auch hier Fehler passieren. Deshalb sollten Sie (und Ihr Arzt) sich nie auf einen einzigen Befund verlassen und eventuell auch eine neutrale Zweitmeinung von einem Spezialisten einholen. Das gilt vor allem vor gravierenden Entscheidungen wie dem Entschluss zu einer Operation oder Chemotherapie.
Wie geht es nach der Diagnose Eierstockkrebs weiter?
Bei einem Eierstockkrebs besteht normalerweise kein sofortiger Handlungsbedarf. Sie haben also Zeit, sich vom Schrecken dieser unheilvollen Mitteilung zu erholen und sich in Ruhe mit der Diagnose und den ärztlichen Ausführungen auseinanderzusetzen.
Wichtig ist, dass Sie die Kontrolle über das Geschehen behalten. Die Krebserkrankung betrifft Sie und Ihr Leben, den Umgang damit kann Ihnen niemand abnehmen. Das sollte auch für Ihre Entscheidungskompetenz gelten, wenn es um Ihre eigene Behandlung geht.
Erst verarbeiten, informieren und beraten lassen – dann auswählen und entscheiden
Zum einen hängt das Ergebnis der Behandlung von der Qualität Ihres Behandlungsteams und der Einbeziehung Ihrer individuellen Voraussetzungen und Bedürfnisse ab. Zum anderen können die Auswirkungen der operativen und chemotherapeutischen Eingriffe sehr gravierend sein, die beim Eierstockkrebs zum medizinischen Standardprogramm gehören.
Stellen Sie deshalb am besten einen Fragenkatalog auf. Der sollte alle relevanten Punkte umfassen, die Ihnen im Zusammenhang mit der medizinischen Behandlung und Rehabilitation sowie Ihrem Lebensalltag danach wichtig erscheinen. Die Patientenleitlinie zum Eierstockkrebs enthält dazu gute Anregungen sowie Literaturhinweise und Adressen. Erst, wenn Ihre Fragen verständlich und ausreichend beantwortet wurden, sollten Sie gemeinsam mit dem behandelnden Arzt über das weitere Vorgehen entscheiden. Informieren Sie sich aber auch möglichst selbst, unabhängig von dem, was Ihr Arzt sagt.
Sie haben übrigens immer das Recht auf eine ärztliche Zweitmeinung und auch zum Abbruch einer bereits begonnenen Therapiemaßnahme oder Studienteilnahme. Für viele betroffene Frauen ist es auch hilfreich, wenn Ihnen ein Familienangehöriger oder Freund in den Arztgesprächen und dem anschließenden Prozess der Verarbeitung, Reflexion und Entscheidungsfindung zur Seite steht.
Auch auf Ihre Selbstheilungskräfte kommt es an
Die medizinische Versorgung ist die eine Sache. Mindestens so wichtig ist Ihr persönlicher Umgang mit Ihrem Krebs. Niemand kann voraussagen, wie sich Ihr individuelles Krankheitsgeschehen weiterentwickeln wird. Sie können es aber selbst maßgeblich beeinflussen. Das beginnt mit der Hinwendung zu sich selbst und einer intensiveren Bewusstwerdung über die eigene Lebenssituation. Viele Betroffene berichten von positiven Veränderungen, die sich durch diese Lebenszäsur für sie ergeben haben.
Für die Medizin ist die Überlebenszeit das wichtigste Erfolgskriterium. Für Sie selbst ist es möglicherweise die Lebensqualität, die Herstellung harmonischer Beziehungsgefüge und die Verwirklichung Ihrer persönlichen Wertvorstellungen. Die Bewusstwerdung betrifft aber auch die eigenen Ressourcen und Selbstheilungskräfte. Sie lassen sich mit geistig-seelischer Arbeit gezielt unterstützen. Angesichts der Möglichkeiten, die in uns selbst stecken, nehmen sich die medizinischen Aspekte mitunter bescheiden aus.
Tumorstadien
Die TNM-Klassifikation ist ein etabliertes Diagnoseschema für die Beurteilung des Stadiums einer Krebserkrankung. Das „T“ steht für die örtliche Ausdehnung und das Verhalten des ursprünglichen Krebses (Primärtumor).
Im Vergleich zu Stadium T1 ist der Tumor im Stadium T2 nicht mehr auf den Eierstockbereich begrenzt.
Ab Stadium T3 sind Tumorabsiedlungen im Bauchfell vorzufinden. Je nach Größe wird zwischen T3a und T3b unterschieden.
In der Frauenheilkunde wird bei bösartigen Tumoren neben dem sonst üblichen TNM-Schema die FIGO-Klassifikation eingesetzt. Sie beruht auf dem, was der operierende Arzt bei der Krebsoperation sieht und der anschließenden Untersuchung von Gewebeproben unter dem Mikroskop (Histologie).
Ab FIGO-Stadium II reicht eine operative Tumorentfernung meist nicht mehr aus.
Es handelt sich bei FIGO III leider um ein weit fortgeschrittenes Stadium mit deutlich verminderten Heilungs- und Überlebenschancen.
Behandlung
Das Vorgehen bei Eierstockkrebs besteht in einer Kombination aus Operation und unterstützender Chemotherapie im Anschluss. Seit einigen Jahren kommt auch eine Antikörper-Behandlung in fortgeschrittenen Stadien zum Einsatz.
Im Gegensatz zu anderen Krebsarten ist die Bestrahlung beim Eierstockkrebs meist wenig effektiv. Gleiches gilt für die Hormontherapie, die beim Brustkrebs oft wirksam ist.
Endgültige Beurteilung erst bei Operation möglich
Wie genau vorgegangen wird, hängt von der Art, der Ausbreitung und der Aggressivität des Krebses ab. Und damit auch von den Heilungsaussichten und Überlebenschancen, die auf der Basis einer möglichst gründlichen und abgesicherten Diagnostik beurteilt werden. Eine Besonderheit beim Eierstockkrebs ist dabei, dass die endgültige Diagnose und Tumorbeurteilung häufig erst im Rahmen einer diagnostischen Operation und der anschließenden Begutachtung von Gewebeschnitten unter dem Mikroskop erfolgt.
Operation erfolgt häufig in mehreren Schritten
Je nach Situation versucht der Chirurg bereits in der Erstoperation, den Tumor so vollständig wie möglich im Gesunden zu entfernen, also mit einem Randsaum von krebsfreiem Gewebe. Das setzt voraus, dass der Krebsherd noch überschaubar ist und sich nicht weiter im Körper ausgebreitet hat. Andernfalls kann es sinnvoller sein, zunächst nur Gewebeproben zu nehmen und das weitere Vorgehen von deren Untersuchungsergebnis abhängig zu machen. Möglicherweise werden dann in einer zweiten Operation der gesamte Tumor oder weitere Tumorherde entfernt.
Je nach Ausdehnung des Krebses müssen möglicherweise ganze Organe oder Organteile wie Eierstöcke, Gebärmutter, Darmabschnitte und Teile des Bauchfells entfernt werden. Über das Vorgehen bei der Operation, die möglichen Maßnahmen und deren mögliche Folgen muss der Arzt vorher mit Ihnen sprechen. Denn während der OP ist keine Abstimmung mit Ihnen möglich.
Meist Chemotherapie im Anschluss an die Operation
Innerhalb von sechs Wochen nach der Operation schließt sich meist eine Chemotherapie an. Dazu werden Zellwachstumshemmer (Zytostatika) in den Blutkreislauf eingebracht, die im Körper verbliebene Krebszellen abtöten oder noch bestehende Tumorherde verkleinern sollen. Die Chemo erfolgt in sechs Zyklen im Abstand von drei Wochen und dauert damit etwa vier Monate. Als Medikament kommt grundsätzlich Carboplatin zum Einsatz, in fortgeschrittenen Stadien meist in Kombination mit Paclitaxel.
Das medizinische Arsenal hält noch weitere zusätzliche Medikamente bereit, die in manchen Fällen das Ergebnis der Chemotherapie verbessern können. Dazu zählt der monoklonale Antikörper Bevacizumab. Er hemmt die Neubildung von Blutgefäßen, die das Krebsgewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Die Mediziner sprechen hier von einer zielgerichteten Therapie. Das klingt toll, die tatsächlichen Erfolge sind bis jetzt allerdings noch recht bescheiden. Zugelassen ist die Antikörpertherapie für fortgeschrittene Stadien ab FIGO IIIB-IV.
Wie werden Metastasen bei Eierstockkrebs behandelt?
Das Vorliegen von Metastasen ist bei Eierstockkrebs leider nichts Ungewöhnliches, da die Diagnose in drei von vier Fällen erst in einem fortgeschrittenen Tumorstadium gestellt wird. Es wird dann versucht, die Krebsherde in einer sogenannten Debulking-Operation soweit wie möglich zu entfernen oder zumindest zu verkleinern.
Meist Operation mit anschließender Chemotherapie
Ziel ist die Entfernung von allem sichtbaren Tumorgewebe, was die Mediziner als „makroskopische Komplettresektion“ bezeichnen. Darum sollte sich ein auf weibliche Krebserkrankungen spezialisierter Operateur (Gynäkoonkologe) kümmern.
Im Anschluss an die Operation erfolgt eine unterstützende Chemotherapie. Eventuell auch eine Antikörper- oder Antihormontherapie, um das Tumorwachstum einzudämmen. Bleibt nach abgeschlossener Operation und Chemotherapie ein begrenzter Krebsherd übrig, kommt eventuell noch eine Bestrahlung in Betracht. Die Strahlentherapie gehört beim Eierstockkrebs wegen ihrer Gefährlichkeit für die Bauchorgane nicht zum Standardtherapieprogramm.
Aktivieren Sie Ihre Selbstheilungskräfte
Ansonsten ist die Schulmedizin bei nicht operierbaren Metastasen mit ihrem Latein weitgehend am Ende. Ihre Selbstheilungskräfte sind es aber nicht. Medizinisch unerklärliche, „spontane“ Rückbildungen von Metastasen werden immer wieder beobachtet. Inzwischen gibt es immer mehr Hinweise zur positiven Kraft unserer Gedanken und Einstellungen. Wir können damit unsere körpereigenen Reparaturmechanismen unterstützen und Schadensquellen durch geistige Prozesse und Bewusstseinstechniken beheben. In der Schulmedizin ist das mittlerweile für die Eigenbehandlung (Besprechen) von Warzen akzeptiert, bei Krebsmetastasen noch nicht.
Operation
Kann der Eierstockkrebs durch eine Operation beseitigt werden?
Beim Eierstockkrebs ist in der Regel das operative Vorgehen von zentraler Bedeutung. Ziel ist es, den Tumor möglichst vollständig aus dem Bauchraum zu entfernen. Das gilt auch für Auflagerungen am Bauchfell, über die sich der Eierstockkrebs häufig ausbreitet.
Vollständige Entfernung ist das Ziel, aber nicht immer möglich
Wenn für den Operateur keine Tumorreste mehr zu erkennen sind, sprechen die Fachleute von einer makroskopischen Komplettresektion. Das bedeutet, der Krebsknoten konnte vollständig entfernt werden, zumindest soweit man das mit dem bloßen Auge beurteilen kann.
Leider ist das nicht in jedem Fall möglich. Es hängt davon ab, wie weit der Tumor schon in benachbarte Organe eingedrungen ist. Auch die chirurgische Qualität spielt für den Erfolg nachweislich eine Rolle. Es ist also ratsam, sich in einer Klinik mit viel Erfahrung auf diesem Gebiet operieren zu lassen.
Wenn die Operation wie gewünscht gelingt, ist das zwar ein sehr guter erster Erfolg. Eine Heilung ist damit aber nicht automatisch garantiert. Denn die Gefahr für ein erneutes Auftreten (Rezidiv) besteht beim Eierstockkrebs trotzdem noch.
Deutlichster Überlebensvorteil durch Komplettresektion
Dennoch bietet die komplette Tumorentfernung durch eine Operation die besten Chancen auf ein Überleben der Erkrankung. Das haben verschiedene Studien gezeigt, darunter eine mit über 3.000 Patientinnen mit fortgeschrittenem Eierstockkrebs. Auch bei unvollständiger Beseitigung steht es um die Heilungschancen umso besser, je kleiner die verbliebenen Tumorreste sind.
Die Leitlinienempfehlungen der Fachgesellschaften sehen im Anschluss an die Operation noch eine Chemotherapie vor, außer bei der geringsten Ausprägung (FIGO-Stadium IA Grad 1). Diese medikamentöse Behandlung soll ebenfalls die Chancen auf ein Überleben der Erkrankung erhöhen bzw. das Wiederauftreten möglichst lange unterdrücken.
OP wegen Eierstockkrebs: Und wenn es gar kein Krebs ist?
Die Frage ist berechtigt, denn ob es sich bei einem verdächtigen Befund an den Eierstöcken tatsächlich um ein Ovarialkarzinom, also einen bösartigen Tumor handelt, ist im Vorfeld meist nicht eindeutig beweisbar. Erst die OP selber kann darüber Aufschluss geben.
Aus diesem Grund wird bei der Operation immer zuerst ein kleines Gewebestück aus dem verdächtigen Bereich entnommen und sofort im Labor untersucht. Erst wenn sich in dieser Probe Krebszellen nachweisen lassen, werden die Eierstöcke entfernt. Die Chirurgen müssen dann also während der OP eine Weile warten.
Nur die Gewebe-Untersuchung sichert Diagnose
Wer dieses merkwürdige Vorgehen als Unfähigkeit einstuft ("Das hätte man doch auch davor schon feststellen können"), irrt. Denn tatsächlich ist es ohne Zelluntersuchung praktisch unmöglich, einen Eierstockkrebs nachzuweisen. Und im Gegensatz zur weiblichen Brust und zur Gebärmutter kann man in die Eierstöcke nicht einfach so reinpieken, dazu sitzen sie zu tief.
Vor diesem Hintergrund ist die Gewebeentnahme vor der Eierstock-Entnahme eine pure Sicherheitsmaßnahme, um zu 100% auszuschließen, dass die OP unvermeidbar ist. Leider ist es allerdings so, dass der vorherige Verdacht nur in ganz seltenen Fällen nicht bestätigt wird.
Welche Folgen kann eine Operation wegen Eierstockkrebs haben?
Die möglichen Folgen einer Operation wegen Eierstockkrebs hängen wesentlich von Ihrem Alter und vom Tumorstadium ab. Denn daraus ergibt sich der erforderliche Umfang der OP. Insofern ist alles das, was wir im folgenden beschreiben, zwar auf der Liste der möglichen Op-Folgen, muss aber in Ihrem konkreten Fall nicht auftreten.
Einige Folgen sind mehr oder weniger gut behandelbar, andere dagegen nicht. Sie können aber bei der Planung und Abwägung der operativen Maßnahmen ins Kalkül gezogen werden. Deshalb ist die vorherige Aufklärung und Beratung durch Ihren behandelnden Arzt so wichtig. Auf dieser Basis können Sie dann gemeinsam mit ihm das weitere Vorgehen entscheiden.
Problematisch vor der Menopause: Unfruchtbarkeit und vorzeitige Wechseljahre
Wenn Sie noch relativ jung sind, können sich weitreichende Konsequenzen für Sie ergeben. Nach der Entfernung beider Eierstöcke bzw. der Gebärmutter ist keine natürliche Schwangerschaft mehr möglich. Sofern Ihre Gebärmutter nicht entfernt werden muss, besteht allerdings durch Einfrieren von Eizellen bzw. Eierstockgewebe noch die Option auf einen späteren Schwangerschaftsversuch. Wenn Sie noch einen Kinderwunsch hegen, sollte das bei der Therapie- und OP-Planung berücksichtigt und gegen die Krebsgefahr abgewogen werden.
Zum anderen erfolgt mit dem Verlust der hormonproduzierenden Eierstöcke der vorzeitige und abrupte Eintritt in die Wechseljahre. Typische Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Scheidentrockenheit und Gewichtszunahme können die Folge sein. Mit dem Östrogenmangel steigt auch die Gefahr von Knochenschwund (Osteoporose). Zur Behandlung der Wechseljahresbeschwerden wird eine Reihe verschiedener, mehr oder weniger wirksamer Maßnahmen empfohlen.
OP-Umfang und Folgen abhängig vom Krebsstadium
Weitere Folgebeschwerden können sich aus Nervenschädigungen und Verwachsungen ergeben. Deren Risiko steigt mit dem zunehmenden Operationsumfang in fortgeschrittenen Krebsstadien. Entleerungsstörungen der Blase oder des Darms können die Folge sein. In seltenen Fällen kann auch das Anlegen eines vorübergehenden oder bleibenden künstlichen Darm- oder Blasenausgangs (Stoma) erforderlich werden.
Mindestens so beachtenswert wie die körperlichen sind die seelischen Folgen, die sich im Zuge der Krebsoperation einstellen können. Die Entnahme der inneren Geschlechtsorgane kann das Selbstwertgefühl und die weibliche Identität stark belasten (muss es freilich nicht). Die Angst vor einer Wiederkehr des Tumors oder der Befund von Metastasen oder nicht operierbaren Krebsherden kann eine Depression auslösen. Die Bedeutung der seelischen Auswirkungen ist mittlerweile im Medizinbetrieb erkannt worden. Spezielle psychologische Betreuungsangebote etablieren sich mehr und mehr.
Übliche Folgen einer Bauch-Operation
Eine normale, aber unangenehme Folge der OP sind Schmerzen im Wundbereich, die mehrere Wochen anhalten können. Sofern nicht im allerersten Frühstadium laparoskopisch, also mit Schlüsselloch-Technik, operiert werden kann, ist eine große Bauchnarbe praktisch unvermeidlich. Daraus kann sich als seltene Spätfolge ein Bauchwandbruch entwickeln, der sich meist irgendwann durch Schmerzen oder Vorwölbungen am Bauch bemerkbar macht.
Ob und wie stark die genannten Folgen auftreten, ist individuell sehr verschieden, ebenso die Dauer der Erholungsphase. Körperliche Anstrengungen und das Heben von schwereren Gegenständen sind normalerweise über 6-8 Wochen zu meiden.
Wie wird Eierstockkrebs behandelt, wenn er nach der Operation zurückkommt?
Rückfälle (Rezidive) kommen bei Eierstockkrebs auch nach erfolgreicher Operation und Chemotherapie leider recht häufig vor. Bei fortgeschrittenen Tumorstadien sogar in der Mehrzahl der Fälle. Ob eine erneute Chemotherapie oder auch Operation erforderlich bzw. sinnvoll erscheint, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Das Therapieziel besteht vor allem darin, das Tumorwachstum einzudämmen.
Nicht einen Arzt allein entscheiden lassen
Die Entscheidung über das weitere Vorgehen sollte nach Meinung führender Experten nicht ein Arzt allein, sondern mehrere Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen treffen – gemeinsam mit Ihnen. Interdisziplinäre Tumorkonferenz heißt das im Fachjargon, ein typischer, etwas zynischer Medizinerbegriff.
Zu berücksichtigen sind bei der Wahl der geeigneten Therapie
- der Zeitpunkt des Rückfalls,
- die Art des Rückfalls,
- Ihre persönliche Situation,
- Ihr allgemeiner Gesundheitszustand,
- Ihre Wünsche,
- sowie Risiken und Erfolgsaussichten.
In jedem Fall sollten Sie über die Vorteile und Nachteile der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten ausführlich informiert werden. Möglicherweise bietet man Ihnen die Behandlung innerhalb einer klinischen Studie an. Egal, wie vorgegangen werden soll – die Entscheidung hängt immer von Ihrem Einverständnis ab. Sie können eine weitere Chemotherapie oder Operation also auch ablehnen.
Wichtig: Trat der Rückfall innerhalb eines halben Jahres oder später auf?
Ein wichtiges zeitliches Kriterium für die Chemotherapie ist der Zeitraum von sechs Monaten nach der Erstbehandlung. Tritt der Eierstockkrebs innerhalb dieser Zeitspanne wieder auf, gilt er als platinresistent. Das bedeutet, mit dem Standard-Wirkstoff der ersten Chemotherapie, Carboplatin, macht ein erneuter Versuch so kurz danach keinen Sinn.
Bei einem späteren Rückfall gilt der Tumor hingegen als platinsensitiv. In diesem Fall besteht laut Studien die Chance, mit einer Kombinationstherapie aus Carboplatin und einem weiteren Wirkstoff das Fortschreiten des Krebses zu verzögern und die Überlebenszeit zu verlängern. Dabei wird Carboplatin zusammen mit einem weiteren Zellgift verabreicht. In Frage kommen Gemcitabin, Paclitaxel oder speziell aufbereitetes Doxorubicin. Auch die Antikörperbehandlung mit Bevacizumab kann erwogen werden, falls sie zuvor noch nicht duchgeführt wurde.
Bei raschem Rückfall (Rezidiv) Versuch mit anderem Wirkstoff
Bei einem Rezidiv innerhalb der Halbjahresfrist hat die platinhaltige Chemotherapie offenbar nicht angeschlagen. Der schulmedizinische Vorschlag lautet dann, mit einer nicht-platinhaltigen Monochemotherapie weiterzumachen. Als alternative Zellgifte stehen Doxorubicin, Topotecan, Gemcitabin oder Paclitaxel zur Verfügung. Für eine Kombinationstherapie wurde kein Wirksamkeitsvorteil nachgewiesen. Insgesamt steht die Erhaltung der Lebensqualität gegenüber anderen Therapiezielen im Vordergrund.
Das gilt auch für eine Antihormontherapie bzw. endokrine Therapie, die noch als medikamentöse Alternative in Betracht kommt. Sie soll den positiven Einfluss bestimmter Hormone auf das Krebswachstum an den Eierstöcken unterdrücken. Diese Behandlung wird zwar als weniger nebenwirkungsträchtig im Vergleich zur Chemotherapie erachtet, aber auch als weniger wirksam.
Wenn das alles nicht hilft, steht am Ende der Behandlungskaskade die unterstützende Palliativ-Versorgung, die Schmerz und Leiden lindern und belastende Krankenhauseinweisungen am Lebensende vermeiden soll.
Erfolgsaussichten bei erneuter Operation zweifelhaft
Die lebensverlängernde Wirksamkeit einer erneuten Operation nach Rückkehr des Eierstockkrebses ist nicht eindeutig geklärt. Wenn überhaupt, scheinen sich nur für Patientinnen mit relativ spätem Rezidiv Vorteile zu ergeben. Voraussetzungen für die OP sind eine vollständige Entfernung des Tumors in der Erstoperation, ein ausreichend guter Allgemeinzustand und weniger als 500 ml Bauchwasser. Ziel ist die komplette Entfernung der sichtbaren Krebsherde.
Tatsächlich unheilbar?
Die Medizinexperten gehen davon aus, dass ein fortgeschrittener und wiedergekehrter Eierstockkrebs in der Regel unheilbar ist. Die Antwort, warum der Krebs häufig zurückkehrt, bleibt die Medizin schuldig. Hierzu bedarf es einer ganzheitlicheren Betrachtungsweise und Hinwendung zu sich selbst. Dann steht es – zumindest unserer Ansicht nach – auch um die (Selbst-) Heilungsaussichten besser.
Chemotherapie
Wann ist eine Chemotherapie bei Eierstockkrebs sinnvoll?
Die Operation gilt als erste Säule der Behandlung von Eierstockkrebs, die Chemotherapie als zweite Säule im Anschluss. In den meisten Fällen wird sie als sinnvoll und notwendig erachtet, um nach der Operation im Körper eventuell verbliebene Krebszellen, Tumorreste und Metastasen einzudämmen.
Letztlich soll mit einer Chemotherapie Ihre Überlebensaussicht zusätzlich verbessert oder zumindest der Krankheitsverlauf verlangsamt werden. Da der Eierstockkrebs im Unterschied zu manch anderen Krebsformen empfindlich auf zellwachstumshemmende Medikamente (Zytostatika) reagiert, ist die unterstützende (adjuvante) Chemotherapie hier ein geeignetes Verfahren.
Chemotherapie im Anschluss an die Operation wird in den meisten Fällen empfohlen
Nur in der allerersten Frühphase, dem FIGO-Stadium IA Grad 1, wird von Expertenseite keine Chemotherapie empfohlen. In diesem Fall ist der Tumor nur auf einen der beiden Eierstöcke oder Eileiter begrenzt, die Organkapsel ist intakt und auf der Oberfläche der Strukturen kein Tumorgeschehen erkennbar. Für weiter fortgeschrittene Krebsfälle mit örtlicher Begrenzung konnte ein Vorteil durch eine platinhaltige Chemotherapie nachgewiesen werden. In konkreten Zahlen: 5 Jahre nach der Diagnosestellung lebten von jeweils 100 Frauen nach einer Chemotherapie-Behandlung noch 82, ohne eine solche noch 75 Frauen.
Mit höheren Tumorstadien nimmt tendenziell auch der Überlebensvorteil durch die Chemotherapie gegenüber einer Nichtbehandlung zu. Allerdings sind die Heilungschancen im Allgemeinen umso schlechter, je später der Eierstockkrebs entdeckt wird.
Start etwa sechs Wochen nach Op
Im Regelfall startet die Chemotherapie innerhalb der ersten 6 Wochen nach der Operation. Im Gegensatz zu den offiziellen Leitlinienempfehlung gibt es aber auch Ärzte, die eine Chemotherapie vor der Operation für sinnvoller halten, um die Tumormasse zu verkleinern und ihre Entfernung zu erleichtern. Außerdem könnte dadurch das Risiko einer Streuung von Tumorzellen durch den operativen Eingriff vermindert werden. Sicher haben beide Vorgehensweisen ihre Vor- und Nachteile. Sprechen Sie die Alternativen ggf. gründlich mit Ihrem behandelnden Arzt durch.
Antikörper als eventuelle Chemotherapie-Ergänzung
Als Zusatz zur Chemotherapie wurde mit Bevacizumab ein Antikörper auf den Markt gebracht, der zielgerichtet gegen den Krebs wirken soll. Bei fortgeschrittenem Eierstockkrebs in den Stadien IIIB bis IV wird dadurch möglicherweise die Zeitspanne etwas verlängert, bevor der Tumor wieder weiterwächst. Die Patientenleitlinie spricht von „Hinweisen“ und einer „Kann-Empfehlung“. Ein verlängertes Überleben konnte allerdings nicht nachgewiesen werden. Schwerwiegende Nebenwirkungen sind dafür häufig.
„Standard-Schema“ und „gesicherte Wirksamkeit“ bedeuten übrigens nicht, dass die Chemotherapie überzeugende Ergebnisse im größeren Stil liefern würde. Der wissenschaftlich gesicherte Überlebensvorteil fällt insgesamt recht dürftig aus. Die Leitlinienempfehlung geht darauf (leider) nicht näher ein.
Welche Nebenwirkungen kann die Chemotherapie bei Eierstockkrebs haben?
Das Wirkprinzip der Chemotherapie beruht generell auf giftigen Substanzen, die das Wachstum und die Teilung von Zellen behindern. Diese Medikamente (Zytostatika) sind gegen die sich besonders schnell vermehrenden Krebszellen gerichtet. Wegen ihrer mangelnden Spezifität können aber auch andere Körpergewebe mit hoher Teilungsrate in Mitleidenschaft gezogen werden.
Deshalb ist das Nebenwirkungsspektrum breit und umfasst verschiedene Organsysteme. Besonders betroffen sind die Schleimhäute (v.a. des Verdauungstrakts), das blutbildende Knochenmark und die Haarwurzeln. Die körperliche und seelische Belastung führt möglicherweise zu einem Erschöpfungszustand. Es kann auch zu einer Schädigung von Leber, Nieren, Nerven und Gehör kommen.
Die wichtigsten Nebenwirkungen im Überblick
Zu den betroffenen Organsystemen und typischen Nebenwirkungen der Chemotherapie zählen u.a.:
- Verdauungstrakt: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Verstopfung, entzündete Mundschleimhaut
- Haare, Haut: Haarausfall, Hautrötung, Hauttrockenheit
- Knochenmark: Verminderung der weißen und roten Blutkörperchen sowie der Blutplättchen (Neutropenie und Anämie bzw. Thrombopenie), erhöhte Infektanfälligkeit
- Nervensystem: Taubheitsgefühl, Kribbeln, Brennen
- Fieber
- körperliche und seelische Schwäche, Erschöpfung
Ausprägung der Nebenwirkungen individuell unterschiedlich und beeinflussbar
Ob und wie stark die genannten Nebenwirkungen in Erscheinung treten, ist individuell sehr unterschiedlich. Außer vom betroffenen Organismus hängt es auch von der Art und der Dosierung der verwendeten Zytostatika ab. Manche Nebenwirkungen lassen sich wiederum durch andere Medikamente lindern und das teilweise schon vorbeugend, z.B. die Übelkeit. Die Pharmaindustrie ist ständig bemüht, die Chemotherapie verträglicher zu machen (nicht nur aus Menschlichkeit, sondern auch weil mit verträglicheren Mitteln mehr Profit zu machen ist).
Informieren Sie Ihr Behandlungsteam über Beeinträchtigungen und Veränderungen, die Sie während der Chemotherapie feststellen. Wenn Sie etwa die oben genannten Empfindungsstörungen aufgrund einer Nervenschädigung verspüren, sollte die Behandlung entsprechend angepasst oder ggf. abgesetzt werden.
Eine gute Nachricht zum Schluss: In der Regel verschwinden die Nebenwirkungen nach Beendigung der Chemotherapie wieder. Die Haare wachsen wieder und die Blutwerte normalisieren sich. Die Nebenwirkungen und den Erholungsprozess können Sie auch durch Ihre Einstellung beeinflussen. Entspannungsübungen und die geistige Fokussierung auf Ihre inneren Ressourcen können Ihnen dabei helfen.
Wie hoch sind die Erfolgsraten einer Chemotherapie bei Eierstockkrebs?
Eierstockkrebs spricht besser auf eine Chemotherapie an als viele andere Krebsarten. Dennoch sind die wissenschaftlich gesicherten Erfolgsraten bedenklich niedrig. So ergaben zwei große Untersuchungen: Nach einer Chemotherapie lebten von 100 Patientinnen mit örtlich begrenztem Eierstockkrebs 5 Jahre nach der Diagnosestellung noch 82 Frauen. Ohne Chemotherapie waren es 75. Der Überlebensvorteil gegenüber der Nichtbehandlung liegt damit unter 10%.
In den frühen Krebsstadien sind die Vorteile vermutlich noch geringer ausgeprägt. Die beste Nachricht an diesen Studien ist eigentlich, dass bei begrenzter Ausbreitung des Tumors die Prognose auch ohne Chemotherapie noch relativ günstig ist. Gleichwohl wird die Chemotherapie von den offiziellen Ärztegesellschaften ohne Wenn und Aber empfohlen. Am häufigsten verwendet werden die Wirkstoffe Carboplatin und Paclitaxel.
Fragliche Vergleichserfolge
Mit 6-9% ist die überlebensbezogene Wirksamkeit der Chemotherapie beim Eierstockkrebs zwar höher als bei anderen Krebsarten. Angesichts der damit verbundenen körperlichen und seelischen Belastungen für die Patienten, der nicht selten gravierenden Nebenwirkungen und des immensen Aufwandes aber doch kritisch zu hinterfragen. Der verkaufsorientierte Medizin- und Pharmabetrieb lebt allerdings von diesen Vergleichen. Ein paar Prozent Unterschied werden dann häufig als „viel versprechender Ansatz“ tituliert. Allerdings werden in den Vergleichsstudien zur Chemotherapie häufig nur die Wirkstoffe und deren Anwendungsschemata (Dosierung, Zyklen, Kombinationen) miteinander verglichen. Nicht aber deren Wirksamkeit im Vergleich zu anderen Behandlungsmöglichkeiten oder eben keiner Behandlung bzw. der Selbstheilung.
Nach der OP
Nach einem operierten Eierstockkrebs werden regelmäßige Nachuntersuchungen empfohlen, um eventuelle Nebenwirkungen, Komplikationen und Spätfolgen der Therapie erkennen und behandeln zu können. Außerdem besteht dabei die Möglichkeit, ein eventuelles Wiederauftreten des Krebses ausschließen oder eben frühzeitig erkennen zu können.
Nachsorge: Körper und Seele wichtig
Ihr Arzt sollte sich dabei ausführlich nach Ihrem Zustand und Wohlbefinden erkundigen, Ihren Ernährungszustand beurteilen und Sie sorgfältig körperlich untersuchen. Die medizinische Leitlinie sieht zudem vor:
- eine Spiegel- und Tastuntersuchung der inneren, noch vorhandenen Geschlechtsorgane,
- eine Ultraschalluntersuchung über die Scheide (vaginal) sowie
- eine Tastuntersuchung des Enddarms.
Die Häufigkeit der Nachuntersuchungen hängt von Ihren individuellen Bedürfnissen und von Ihrem Krankheitsverlauf ab. Je nachdem, variieren die Abstände normalerweise zwischen drei Monaten, einem halben oder einem ganzen Jahr.
Etwa jede dritte Frau mit Eierstockkrebs entwickelt Studien zufolge eine Depression. Vor allem die Angst vor einer Tumorwiederkehr wird als besonders belastend empfunden. Ihr Arzt sollte daher intensiv auf Ihre seelische Verfassung eingehen und im Bedarfsfall dafür sorgen, dass Sie eine geeignete professionelle Unterstützung erhalten.
Anspruch auf Reha nach Krebsbehandlung
Schließlich sollte Sie Ihr Arzt auch über die Reha-Möglichkeiten und geeignete Angebote informieren, auf die Sie nach überstandener Krebsbehandlung Anspruch haben. In spezialisierten Reha-Kliniken ist es häufig möglich, die eigenen Kinder mitzunehmen. Bei der Auswahl und Antragstellung für die Reha unterstützt Sie in der Klinik der Sozialdienst, nach der Entlassung eine Krebsberatungsstelle.
Als sogenannte Anschlussheilbehandlung wird die Reha noch während des stationären Aufenthalts in der Akutklinik beantragt. Sie muss spätestens zwei Wochen nach Entlassung beginnen und dauert in der Regel drei Wochen. Die Rehabilitationsleistung können Sie aber auch später noch in Anspruch nehmen und über Ihren behandelnden Arzt beantragen.
Das Verarbeiten ist schwierig – aber auch eine Chance
Die Krebsnachsorge ist aber nicht nur eine medizinische Angelegenheit. Nutzen Sie jenseits der Medizin die Gesprächsmöglichkeiten mit dem Partner, mit Angehörigen und Freunden sowie ggf. Angebote von Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen. Wichtig ist, dass Sie Ihre Erkrankung auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene verarbeiten.
Der Krebs stellt vermutlich eine Zäsur in Ihrem Leben dar. Es ist eine schmerzliche, aber auch chancenreiche Gelegenheit, die relevanten Dinge im Leben zu hinterfragen. Im Vordergrund stehen dabei zunächst Ihr Selbstwertgefühl, Ihre Haltung und Ihre Lebensführung. Vielleicht gelingt es Ihnen, Ihren sozialen und beruflichen Alltag nicht nur wieder zu normalisieren, sondern Ihren eigenen Bedürfnissen anzupassen und gestärkt aus der Erkrankung hervorzugehen.
Prognose
Kann ich trotz Eierstockkrebs noch Kinder bekommen?
Unter bestimmten Bedingungen kann die Operation bei Eierstockkrebs so durchgeführt werden, dass anschließend noch eine Schwangerschaft möglich ist. Das hängt vor allem vom Tumorstadium ab, das während der Operation festgestellt wird.
Hängt vom Stadium ab
Voraussetzung dafür ist laut Expertenmeinung, dass nur einer Ihrer Eierstöcke betroffen ist. Und das im FIGO-Stadium I, der am wenigsten fortgeschrittenen Ausprägung. Dann kann der Operateur den anderen, gesunden Eierstock samt Eileiter und die Gebärmutter an Ort und Stelle belassen.
Sie müssen allerdings mit einem erhöhten Rückfallrisiko nach einer fruchtbarkeitserhaltenden Operation rechnen. Darauf weisen zumindest einige wenige Beobachtungsstudien mit kleinen Teilnehmerzahlen hin. Sollte Ihr Arzt die Gefahr eines Rückfalls in Ihrem Fall als hoch einschätzen, wird er Ihnen die Entfernung des zweiten Eierstocks und der Gebärmutter nach erfolgter Geburt empfehlen.
Intensive Beratung im Vorfeld wichtig
Eine solche Radikaloperation wird leider auch immer dann als notwendig erachtet, wenn die Krebserkrankung bei tatsächlicher Diagnosestellung – also während des operativen Eingriffs – bereits weiter fortgeschritten ist. Bei bestehendem Kinderwunsch sollten Sie sich deshalb vor der Operation intensiv mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen und sich von ihm aufklären und beraten lassen. Dabei sollte es sich unbedingt um einen erfahrenen Spezialisten handeln.
Wie in welcher Situation vorgegangen wird, kann letztlich nicht gegen Ihren Willen, sondern nur mit Ihrem Einverständnis beschlossen und geplant werden. Auch die Einholung einer neutralen Zweitmeinung kann angesichts solch gravierender Fragestellungen sehr empfehlenswert sein.
Quellen:
- S3-Leitlinie "Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren", online unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de
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Kommentare: Archiv
M.f.G. M. Lakus.
Bitte senden Sie mir das per e-mail zu.
Patientenleitlinie "Eierstockkrebs" (Juni 2014):
"Zwei große Untersuchungen haben gezeigt, dass fünf Jahre nach der Diagnose noch 82 von 100 Frauen, die eine Chemotherapie erhalten hatten, lebten im Vergleich zu 75 von 100 ohne Chemotherapie."
https://www.krebshilfe.de
S3-Leitlinie zu „Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren“ (Version 2.1 November 2017):
"Eine gemeinsame Analyse der ICON1-und ACTIO-Studie hat gezeigt, dass Patientinnen mit frühem Ovarialkarzinom Stadium FIGO I–IIA außer Stadium IA, Grad 1 von einer platinhaltigen Chemotherapie sowohl hinsichtlich des Gesamtüberlebens (Verbesserung der Fünf-Jahres-Überlebensrate um 8% von 75% auf 82%) als auch des progressionsfreien Überlebens (Verbesserung der progressionsfreien Fünf-Jahres-Überlebensrate um 11% von 65% auf 76%) profitieren, ohne dass dieser Benefit durch eventuelle Nebenwirkungen der zytostatischen Therapie infrage gestellt wird [338]."
http://www.leitlinienprogramm-onkologie.def
338. Trimbos, J.B., et al., Impact of adjuvant chemotherapy and surgical staging in early-stage ovarian carcinoma: European Organisation for Research and Treatment of Cancer-Adjuvant ChemoTherapy in Ovarian Neoplasm trial.
J Natl Cancer Inst, 2003. 95 (2): p. 113-25.
könnten Sie bitte die Quellen angeben (So ergaben zwei große Untersuchungen ....)
LG
Navigator-Medizin.de
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