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Wie gut sind die Heilungschancen? Wie äußert sich die Erkrankung und welche unterschiedlichen Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Diese und viele weitere Fragen beantworten wir Ihnen im folgenden Beitrag rund um das Thema Hodgkin-Lymphom.

Definition

Was versteht man unter dem Begriff Hodgkin-Lymphom?

Das Hodgkin-Lymphom (auch Hodgkin-Krankheit, Morbus Hodgkin oder umgangssprachlich „Lymphdrüsenkrebs“) ist eine bösartige Erkrankung des Lymphsystems, bei der es zur Entartung und ungehemmten Vermehrung von Lymphzellen (B-Zellen) kommt. Diese veränderten Zellen des Lymphsystems nennt man „Hodgkin-Zellen“.

Klassischerweise kommt es bei der Krankheit zu schmerzlosen Vergrößerungen von Lymphknoten im Bereich des Halses, in Brust- und Bauchhöhle sowie in Achsel- und Leistengegend. Begleitet werden die Lymphknotenvergrößerungen typischerweise von einer starken B-Symptomatik (Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust).

Die Diagnose Morbus Hodgkin wird hauptsächlich durch eine Lymphknotenentnahme und mikroskopische Untersuchung des entnommenen Materials gesichert. Dabei erfolgt auch die genaue Einteilung in die einzelnen Untertypen, die für Therapie und Einschätzung der Prognose wichtig ist.

Die Behandlung des Hodgkin-Lymphoms richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung und setzt sich aus einer Kombination aus Chemotherapie und Strahlentherapie zusammen. Im Gegensatz zu vielen anderen Krebs-Diagnosen ist das Ziel der Therapie beim Hodgkin-Lymphom – unabhängig vom Stadium – stets die Heilung.

Was zählt eigentlich alles als „lymphatisches Gewebe“?

Damit sind alle Organe und Körpergewebe gemeint, die an unserem Abwehrsystem beteiligt sind. Dort befinden sich viele verschiedene Arten von Abwehrzellen und warten sozusagen auf ihren Einsatz, beispielsweise bei einem Infekt oder einer Entzündung. Zu diesem lymphatischen Gewebe zählen alle Lymphknoten, die Milz, der Thymus und der sogenannte Waldeyer’sche Rachenring (im Nasen-Rachen-Raum). Auch im Magen-Darm-Trakt gibt es Abschnitte, in denen sich vermehrt Zellen des Abwehrsystems befinden. Dazu gehören der Blinddarm und die sogenannten Peyer-Plaques (inselförmige Ansammlungen von Abwehrzellen) im Dünndarm.

Ursachen und Entstehung

Wer ist von der Hodgkin-Erkrankung betroffen?

Das Hodgkin-Lymphom kommt in Westeuropa besonders in zwei Altersstufen und vorwiegend bei Männern vor. Der erste Häufigkeitsgipfel liegt zwischen dem 25. und dem 35. Lebensjahr, während ein zweiter Häufigkeitsgipfel zwischen den 50. und dem 70. Lebensjahr liegt.

Häufigkeit der Erkrankung

Gemessen an allen Lymphomen macht die Hodgkin-Krankheit einen Anteil von 15% aus und gehört damit zu den häufigen Lymphom-Formen.

Welche Ursachen hat ein Hodgkin-Lymphom?

Die genauen Ursachen des Hodgkin-Lymphoms sind bisher nicht abschließend geklärt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass bestimmte Risikofaktoren bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielen, dazu zählen:

Erhöht Rauchen auch das Risiko für die Entstehung eines Hodgkin-Lymphoms?

Vermutlich ja. Schädliche Substanzen, wie sie auch im Tabakrauch enthalten sind, können zu Veränderungen des Erbmaterials in den Zellen führen und somit die Entstehung von entarteten Hodgkin-Zellen begünstigen. Das gleiche gilt für vorausgegangene Chemotherapien oder Bestrahlungen, die ebenfalls als Risikofaktoren diskutiert werden.

Symptome

Welche Symptome treten typischerweise beim Hodgkin-Lymphom auf?

Die Beschwerden beim Hodgkin-Lymphom können sehr unterschiedlich sein. In vielen Fällen werden zuerst die vergrößerten Lymphknoten bemerkt, oftmals zufällig während einer Routineuntersuchung oder sie werden selbst ertastet. Auch die B-Symptomatik, ein Symptomkomplex bestehend aus Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Fieber, ist sehr klassisch für das Hodgkin-Lymphom. Daneben können Abgeschlagenheit, Müdigkeit und in seltenen Fällen kann auch ein Juckreiz am ganzen Körper auftreten.

Besonderheiten beim Hodgkin-Lymphom

Sind geschwollene Lymphknoten ein klassisches Zeichen für ein Hodgkin-Lymphom?

Vergrößerte Lymphknoten sind sehr typisch für das Hodgkin-Lymphom. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung werden sie bei über 90% aller Betroffenen festgestellt. Die Lymphknoten sind dabei aber nicht nur schmerzlos vergrößert, sondern häufig auch zu sogenannten Lymphknotenpaketen verwachsen, die vielfach gut tast- oder sogar sichtbar sind.

Lokalisation der geschwollenen Lymphknoten

Besonders häufig sind sie in der Halsregion (60-70%) und innerhalb des Brustraumes (30-40%) lokalisiert. Durch die Nähe zu unserem Atmungssystem können geschwollene Lymphknoten im Brustbereich zu Reizhusten und Belastungsluftnot führen. Eher selten hingegen finden sich die geschwollene Lymphknoten im Bauchraum (etwa 5%). Dort sind sie meistens weder sicht- noch tastbar, können jedoch mit Verdauungsbeschwerden einhergehen. Noch seltener betrifft das Hodgkin-Lymphom die Lymphknoten in der Leisten- und Achselgegend.

Können geschwollene Lymphknoten denn auch andere Ursachen haben?

Ja. Nicht hinter jeder Lymphknotenschwellung steckt gleich ein Hodgkin-Lymphom. Lymphknoten, in denen sich viele Abwehrzellen tummeln, sind ein wichtiger Bestandteil unseres Abwehrsystems. Bei einem Infekt werden sie aktiv. Die Lymphknotenschwellung ist dann ein Zeichen, dass das Immunsystem gut funktioniert.

Unterscheidung geschwollene Lymphknoten beim Hodgkin-Lymphom und einem Infekt

Im Gegensatz zum Hodgkin-Lymphom sind die vergrößerten Lymphknoten bei einer Abwehrreaktion oft schmerzhaft. Außerdem merkt man meist deutlich noch weitere Symptome des Infekts, wie beispielsweise Halsschmerzen oder einen geröteten Rachen.

Beim Morbus Hodgkin hingegen sind die Lymphknoten in der Regel schmerzlos, fühlen sich derb und hart an und lassen sich nicht im umliegenden Gewebe verschieben.

Wann sollte ich zum Arzt gehen?

Auch die Dauer der Schwellung gibt einen Hinweis auf die Ursache dahinter. Abwehrbedingte Lymphknotenvergrößerungen bilden sich mit Abklingen der Infektion innerhalb von Tagen bis Wochen selbstständig wieder zurück. Schmerzlos vergrößerte Lymphknoten, die länger als 1-2 Wochen bestehen, sollten immer abgeklärt werden.

Typische Beschwerden bei einem Hodgkin-Lymphom

Neben den schmerzlos geschwollenen Lymphknoten fällt im Zusammenhang mit der Hodgkin-Krankheit auch häufig der Begriff „B-Symptomatik“.

Darunter versteht man drei Symptome:

  • Fieber (über 38°C)
  • Nachtschweiß
  • Gewichtsverlust
  • Diese treten typischerweise beim Hodgkin-Lymphom auf. Aber mit Nachtschweiß ist kein leichtes Schwitzen in einer warmen Nacht gemeint ist, sondern Schweißausbrüche, bei denen der Pyjama gewechselt werden muss, teilweise sogar mehrmals pro Nacht. Auch beim Gewichtsverlust spricht man hier nicht von 1-2kg. Gemeint ist ein Verlust von mehr als 10% des Körpergewichts innerhalb eines halben Jahres.

    Für welche Erkrankungen ist die B-Symptomatik noch typisch?

    Die B-Symptomatik ist zwar sehr typisch für das Hodgkin-Lymphom und findet aus diesem Grunde auch Berücksichtigung in der Stadieneinteilung der Erkrankung, sie kann jedoch auch bei anderen Krankheiten vorkommen. Beispielsweise bei folgenden Erkrankungen:

    • Non-Hodgkin-Lymphomen
    • anderen Krebserkrankungen
    • Tuberkulose
    • entzündlichen Prozessen im Körper
    • HIV-Infektionen
    • rheumatischen Erkrankungen

    Lieber rechtzeitig zum Arzt gehen

    Diese drei Symptome kann man also eine Art „Warnzeichen“ nennen. Treten sie auf, ist es grundsätzlich sinnvoll, die Ursache einmal gründlich durch einen Arzt abklären zu lassen.

    Was sind außerdem klassische Beschwerden beim Hodgkin-Lymphom?

    Sehr selten, aber charakteristisch für das Hodgkin-Lymphom ist der sogenannte Alkoholschmerz. Dieser beschreibt das Auftreten von Schmerzen in den krebsbefallenen Lymphknoten nach Alkoholkonsum. Besonders nach dem Genuss von Wein geben Betroffene ausgeprägte Schmerzen an.

    Wiederkehrende Fieberschübe

    Ja, eher selten, aber sehr charakteristisch für den Morbus Hodgkin ist das sogenannte Pel-Ebstein-Fieber (benannt nach dem niederländischen Arzt Pieter Klaases Pel und dem Deutschen Wilhelm Ebstein). Dabei kommt es zu wellenförmig verlaufenden Fieberschüben bis 40°C, mit abwechselnd fieberhaften Intervallen von 3-10 Tagen und dann wieder fieberfreien Phasen.

    Schwellung von Leber und Milz

    Da die bösartigen Lymphomzellen sich auch hier ansammeln können. In der medizinischen Fachsprache werden diese Vergrößerungen als Hepato- (Leber) und Splenomegalie (Milz) bezeichnet. Die Organe können sich dabei so stark vergrößern, dass der gesamte Bauchumfang zunimmt. Außerdem können Oberbauchschmerzen sowie Verdauungsstörungen auftreten.

    Hepato- und Splenomegalie sind zwar charakteristisch, aber nicht spezifisch für das Hodgkin-Lymphom. Die Symptome treten auch bei anderen Lymphomen sowie im Rahmen von Leukämien auf.

    Einteilung und Diagnostik

    Was erwartet mich beim Arztbesuch?

    Die Diagnose „Hodgkin-Lymphom“ wird typischerweise durch einen Onkologen gestellt. Bei dem Termin werden unterschiedlichen Untersuchungen durchgeführt, dazu gehören typischrweise folgende:

    • ausführliches Erstgespräch (Anamnese)
    • körperliche Untersuchung
    • Untersuchung des Blutes
    • Lymphknotenentnahme und mikroskopische Untersuchung
    • (in manchen Fällen) Knochenmarkpunktion
    • gegebenenfalls radiologische Untersuchungen (Röntgenbild, CT-/ MRT-Untersuchung)

    Einteilung beim Hodgkin-Lymphom

    Wie wird das Hodgkin-Lymphom eingeteilt?

    Die Einteilung der Erkrankungsschwere erfolgt mit Hilfe der sogenannten Ann-Arbor-Klassifikation. Diese ist wichtig, weil davon die weitere Behandlung abhängt.

    Bei der Klassifikation wird einerseits berücksichtigt, welche bzw. wie viele Lymphknotenregionen von der Erkrankung befallen sind, andererseits wird der Blick auf nicht-lymphatische Organe wie beispielsweise das Gehirn oder die Leber gerichtet. Als zweites Kriterium wird das Vorhandensein oder Fehlen der B-Symptomatik herangezogen.

    Abschätzung der Ausbreitung

    Das klingt auf den ersten Blick alles sehr unübersichtlich, das Prinzip dahinter ist aber eigentlich ganz einfach: Durch die Einteilung möchte man herausfinden, in welchen Organen sich die Krankheit bereits ausgebreitet hat und wie aggressiv man bei der Behandlung vorgehen muss, um am Ende möglichst viele der entarteten Zellen zu erwischen.

    Die Stadieneinteilung einmal ganz genau:

    • Stadium I: Befall einer einzigen Lymphknotenregion oder ein einzelner Herd außerhalb des lymphatischen Systems (z.B. Leber, Gehirn)
    • Stadium II: Eine Zwerchfellseite (obere oder untere Körperhälfte) ist betroffen: Befall von zwei oder mehr Lymphknotenregionen ODER zwei oder mehr Herden außerhalb des lymphatischen Systems
    • Stadium III: Beide Zwerchfellseiten (beide Körperhälften) sind betroffen: Befall von zwei oder mehr Lymphknotenregionen ODER zwei oder mehr Herden außerhalb des lymphatischen Systems
    • Stadium IV: Nicht lokalisierbarer, diffuser Befall von einem oder mehreren Organen außerhalb des lymphatischen Systems, unabhängig des Lymphknotenstatus
    • Zusatz A: B-Symptomatik liegt vor
    • Zusatz B: B-Symptomatik fehlt
    Wozu dient die Stadieneinteilung nach Ann-Arbor?

    Wie bei den meisten Krankheiten, und insbesondere bei Krebserkrankungen, dient die Einstufung in verschiedene Stadien der Einschätzung der Situation. Damit können der Verlauf und die Prognose für die Betroffenen besser eingeschätzt werden. Außerdem ändert sich auch die Behandlung je nach Fortschritt der Erkrankung.

    Für das Hodgkin-Lymphom hat sich die oben beschriebene Stadieneinteilung nach Ann-Arbor durchgesetzt. Dabei wird zwischen folgenden Stufen unterschieden:

    • Frühes oder lokalisiertes Stadium: Es liegt ein Ann-Arbor Stadium I oder II (mit oder ohne B-Symptomatik, ohne weitere Risikofaktoren) vor.
    • Intermediäres Stadium: Diese Stufe liegt vor, wenn es sich um ein Ann-Arbor Stadium I oder II handelt, aber weitere Risikofaktoren vorliegen wie beispielweise ein großer Tumor im Brustraum, die Beteiligung von mehr als drei Lymphknotenregionen, eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit, oder ein Befall von Organen außerhalb des lymphatischen Gewebes.
    • Fortgeschrittenes Stadium: Davon wird gesprochen, wenn ein Ann-Arbor Stadium IIB vorliegt und zusätzlich nicht-lymphatische Organe befallen sind oder sich ein großer Tumor im Brustraum befindet. Außerdem bei den Ann-Arbor Stadien III und IV.
    Gibt es auch unterschiedliche Formen des Morbus Hodgkin?

    Ja, abhängig von Art und Auftreten der Lymphomzellen in der entnommenen Gewebeprobe wird zwischen der klassischen Form (95%) und der Lymphozyten-Prädominaten (5%) Form des Hodgkin-Lymphoms unterschieden.

    Die klassische Form unterteilt sich weiterhin in vier Subtypen:

    • Noduläre Sklerose: Sie ist mit 60% der häufigste Subtyp des Morbus Hodgkin. Diese Form tritt vor allem an Hals- und Brustlymphknoten auf und hat eine gute Prognose.
    • Mischtyp: Er tritt in 30% der Fälle auf, ist vor allem am Hals lokalisiert und hat eine etwas schlechtere Prognose als die noduläre Sklerose.
    • Lymphozytenreiche Form: Sie ist mit etwa 8-9% eher selten. Dieser Subtyp kommt vor allem an den Halslymphknoten oder den Lymphknoten der Achselhöhle vor und hat eine gute Prognose.
    • Lymphozytenarme Form: Sie ist mit unter 1% sehr selten, besitzt aber eine eher schlechte Prognose.

    Behandlung

    Wie sieht die Behandlung beim Hodgkin-Lymphom aus?

    Zunächst eine gute Nachricht: Beim Hodgkin-Lymphom ist das Ziel der Behandlung fast immer die Heilung, auch in den fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung. Das liegt daran, dass diese Krebsform sehr sensibel für die Chemo- und Strahlentherapie ist, sich damit also gut bekämpfen lässt.

    Im Grunde lässt sich die Behandlung in zwei Blöcke aufteilen:

    Wie der genaue Ablauf aussieht, hängt vom jeweiligen Stadium ab.

    Kurz gesagt wird in den frühen Stadien zunächst eine Chemotherapie eingesetzt, daran anschließend folgt eine Strahlentherapie. Ähnlich verhält es sich bei den intermediären Stadien. Ist das Hodgkin-Lymphom schon weiter fortgeschritten, ändert sich die Behandlung. Dann wird hauptsächlich die Chemotherapie eingesetzt und nur noch in einzelnen Fällen im Anschluss eine Bestrahlung.

    Eine Operation kommt bei einem Lymphom nicht in Frage, weil es sich hierbei um eine systemische Erkrankung handelt. Die entarteten Zellen befinden sich nicht abgekapselt in einem einzigen Herd, den man entfernen könnte, sondern sind über das Lymphsystem im Körper verteilt. Deswegen ist hier die Chemotherapie so ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.

    Einzelheiten zur Chemotherapie

    Welche Medikamente kommen bei der Chemotherapie zum Einsatz?

    Generell spricht man bei Medikamenten, die bei der Chemotherapie zum Einsatz kommen, von sogenannten Zytostatika. Das sind Stoffe, mit denen unterschiedliche Zellen abgetötet werden können. Welche Medikamente genau zum Einsatz kommen, hängt von der Krebsart ab.

    Was sind Vor- und Nachteile einer Chemotherapie?

    Der positive Effekt der Chemotherapie ist, dass entartete Krebszellen dadurch bekämpft werden können. Der Nachteil an dieser Art der Behandlung ist, dass nahezu immer auch einige gesunde Körperzellen geschädigt werden, was der Grund für die oft sehr unangenehmen und strapazierenden Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie ist.

    Welche Behandlungsregime gibt es beim Hodgkin-Lymphom?

    Zwei Schemata haben sich als sehr wirksam erwiesen:

    • BEACOPP-Schema: Bleomycin, Etoposid, Adriamycin, Cyclophosphamid, Oncovin (Vincristin), Procarbazin, Prednison
    • ABVD-Schema: Adriamycin, Bleomycin, Vinblastin, Dacarbazin

    Ablauf der Behandlung

    Die Kombinationen werden, je nach Stadium, in mehrmaligen Zyklen verabreicht, jeweils gefolgt von einer kurzen medikamentenfreien Pause.

    Was für Nebenwirkungen können bei der Behandlung auftreten?

    Wie bei fast allen Chemotherapien können leider auch bei der Behandlung des Hodgkin-Lymphoms unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Diese betreffen vor allem Bereiche des Körpers, in denen sich die Zellen ständig erneuern. Dazu gehören:

    • Magen-Darm-Trakt
    • Schleimhäute
    • Haare und Nägel
    • Zellen im Blut

    Das kann zum Auftreten von folgenden Beschwerden führen:

    • Übelkeit
    • Erbrechen
    • Durchfall
    • Haarausfall
    • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
    • Schleimhautentzündungen
    • Erhöhte Infektanfälligkeit

    Diese Symptome bestehen jedoch vor allem in der Zeit direkt nach der Medikamentengabe und können sich auch relativ schnell wieder bessern. Außerdem gibt es inzwischen viele Möglichkeiten und Mittel, die Beschwerden abzumildern. Trotzdem ist die Behandlung sehr strapazierend und anstrengend für den Körper und geht nicht spurlos an ihm vorüber.

    Kann ich nach der Chemotherapie immer noch Kinder bekommen?

    Prinzipiell steht dem Kinderwunsch nichts im Weg, doch sollten Sie einiges beachten. Durch die Chemotherapie kann die Funktion der Eierstöcke und der Hoden gestört werden. In der Regel ist diese Beeinträchtigung bei jüngeren Betroffenen nur vorübergehend, kann jedoch auch dauerhaft bestehen bleiben, vor allem wenn höhere Medikamentendosen nötig sind.

    Wer sichergehen möchte: Eizellen einfrieren

    Um sich die Möglichkeit einer Schwangerschaft offen zu halten, können vor der Behandlung sowohl Spermien als auch Eizellen eingefroren werden. Die Eizellen können dann nach erfolgreicher Therapie befruchtet und in die Gebärmutter eingesetzt werden, allerdings sollte man mit diesem Wunsch vorsichtshalber bis ein paar Jahre nach der Behandlung warten.

    Da es beim Hodgkin-Lymphom zu Rückfällen kommen kann und dieses Risiko in den ersten zwei Jahren am höchsten ist, sollte eine Schwangerschaft in diesem Zeitraum unbedingt verhindert werden.

    Die Chemotherapie ist fester Bestandteil der Behandlung eines Hodgkin-Lymphoms und wird auch in fortgeschrittenen Stadien eingesetzt. Nur die Zusammensetzung der Medikamente und die Dosis werden in den Behandlungsschemata der unterschiedlichen Stadien angepasst. Anders verhält es sich bei der Strahlentherapie. Standardmäßig wird sie vor allem in den frühen Stadien nach der Chemotherapie eingesetzt, um hartnäckige Lymphom-Herde zusätzlich lokal zu bekämpfen. In Stadium III und IV wird die Bestrahlung teilweise durch eine höherdosierte, zusätzliche Chemotherapie ersetzt.

    Einzelheiten zur Strahlentherapie

    Wie funktioniert die Strahlentherapie?

    Das Prinzip hinter der Strahlentherapie, auch Radiotherapie genannt, ist die lokale Bekämpfung von entarteten Zellen. Nach der Strahlentherapie sind in der Regel alle entarteten Zellen zerstört.

    Ablauf der Strahlentherapie

    Je nachdem, wie viele Herde bestrahlt werden müssen, wird die Behandlung in einer oder mehreren Sitzungen über einige Wochen verteilt durchgeführt.

    Was vesteht man unter der „Involved-Field-Radiotherapie"?

    Mit dieser Technik kann das umliegende, gesunde Gewebe besser geschont werden. Dabei wird vorab der genaue Bereich, der bestrahlt werden soll, am Computer berechnet, um möglichst wenig Gewebe über die Tumorgrenzen hinaus zu bestrahlen.

    Kann eine Bestrahlung Nebenwirkungen haben?

    Ja. Auch wenn die Bereiche, die bestrahlt werden sollen, im Vorfeld genau geplant werden und die Technik inzwischen sehr präzise geworden ist, kann bei der Behandlung auch gesundes Gewebe geschädigt werden. Die Beschwerden hängen dabei von der Dauer und der Dosis der Strahlung ab. Je länger und höher dosiert die Therapie ist, desto mehr unerwünschte Symptome treten auf.

    Man unterscheidet akute Nebenwirkungen und Spätreaktionen. Akute Reaktionen treten während oder kurz nach der Bestrahlung auf. Dazu zählen Hautreaktionen (Rötung, Trockenheit) und Haarausfall an der betroffenen Stelle. Die Haare wachsen in der Regel innerhalb einiger Wochen wieder nach.

    Ihre Haut können Sie am besten folgendermaßen schützen:

    • Pflegen Sie Ihre Haut ausreichend und schonend.
    • Vermeiden Sie stark parfümierte Produkte und solche, die Alkohol enthalten.
    • Schützen Sie den betroffenen Bereich gut vor Sonneneinstrahlung.
    Was versteht man unter Spätreaktionen?

    Sie machen sich erst Monate nach der Behandlung bemerkbar. Beim Hodgkin-Lymphom kann die Bestrahlung im Bereich des Beckens zu einer Beeinträchtigung der Hoden- bzw. Eierstock-Funktion führen, ähnlich wie bei der Chemotherapie. Auch hier können vorab Spermien bzw. Eizellen eingefroren werden, um so später eine Schwangerschaft zu ermöglichen.

    Auch Herz, Lunge und die Schilddrüse können Schäden erleiden, wenn Bereiche des Brustkorbs und Halses bestrahlt werden. Daher ist es wichtig, auch hier regelmäßig die Funktion überprüfen zu lassen, damit gegebenenfalls rechtzeitig mit einer Behandlung begonnen werden kann.

    Verlauf und Prognose

    Wie gut sind die Heilungschancen?

    Die Prognose des Hodgkin-Lymphoms ist glücklicherweise sehr gut. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate beträgt im Durchschnitt 80-90%. Das bedeutet, dass 80-90% aller erkrankten Menschen im Zeitraum von 5 Jahren nicht an der Krebserkrankung sterben, sondern langfristig geheilt werden können. Im Kindesalter kann sogar eine Fünf-Jahres-Überlebensrate von über 90% erreicht werden.

    Diese Zahl an geheilten Betroffenen ist deshalb so hoch, weil die Behandlung ganz spezifisch an die jeweilige Krankheitssituation angepasst wird. Das bedeutet, dass in fortgeschrittenen Stadien eine intensivere Therapie eingesetzt wird als in früheren Krankheitsphasen.

    Rezidive meistens in den ersten 5 Jahren

    Trotz der hohen Heilungsrate und der guten Therapiemöglichkeiten kann es vor allem in den ersten 5 Jahren nach Ende der Behandlung zu einem Rückfall (Rezidiv) der Erkrankung kommen. Die Prognose in diesen Fällen hängt dann stark von folgenden Faktoren ab:

    • Art der Erstbehandlung
    • Zeitpunkt des Wiederauftretens (Frührezidive haben eine schlechtere Prognose als Spätrezidive)
    • Ausbreitungsgrad des Rezidivs

    5 Jahre rezidivfrei bedeutet in der Regel geheilt

    An dieser Stelle ist es wichtig zu wissen, dass auch nach Auftreten eines Rückfalls in der Regel noch gute langfristige Behandlungsergebnisse erreicht werden können. Und die positive Nachricht ist, dass die 5 Jahre als eine Art Grenze zu sehen sind. Ist dieser Zeitraum nach der Therapie ohne Rezidiv überstanden, tritt bei den meisten auch kein Hodgkin-Lymphom mehr auf.

    Wie sieht die Behandlung bei einem Rezidiv aus?

    Auch nach Abschluss der Therapie ist es wichtig, an die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen zu denken, gerade in den ersten Jahren danach, da es hier in manchen Fällen zu einem Rezidiv, also einem Wiederaufflammen des Hodgkin-Lymphoms kommen kann.

    Kommt es zu einem Rückfall, bedeutet dies aber nicht, dass nichts mehr dagegen getan werden kann, oder dass die gleiche Therapie wieder von vorne beginnt. Die genaue Behandlung hängt dabei von dem individuellen Fall ab: In welchem Zeitraum nach der Behandlung ist das Rezidiv aufgetreten, ist es der erste Rückfall, und wie ist der Allgemeinzustand?

    Hochdosis-Chemotherapie als Behandlungsmöglichkeit

    Generell kann zur Rezidiv-Behandlung eine etwas abgeänderte Chemotherapie eingesetzt werden oder auch eine Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender Stammzelltransplantation. Dabei wird einfach gesprochen das gesamte Abwehrsystem einmal ausgetauscht. Ziel ist es, alle kranken, entarteten Zellen abzutöten und durch neue, funktionsfähige Abwehrzellen zu ersetzen. Diese "neuen" Stammzellen können entweder vorab aus dem eigenen Blut entnommen werden oder von einem "Stammzellspender" kommen. Sind danach immer noch einzelne Herde des Lymphoms vorhanden, können diese dann im Anschluss zusätzlich bestrahlt werden.

    Weitere Fragen zur Prognose

    Welche Faktoren haben Einfluss auf die Prognose?

    Neben der B-Symptomatik gibt es noch weitere Faktoren, die einen Einfluss auf den Verlauf und die Prognose des Hodgkin-Lymphoms haben. Als schlechter Prognosefaktor gilt das Vorliegen:

    • einer hohen Blutsenkungsgeschwindigkeit (ein Laborparameter, der bei Entzündungen erhöht ist)
    • von insgesamt mehr als drei befallene Lymphknotenregionen
    • eines großen Herdes im Brustraum
    • eines Befalls, der außerhalb des lymphatischen Gewebes liegt (in der medizinischen Fachsprache auch als extranodaler Befall bezeichnet)
    Nach Hodgkin-Lymphom: höheres Risiko für andere Krebserkrankungen?

    Die Antwort lautet leider ja. Das Hodgkin-Lymphom selbst lässt sich durch die heutigen Behandlungsmöglichkeiten zwar sehr gut bekämpfen, jedoch wird durch die Chemo- und Strahlentherapie das Risiko für das Auftreten anderer Krebserkrankungen erhöht. Das liegt daran, dass die entarteten Lymphom-Zellen durch die Therapie zwar erfolgreich zerstört werden können, dabei allerdings immer auch einige gesunde Zellen geschädigt werden, die dann in den Folgejahren potenziell entarten können. Vor allem Brustkrebs, Schilddrüsenkarzinome und Leukämie kommen häufig vor, teilweise auch erst über 30 Jahre später.

    Deshalb wird darauf bei den Nachsorgeterminen sorgfältig geachtet, besonders in den ersten Jahren nach der Behandlung. Sie sollten sich durch diese Nachricht aber nicht entmutigen lassen. Im Vordergrund steht die Bekämpfung des Hodgkin-Lymphoms, und hier sind die Aussichten für eine erfolgreiche Behandlung sehr gut.

    Quellen:

     

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    Autoren unseres Artikels
     
    Dr. med. Chiara Grabmann, Ärztin

    Dr. med. Chiara Grabmann
    Ärztin

      Studium:
    • Ludwig-Maximilians-Universität in München
      Berufliche Stationen:
    • Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum Großhadern

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    Dr. med. Lisa Wunsch, Ärztin / medizinische Fachautorin

    Dr. med. Lisa Wunsch
    Ärztin / medizinische Fachautorin

      Studium:
    • Studium der Humanmedizin an der Universität Greifswald

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    des Artikels
    Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Medizinisch geprüft von
    Dr. med. Monika Steiner
    Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

      Studium:
    • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
      Berufliche Stationen:
    • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
    • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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    Haupt-Autorin
    Dr. med. Chiara Grabmann
    Ärztin / medizinische Fachautorin

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    Dr. med. Monika Steiner
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