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Was für ein Medikament ist Clozapin (Leponex®)? Bei welchen Krankheiten kommt es zum Einsatz? Und was sind mögliche Nebenwirkungen des Arzneimittels? Diese und weitere Fragen beantworten wir im folgenden Beitrag.

Wirkung

Wie wirkt Clozapin bei Schizophrenie?

Clozapin (Leponex®) nimmt in der Behandlung schizophrener Psychosen in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung ein. Wenn andere Medikamente versagen, ist es trotz einiger Risiken eine wertvolle therapeutische Alternative.

Dopamin, Histamin, Serotonin, Adrenalin, Acetylcholin – es gibt kaum einen Botenstoff im Gehirn, den Clozapin auslässt. Seine vielfältigen Wirkungen machen es zu einem äußerst komplexen Wirkstoff, der wohlüberlegt eingesetzt werden sollte und in die Hände erfahrener Ärzte gehört.

Der Joker Clozapin

Seinen wichtigen Stellenwert hat Leponex® in der Behandlung akuter und chronischer Schizophrenien, wenn andere Antipsychotika keine Wirkung gezeigt haben oder mit ausgeprägten Nebenwirkungen, v.a Bewegungsstörungen, einhergingen. Auch bei anderen Formen der Psychose wird es zum Teil eingesetzt.

Clozapin ist damit Mittel der Wahl bei einer sogenannten "Therapieresistenz", wenn Betroffene also auf andere Therapieversuche nicht angesprochen haben. Dabei ist es anderen Antipsychotika auch insofern überlegen, als es als einziges Mittel nachweislich vor Suiziden schützt und womöglich auch Aggressionen entgegenwirkt.

Wirkt "positiv" und "negativ"

Die antipsychotische Wirkung von Leponex® geht vor allem auf die Blockade verschiedener Dopaminrezeptoren zurück. Der Botenstoff Dopamin gilt als hauptverantwortlich für die Symptome einer Schizophrenie. Indem sich der Wirkstoff an die Dopaminrezeptoren der Nervenzellen bindet, schirmt er sie vor dem übermäßigen Ansturm des Botenstoffs ab.

Als "atypisches" antipsychotisches Medikament wirkt Clozapin aber nicht nur gegen die nach außen hin offensichtlichen und oft eindrücklichen Symptome wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen, sondern verbessert auch die sogenannten Negativsymptome. Sie sind deutlich unscheinbarer, bestimmen aber langfristig den Verlauf der Erkrankung und reißen viele Betroffene schleichend aus dem sozialen und beruflichen Leben. Gemeint ist beispielsweise ein zunehmender Interessensverlust, Freud- und Ausdruckslosigkeit sowie die Tendenz zum sozialen Rückzug.

Die Kehrseite: Risiken und Gefahren

All die guten Eigenschaften des Medikaments haben jedoch ihren Preis, der bei Clozapin recht hoch ist. Wir behandeln die Nebenwirkungen und Komplikationen in einem gesonderten Beitrag ausführlich. An dieser Stelle nur so viel: Unter Leponex® muss vor allem Ihr Blutbild und das Herz regelmäßig überprüft werden. Hier kann es zu schweren Komplikationen kommen, die durch engmaschige Untersuchungen aber kontrollierbar sind.

Gerade bei jungen Menschen mit Schizophrenie, die noch ihr ganzes Leben vor sich haben und sich gerade privat und beruflich neu orientieren, ist es wichtig, trotz der Erkrankung eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Nach mehreren erfolglosen Therapieversuchen kann Clozapin hier durchaus einen Versuch wert sein.

Wann wird Clozapin (Leponex) eingesetzt?

Bei allen Risiken und Gefahren ist Clozapin in manchen Situationen Gold wert. Bei Schizophrenien und anderen psychotischen Erkrankungen wirkt es oft auch dann noch, wenn vorherige Therapieversuche gescheitert sind.

Clozapin ist grundsätzlich nicht die erste Wahl in der Therapie psychotischer Störungen. Das liegt an den starken Nebenwirkungen, die es hervorrufen kann und an den zum Teil schwerwiegenden Komplikationen. Unter Leponex® sind daher stets umfassende Blutuntersuchungen und EKG-Kontrollen nötig, um Zwischenfälle frühzeitig zu erkennen und das Medikament ggf. wieder abzusetzen.

Die Stunde von Clozapin

Und dennoch möchte man dieses spezielle Antipsychotikum nicht missen. Eine Schizophrenie, die auf kein anderes Medikament anspricht, bessert sich womöglich unter Clozapin deutlich. Auch, wenn die akuten Beschwerden nachgelassen haben, aber eine anhaltende Freud- und Teilnahmslosigkeit (sogenannte Negativsymptome) zurückbleibt, kommt Leponex® in Frage.

Neben der Schizophrenie ist Clozapin auch für die Behandlung von Psychosen zugelassen, die im Rahmen eines Morbus Parkinson auftreten. Zumindest Hinweise für eine Wirksamkeit gibt es außerdem bei affektiven Erkrankungen wie Depressionen oder bipolaren Störungen.

Insgesamt ist Clozapin unter Abwägung aller Risiken und Nebenwirkungen in folgenden Situationen in Erwägung zu ziehen:

  • bei therapieresistenter Schizophrenie
  • bei anhaltender Negativsymptomatik
  • bei starken Bewegungsstörungen unter anderen Antipsychotika
  • bei sexuellen Funktionsstörungen durch andere Medikamente

Erst an dritter Stelle

Bei der Behandlung psychotischer Symptome geht der Arzt nach einem Stufenschema vor, das bestimmte Abläufe vorgibt. Leponex® wird dabei erst in Stufe 3 eingesetzt, wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirken. Von einem "Therapieversagen" ist allerdings erst dann zu sprechen, wenn eine Substanz in ausreichender Dosierung auch nach etwa 6 Wochen keine oder eine zu geringe Wirkung zeigt.

Auch bestimmte Nebenwirkungen, insbesondere Bewegungsstörungen, können dazu führen, dass ein Antipsychotikum wieder abgesetzt werden muss. Vor einer Umstellung auf Leponex® sollte allerdings mindestens noch ein weiterer Wirkstoff aus einer anderen Substanzklasse für dieselbe Dauer ausprobiert werden (Stufe 2). Ggf. können auch erst noch zwei Medikamente miteinander kombiniert werden, bevor Clozapin zum Zug kommt.

Regelmäßige Kontrollen sind unerlässlich

Sie sehen, es kann eine Weile dauern, bis sich der Arzt zusammen mit Ihnen für Leponex® entscheidet. Und das aus gutem Grund. Der Wirkstoff birgt einige spezielle Risiken, die gravierende Folgen haben können. Bei keinem anderen Antipsychotikum müssen Sie sich über Wochen hinweg so oft Blut abnehmen lassen.

Und dennoch: Zum richtigen Zeitpunkt und unter den entsprechenden Vor- und Begleituntersuchungen bleibt Clozapin in den Händen eines erfahrenden Behandlers eine wertvolle Behandlungsoption.

Ist eine Umstellung auf Clozapin (Leponex) sinnvoll?

Das kann durchaus sein. Wenn Ihr Arzt überlegt, ob er Ihnen Leponex® verschreibt, hat er dafür vermutlich gute Gründe.

Meist sind es mehrere vergebliche Therapieversuche mit anderen Medikamenten, die irgendwann den Wirkstoff Clozapin ins Spiel bringen.

Der lange Weg zur richtigen Therapie

Manche Menschen, die unter einer Schizophrenie oder einer anderen psychotischen Erkrankung leiden, haben schon viel ausprobiert, um die Symptome zu lindern und sich endlich wieder besser zu fühlen. Aber nicht bei jedem spricht ein Medikament gleich gut an. Jeder Körper reagiert anders darauf. Manchmal bleibt die erwünschte Wirkung aus oder ist ungenügend; ein anderes Mal sind die Nebenwirkungen so ausgeprägt, dass das Präparat abgesetzt werden muss, auch wenn jemand gut darauf angesprochen hat.

Da man Antipsychotika grundsätzlich eine längere Zeit zugestehen muss, bis sich Wirkung und Nebenwirkungen eingependelt haben, erfordert es von den Betroffenen oft einen langen Atem, bis die richtige Therapie gefunden ist. Wenn ein Wirkstoff abgesetzt und ein neuer ausprobiert wird, geht das wiederum nicht von heute auf morgen, sondern muss in der Regel langsam und überlappend erfolgen – und wieder gehen einige Wochen ins Land. Das kann frustrierend sein.

Wo Clozapin punktet

Wenn der Arzt auf die Idee kommt, es bei Ihnen mit Leponex® zu probieren, haben Sie wahrscheinlich schon mehrere Therapieanläufe hinter sich. Clozapin sollte erst dann gegeben werden, wenn mindestens zwei andere Antipsychotika nicht gewirkt haben oder nicht vertragen wurden.

Insbesondere wenn es bei früheren Behandlungen zu starken Bewegungsstörungen gekommen ist, kann man aber schon frühzeitig an Clozapin denken. Denn so brenzlig das Medikament in vielerlei Hinsicht auch ist, die Gefahr für Krämpfe, Steifigkeit und andere motorische Störungen besteht nicht.

Auch, wenn Sie immer wieder von quälenden Suizidgedanken heimgesucht werden oder gar schon Pläne geschmiedet haben und drauf und dran waren, sie in die Tat umzusetzen, kann Leponex® für Sie das Richtige sein. Als einziges Antipsychotikum beugt es Suiziden nachweislich vor.

Clozapin ist außerdem der Wirkstoff, der bei einer sogenannten Therapieresistenz, wenn also bisher jede Behandlung erfolglos geblieben ist, die besten Aussichten verspricht.

Langsam und vorsichtig umstellen

Wenn Sie sich zusammen mit Ihrem Arzt für Leponex® entscheiden, brauchen Sie nochmal etwas Geduld. Die Umstellung erfolgt langsam und behutsam, oft über mehrere Wochen.

In der Regel geht man dabei überlappend vor. Das heißt, Sie nehmen Ihr bisheriges Antipsychotikum erst einmal weiter, wobei die Dosis schrittweise reduziert wird. Parallel dazu wird Clozapin langsam "eingeschlichen". So können Wirkung und Verträglichkeit gut beobachtet werden, ohne ein zu großes Risiko einzugehen. Bei Bedarf kann der Versuch jederzeit abgebrochen werden.

Wenn Clozapin alleine nicht ausreicht

Mindestens 6-8 Wochen sollten Sie dem Medikament eine Chance geben, wenn die Nebenwirkungen nicht zu stark sind. Wenn der Erfolg weiterhin ausbleibt, kann man auch ausprobieren, Clozapin mit einem anderen Antipsychotikum zu kombinieren. Studien bescheinigen diesem Vorgehen zwar einen geringen, aber doch nachweisbaren Nutzen. Einen Versuch kann es also wert sein.

Unklar ist, welcher Wirkstoff sich am besten als Partner für Leponex® eignet. Auf jeden Fall ist bei allen Kombinationstherapien gut auf mögliche Nebenwirkungen zu achten, die sich gegenseitig verstärken können.

Clozapin ist keine Brausetablette, die unbedenklich eingenommen werden kann. Das ist aber jedem Arzt klar. Wenn er bei Ihnen eine solche Behandlung erwägt, wird er sich das gut überlegt haben. Vielleicht können Sie ihm ja vertrauen und sich auf einen Versuch einlassen.

Tipps zur Einnahme

Was ist bei der Einnahme von Leponex (Clozapin) zu beachten?

Leponex® ist ein recht spezielles Antipsychotikum, das erst dann eingesetzt wird, wenn andere Medikamente nicht ausreichend wirken. Bei der Einnahme muss einiges beachtet werden.

Engmaschige Kontrollen

Dabei sind weniger Sie als vielmehr Ihr Arzt gefordert. Bevor er Ihnen Clozapin verschreibt, muss er Sie ausführlich über die möglichen Risiken und Gefahren aufklären. Dann erfolgen zunächst zahlreiche Voruntersuchungen, um zu gewährleisten, dass nicht schon im Vorfeld Risikofaktoren bestehen, die die Verträglichkeit einschränken könnten.

Auch während der Behandlung, vor allem in den ersten Wochen, müssen Sie regelmäßige Kontrolluntersuchungen wahrnehmen. Vor allem Ihr Herz und die Blutwerte werden dabei überprüft.

Bei Husten und Schnupfen ab zum Arzt!

Für Sie wiederum ist es wichtig zu wissen, dass Sie jegliche Anzeichen einer vermeintlich harmlosen Erkältung oder Entzündung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Leponex® kann in seltenen Fällen die körpereigene Abwehr schwächen, so dass Sie vor Erregern und anderen äußeren Einflüssen nicht mehr ausreichend geschützt sind. Ein kleiner Schnupfen kann dann rasch fatale Folgen haben.

Auch das Herz kann sich unter Clozapin entzünden. Eine solche Myokarditis (Entzündung des Herzmuskels) bzw. Perikarditis (Entzündung des Herzbeutels) kann sich ähnlich wie eine Grippe äußern, aber auch Beschwerden wie Herzrasen und Luftnot auslösen. Auf solche Symptome sollten Sie sorgsam achten. Das gilt vor allem für die ersten drei Wochen der Behandlung, aber auch darüber hinaus.

Austüfteln der richtigen Dosis

Ansonsten ist noch zu beachten, dass Clozapin, wie die meisten Antipsychotika, einschleichend dosiert werden sollte. Das heißt, am Anfang bekommen Sie nur eine geringe Testdosis, um zu sehen, wie Sie darauf reagieren. Dann wird sie langsam erhöht, bis Sie bei der Menge angelangt sind, die Ihnen gut hilft, ohne Sie zu sehr einzuschränken. In der Regel pendelt sich die Dosis zwischen 100 mg und 400 mg ein. In Einzelfällen kann auch mal mehr nötig sein.

Es empfiehlt sich, Leponex® abends einzunehmen, da das Medikament vor allem zu Beginn der Behandlung oft sehr müde macht. Wenn Sie danach ohnehin ins Bett gehen, können Sie umso besser einschlafen.

Es kann sein, dass Ihr Arzt während der Einstellung und Dosisfindung den Clozapinspiegel im Blut regelmäßig misst. Eine bestimmte Konzentration des Wirkstoffs gilt als optimal für die Behandlung. Allerdings gibt es auch Hinweise, dass der richtige Blutspiegel bei Clozapin individuell sehr unterschiedlich sein und von der empfohlenen Konzentration erheblich abweichen kann. Letztlich müssen Sie sich zusammen mit Ihrem Arzt langsam an die für Sie richtige Dosis herantasten.

Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen hat Clozapin (Leponex)?

So hilfreich das Medikament in manchen Situationen ist, so schwierig und heikel ist der Umgang damit. Denn Clozapin (Leponex®) kann schwere Nebenwirkungen hervorrufen.

Daher muss der Wirkstoff manchmal nach einer Weile wieder abgesetzt werden. Die häufigsten Gründe dafür sich epileptische Anfälle, starke Verstopfung, extreme Müdigkeit und Veränderungen des Blutbilds.

Blutzellen in Gefahr

Aber der Reihe nach. Wenn der Arzt Ihnen Clozapin verschreibt, müssen Sie bereits im Vorfeld wie auch regelmäßig während der Behandlung zahlreiche Untersuchungen über sich ergehen lassen. Und das aus gutem Grund.

Ihr Arzt wird besonders auf manche Blutwerte und auf Ihre Herzfunktion achten. Zu den gefürchtetsten Nebenwirkungen gehört nämlich der Abfall verschiedener Blutzellen, vor allem der weißen Blutkörperchen, die eine wichtige Rolle für das Immunsystem spielen und für die Bildung von Antikörpern z.B. gegen Krankheitserreger zuständig sind. Deshalb wird Ihnen in den ersten Monaten der Behandlung jede Woche Blut abgenommen, um eine Veränderung frühzeitig zu erkennen.

Das Herz muss fit sein

Aber nicht nur die Blutzellen sind gefährdet. Das nächste dramatische Krankheitsbild, das sich unter Clozapin entwickeln kann, ist eine Entzündung des Herzens bzw. des Herzbeutels (Myo- bzw. Perikarditis), meist innerhalb von 3 bis 4 Wochen nach Beginn der Behandlung.

Erste Anzeichen können grippeähnliche Beschwerden, aber auch Magen-Darm-Verstimmungen oder Probleme beim Wasserlassen sein. Deshalb wird Ihr Herz schon vor Beginn der Therapie gründlich untersucht. Während der Einnahme werden einen Monat lang alle zwei Tage Blutdruck, Puls, Temperatur und Atemfrequenz bestimmt.

Solche Nebenwirkungen sind dramatisch, aber zum Glück selten. Eine sogenannte Agranulozytose etwa, also der Abfall einer bestimmten Gruppe von weißen Blutkörperchen, kommt "gelegentlich" vor, das heißt, bei einem von 100 bis 1000. Eine Herzentzündung kommt sogar nur "selten" vor, trifft also statistisch gesehen einen von 1000 bis 10000.

Eine lange Liste

Weitaus häufiger und für die Betroffenen unangenehm sind andere Nebenwirkungen. Es würde den Rahmen sprengen und wäre auch nicht sinnvoll, sie hier alle aufzuzählen.

Es ist bekannt, dass Antipsychotika ihre Schattenseiten haben. Daher sollten sie zweifellos nur in begründeten Fällen eingesetzt werden. Wenn sie allerdings sinnvoll und angemessen sind, sollten die Betroffenen aufgeklärt und auf mögliche Nebenerscheinungen vorbereitet werden. Daher eine kleine Auswahl, was Sie (oft aber nur vorübergehend) erwarten könnte, wenn Sie Leponex® einnehmen.

Müdigkeit, Herzrasen und Verstopfung

Clozapin macht, wie viele andere Antipsychotika auch, vor allem am Anfang sehr müde und schläfrig. Das kann durchaus gewünscht sein und erleichtert vielen Betroffenen sogar das Einschlafen, wenn sie die Tablette abends einnehmen.

Schon unangenehmer empfindet manch einer einen schnellen Puls und Schwindelgefühle. Auch Verstopfungen beklagen viele Betroffene, ebenso wie ein weiteres typisches Phänomen bei Clozapin, die sogenannte Hypersalivation. Damit ist ein erhöhter Speichelfluss gemeint. Er quält etwa 30% der Betroffenen, v.a. in der ersten Zeit der Behandlung während der Nacht.

Häufig Kopfschmerzen und Krämpfe

Diese Nebenwirkungen treten tatsächlich "sehr häufig" auf, kommen also unterm Strich bei mehr als einem von 10 Betroffenen vor. Einen von 10 bis 100 treffen u.a. folgende "häufige" Begleiterscheinungen:

  • Kopfschmerzen
  • Krampfanfälle
  • Zittern, Steifigkeit
  • eine verwaschene Sprache
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Gewichtszunahme
  • Mundtrockenheit
  • verschwommenes Sehen

Das leidige Thema Gewicht

Gerade eine ungeliebte Gewichtszunahme trifft viele, die Leponex® einnehmen. Auch im Vergleich mit anderen antipsychotischen Medikamenten ist das Risiko recht hoch. Manch einer bringt nach 2 bis 3 Monaten 3 bis 5 kg mehr auf die Waage. Damit verbunden ist oft eine Schieflage des gesamten Stoffwechsels, ähnlich wie beim Diabetes (Zuckerkrankheit)

Das motiviert nicht gerade, die Behandlung fortzusetzen. Dennoch ist es sehr wichtig, dem Medikament Zeit zu geben zu wirken. Und was das Gewicht anbelangt, helfen oft die Tipps und Tricks, die Ihnen vielleicht schon vor der Behandlung nicht ganz unbekannt waren: eine Anpassung der Ernährung, Bewegung und ausreichend Schlaf.

Nicht nur Schattenseiten

Überhaupt bedeuten viele Nebenwirkungen nicht automatisch, dass das Medikament gleich wieder abgesetzt werden muss. Antipsychotika haben grundsätzlich die Eigenschaft, sich erst einmal von ihrer schlechtesten Seite her zu zeigen. Erst kommen die Nebenwirkungen, dann irgendwann (hoffentlich) die erwünschten Effekte. Es kann also durchaus sein, dass sich die Beschwerden bessern, wenn Sie die Anfangszeit überstanden haben.

Außerdem steht der Arzt vielen Nebenerscheinungen nicht machtlos gegenüber. Mit weiteren Medikamenten lassen sich z.B. Krampfanfälle, Herzrasen, starke Müdigkeit oder Verstopfung oft gut in den Griff bekommen.

Natürlich ist das keine Dauerlösung. Zumindest 6 bis 8 Wochen sollten Sie aber durchhalten. Von einem wirklichen Therapieversagen kann man bei Clozapin sogar erst nach 6 Monaten sprechen. Wenden Sie sich an Ihren Arzt und besprechen Sie mit ihm, wie es Ihnen geht, was für Sie akzeptabel und was schwer auszuhalten ist. Oft findet sich ein Weg.

Wieso sind bei Clozapin so viele Blutabnahmen und EKGs nötig?

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind unter dem Medikament Leponex® (Clozapin) unerlässlich. Nur so können Veränderungen des Blutbilds sowie Gefahren für Herz und Stoffwechsel frühzeitig erkannt werden.

Wenn bei Ihnen eine Behandlung mit Clozapin erwogen wird, muss Sie der Arzt zunächst einmal gründlich über die möglichen Nebenwirkungen und Gefahren aufklären. Besonders betroffen sind Blutzellen sowie das Herz.

Gefahr von Infektionen

Eine gefürchtete Komplikation unter Leponex® ist die sogenannte Agranulozytose. Dabei fällt die Anzahl an Granulozyten, die zu den weißen Blutkörperchen gehören und eine wichtige Funktion im körpereigenen Abwehrsystem einnehmen, drastisch ab. Für die Betroffenen kann das sehr gefährlich werden, weil sie Erregern schutzlos ausgeliefert sind. Bei den leisesten Anzeichen wie Fieber, Halsschmerzen oder Entzündungen muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Auf grippeähnliche Symptome müssen Sie, wenn Sie Clozapin einnehmen, auch deshalb achten, weil sie ein Anzeichen für einen weiteren schwerwiegenden Zwischenfall sein können: eine Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) oder -beutels (Perikarditis). Sie kann sich auch in einem schnellen oder arrhythmischen Herzschlag, Luftnot und Schmerzen in der Brust äußern.

Untersuchungen im Vorfeld

Diese Nebenwirkungen sind zum Glück selten, müssen aber im Auge behalten werden, um das Medikament ggf. schnellstmöglich abzusetzen und eine entsprechende Therapie in die Wege zu leiten. Daneben gibt es noch andere Risiken, die durch die engmaschigen Kontrollen überschaubar bleiben sollen.

Das bedeutet für Sie, dass Sie sich schon vor der Behandlung diversen Untersuchungen unterziehen müssen. In einem aktuellen Blutbild (nicht älter als 10 Tage) müssen ausreichend weiße Blutkörperchen nachgewiesen sein. Außerdem sollte das Blut auf bestimmte Herzparameter untersucht und ein EKG durchgeführt werden. Ggf. kann auch ein Ultraschall des Herzens sinnvoll sein.

Jede Woche zur Blutabnahme

Vor allem in den ersten Wochen der Behandlung müssen Sie zahlreiche Blutentnahmen über sich ergehen lassen. Dabei geht es vor allem darum, die weißen Blutzellen im Blick zu behalten, um bei einem Abfall sofort reagieren zu können. 18 Wochen lang werden sie wöchentlich bestimmt, danach mindestens einmal im Monat. Auch, wenn das Medikament abgesetzt wird, erfolgen noch für weitere 4 Wochen danach Kontrollen.

Einen Monat lang wird zudem mindestens jeden zweiten Tag Ihr Blutdruck gemessen, Puls, Temperatur und Atemfrequenz bestimmt. Entzündungsmarker und andere Werte, die auf eine Entzündung des Herzens hindeuten könnten, werden zusammen mit den Blutzellen wöchentlich bestimmt. Der Arzt sollte Sie außerdem regelmäßig untersuchen und nach Beschwerden fragen.

Über das Blut werden darüber hinaus regelmäßig die Leber- und Nierenwerte sowie Blutzucker und -fette bestimmt.

Messung der Hirnströme

Vor und während der Behandlung steht schließlich noch ein EEG auf dem Untersuchungsplan. Die Ableitung der Hirnströme (ähnlich wie ein EKG, nur am Kopf) kann insbesondere Krampfanfälle, die unter Clozapin gehäuft auftreten, sichtbar machen.

Diese ganzen Untersuchungen sind zwar lästig, gewähren Ihnen aber eine größtmögliche Sicherheit. Nur, wenn Komplikationen schnell erkannt werden, können entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Unter diesen strengen Kontrollen ist der Einsatz von Leponex®, so heikel das Medikament auch sein mag, in bestimmten Fällen zu rechtfertigen.

Wann nicht?

Wann darf Clozapin (Leponex) nicht eingenommen werden?

Bevor der Arzt Ihnen Clozapin verschreibt, muss er sorgfältig abklären, ob irgendwelche Vorerkrankungen bestehen und ob Sie soweit fit sind. Denn der Wirkstoff birgt allerlei Risiken und ist nicht für jeden geeignet.

Clozapin (Leponex®) kommt ohnehin nur in sehr speziellen Fällen zum Einsatz. Seinen Stellenwert hat es vor allem dann, wenn bereits andere Antipsychotika probiert wurden, aber nicht ausreichend gewirkt oder starke Nebenwirkungen hervorgerufen haben. Hier kann es ein wichtiger Rettungsanker sein, auf den die Ärzte zurückgreifen können.

Hier ist Clozapin tabu

Aber nicht bei jedem. Bevor mit der Therapie begonnen wird, müssen vor allem Ihre Blutwerte bestimmt und Ihr Herz untersucht werden. Wenn Sie früher schon einmal Leponex® oder ein anderes Antipsychotikum bekommen haben und sich Ihr Blutbild darunter verschlechtert hat, verbietet sich die Einnahme von Clozapin. Auch bestimmte Erkrankungen, die das Blut betreffen, sind ein Ausschlusskriterium.

Ausschlaggebend dafür, ob das Medikament gegeben werden darf, ist außerdem das Herz. Schwere Vorerkrankungen schließen die Einnahme aus. Aber auch gravierende Erkrankungen der Niere, Leber oder der Gallenwege können dem Arzt und seiner Therapieplanung einen Strich durch die Rechnung machen.

Da es unter Clozapin gehäuft zu Krampfanfällen kommt, ist es bei einer Epilepsie, die schlecht auf Medikamente anspricht, ebenfalls ungeeignet. Wenn die Erkrankung allerdings gut kontrolliert und stabil ist, wie es häufig der Fall ist, ist ein Therapieversuch durchaus vertretbar.

Manchmal muss man abwägen

Überhaupt ist es immer auch eine Sache der Abwägung, ob eine antipsychotische Behandlung allgemein und mit Leponex® im Speziellen angemessen ist. Risiken und Nebenwirkungen sind nie gänzlich auszuschließen. Der erwartete positive Effekt muss die möglichen Gefahren aber stets überwiegen.

Neben den oben genannten Vorerkrankungen, die eine Behandlung mit Clozapin grundsätzlich ausschließen, gibt es andere Situationen, in denen Nutzen und Schaden einander gegenübergestellt werden müssen. Beispiele sind etwa eine vergrößerte Prostata (Prostatahypertrophie) oder ein Engwinkelglaukom (Augenerkrankung mit erhöhtem Druck im Auge). Auch bei älteren Menschen mit Demenz, aber auch bei sehr jungen Betroffenen unter 16 Jahren ist gut abzuwägen.

Clozapin und andere Medikamente

Heikel ist außerdem die Kombination mit anderen Medikamenten. Da Leponex® dämpfend auf das zentrale Nervensystem wirkt, verstärken andere Substanzen, die ähnlich wirken, diesen Effekt zusätzlich. Das können übrigens nicht nur Medikamente wie die sogenannten Benzodiazepine sein, sondern auch Alkohol, der bestimmte Gehirnfunktionen gehörig durcheinanderbringen kann.

Die Kombination von Psychopharmaka ist allgemein nicht unproblematisch und sollte stets gut überlegt sein. Speziell Clozapin ist beispielsweise kein guter Partner von Medikamenten, die das Blutbild ebenfalls verändern oder verstärkt zu Krampfanfällen führen können. Da viele Antipsychotika, aber auch andere Arzneimittel bestimmte Rhythmusveränderungen am Herzen bewirken, ist auch hier Vorsicht geboten.

Gefahr von Über- und Unterdosierung

Und dann gibt es noch ganz andere Medikamente wie z.B. manche Antibiotika, die den Blutspiegel von Clozapin verändern können. Auch das muss immer mit bedacht werden. Einen Effekt auf die Wirkung des Medikaments hat außerdem eine Angewohnheit, die auch aus verschiedenen anderen Gründen nicht zu empfehlen ist: das Rauchen. Clozapin wird bei Rauchern schneller vom Körper abgebaut und wirkt dadurch weniger gut.

Eine Kombination mit anderen Arzneimitteln ist nicht grundsätzlich verboten und lässt sich manchmal auch gar nicht vermeiden. Wichtig ist dann aber, regelmäßig den Blutspiegel von Clozapin zu bestimmen, um zu sehen, ob das Medikament überhaupt wirken kann bzw. ob der Spiegel umgekehrt gefährlich hoch wird.

Quellen:

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Kommentare

Autorin unseres Artikels
 

Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Universitätsklinik Erlangen
    Berufliche Stationen:
  • Universitätsklinik Freiburg
  • Amtsärztin im Gesundheitsamt Haßberge

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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