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Was genau sind Hämorrhoiden? Welche Beschwerden verursachen sie? Wann muss ich zum Arzt? Tut die Untersuchung nicht weh? Im folgenden Beitrag finden Sie Fragen und Antworten rund um das Thema Hämorrhoiden.

Grundlagen

Was sind Hämorrhoiden?

Hämorrhoiden hat jeder. Das, was vielen von uns Beschwerden bereitet, sind krankhaft vergrößerte Hämorrhoiden-Knoten. Medizinisch korrekt spricht man deshalb auch nicht von Hämorrhoiden, sondern vom Hämorrhoidal-Leiden.

Was aber sind nun normale Hämorrhoiden? Und wofür sind sie gut? Es handelt sich dabei um ein ringförmiges Geflecht aus Venen, das am Ende des Darms rund um den Darmausgang sitzt und auch als Schwellkörper (Corpus cavernosus recti oder Plexus hämorrhoidalis) bezeichnet wird. Dieses Venengeflecht unterstützt den Schließmuskel des Afters beim Zurückhalten des Stuhls. Normalerweise sind die Venen, also die Hämorrhoiden, stark mit Blut gefüllt, so dass sie den Darmausgang verdichten. Während des Stuhlgangs wird das Blut hinausgepresst, der Darmausgang wird geweitet und der Stuhl kann passieren.

Eine Schwester der Krampfadern

Beim Hämorrhoidalleiden sind die Gefäße des Schwellkörpers erweitert, und das Blut kann nicht mehr richtig abfließen. Im Prinzip handelt es sich um Krampfadern, nur statt in den Beinen im Afterbereich. Ursache einer Erweiterung der Venen in diesem Bereich ist vor allem ein erhöhter Druck, etwa beim Stuhlgang und vor allem zu festen Stuhlgang (Verstopfung). Die erweiterten Venen wölben sich bei Druck aus dem Enddarm, später auch ohne Ausüben von Druck.

"Äußere Hämorrhoiden"

Vielleicht haben Sie schon mal von "äußere Hämorrhoiden" gehört – auch so ein verwirrender Begriff. Es ist die oft fälschlicherweise angewandte Bezeichnung für eine Perianalthrombose. Bei dieser kommt es durch einen Venenstau zu einem schmerzhaften, blauschwarzen Knoten, der am äußeren Rand des Afters sichtbar wird (daher der Ausdruck "äußere Hämorrhoiden"). Auch die Perianalthrombose verursacht eine schmerzhafte Gefäßschwellung im Afterbereich. Mit Hämorrhoiden hat das aber nichts zu tun.

Es ist nämlich nicht, wie bei echten Hämorrhoiden, der Schwellkörper gestaut, sondern es handelt sich um einen Gefäßthrombus in den Venen der Afterhaut. Daher auch der richtige Name Perianalthrmbose. Die Prognose ist gut, meist verschwindet der Knoten bei adäquater Behandlung von selbst wieder.

Hämorrhoiden: Wer ist davon betroffen?

Wie häufig sind Hämorrhoiden?

Ganz genau lässt sich das natürlich nicht beantworten, da viele Menschen mit Hämorrhoiden damit nicht zum Arzt gehen. Aber die Antwort lautet in jedem Fall: sehr häufig.

Leiden Männer häufiger an Hämorrhoiden als Frauen?

Ja, fasst man alle Untersuchungen zu diesem Thema zusammen, kann man davon ausgehen, dass jeder Zweite im Alter über 50 Jahre irgendwann einmal mit Hämorrhoiden zu kämpfen hat. Dabei sind Männer offenbar (auch das nicht komplett gesichert) etwas häufiger betroffen als Frauen.

Gibt es Hämorrhoiden auch bei Kindern?

Hämorrhoiden sind zwar eher eine Erwachsenenkrankheit, können aber gelegentlich auch bei Kindern vorkommen, vor allem bei den älteren. Zu den typischen Anzeichen zählen:

  • hell- oder dunkelrotes Blut auf dem Stuhl
  • Schmerzen, Brennen oder Jucken am Po
  • sichtbare Knoten, die aus dem After ragen bzw. sich an dessen Rand befinden
Sind Hämorrhoiden bei Kindern ein Notfall?

Nein, da von den Hämorrhoiden keine akute Gefahr für Ihr Kind ausgeht, reicht es, wenn sie mit ihm bei nächster Gelegenheit den Kinderarzt aufsuchen. Allerdings gilt das nur, wenn Sie sicher sind, dass es sich tatsächlich um Hämorrhoiden handelt. In den meisten Fällen hat Blut im Stuhl von Kindern nämlich andere Ursachen.

Ursachen und Vorbeugung

Was sind die häufigsten Ursachen von Hämorrhoiden?

Es gibt verschiedene Faktoren, die zur Bildung von Hämorrhoiden beitragen können. Der wichtigste ist aber sicher die chronische Verstopfung, also über längere Zeit erschwerter Stuhlgang. Vor allem Menschen, die mit ihrer Ernährung zu wenig Ballaststoffe zu sich nehmen, sind davon betroffen.

Wer unter ständiger Verstopfung leidet, muss beim Stuhlgang heftiger pressen. Der dabei erzeugte Druck wirkt sich auch auf die Blutgefäßknäuel rund um den Darmausgang aus – das Blut staut sich, die Blutgefäßwände erschlaffen und auf Dauer entstehen so Hämorrhoiden.

Wer nun freilich glaubt, dem Problem sei mit Abführmitteln beizukommen, irrt. Das Gegenteil ist der Fall. Denn Abführmittel führen zu dünnem und leicht abgehendem Stuhl, mit der Folge, dass die Aftermuskeln und damit auch die Hämorrhoiden-Gefäße drumherum noch mehr an Spannkraft verlieren.

Bestes Gegenmittel gegen Verstopfung: Viel Bewegung, ballaststoffreiche Ernährung und Abnehmen!

Risikofaktoren und Tipps zur Vorbeugung

Welche Faktoren erhöhen das Hämorrhoiden-Risiko?

Alle Umstände, die dazu beitragen, dass sich der Enddarm nur immer mit kleinen Stuhlmengen füllt und die Darmwand zu wenig gedehnt wird. Dadurch verliert sie an Spannung, und beim Stuhlgang muss stärker gepresst werden. Das führt zu einem erhöhten Druck in den Blutgefäßen der Umgebung. Folgende Faktoren erhöhen das Risiko:

  • zu wenig Flüssigkeitszufuhr
  • sitzende Tätigkeit
  • Übergewicht
  • zu wenig Bewegung
  • Bindegewebsschwäche oder Krampfaderneigung
Erhöhtes Risiko in der Schwangerschaft?

Ja, Schwangere haben häufiger Probleme mit Hämorrhoiden. Das hängt mit der Hormonumstellung und dem zunehmenden Druck im Bauchraum zusammen. Es gibt mehrere Faktoren, die in der Schwangerschaft – bei bestehender Veranlagung – die Entstehung von Hämorrhoiden befördern können. Dazu zählen:

  • Das Bindegewebe wird in der Schwangerschaft wasserhaltiger und damit weicher, so dass sich auch die Hämorrhoidal-Knoten im After leichter dehnen können.
  • Die wachsende Plazenta engt den Bauchraum und auch den Darmbereich ein, so dass es hier leichter zu Stauungen kommen kann.
  • Während der Schwangerschaft kommt es häufiger zu Verstopfung, was wiederum das Risiko für Hämorrhoiden erhöht.
  • Durch den höheren Bauchdruck kann sich das Blut in den Gefäßknäueln am After stauen, was die Entwicklung von Hämorrhoiden begünstigt.

Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Schwangeren Hämorrhoiden haben. Meistens kommt es nur zu Hämorrhoiden in der Schwangerschaft, wenn schon zuvor weitere Risikofaktoren vorlagen, z.B. Übergewicht, Bewegungsmangel und ballaststoffarme Ernährung. Außerdem steigt das Risiko naturgemäß weiter an, wenn eine Frau mehrere Kinder zur Welt bringt.

Sind Hämorrhoiden eine Wohlstandskrankheit?

Ja und Nein. Einerseits ja, weil eine typische Ursache von Hämorrhoiden häufiges Sitzen und grundsätzlich zu wenig Bewegung sind. Andererseits nein, denn Hämorrhoiden gibt es schon seit Urgedenken. Im antiken Griechenland waren sie jedenfalls bereits bekannt.

Wie kann man Hämorrhoiden am besten vorbeugen?

Die besten Maßnahmen, damit Hämorrhoiden gar nicht erst entstehen (bzw. nach Entstehung rasch wieder verschwinden), sind:

  • ballaststoffreiche Ernährung
  • viel Bewegung
  • viel trinken

Also alles Dinge, die ohnehin zu empfehlen sind.

Wichtig ist, dass Sie sich Zeit beim Stuhlgang nehmen. Machen Sie nicht den Fehler, wenn es mit dem Stuhlgang mal nicht so gut funktioniert, zu stark zu pressen. Denn der Druck, den Sie damit auf das umliegende Gewebe ausüben, kann zur Hämorrhoiden-Bildung beitragen oder bereits bestehende, kleine Hämorrhoiden verschlimmern.

Symptome

Was sind typische Beschwerden bei Hämorrhoiden?

Typische Anzeichen für Hämorrhoiden sind:

  • Blutbeimengungen im Stuhl, Blutflecken am Toilettenpapier
    Achtung: Nur hellrotes Blut spricht für Hämorrhoiden. Dunkleres Blut hat seinen Ursprung eher weiter oben im Darm oder Magen.
  • Brennen oder wundartige Schmerzen am After, v.a. beim Stuhlgang
  • Jucken am After, v.a. nach dem Stuhlgang
  • Schleimabsonderungen (können auf dem Stuhl sichtbar werden)

Symptome bei Hämorrhoiden sind variabel

Die Beschwerden beim Hämorrhoidalleiden sind sehr unterschiedlich und nicht spezifisch für die Erkrankung. So können sämtliche oben genannte Symptome auch andere Ursachen haben.

Außerdem besteht nicht immer ein Zusammenhang zwischen Größe und Ausmaß der Gefäßpolster auf der einen und möglichen Beschwerden auf der anderen Seite. Während dem einen also schon kleine Knötchen zu schaffen machen, stören den anderen selbst große, vorgewölbte Hämorrhoiden kaum.

Und schließlich verursachen längst nicht alle Hämorrhoiden Beschwerden. Es gibt viele Menschen, die vergrößerte Hämorrhoidalknoten haben, aber davon über Jahre überhaupt nichts merken.

Blut im Stuhl

Blut im Stuhl: ein möglicher Hinweis auf Hämorrhoiden?

Das häufigste Symptom bei krankhaft vergrößerten Hämorrhoiden sind Blutungen aus dem Anus, meist verbunden mit dem Stuhlgang. Oft bemerken Betroffene rötliche Verfärbungen auf dem Toilettenpapier, wobei die Intensität der Blutung wiederum stark variieren kann. Nur sehr selten sind sie so ausgeprägt, dass es zu einer Blutarmut (Anämie) kommt.

Treten die Blutungen bei jedem Stuhlgang auf?

Nein, wie oft solche Blutungen auftreten, ist ebenfalls von Fall zu Fall verschieden. Sie können einmalig vorkommen, immer wiederkehren oder dauerhaft sein. Meist bestehen sie aber über einen längeren Zeitraum.

Welche Rolle spielt die Farbe des Blutes?

Charakteristisch für das Hämorrhoidalleiden sind hellrote Blutungen. Die Farbe des Blutes ist insofern relevant, als sie dem Arzt wichtige Hinweise über mögliche andere, schwerwiegendere Probleme liefern kann. Dunkles Blut spricht eher für einen Ursprung im oberen Magen-Darm-Trakt und muss unbedingt weiter abgeklärt werden.

Warum bluten Hämorrhoiden eigentlich?

Im Prinzip sind Hämorrhoiden nichts anderes als kleine, aber prall gefüllte Blutgefäße, die sich im Bereich der Afterschleimhaut nach außen wölben. Die Blutungen entstehen vor allem dann, wenn diese Blutgefäße "gerieben" oder "gedrückt" werden. Das ist in etwa so, als würde man an einer kleinen Hautwunde immer wieder kratzen.

Nässen, Stuhlschmieren und Schmerzen?

Wenn die Hämorrhoidalknoten bereits stärker vergrößert sind und sich aus dem Analkanal vorwölben, kann die Feinkontinenz beeinträchtigt sein. Das heißt, der Darminhalt kann nicht mehr vollständig zurückgehalten werden; es kommt zu Nässen, Schleimsekretion und Stuhlschmieren.

Wie kommt es zum Brennen und Jucken?

Betroffene bemerken die Feininkontinenz oft an der verschmutzten Wäsche. Die Ausflüsse können wiederum die empfindliche Haut um den After herum reizen und ein Analekzem auslösen. So erklären sich weitere mögliche Beschwerden wie Juckreiz und Brennen.

Weitere Besonderheiten bei Hämorrhoiden

Ist immer eine Behandlung notwendig?

Nein, bei gering ausgeprägten Hämorrhoiden (Grad I oder II) bilden sich die Beschwerden manchmal von alleine wieder zurück. In höheren Stadien nehmen sie jedoch in der Regel immer weiter zu, sofern sie nicht behandelt werden. Sie sollten daher nicht allzu lange warten, auch wenn der Gang zum Arzt womöglich schwerfällt.

Können auch andere Ursachen derartige Beschwerden verursachen?

Ja, nicht immer stecken hinter den Beschwerden Hämorrhoiden. Auch ein Analekzem, Analfissuren, Abszesse oder sogenannte Marisken können Ursache der Schmerzen und des Juckreizes sein. In jedem Fall empfiehlt es sich bei solchen Symptomen umgehend den Arzt aufzusuchen. Der wiederum kann dann entscheiden, je nach dem um welche Erkrankung es sich genau handelt, wie Ihnen am besten geholfen werden kann. Oft reicht schon eine Salbe in Kombination mit einer Ernährungsumstellung aus, um das Problem zu beheben.

Was kann es außer Hämorrhoiden noch sein?

Sind häufig gar nicht die Hämorrhoiden die Ursache?

Laut einer Studie haben die meisten Menschen mit derartigen Beschwerden in Wirklichkeit ein Analekzem. Das ist eine entzündliche Hautreizung rund um den After. Sie äußert sich zwar ähnlich wie Hämorrhoiden - mit Jucken, Brennen und (durch das Kratzen) mitunter auch mit Blutspuren am Toilettenpapier -, hat aber ansonsten nicht viel mit Hämorrhoiden zu tun.

Das Problem:

Oft haben die Betroffenen zu diesem Zeitpunkt schon mit einer "Selbsttherapie" begonnen. Zum Beispiel mit einer intensiven Afterreinigung nach dem Stuhlgang mit Feuchttüchern. Genau die sind aber bei einem Analekzem mehr schädlich als nützlich. Vor allem können sie Allergien auslösen.

Nicht nur ein Analekzem kann Ursache der Beschwerden sein

Auch sogenannte Marisken stecken häufig hinter den vermeintlichen Hämorrhoiden. Das sind kleine Hautfalten in der Afterregion, in denen sich Stuhlreste verfangen und dann zu Reizungen und Ekzemen führen können.

Ursprung dieses Übels sind Analvenenthrombosen. Das sind kleine Blutgerinnsel in den Venen der Analhaut, die zu einer schmerzhaften, dunkel geröteten Schwellung auswachsen können. Begünstigt werden solche Blutverklumpungen durch starken Druck, sei es durch körperliche Anstrengung oder auch unter der Geburt.

In der Regel ist das nicht gefährlich, oft heilen die Gebilde von allein wieder ab. Zurück bleibt dann eine Mariske. Viele Menschen haben solche Überbleibsel, die oft keinerlei Beschwerden verursachen. Wenn die Thrombose sind nicht spontan zurückbildet, kann man mit lokaler Kühlung, Salben oder manchmal auch mit einem kleinen Schnitt nachhelfen.

Kann auch eine Analfissur Grund für die Schmerzen sein?

Ja, denn eine Analfissur ist ein äußerst schmerzhafter Einriss der sensiblen Haut im Analkanal, der meist durch einen harten Stuhl verursacht ist. Gerade am Anfang sind die Schmerzen direkt nach dem Toilettengang besonders schlimm. Auch leichte Blutungen können, ähnlich den Hämorrhoiden, hinzukommen.

Schmerzlinderung tun

Anfänglich können warme Sitzbäder, Salben und Maßnahmen zur Stuhlregulierung Linderung verschaffen. Im chronischen Stadium helfen oft lokale Mittel, die die Muskeln entspannen. Manchmal muss der enge Darmausgang aber auch mit einem kleinen Schnitt erweitert werden.

Was ist Abszess und was eine Fistel?

Diese beiden nicht weniger unangenehmen Erkrankungen gehören zusammen. Eine Fistel ist nämlich quasi die chronische Variante des akuten Abszesses. Dieser geht auf eine Entzündung der Drüsen rund um den Schließmuskel zurück und ist ebenfalls sehr schmerzhaft, vor allem, wenn man darauf drückt.

Von außen sieht man eine gerötete Schwellung. Typisch für Abszesse jeglicher Lokalisation sind außerdem Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Fisteln hingegen äußern sich eher durch Nässen mit nachfolgendem Juckreiz und Hautausschlag. Die kleinen Gänge bilden sich, wenn der anfangs abgeschlossene Abszess in irgendeine Richtung durchbricht und sich seinen Weg nach außen bahnt.

Operative Entlastung

Ein akuter Abszess muss rasch operativ entlastet werden. Auch Fistelgänge sind ein Fall für den Chirurgen. Je nach dem, wie sie verlaufen, ist die Operation hier mehr oder weniger aufwendig.

Kann auch Krebs hinter den Beschwerden stecken?

Ja, in seltenen Fällen kann auch mal Darmkrebs hinter solchen Beschwerden stecken, wenn auch zum Glück nur selten. Meist stecken bestimmte Viren, chronische Entzündungen oder Geschlechtserkrankungen hinter der Krebserkrankung. Letztlich gibt erst eine kleine Probenentnahme Aufschluss.

Fazit:

Bevor Sie Ihre "Hämorrhoiden" selbst behandeln, sollten Sie auf jeden Fall erst einmal von einem Arzt untersuchen lassen, ob es überhaupt welche sind. Peinlich muss Ihnen das übrigens nicht sein. Für einen Arzt sind Hämorrhoiden und ähnliche Po-Beschwerden tägliches Brot und völlig normale Routine.

Diagnose beim Arzt

Wenn ich glaube, dass ich Hämorrhoiden habe, muss ich damit unbedingt zum Arzt?

Viele Menschen halten Hämorrhoiden für eine Bagatelle, mit der es sich nicht lohnt, zum Arzt zu gehen. Einige Salben gegen Hämorrhoiden bekommt man ja auch ohne Rezept in der Apotheke.

Wir empfehlen Ihnen trotzdem den Arztbesuch. Das gilt ganz besonders, wenn Sie Blutbeimengungen im Stuhl entdecken. Zwar wird Blut im Stuhl, solange es von heller Farbe ist, meistens von Hämorrhoiden verursacht. Es kann aber auch andere, ernstere Ursachen haben. Spielen Sie hier nicht mit Ihrer Gesundheit, sondern lassen Sie das zur Sicherheit lieber abklären.

Außerdem kann Ihr Arzt sehr viel besser als der Apotheker (der Sie ja nicht untersucht) anhand der Inspektion und des Befunds entscheiden, wie ausgeprägt die Hämorrhoiden sind und welche Art von Behandlung die beste ist.

Je früher erkannt, umso schneller geheilt

Um so früher Sie mit Ihren Hämorrhoiden (oder das, was sie dafür halten) zum Arzt gehen, um so einfacher und schneller sind sie wieder weg. Langes Abwarten führt hingegen dazu, dass die Hämorrhoiden größer werden und die Behandlung deutlich langwieriger wird.

Sollten Sie aus Scham ("igitt, meinen entzündeten Po zeige ich keinem") nicht zum Arzt gehen wollen, bedenken Sie: Für einen Arzt sind Hämorrhoiden ein Allerweltsleiden, das er sehr häufig sieht. Zu Scham oder Ekel besteht hier keinerlei Anlass.

Untersuchungen: Was erwartet mich beim Arzt?

Welche Untersuchungen nimmt der Arzt bei Verdacht auf Hämorrhoiden vor?

Zunächst einmal wird er Sie ausführlich befragen:

  • Wie lange haben Sie die Beschwerden schon?
  • Haben Sie Schmerzen?
  • Haben Sie Blutbeimengungen im Stuhl entdeckt?

Weiter geht es mit der Tastuntersuchung

Dann wird er Ihren Afterbereich untersuchen. Oft kann man die Hämorrhoiden schon von außen erkennen. Zu dieser Untersuchung gehört auch eine Abtastung des Enddarms mit dem Finger. Damit ist es in der Regel schon getan, in Ausnahmefällen, wenn Unklarheiten bestehen, können noch folgende Untersuchungen auf Sie zukommen:

Enddarmspiegelung:

Diese Untersuchung ist ähnlich wie eine Darmspiegelung, allerdings wird der Schlauch oder das Röhrchen mit der Kamera nur ein paar Zentimeter tief eingeführt.

Mehr dazu unter: Enddarmspiegelung

Darmspiegelung:

Auch eine komplette Darmspiegelung kann sinnvoll sein, um andere Ursachen für die Beschwerden, die höher im Darm lokalisiert sind, auszuschließen. Dies gilt insbesondere bei Blutbeimengungen, bei denen nicht eindeutig ist, ob sie wirklich von den Hämorrhoiden stammen.

Mehr dazu unter: Darmspiegelung

Tut die Tastuntersuchung weh?

Nein, in der Regel nicht. Sie ist höchstens ein bisschen unangenehm. Wenn die Hämorrhoiden selbst schmerzhaft sind und das Abtasten mit dem Finger weh tut, kann der Arzt Ihnen ein örtliches Betäubungsmittel spritzen. Scheuen Sie sich nicht, danach zu fragen. Meistens ist das aber gar nicht nötig.

Wie läuft die Tastuntersuchung ab?

Zur Untersuchung selbst: Normalerweise beginnt der Arzt damit, zunächst den Afterbereich von außen zu inspizieren und danach mit dem Finger den endständigen Darmbereich abzutasten. Dafür verwendet er ein Gleitmittel, so dass das Eindringen in den Analkanal vielleicht unangenehm ist, aber keine Schmerzen bereiten sollte.

Bei Bedarf hilft eine örtliche Betäubung

In vielen Fällen genügt diese Untersuchung schon, die Hämorrhoiden zu entdecken. Mitunter muss der Arzt aber den Afterausgang mit einer Art Spange oder Klammer etwas spreizen, um den Befund besser begutachten zu können. Sollte das schmerzhaft sein, gilt das gleiche wie oben: Mit einem lokalen Betäubungsmittel ist auch das schmerzlos möglich.

Ist zur Feststellung von Hämorrhoiden eine Stuhluntersuchung notwendig?

Nein, trotzdem macht eine Stuhluntersuchung in einigen Fällen Sinn. Nämlich dann, wenn andere Ursachen der Beschwerden ausgeschlossen werden sollten. Beispielsweise kann es sein, dass die Blutspuren im Stuhl gar nicht von den Hämorrhoiden stammen, sondern von einem Polypen im Darm oder anderen Schleimhautläsionen.

Einteilung

Wie werden Hämorrhoiden eingeteilt?

Grundsätzlich werden Hämorrhoiden (das Hämorrhoidal-Leiden) in unterschiedliche Schweregrade eingestuft, je nach Größe und Art des Auftretens der Knoten:

  • Grad I: Die Knoten sind von außen nicht sichtbar, in der Regel bestehen keine Beschwerden und sie können sich wieder zurückbilden.
  • Grad II: Beim Pressen (Stuhlgang) treten die kleinen Knoten aus dem After hervor, ziehen sich aber wieder zurück, sobald der Druck nachlässt. Eine Rückbildung ohne Behandlung ist hier in der Regel nicht mehr möglich.
  • Grad III: Die Knoten treten wie bei Grad II beim Pressen hervor, ziehen sich jedoch nicht von allein wieder zurück. Sie können aber manuell (mit den Fingern) wieder in den After gedrückt werden. Eine Rückbildung von allein ist hier nicht mehr möglich.
  • Grad IV (auch Analprolaps genannt): Der einzige Unterschied zu Grad III ist, dass sich die Knoten hier nicht mehr manuell zurückdrücken lassen, sondern dauerhaft aus dem Anus hervorkommen.

Kurz und knapp: Behandlung je nach Stadium

Wie sieht die Behandlung bei Grad I aus?

Eine gute Behandlungsoption im Stadium I ist die sogenannte Sklerosierung. Dabei wird eine Lösung in die Gefäßknoten gespritzt, die sie verödet. Nach zwei bis drei Spritzen sind die Blutungen in der Regel gestoppt und die Hämorrhoiden an Ort und Stelle fixiert.

Problem damit dauerhaft behoben?

Ja und nein, leider besteht die Gefahr, dass sich die Polster erneut bilden. Wie langfristig der Erfolg ist, hängt daher entscheidend auch von Ihnen ab.

Was wird bei Hämorrhoiden zweiten Grades gemacht?

Dieses Stadium lässt sich oft noch mit recht einfachen Mitteln in den Griff bekommen. Eine Operation ist hier nicht nötig. Manchmal reicht auch hier eine Sklerosierung aus. In der Regel werden Hämorrhoiden zweiten Grades aber mittels Ligatur behandelt.

Dabei werden die Knoten entweder angesaugt und bekommen kleine Gummiringe übergestülpt. So wird die Blutzufuhr abgeschnitten; die Gefäßpolster verkümmern nach und nach, bis sie schließlich abfallen. Eine andere Möglichkeit ist die sogenannten Hämorrhoidal-Arterien-Ligatur.

Dabei werden die Arterien mit einem speziellen Gerät, das in den After geschoben wird, abgeschnürt. Das Ganze lässt sich auch mit einer Ultraschallaufnahme verbinden, um den betroffenen Bereich gezielter ansteuern zu können.

Wie werden Hämorrhoiden dritten und vierten Grades behandelt?

In diesen Stadien müssen Hämorrhoiden auf jeden Fall behandelt werden, da es sonst zu gefährlichen Komplikationen kommen kann. Meistens muss operiert werden. Lokale Maßnahmen oder die sogenannte Gummibandligatur reichen in der Regel nicht mehr aus.

Keine Sorge, es gibt heutzutage ausgetüftelte Operationsverfahren, bei denen die empfindliche Analhaut weitgehend verschont bleibt. Vielleicht muss auch gar nicht das Gefäßpolster an sich, sondern lediglich die Schleimhaut darüber entfernt und das Gewebe dadurch gerafft werden. Der Vorteil dieses Verfahrens:

Die Kontinenz bleibt sicher erhalten, und die Schmerzen nach der Operation sind minimal. Je früher Sie sich zu einer Behandlung durchringen, umso geringer ist der Aufwand, umso seltener sind Komplikationen und umso sicherer haben Sie danach Ruhe. Über 90% aller Betroffenen haben zwei Jahre nach der Operation keinerlei Beschwerden mehr

Tipps im Alltag

Welche Nahrungsmittel sind eher ungünstig bei Hämorrhoiden?

Im Prinzip all jene, die wenig Ballaststoffe enthalten und eine Verstopfung tendentiell eher fördern. Auch stark blähende Lebensmittel sind ungünstig.

Somit stehen auf der "schwarzen Liste":

  • Weißbrot
  • Teigwaren
  • Kartoffeln
  • Reis
  • zu viel Fett
  • zu viel Fleisch
  • Zwiebeln
  • Kohl
  • Schokolade

Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Sie all diese Lebensmittel nicht mehr essen dürfen. Gerade Kartoffeln und Reis kann man ja in vielen Haushalten nur schwerlich komplett vom Speiseplan streichen. Aber es macht schon Sinn, auch deren Menge einzuschränken, und die der anderen genannten Lebensmittel natürlich auch.

Auf welche Sportarten sollte man bei fortgeschrittenen Hämorrhoiden besser verzichten?

Generell ist Bewegung bei Hämorrhoiden gut und wichtig. Gerade wer beruflich die meiste Zeit sitzt, sollte im Alltag unbedingt für Ausgleich sorgen und sich regelmäßig bewegen.

Besonders günstig sind dabei Sport- und Bewegungsarten, die den Beckenboden nicht allzu stark belasten: Radfahren, Wandern, Schwimmen oder Gymnastik zum Beispiel. Dagegen sind Joggen, Aerobic, Krafttraining oder auch Tennis eher ungünstig, denn hier wird der Beckenboden relativ stark belastet. Das kann gerade bei schon deutlich vergrößerten Hämorrhoiden eher zu einer Verschlimmerung der Symptomatik führen.

Was kann ich beim Stuhlgang gegen die Hämorrhoiden tun?

Wichtig ist, dass Sie beim Stuhlgang nicht zu stark pressen. Durch den Druck auf die Umgebung können sich die Hämorrhoiden verschlimmern. Nehmen Sie sich genügend Zeit!

Nach dem Stuhlgang sollten Sie den Afterbereich mit Wasser oder einer milden Flüssigseife gut reinigen. Tupfen Sie die Flüssigkeitsreste danach am besten ab. Verzichten Sie auf heftiges Reiben, weil es den Bereich nur noch weiter reizt.

Wissenswertes und Historisches

Wer sind die berühmtesten Hämorrhoiden-Patienten der Welt?

Es gibt Historiker, die sagen, Napoleon habe in Waterloo nur verloren, weil er an einem akuten Hämorrhoiden-Anfall litt. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche weitere Berühmtheiten, die von Hämorrhoiden geplagt waren, z.B.:

  • Martin Luther
  • Jimmy Carter
  • Gustav Mahler
  • Ernest Hemingway
  • Alfred der Große
  • Heinrich V. von England
  • Ludwig XIII. von Frankreich
  • Charles Bukowski
Entschieden Hämorrhoiden die Schlacht in Waterloo?

Das nehmen zumindest einige Historiker an. An dem Tag, an dem Napoleon seine letzte Schlacht verlor, litt er wohl unter einem akuten Hämorrhoiden-Anfall. Der zwang ihn am Vormittag noch zur Bettruhe, so dass er den Angriffsbefehl gegen die Truppen Wellingtons erst zur frühen Mittagszeit gab.

Das war noch nicht das größte Problem

Vor allem konnte er das Geschehen in Waterloo nicht auf dem Pferd verfolgen, wie das sonst seine Gewohnheit war. Der große Schlachten-Taktiker sah also nichts oder zumindest sehr viel weniger als hoch zu Ross.

Hämorrhoiden schon am Tag zuvor in Ligny im Spiel

Was aber möglicherweise noch viel entscheidender war: Am Tag zuvor hatte Napoleon bei Ligny die preußischen Truppen besiegt, hatte dann aber auf eine Verfolgung verzichtet, als diese panisch flüchteten. Wohl wegen seiner Beschwerden und Schmerzen.

Genau diese preußischen Truppen waren es, die am nächsten Tag bei Waterloo am Nachmittag dazustießen und die Schlacht zu ihren Gunsten entschieden. Sowohl eine Verfolgung am Tag zuvor als auch ein früherer Angriff in Waterloo hätten das wahrscheinlich verhindert. Und so hätte eine adäquate Hämorrhoiden-Therapie möglicherweise der ganzen Weltgeschichte eine andere Wendung gegeben.

Was haben die Fiaker-Kutschen mit Hämorrhoiden zu tun?

Möglicherweise haben die Kutscher der Fiaker wegen des vielen Sitzens Hämorrhoiden, aber wir meinen etwas anderes. Der offizielle Schutzheilige der Hämorrhoiden-Geplagten ist – zumindest nach der katholischen Lehre – der heilige St. Fiacrius. Und der ist zugleich Namensgeber der zweispännigen Miet-Droschken, die man unter anderem aus Wien kennt.

Wer war St. Fiacrius und was hat er mit Hämorrhoiden zu tun?

St. Fiacrius war ein aus Irland stammender Einsiedler, der im siebten Jahrhundert n. Chr. in der Nähe von Paris sein Eremiten-Dasein pflegte. Dabei fiel er irgendwann durch allerlei Wundertaten auf, unter anderem dadurch, dass er sich auf einen spitzen Stein setzte, der daraufhin schmolz und ein bequemes Sitzkissen für den Po formte - die ersten Hämorrhoiden-Kissen.

Was ist das Corpus cavernosum recti?

Corpus cavernosum recti ist der medizinische Fachbegriff für den sogenannten Schwellkörper zwischen Mast- und Enddarm. Dieser Schwellkörper ist der Ort, wo Hämorrhoiden lokalisiert sind. Bei den Hämorrhoiden handelt es sich um Erweiterungen (ähnlich wie Krampfadern) in bestimmten Abschnitten des Schwellkörpers.

Quellen:

  • Leitlinienprogramm Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), verfügbar unter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/081-007l_S3__H%C3%A4morrhoidalleiden_2019-07_01.pdf

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
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  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. med. Chiara Grabmann, Ärztin

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Ärztin

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
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