Bei vielen Menschen mit Migräne gehen die Kopfschmerzen mit zusätzlichen Beschwerden wie Übelkeit und Erbrechen einher. Antiemetika lindern diese unangenehmen Begleiterscheinungen der Migräne.
Die verschiedenen Substanzen greifen an unterschiedlichen Stellen im Körper ein. Welches für wen das richtige Mittel ist, muss jeder einzelne Betroffene zusammen mit seinem Arzt für sich herausfinden.
Alles weitere zu den Antiemetika im Rahmen der Migränebehandlung finden Sie im folgenden Beitrag.
Was sind Antiemetika?
Antiemetika sind Medikamente gegen Übelkeit und Erbrechen (anti = gegen ; emesis = Erbrechen). Sie können unter anderem auch bei Migräne helfen, nämlich dann, wenn ein Migräne-Anfall mit Übelkeit einhergeht.
Reihe an Wirkstoffen
Es gibt zahlreiche verschiedene Antiemetika, die zur begleitenden Behandlung der Migräne eingesetzt werden.
Wirkstoffe zur Behandlung von Übelkeit bei Migräne sind:
- Metoclopramid (Paspertin®)
- Dimenhydrinat (Vomex® A)
- Domperidon (Motilium®)
Die meisten der Antiemetika müssen vom Arzt verschrieben werden. Frei verkäuflich ist zum Beispiel der Wirkstoff Dimenhydrinat.
In welcher Reihenfolge sollte man beim Migräne-Anfall die Mittel gegen Übelkeit und Kopfschmerzen einnehmen?
Wenn ein Migräne-Anfall mit Übelkeit einhergeht, helfen sogenannte Antiemetika. Hinter diesem holprigen Begriff verbergen sich Mittel gegen Übelkeit und Brechreiz (z.B. Metoclopramid, Domperidon oder Dimenhydrinat, die unter zahlreichen verschiedenen Handelsnamen angeboten werden).
Erst Antiemetika, dann Schmerzmittel
Wenn solche Mittel eingenommen werden, empfiehlt es sich, diese vor den Schmerzmitteln zu schlucken. Der Grund: Die genannten Antiemetika lindern nicht nur die Übelkeit, sie beruhigen auch den Magen-Darm-Trakt und sorgen für eine bessere und schnellere Aufnahme der Schmerzmittel. Ideal ist ein Zeitabstand von etwa einer viertel Stunde.
Wie wirkt Metoclopramid (Paspertin®) gegen Migräne?
Metoclopramid (Paspertin® u.a.) ist eines dieser Antiemetika. Es wirkt gegen Übelkeit und Erbrechen, auch im Rahmen eines Migräne-Anfalls.
MCP hemmt den Botenstoff Dopamin
Der Wirkstoff greift hauptsächlich in den Dopaminhaushalt unseres Körpers ein. Dopamin ist ein Botenstoff, der u.a. auch den Magen-Darm-Trakt beeinflusst und Übelkeit auslösen kann.
Metoclopramid, kurz auch MCP genannt, dämmt als Dopamin-Antagonist (Gegenspieler) die Wirkung von Dopamin ein, regt die Motilität (Beweglichkeit) des Verdauungstrakts an und lindert dadurch Übelkeit und Erbrechen.
Vielleicht kennen Sie den Botenstoff Dopamin auch aus einem anderen Kontext: im Zusammenhang mit der Parkinson-Erkrankung. Auch hier spielt er eine entscheidende Rolle. Allerdings geht es dabei um die zentrale Wirkung des Dopamins im Gehirn, die beim Morbus Parkinson zunehmend nachlässt.
Parkinsonähnliche Nebenwirkungen möglich
Warum dieser kurze Exkurs? Weil auch Metoclopramid ein Stück weit ins zentrale Dopaminsystem eingreift und dadurch Nebenwirkungen verursachen kann. So kann es u.a. zu Bewegungsstörungen wie Zittern und Muskelverspannungen führen. Das kommt allerdings selten vor und ist auch abhängig von der Höhe der Dosierung sowie von der Dauer der Medikamenteneinnahme.
Daher sollten Sie die Einnahme mit Ihrem Arzt absprechen. Er muss Ihnen das Mittel ohnehin verschreiben, da es rezeptpflichtig ist. Übrigens steht der Wirkstoff MCP in Tabletten- und Tropfenform zur Verfügung.
Was für ein Medikament ist Dimenhydrinat (Vomex® A)?
Angriffspunkt Histamin
Ein weiteres Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen ist Dimenhydrinat (Vomex® A). Im Gegensatz zum MCP hat es primär einen anderen Botenstoff als Angriffspunkt: das Histamin.
Auch dieses Hormon wirkt u.a. in Magen und Darm, und zwar über sogenannte H1-Rezeptoren (Andockstellen). Dimenhydrinat besetzt diese Ankerstellen und verhindert so, dass Histamin zum Zuge kommt. Es zählt somit zu den H1-Rezeptor-Antagonisten (Gegenspielern), die auch als Antihistaminika bezeichnet werden.
Nebenwirkungen von Antihistaminika
Dimenhydrinat ist ein Antihistaminikum der 1. Generation. Im Gegensatz zu neueren Substanzen der 2. Generation kann es mehr Nebenwirkungen auslösen, da es weniger gezielt wirkt und auch das zentrale Nervensystem beeinflusst.
So können z.B. eine Mundtrockenheit, Sehstörungen und Probleme beim Wasserlassen auftreten. Außerdem können Medikamente der 1. Generation müde machen, weshalb manche Antihistaminika auch gezielt als Schlafmittel eingesetzt werden.
Im Gegensatz zu anderen Antiemetika ist Dimenhydrinat in der Apotheke frei verkäuflich. Dennoch sollten Sie die Einnahme mit Ihrem Arzt absprechen.
Wie wirkt Domperidon (Motilium®) bei Migräne?
Auch Domperidon (Motilium®) ist ein sogenanntes Antiemetikum, das beim Migräne-Anfall eingesetzt werden kann.
Gegenspieler von Dopamin
Und auf welche Weise wirkt nun dieses Arzneimittel gegen die Übelkeit? Domperidon ist wiederum ein sogenannter Dopamin-Antagonist, also ein Gegenspieler des körpereigenen Botenstoffs Dopamin. Genauer gesagt unterdrückt es die Bindung von Dopamin an die Dopamin-Rezeptoren. Das ist im Falle einer Migräne gut, weil Dopamin (das ansonsten bei vielen Gehirn-Prozessen unentbehrlich ist) beim Migräne-Anfall genau der Stoff ist, der das "Brechzentrum" im Gehirn aktiviert.
Nebenwirkungen von Motilium®
Insofern wirkt Domperidon ganz ähnlich wie Metoclopramid (MCP). Allerdings dringt es kaum ins Gehirn vor und verursacht daher weniger Nebenwirkungen.
Beschwerden können dennoch vorkommen, u.a. im Bereich der Sexualfunktion (Libido, Potenz) und des weiblichen Monatszyklus. Außerdem kann Domperidon die Herzfunktion beeinflussen und sollte bei Menschen mit bestehenden Herzerkrankungen entsprechend vorsichtig eingesetzt werden.
All das wird Ihr Arzt aber mit Ihnen besprechen, wenn er Ihnen Motilium® verordnet.
Quellen:
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. S1-Leitlinie: Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne. Stand 31.01.2018. URL: www.awmf.org (Zugriff am 14.05.2019).
- Rote Liste Service GmbH, Fachinformation Metoclopramid.
- Rote Liste Service GmbH, Fachinformation Dimenhydrinat.
- Rote Liste Service GmbH, Fachinformation Domperidon.