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Fieberkrämpfe bei Kindern sind für die Eltern oft ein Schock, sie sind aber in den allermeisten Fällen harmlos. Die wichtigste Maßnahme bei einem solchen Krampfanfall im Fieber: Ruhe bewahren, das Kind nicht festhalten, sondern nur vor Verletzungen schützen. Wenn der Fieberkrampf allerdings länger als 10 Minuten anhält oder die Atmung behindert ist, sollte ein Notarzt gerufen werden.

Alles Wichtige zu Fieberkrämpfen bei Kindern lesen Sie im folgenden Beitrag.

Was sind Fieberkrämpfe?

Fieberkrämpfe sind Krampfanfälle, die als Folge einer fieberhaften Erkrankung im frühen Kindesalter auftreten können. In den meisten Fällen sind sie harmlos, auch wenn das Erscheinungsbild den Eltern natürlich große Sorgen bereitet.

Am häufigsten sind Kinder ab dem 6. Monat bis etwa zum fünften Lebensjahr betroffen. Die Krämpfe können ab Körpertemperaturen von 38 °C auftreten.

Nur selten, wenn es sich um sogenannte komplexe Fieberkrämpfe handelt, ist eine intensivere Abklärung mit weitergehenden Untersuchungen notwendig. Komplexe Fieberkrämpfe äußern sich unter anderem durch eine Krampfdauer länger als 15 Minuten, mehrere Anfälle innerhallb kurzer Zeit und Ausfallerscheinungen auch noch nach Abklingen des Anfalls.

Wie häufig sind Fieberkrämpfe?

Relativ häufig. Etwa 5% aller Kinder bekommen in der Altersspanne vom 6. Lebensmonat bis zum 5. Lebensjahr zumindest einmal einen Fieberkrampf.

Ist die Neigung zu Fieberkrämpfen erblich?

Eine gewisse erbliche Veranlagung scheint es zu geben. Kinder aus Familien, in denen bereits Fieberkrämpfe auftraten, sind häufiger betroffen.Die Wahrscheinlichkeit, dass Geschwisterkinder auch Fieberkrämpfe bekommen, wird mit 10% angegeben.

Was sind typische Anzeichen für einen Fieberkrampf?

Typisch für einen Fieberkrampf ist folgende Symptomatik:

  • Anfall erfolgt bei Fieberanstieg
  • rhythmische Zuckungen von Armen, Beinen oder auch Gesicht
  • blaue Lippen
  • verdrehte Augen
  • Nichtansprechbarkeit, Bewusstlosigkeit des Kindes
  • Dauer: meist einige Minuten

Sind Fieberkrämpfe meistens harmlos?

Ja, in 80-90% der Fälle. Man spricht auch von "einfachen" Fieberkrämpfen.

Diese einfachen Fieberanfälle äußern sich zumeist in generalisierten tonisch-klonischen Anfällen mit einer Dauer von zwei bis drei Minuten bei rasch steigendem Fieber. Sie können bei neurologisch gesunden Kindern eine Komplikation z.B. der Masernimpfung sein, treten dann häufig innerhalb der ersten 24 bis 72 Stunden nach der Impfung auf und sind wahrscheinlich auf das schnell ansteigende Fieber zurückzuführen.

Komplexe Fieberanfälle hingegen können länger als 15 Minuten andauern und  mehrmals innerhalb von 24 Stunden auftreten. Sie beginnen fokal und werden meistens von anderen neurologischen Auffälligkeiten begleitet. Das Risiko, im späteren Leben eine Epilepsie zu entwickeln, liegt bei Kindern mit einfachen Fieberanfällen bei rund 1%, bei komplexen Fieberanfällen hingegen bei 6-49%. Daher geht die Wissenschaft von einer genetischen Disposition aus.

Wie leiste ich bei einem Fieberkrampf Erste Hilfe?

Die folgenden Tipps können Ihnen helfen, bei einem Fieberkrampf Ihres Kindes das "Richtige" zu tun:

  • Ruhe bewahren und das Kind in ruhigem und souveränem Tonfall beruhigen
  • Kleidung lockern
  • krampfende Gliedmaßen nicht festhalten, Bewegungen nicht einschränken
  • Kind vor Verletzungen schützen: weich lagern (im Bett, notfalls auf einem Teppich, Decke unterlegen), ggf. Schutz vor Herunterfallen
  • Gegenstände entfernen
  • keine festen Gegenstände zwischen die Zähne schieben (Zahnbruchgefahr!), ggf. ein Taschentuch
  • baldmöglichst ein Fieberzäpfchen mit Paracetamol oder Ibuprofen verabreichen

Nach dem Krampfanfall:

  • Kind so schnell wie möglich in stabile Seitenlage (alternativ ggf. Stützung durch Kissen im Rücken), Säuglinge in Bauchlage bringen
  • Atmung kontrollieren
  • Mund (Zunge) auf Verletzungen kontrollieren
  • Notarzt rufen, wenn das Kind länger als 1 Minute krampft oder jünger als ein halbes Jahr bzw. älter als 5 Jahre ist

Wenn Ihnen das Phänomen bereits bekannt ist, gehen Sie gemäß Ihren Erfahrungen und den ärztlichen Anweisungen vor. Fieberkrämpfe sind meist harmlos, dauern nur wenige Minuten und treten bei 2-4% der Kinder im Alter zwischen 9 Monaten und 5 Jahren auf. Dennoch ist eine ärztliche Abklärung und, je nach Situation, notärztliche Hilfe immer empfehlenswert.

Wann sollte man bei einem Fieberkrampf den Notarzt rufen?

Die meisten Fieberkrämpfe enden nach einigen Minuten von selbst. Deshalb ist es vor allem wichtig, Ruhe und Besonnenheit zu bewahren, die Verletzungsgefahr zu minimieren und für eine Absicherung des Kindes zu sorgen.

In folgenden Fällen empfiehlt der Kinderärzteverband, einen Notarzt zu rufen:

  • Der Fieberkrampf dauert länger als 10 Minuten an.
  • Der Fieberkrampf wiederholt sich.
  • Die Atmung des Kindes setzt während eines Krampfes dauerhaft aus.

Wie kann man Fieberkrämpfen vorbeugen?

Viele Eltern fürchten einen weiteren Fieberkrampf, wenn ihr Kind bereits einmal einen solchen erlitten hat. Dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte zufolge ist eine krampfvorbeugende Behandlung aber in der Regel nicht erforderlich.

Angesichts der Tatsache, dass Fieberkrämpfe in den meisten Fällen harmlos sind und keine bleibenden Schäden hinterlassen, halten die Experten den vorbeugenden Einsatz von Medikamenten zur Krampfverhinderung bei jedem Auftreten von Fieber für unangemessen. Stattdessen enmpfehlen sie fiebersenkende Maßnahmen wie Wadenwickel oder auch die Gabe von Paracetamol.

Eltern, deren Kinder häufig von Fieberanfällen geplagt werden, gibt der Kinderarzt zumeist das Arzneimittel Diazepam, um das Krampfgeschehen abzukürzen. Es wird dem Kind als sogenannte Rektiole über den After (peranal) verabreicht.

Kann ich mein Kind nach einem Fieberkrampf noch alleine schlafen lassen?

Eine verständliche Sorge, die viele Eltern nach dem irritierenden Erlebnis eines Fieberkrampfs quält. Bei immerhin etwa jedem dritten Kind, also mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:3, kommt es zu einem erneuten Fieberkrampf.

Auf ein ganzes Jahr betrachtet sind es aber normalerweise nur wenige Tage, an denen Ihr Kind überhaupt Fieber und damit einen weiteren Anfall bekommen kann. Zudem sind die Anfälle in aller Regel nur von kurzer Dauer und hinterlassen in den meisten Fällen keine bleibenden Schäden. Sie sind deshalb, sofern die ärztliche Abklärung nichts anderes ergeben hat, kein Grund,das betroffene Kind grundsätzlich anders zu behandeln als seine Geschwister oder andere Altersgenossen.

Es spricht allerdings nichts dagegen, wenn Sie Ihren Sprössling zunächst während fieberhafter Erkrankungen zu sich ins Schlafzimmer nehmen. Das tun viele andere Eltern in einer solchen Situation auch und geben ihren Kindern damit mehr Sicherheit, während der gewohnte Schlafplatz im Kinderzimmer die meiste Zeit über weiterhin genutzt wird.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es erneut zu einem Fieberkrampf kommt?

Bei etwa einem Drittel der Kinder, die einmal einen Fieberkrampf erlitten haben, kommt es bei späterer Gelegenheit erneut zu einem Anfall.

Ab dem Alter von 5 Jahren treten Fieberkrämpfe nur noch selten auf.

Wie wird eine Rektiole richtig angewendet?

Wenn Ihr Kind zu Fieberkrämpfen neigt, hat Ihnen der Kinderarzt möglicherweise als Notfallmedikament eine Rektiole verschrieben, um die Anfallsdauer abkürzen zu können. Eine Rektiole ist eine Art Klistier, die zumeist Diazepam in flüssiger Form enthält.

Zur richtigen Anwendung gehen Sie – soweit mit dem Arzt nichts anderes besprochen wurde – folgendermaßen vor:

  • Geben Sie die Rektiole Ihrem Kind, wenn der Fieberkrampf nicht innerhalb von etwa 3 Minuten aufhört.
  • Die richtige Dosierung nennt Ihnen der Arzt.
  • Entfernen Sie zunächst das „Hütchen“ (Verschluss) der Rektiole.
  • Führen Sie den „Stiel“ der Rektiole (ähnlich wie bei einem Fieberthermometer) unbedingt vollständig in den Darm ein.
  • Entleeren Sie die Rektiole anschließend durch sorgfältiges Pressen auf die Tube.
  • Ziehen Sie die Rektiole nach dem vollständigen Entleeren wieder aus dem Darm heraus. Halten Sie dabei Daumen und Zeigefinger weiterhin zusammengedrückt, damit keine Flüssigkeit zurück in die Rektiole gesaugt wird.
  • Pressen Sie gleichzeitig mit der anderen Hand die Pobacken Ihres Kindes fest zusammen, damit der flüssige Inhalt der Rektiole nicht wieder herausfließt.
  • Wenn der Fieberkrampf nach Gabe der Rektiole nicht innerhalb von 5 Minuten aufhört, rufen Sie den Notarzt!

Sind Fieberkrämpfe der Vorbote einer Epilepsie?

Zum Glück sind die meisten Fieberkrämpfe harmlos, auch wenn das Geschehen den Eltern natürlich Sorgen bereitet. In 80 bis 90% der Fälle handelt es sich um sogenannte "einfache" Fieberkrämpfe, die rasch wieder abklingen und ohne weitere Folgen bleiben.

Bei den sehr viel selteneren "komplexen" Fieberkrämpfen (Anfälle dauern länger als 15 Minuten, treten mehrmals binnen kurzer Zeit auf und hinterlassen auch nach dem Abklingen noch eine gewisse Zeit Ausfallerscheinungen) muss allerdings nach dem Anfall zumindest eine eingehendere neurologische Untersuchung erfolgen. Das Risiko, dass sich hieraus später eine Epilepsie entwickelt, liegt hier bei 4% (4 von 100 Kindern mit komplexen Fieberkrämpfen bekommen später eine Epilepsie).

Entwickeln sich Kinder mit Fieberkrämpfen normal?

Ja, es besteht kein Grund zur Sorge. Die Ergebnisse großer Untersuchungen legen dar, dass sich Kinder trotz Fieberkrämpfen in aller Regel genauso gut entwickeln und dieselben Schulen besuchen wie ihre unbelasteten Geschwister.

Erhöhen Fieberkrämpfe die Sterblichkeit im weiteren Leben?

Nein, es besteht kein Grund zur Sorge. Dänische Forscher stellten in einer groß angelegten Studie fest, dass Fieberkrämpfe in keinem Zusammenhang mit dem plötzlichem Kindstod stehen und auch Kinder mit kompliziertem Fieberkrampf (länger als 15 Minuten anhaltend, wiederholt innerhalb von 24 Stunden oder schon bei Temperaturen unter 39°C beginnend) auf das gesamte Leben gesehen kein erhöhtes Sterberisiko aufweisen.

In den ersten beiden Jahren nach dem Ereignis kann das Risiko allerdings erhöht sein, was zumindest teilweise auf bereits bestehende neurologische Störungen zurückzuführen ist. Da komplizierte Fieberkrämpfe Hinweise auf anderen Erkrankungen sein können, sollten Sie Ihr Kind sicherheitshalber gründlich nachuntersuchen lassen.

Können Kinder mit einer Neigung zu Fieberkrämpfen trotzdem geimpft werden?

Ja, auch Kinder mit einer Neigung zu Fieberkrämpfen sollten die gleichen Impfungen bekommen wie alle anderen Kinder.

Auch wenn Kinder in seltenen Fällen Fieberkrämpfe etwa nach der kombinierten MMR-Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln bekommen können, verursacht die Masern-Krankheit selbst weitaus mehr Fälle von Fieberkrämpfen als die Impfung.

Quellen:

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
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  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
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