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Wie wirkt Enzalutamid bei Prostatakrebs? Was muss ich bei der Einnahme beachten? Welche Nebenwirkungen können eintreten? Im folgenden Beitrag finden Sie Fragen und Antworten rund um das Medikament Xtandi®.

Wirkung

Wie wirkt Enzalutamid (Xtandi)?

Enzalutamid ist ein Krebsarzneimittel, welches zu den sogenannten modernen nicht-steroidalen Antiandrogenen gehört. Es wird zur Behandlung des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms (CRPC) eingesetzt – ob mit oder ohne Metastasen.

Anders formuliert: Xtandi® kommt dann zum Einsatz, wenn der Prostatakrebs trotz einer Behandlung zur Reduzierung der Testosteronproduktion weiterwächst – und zwar unabhängig davon, ob er sich bereits auf andere Körperregionen ausgebreitet hat oder nicht.

Therapie nun früher möglich

Wenn die klassische Hormonentzugstherapie (Androgenentzugstherapie) nicht mehr wirkt, kommt beim Prostatakrebs u. a. das seit 2013 in Europa zugelassene Medikament Xtandi® zum Einsatz. Anfangs profitierte allerdings nur eine bestimmte Untergruppe von Männern mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs von diesem Präparat. Enzalutamid hatte seine Zulassung zunächst nämlich nur für die Krebsfälle, bei denen die Erkrankung trotz bzw. nach einer Chemotherapie mit Docetaxel weiter fortschritt.

Inzwischen darf das Antiandrogen der sogenannten dritten Generation allerdings auch dann verschrieben werden, wenn die Androgenentzugstherapie zwar versagt hat (Kastrationsresistenz), eine Chemotherapie aufgrund des milden Krankheitsverlaufs aber noch nicht in Frage kommt. Und das ist noch nicht alles. Seit Ende 2019 profitieren auch erwachsene Männer mit einem Hochrisiko nicht-metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (nmCRPC) von Xtandi®. Also all diejenigen, bei denen bislang zwar noch keine Tochtergeschwülste nachgewiesen werden konnten, die jedoch ein hohes Risiko hinsichtlich Metastasierung und Tod in sich tragen.

Effektive Rezeptorblockade…

Das Besondere an dem Medikament Xtandi® ist der Wirkmechanismus des Arzneistoffes. Enzalutamid hemmt den Signalweg des Androgenrezeptors (Andockstelle für Testosteron auf den Zellen) nämlich gleichzeitig an drei Stellen.

Zum einen bindet der Wirkstoff direkt an den Rezeptor und blockiert diesen so, dass das Testosteron selbst nicht mehr daran andocken kann. Normalerweise setzt die Bindung des Sexualhormons eine Kaskade in Gang, die sich im Inneren der Zelle abspielt und die verschiedenen Wirkungen hervorruft. Zum anderen hemmt Enzalutamid auch die Weitergabe des Signals in den Zellkern und blockiert zum dritten auch noch die Bindung des aktivierten Androgenrezeptors an die DNA (Träger der Erbinformation).

…mit dreifacher Wirkung gegen den Tumor

Der Wirkmechanismus von Xtandi® hat durch seine Dreifachblockade somit folgende Auswirkung auf den Prostatakrebs:

  • Enzalutamid hemmt die Zellteilung des Tumors.
  • Der Wirkstoff sorgt dafür, dass das Selbstmordprogramm der Tumorzellen in Gang gesetzt wird.
  • Enzalutamid macht den Tumor sichtbar für unsere körpereigenen Killerzellen (zytotoxische T-Lymphozyten) und sorgt dafür, dass diese ihn erkennen und gezielt zerstören können.

Einnahme

Wie wird Enzalutamid (Xtandi) eingenommen?

Einnahme nur 1x täglich

Xtandi® wird in Form von Filmtabletten einmal täglich eingenommen. Die Tabletten gibt es sowohl in einer 40 mg- als auch in einer 80 mg-Dosierung. Die empfohlene Dosis zur Behandlung des Prostatakrebs beträgt 160 mg Enzalutamid pro Tag.

Nehmen Sie das Medikament am besten folgendermaßen ein:

  • Die übliche Dosis von 160 mg wird einmal täglich eingenommen – entweder in Form von vier 40 mg Tabletten oder zwei 80 mg Tabletten.
  • Das Medikament können Sie zu oder unabhängig von den Mahlzeiten mit etwas Wasser einnehmen.
  • Achten Sie darauf, Xtandi® möglichst immer zur gleichen Zeit einzunehmen.

Info: Eine zusätzliche Gabe von Kortison ist beim Einsatz von Xtandi® zwar möglich, aber im Gegensatz zu anderen Arzneimittel bei Prostatakrebs (z.B. Zytiga®) nicht unbedingt erforderlich.

Wichtig: Wenn Sie andere Medikamente (ggf. auch nur zeitweise) einnehmen müssen, halten Sie immer Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt.

Wann wird Enzalutamid (Xtandi) verordnet?

Enzalutamid ist zugelassen zur Behandlung von erwachsenen Männern:

  • mit einem nicht metastasierten kastrationsresistenten Hochrisiko-Prostatakarzinom (Hochrisiko nmCRPC) – einem Prostatakrebs, bei dem zwar noch keine Metastasen aufgetreten sind, hierfür jedoch ein hohes Risiko besteht.
  • mit einem metastasierten kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) mit asymptomatischem oder mild symptomatischem Verlauf nach Versagen der Androgenentzugstherapie, bei denen eine Chemotherapie jedoch noch nicht erforderlich ist.
  • mit einem metastasierten CRPC (mCRPC), deren Erkrankung während oder nach einer Chemotherapie mit Docetaxel fortschreitet.

Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen können unter Xtandi (Enzalutamid) auftreten?

Xtandi® wird in der modernen Therapie des kastrationsresistenten Prostatakarzinoms eingesetzt. Bei der Verordnung gilt es, einige Neben- und Wechselwirkungen dieses Medikaments zu beachten.

Häufiges und Seltenes

Die am häufigsten auftretenden Nebenwirkungen unter einer Behandlung mit Xtandi® sind:

Weitere häufig benannte unerwünschte Wirkungen von Enzalutamid sind u. a. Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsstörungen, Angstzustände, Gynäkomastie (Brustdrüsenvergrößerung), trockene, juckende Haut, häufige Stürze und Knochenbrüche. Gelegentlich treten Störungen im Blutbild (mit erhöhter Infektionsgefahr), Halluzinationen und Krampfanfälle auf.

Weitere vielfältige Nebenerscheinungen treten vereinzelt auf und hängen nicht selten mit bestimmten Vorerkrankungen zusammen.

Wechselwirkungen & Gegenanzeigen

Wann sollte man Enzalutamid (Xtandi) nicht einnehmen?

Besondere Vorsicht geboten

Sollten Sie zu den Menschen gehören, die unter einer "hereditären Fruktoseintoleranz" leiden, dürfen Sie das Medikament nicht nehmen. Xtandi® enthält Sorbitol (E 420) und ist somit für Sie ungeeignet.

Des Weiteren gibt es andere Begleitumstände bzw. Grunderkrankungen, die eine Behandlung mit Enzalutamid zwar nicht verbieten, aber eine gewisse Vorsicht erfordern. Dazu gehören beispielsweise:

  • schwere Herz-Gefäß-Erkrankungen
  • Erregungsleitungsstörungen des Herzens (QT-Verlängerung)
  • Neigung zu Krampfanfällen
  • schwere Nieren- und Leberfunktionsstörungen

Neurologische Aussetzer: Sofort absetzen!

Sollten Sie unter der Behandlung mit Xtandi® ein „posteriores reversibles Enzephalopathie-Syndrom“ (PRES) entwickeln, ist das Medikament sofort abzusetzen! Hierbei handelt es sich um ein akut verlaufendes Krankheitsbild, das gekennzeichnet ist durch Kopfschmerzen, Seh- und Bewusstseinsstörungen sowie ggf. epileptische Anfälle. Bei Verdacht auf PRES wird sofort eine Kernspintomographie (MRT) durchgeführt. Hier erkennt man dann die charakteristischen Veränderungen im Sinne eines Hirnödems (Flüssigkeitsansammlung im Gehirn), die oft mit einem stark ansteigenden Blutdruck einhergehen.

Diese Nebenwirkung ist zwar selten und bildet sich in den meisten Fällen auch vollständig zurück, muss aber rechtzeitig erkannt werden. Scheuen Sie sich also nicht, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen, falls Sie irgendwelche neurologischen Auffälligkeiten an sich bemerken sollten.

Welche Wechselwirkungen sind bei der Einnahme von Enzalutamid (Xtandi) zu beachten?

Xtandi kann nicht mit jedem

Der Wirkstoff Enzalutamid beschleunigt als sogenannter starker Enzyminduktor den Abbau vieler Medikamente. Das kann dazu führen, dass manche Arzneimittel unter einer gleichzeitigen Behandlung mit Xtandi® ihre Wirkung verlieren. Umgekehrt gibt es Medikamente, die die Wirkung von Enzalutamid verstärken können und eine Dosisanpassung nötig machen.

Die Liste der Arzneimittelgruppen, die durch Enzalutamid beeinflusst werden können, ist lang und vor allem breitgefächert. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Sie Ihre behandelnden Ärzte immer über Ihre aktuellste Medikation in Kenntnis setzen. Versäumen Sie in diesem Zusammenhang auch nicht, pflanzliche Präparate oder Medikamente zu erwähnen, die Sie nur bei Bedarf einnehmen.

Quellen:

  • Aktuelle Xtandi™ Fachinformation
  • Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms Version 5.1 – Mai 2019 AWMF-Registernummer: 043/022OL
  • Gemeinsamer Bundesausschuss. Nutzenbewertungsverfahren zum Wirkstoff Enzalutamid (Neubewertung nach Fristablauf: Prostatakarzinom, nicht metastasiert, Hochrisiko). Beschlussfassung: 05.11.2020. https://www.g-ba.de/bewertungsverfahren/nutzenbewertung/551/#beschluesse

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare  
Xtandi
Kann ich Xtandi nach der Bestrahlung absetzen? Es hat mich sehr geschwächt. Meine Muskeln sind total verschwunden, auch das Gewicht hat sich stark reduziert. Nun erhalte ich 6 Bestrahlungen im März. Alter: 86 J.
Darmprobleme
Ich nehme Xtandi 40 mg jetzt ein Jahr ein und stelle fest, dass ich
seit ca. 4 Wochen in der Nacht verstärkt Winde verspüre und auch - vor allem morgens - Durchfall habe. Es grummelt in meinen Därmen. Das kannte ich vorher nicht so. Ich bin 86 Jahre alt. Außerdem bekomme ich
vierteljählich eine Hormonspritze mit Leuprone-Hexal 5 mg. Gibt es da Probleme? Herzlichen Dank.
E. Thomas
Kommentare

Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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