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Welche Ernährung ist gut bei Reizdarm? Was ist die FODMAP-Diät? Wie sinnvoll ist "Detox" beim Reizdarm? Im folgenden Beitrag dreht sich alles um das Thema Ernährung bei Reizdarm.

Welche Ernährungstipps gibt es gegen Reizdarm?

Da es sich beim Reizdarm um eine funktionelle Störung handelt, die Ursachen der Beschwerden also unklar sind, können hier nur generelle Tipps gegeben werden. Gleichwohl kann man allein mit einer Umstellung seiner Ernährung oft schon eine Menge erreichen.

Und das ist auch gut nachvollziehbar. Denn auch wenn der Auslöser des Reizdarms nebulös ist, so ist doch stark zu vermuten, dass die Ernährung und die Art zu essen, einen Einfluss auf die Symptomatik hat.

Die wichtigsten Tipps

  • Große Essensbrocken oder zu schnell verschlungenes Essen bedeuten viel zusätzliche Arbeit für das gesamte Verdauungssystem. Essen Sie daher langsam und nicht hektisch zwischen zwei Terminen.
  • Wer schlingt, schluckt unwillkürlich auch mehr Luft. Und zu viel Luft im Darm wirkt sich zuverlässig unschön aus.
  • Essen Sie vier Stunden vor dem Zubettgehen nichts mehr. Magen und Darm arbeiten nicht gern nachts, wenn alle anderen Organe regenerieren.
  • Ein Verzicht auf Kaffee, schwarzen Tee, Limonade und säurehaltige Obstsäfte entlastet Ihre Verdauung.
  • Mehr als ein Gläschen Wein oder Bier am Abend sollten es auch nicht sein, denn Alkohol kann die Schleimhäute im Dünndarm schädigen.
  • Bei schmerzhaften Blähungen sollte auf Ballaststoffe verzichtet werden. Streichen Sie Vollkornbrote, Müsli, Hülsenfrüchte, Kohl, Knoblauch und Zwiebeln erst einmal von Ihrem Speiseplan.
  • Sinnvoll kann auch ein Versuch mit der Heilpflanze Aloe vera sein. Eine schwedische Studie hat hier sehr eindrucksvolle Ergebnisse geliefert.

Achten Sie auch selbst auf Auslöser der Beschwerden

Leider sind pauschale Empfehlungen beim Reizdarm-Syndrom wenig hilfreich. Denn die Auslöser und Einflussfaktoren sind von Person zu Person sehr unterschiedlich. Am besten führen Sie deshalb ein Tagebuch und schreiben genau auf, wann und in welchen Situationen Ihre Beschwerden auftreten. So finden Sie möglicherweise die Hauptauslöser Ihrer Beschwerden und können sie künftig meiden.

2014 haben australische Wissenschaftler herausgefunden, dass sich Reizdarm-Symptome auch mit einer speziellen Diät (FODMAP) deutlich lindern lassen.

Hilft die FODMAP-Diät gegen den Reizdarm?

Das ist unklar. Es gibt einige Hinweise, dass die FODMAP-Diät gegen Reizdarm-Beschwerden helfen könnte, aber verlässliche Aussagen dazu gibt es nicht.

Aus Australien nach Europa

Die FODMAP-Diät stammt ursprünglich aus Australien. Sie wurde 2014 von Dr. Sue Shepherd und Dr. Peter Gibson an der Universität in Melbourne entwickelt. Als die beiden Wissenschaftler ihre Diät veröffentlichten, hatten sie zuvor 30 Reizdarm-Patienten damit teilweise sehr erfolgreich behandelt. Die Probanden durften drei Wochen lang bestimmte Stoffe nicht essen, die sogenannten FODMAPs.

FODMAP – hinter diesem Begriff verbergen sich "fermentierbare Oligo-, Di- und Monosaccharide und Polyole". Gemeint sind bestimmte Zuckerarten wie beispielsweise Fruktose, Zuckeraustauschstoffe (Süßstoffe), sowie Laktose. All diese Stoffe haben eines gemeinsam: Sie werden weder im Magen noch im Dünndarm verdaut und wandern daher unverändert in den Dickdarm. Dort müssen sie von Bakterien abgebaut werden, was vor allem bei Reizdarmpatienten häufig Beschwerden verursacht.

Studie sehr klein, aber zumindest interessant

Die Studienteilnehmer mussten drei Wochen lang eine Diät einhalten, bei der genau diese Stoffe reduziert waren. Danach gaben fast drei Viertel der Probanden an, dass sie viel weniger Beschwerden hatten. Den meisten ging es bereits nach acht Tagen erheblich besser. Viele Studienteilnehmer sagten, sie wollten künftig auch weiterhin die FODMAP-Diät einhalten.

Nun ist der Begriff "viele Studienteilnehmer" natürlich mit Vorsicht zu genießen, wenn insgesamt nur 30 Probanden teilgenommen haben. Im Prinzip genügt die Studie keinerlei wissenschaftlichen Standards, weshalb sie streng genommen auch nicht aussagekräftig ist. Das bedeutet nicht, dass die FODMAP-Diät Unsinn ist: Aber es bedeutet, dass sie Unsinn sein könnte.

Längst ist die FODMAP-Diät über Australien und Amerika nach Deutschland gekommen. Auch einige Gastroenterologen empfehlen ihren Reizdarm-Patienten, es mit dieser Ernährungsumstellung zumindest zu versuchen. Aber ohne fundierte Studienergebnisse muss man diese Form der Behandlung sehr kritisch betrachten.

Wie genau sieht die FODMAP-Diät aus?

Die FODMAP-Diät beruht auf dem weitgehenden Verzicht auf bestimmte Kohlenhydrate. Auf diese Weise soll der Dickdarm entlastet werden, was der Theorie nach wiederum zu einer Linderung der Reizdarm-Beschwerden führt.

Was Sie bei der FODMAP-Diät vermeiden sollten:

  • F = Fermentierbares (durch Darmbakterien)
  • O = Oligosaccharide (z.B. Frukto- und Galakto-Oligosaccharide, Laktulose, Raffinose)
  • D = Disaccharide (z.B. Milchzucker)
  • M = Monosacharide (z.B. Fruchtzucker)
  • a = and = und
  • P = Polyole (z.B. Süßstoffe, Zuckeralkohole)

Diese FODMAPs sind also hauptsächlich Lebensmittel, die viel Fructose, Lactose, Fructane, Galactane und Polyole enthalten.

All diese Stoffe werden im Magen und Dünndarm nicht vollständig verdaut oder absorbiert und gelangen somit meist unverändert in den Dickdarm. Dort müssen sie von Bakterien abgebaut bzw. fermentiert werden. Das kann zu Beschwerden wie Schmerzen, Krämpfen, Blähungen, Völlegefühl oder Durchfall führen.

Was bei der FODMAP-Diät erlaubt ist

Wer die FODMAP-Diät ausprobieren möchte, greift am besten künftig zu diesen Lebensmitteln:

  • Obst: Bananen, Blaubeeren, Cranberries, Erdbeeren, Grapefruits, Himbeeren, Honigmelonen, Kiwis, Limetten, Mandarinen, Orangen, Passionsfrüchte, Rhabarber, Zitronen
  • Gemüse: Artischocken, Bambussprossen, Basilikum, Blattsalate (alle), Chili, Endivien, grüne Bohnen, Gurken, Ingwer, Kartoffeln, Koriander, Majoran, Mangold, Minze, Oliven, Oregano, Petersilie, Rosmarin, Rüben, Sellerie, Spinat, Thymian, Tomaten, Zucchini
  • Getreide: glutenfreie Mehle, glutenfreie Brote, glutenfreie Cerealien (ohne Mais), Dinkel, Flohsamen, Hafer, Hirse, Quinoa, Reis
  • Milchprodukte: Brie, Butter, Camembert, laktosefreie Milch und daraus hergestellte Produkte wie Joghurt und Quark, laktosefreie Margarine, Hafermilch, Hartkäse, Reismilch, Schnittkäse, Sojamilch
  • Fleisch: Rind- und Schweinefleisch sowie Geflügel
  • Sonstiges: Eier, Fisch, wenig Haushalts- und Traubenzucker, Stevia und Süßstoffe, deren chemischer Name nicht auf "ol" endet.

Wie sinnvoll ist "Detox" beim Reizdarm?

Beim Reizdarmsyndrom ist der Darm in seiner Funktion so beeinträchtigt, dass sich das in Form eines vielfältigen Beschwerdekomplexes äußern kann, der bei den Betroffenen zu einem hohen Leidensdruck führt. Mangels ursächlicher Therapiemöglichkeiten greifen einige Menschen irgendwann zu alternativen Behandlungsmethoden. Eine davon ist "Detox" – eine Entgiftungskur.

Entgiftung im eigentlichen Sinne

Detoxifikation oder auch Entgiftung bedeutet im medizinischen Sinne die natürliche Umwandlung von toxischen Stoffen über Leber und Niere. Das bedeutet, dass nicht ausscheidbare giftige Substanzen in ausscheidbare Stoffe umgewandelt werden.

Auch unser Darm sorgt dafür, dass nicht erwünschte Stoffe herausgefiltert und wieder ausgeschieden werden, noch bevor sie in den Blutkreislauf gelangen. Eine weitere Möglichkeit unseres Körpers, sich von Giftstoffen zu befreien, ist die Ausscheidung über Schleimhäute und Haut, beispielsweise in Form von Husten, Schnupfen und Hautunreinheiten.

Grundsätzlich ist die Entgiftung also eine unersetzliche natürliche Funktion unseres Körpers, auf die alle Zellen angewiesen sind. Ist dieser Prozess allerdings durch eine Leber- oder Nierenfunktionsstörung nicht mehr möglich, kommt es zu einer Vergiftung des Körpers mit eben diesen Abfallprodukten (Harnsäure, Ammoniak und andere Säuren).

Die Rolle des Verdauungstraktes

Unser Darm mit seinen darin befindlichen Bakterien (Mikrobiota) trägt, wie bereits erwähnt, ebenfalls maßgeblich zur Entgiftung des Körpers bei. Die im Darm befindliche Darmflora ist wesentlicher Bestandteil unserer Verdauung und sowohl an der Abwehr von krankmachenden Keimen als auch an Stoffwechselprozessen sowie an der Entwicklung des Immunsystems beteiligt.

Wird das Darmgleichgewicht gestört, kann sich die Darmflora jedoch soweit verändern, dass sie unserem Körper schadet. Störfaktoren können hierbei eine falsche Ernährung, eine Antibiotikatherapie oder ein Magen-Darm-Infekt sein. Die in der Darmflora befindlichen "guten" Bakterien schaffen es dann nicht mehr, die aufgenommene Nahrung ausreichend zu verarbeiten. Es kommt zu den typischen Beschwerden des Reizdarmsyndroms (RDS) mit Schmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung.

Die Idee hinter dem Trend "Detox"

Und genau an dieser Stelle setzen Detox-Therapien an. Detox-Befürworter sind nämlich der Ansicht, dass wir in der heutigen Zeit so viele Gifte bzw. Schadstoffe in unseren Körper aufnehmen, dass dieser sie nicht mehr vollständig ausscheiden kann und deshalb Unterstützung braucht.

Ziel der Entgiftungskur beim RDS ist die Wiederherstellung des Darmgleichgewichts zur Normalisierung der Verdauung. Des Weiteren sollen durch die Kur auch gleichzeitig die Haut, das Lymphsystem und andere innere Organe von Giftstoffen befreit und gereinigt werden.

Doch Vorsicht! Dieser Gesundheitstrend ist in der angepriesenen und oft praktizierten Form weder wissenschaftlich belegt noch für jeden geeignet. Es existiert inzwischen sogar eine ganze Detox-Industrie, die fleißig davon profitiert. Sei es in Form von Kursen, Büchern, Nahrungsergänzungsmitteln oder anderen heilversprechenden Produkten.

"Anleitung zum Entgiften"

Doch wie sieht so eine Entgiftung eigentlich aus? Der Grundgedanke hinter Detox ist, nach erfolgreicher Darmreinigung (mit Abführmitteln) zunächst einmal auf Genussmittel und feste Nahrung zu verzichten. Stattdessen stehen während der Entgiftungskur nur Obst- und Gemüsesäfte, Gemüsebrühe und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr auf dem Speiseplan.

Klingt eigentlich ganz gut, oder? Prinzipiell ja. Die Kernidee deckt sich diesbezüglich auch mit der jahrhundertelangen Tradition des Heilfastens. Allerdings vertreten die Detox-Befürworter die Meinung, dass zu den zu entfernenden Körpergiften u.a. auch Metalle, Chemikalien und andere Umweltverschmutzungen gehören. Diese könnten wiederum nur über bestimmte Detox-Substanzen ausgeschieden werden.

Und genau an diesem Punkt ist Skepsis geboten. Denn die angepriesene entgiftende Wirkung dieser „Superfood-Detox-Produkte“ lässt sich bislang wissenschaftlich nicht nachvollziehen und bringt vor allem den Betreibern Geld.

Wann es gefährlich werden könnte

Egal, ob Sie sich für ein klassisches Heilfasten entscheiden oder tatsächlich eine Detox-Kur ausprobieren möchten – Sie sollten einige Dinge bedenken:

  • Grundsätzlich gilt: Keine Kur bzw. Entgiftung ohne ärztliche Aufsicht!
  • Bei bestimmten chronischen Erkrankungen kann es unter Umständen zu gefährlichen Komplikationen kommen. Halten Sie vorher Rücksprache mit einem Arzt!
  • Kinder, ältere Menschen, schwangere und stillende Frauen sollten weder Heilfasten noch eine Detox-Kur durchführen.
  • Bei Auftreten von Nebenwirkungen, muss die Maßnahme unterbrochen werden. Dazu gehören u.a. Kopfschmerzen, Schwindel, Kreislauf- und Herzrhythmusstörungen sowie Gallenkoliken.

Fazit zum Schluss:

Nach dem heutigen Stand der Forschung kann keine Empfehlung zur Entgiftung beim Reizdarmsyndrom ausgesprochen werden. Eine in der Naturheilkunde angewandte Darmsanierung mit anschließendem Wiederaufbau der Darmflora ist dagegen eine in Erwägung zu ziehende Option beim RDS.

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Brigitte van Hattem
Medizinjournalistin

    Berufliche Stationen:
  • Autorin: "Nährstoffe: Bausteine für ein gesundes Leben"
  • Autorin: "Und du bist weg! Wahre Geschichten vom Sterben"
  • Redaktion und Moderation einer medizinischen TV-Sendung

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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