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Welche Symptome verursacht ein Darmverschluss? Wie gefährlich ist solch ein Ileus und was kann man dagegen tun? Mehr dazu in diesem Beitrag.

Grundlagen

Was versteht man unter einem Darmverschluss?

Ein Darmverschluss, Ileus genannt, ist eine akute Störung der Darmpassage. Dabei werden zwei Formen unterschieden: der mechanische Ileus bei dem es aufgrund eines Hindernisses zum Stopp der Darmpassage kommt und der paralytische Darmverschluss bei dem eine funktionelle Störung die Ursache ist. Diese Unterscheidung ist wichtig für die weitere Behandlung.

Dünndarm 80 %, Dickdarm 20 %

Darmverschlüsse kommen vor allem im Dünndarm vor (80 %) und eher selten im Dickdarm (20 %). Im Dickdarm sind vor allem Tumore die Ursache, im Dünndarm sind es eher Verwachsungen oder Hernien, die die Störung der Darmpassage auslösen.

Was sind die häufigsten Ursachen für einen Darmverschluss?

Häufige Ursachen eines mechanischen Ileus:

Häufige Ursachen eines paralytischen (funktionellen) Ileus:

  • Trauma
  • Operation (reflektorisch in der ersten Zeit danach durch Reizung der Nerven)
  • Entzündungen
  • Peritonitis (Entzündung des Bauchfells nach akuter Blinddarm- oder Gallenblasenentzündung)
  • Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse)
  • Urolithiasis (Harnsteine)
  • Störungen des Elektrolythaushaltes: Hypokaliämie (zu wenig Kalium) oder Hyperkalzämie (zu viel Kalzium)
  • Medikamente (Opiate, Laxanzien, bestimmte Narkosemedikamente, trizyklische Antidepressiva)
  • akuter Verschluss der zuführenden Blutgefäße (Mesenterialischämie)
  • neurologisch (Diabetes mellitus, Morbus Parkinson)
  • kleine Kinder und Neugeborene: Morbus Hirschsprung (seltene, angeborene Fehlbildung des Nervensystems im Darmbereich)

Wissenswertes

Warum ist ein Darmverschluss ein akuter Notfall?

Bei einem akuten Darmverschluss gibt es gleich mehrere Gründe, weswegen dieser sofort behandelt werden muss. Durch die Störung der Darmpassage kommt es zu einem Stau des Darminhaltes vor der Engstelle und die Darmwand wird immer stärker gedehnt. Ist der Druck zu hoch, kann die Schleimhaut einreißen (Darmruptur).

Dadurch gelangen Darminhalt und teilweise eine Menge Blut in den Bauchraum – wird dann nicht sofort operiert kann es zu einer schwerwiegenden Entzündung des gesamten Bauchraumes mit allen darin liegenden Organen kommen bis hin zur systemischen Entzündung (Sepsis) und einem Schock (der Kreislauf ist so stark gestört, dass der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann).

Blutgefäße werden abgeschnürt

Aber auch wenn der Darm dem Druck zunächst standhält, ist die Situation nicht weniger gefährlich. In der Darmwand verlaufen die versorgenden Blutgefäße. Durch die starke Dehnung kommt es an der betroffenen Stelle nach und nach zu einem Abschnüren der Blutversorgung bis diese vollständig ausbleibt.

Ohne die Zufuhr von dem im Blut enthaltenen Sauerstoff und anderen wichtigen Stoffen stirbt der betroffene Darmabschnitt ab. Dadurch verliert die Darmwand ihre Funktion, sie kann leichter einreißen und es entsteht ebenfalls eine lebensbedrohliche Situation wie bei der oben genannten Darmruptur.

Tritt ein Darmverschluss häufiger auf, wenn man bereits einen hatte?

Das hängt von der genauen Ursache des Darmverschlusses ab. Sind beispielsweise Vernarbungen wegen einer chronischen Entzündung wie bei Morbus Crohn der Grund für die Verengung des Darmes, dann besteht auch in Zukunft das Risiko eines erneuten Darmverschlusses. Je besser die Behandlung wirkt, desto geringer ist jedoch das Risiko.

Auch Krebserkrankungen im Darm können Ursache einer Engstelle sein. Hier hängt es davon ab, wie fortgeschritten der Krebs ist. Kann der bösartige Tumor vollständig im Gesunden entfernt werden und der Betroffene ist von der Erkrankung geheilt, besteht prinzipiell kein erhöhtes Risiko mehr für einen Darmverschluss. Handelt es sich bei der tumorbedingten Engstelle um Metastasen im Darm, ist leider auch nach erfolgreicher Operation nicht auszuschließen, dass dort erneut welche entstehen. Eine pauschale Antwort auf diese Frage ist daher so einfach nicht möglich, diese Prognose muss für jeden Betroffenen individuell abgeschätzt werden.

Symptome

Was sind typische Beschwerden bei Darmverschluss?

  • krampfartige Schmerzen im gesamten Bauchraum
  • starkes Erbrechen (gallig, eventuell sogar Koterbrechen)
  • kein Stuhlgang, eventuell Abgang von blutigem Schleim
  • oft Blässe, Schwäche, Schweißausbruch

Schmerzen nach der Darmoperation – steckt ein Darmverschluss dahinter?

Tatsächlich können Darmverschlüsse vor allem in den ersten Tagen nach einer Darmoperation auftreten, aber nicht hinter jedem Schmerz steckt auch gleich ein akuter Ileus.

Verdauungsstörungen sind in den ersten Tagen normal

Durch den Eingriff kann es teilweise zu Reizungen der versorgenden Nerven kommen, wodurch die Funktion in den betroffenen Darmabschnitten vorübergehend gestört ist. Schmerzen und eine gewisse Beeinträchtigung der Verdauung in den ersten ein bis zwei Tagen nach der Operation sind daher durchaus normal. Es dauert auch häufig einige Zeit bis sich der Stuhlgang wieder normalisiert – auch allein schon deshalb, weil Sie in der ersten Zeit gar nicht normal essen dürfen, sondern die Kost nur langsam wieder aufgebaut wird, um Ihren operierten Darm zu schonen.

Die klare Abgrenzung zu einem akuten Darmverschluss ist deshalb häufig schwierig. Aus diesem Grund werden Betroffene nach einem chirurgischen Eingriff am Darm in den ersten Tagen besonders engmaschig im Krankenhaus überwacht und untersucht, um auf einen möglichen Notfall sofort reagieren zu können.

Behandlung

Wie wird ein Darmverschluss behandelt?

Die Behandlung eines Darmverschlusses richtet sich nach dem Schweregrad und der genauen Ursache. Auf jeden Fall muss der Betroffene ins Krankenhaus, um dort überwacht zu werden. In der Regel wird ein Darmverschluss operiert, davor müssen jedoch noch einige Untersuchungen gemacht werden, um die Situation besser einschätzen zu können.

Bei jedem Darmverschluss muss auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr geachtet werden – über eine Infusion, damit der Darm nicht zusätzlich belastet wird – und Betroffene bekommen Medikamente gegen die Schmerzen und gegebenenfalls Antibiotika bei Zeichen einer Infektion.

Muss ein Darmverschluss immer operiert werden?

Ein kompletter Verschluss ja, ist noch eine Restpassage möglich, kann auch eine konservative (also nicht operative) Behandlung versucht werden. In der Regel ist der operative Eingriff jedoch das Standardverfahren.

Die Operation sollte innerhalb von sechs Stunden erfolgen, wenn der Darm vollständig verschlossen ist und die Blutversorgung durch den Druck bereits unterbunden ist, in diesem Fall spricht man auch von einer sogenannten Notfalloperation.

Der Darm wird wieder durchgängig gemacht

Bei dem Eingriff wird nach Möglichkeit die Ursache für den Darmverschluss beseitigt. Sind bereits Teile des Darms durch die fehlende Blutversorgung abgestorben, werden diese ebenfalls entfernt und im Anschluss daran die beiden gesunden Darmenden wieder zusammengenäht – diese neue Verbindung nennt man Anastomose. In seltenen, sehr schweren Fällen muss der Darm auch vorübergehend geschont werden. Dafür wird für kurze Zeit ein sogenannter künstlicher Darmausgang angelegt, der anschließend wieder zurückverlagert wird.

Vorsicht bei Darmkrebs

Etwas anders sieht die Operation aus, wenn ein bösartiger Tumor die Ursache für den Darmverschluss ist. In diesem Fall müssen bei dem Eingriff ein paar wichtige Dinge wie ein ausreichender Abstand zum gesunden Gewebe und die umliegenden Lymphknoten beachtet werden.

Zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten

Wie wird ein Darmverschluss ohne Operation behandelt?

Je nach Ursache und wenn noch eine Restpassage möglich ist, kann ein Darmverschluss auch konservativ, also ohne chirurgischen Eingriff behandelt werden. In diesen Fällen werden dem Betroffenen über eine Infusion ausreichend Flüssigkeit und Nährstoffe zugeführt und der Zustand wird engmaschig – alle 2 bis 4 Stunden – bei der sogenannten „Bauchvisite“ kontrolliert. Wenn sich der Zustand nicht innerhalb von drei Tagen deutlich bessert oder sich die Beschwerden sogar verschlechtern, muss der Betroffene umgehend operiert werden.

Helfen Abführmittel bei einem Darmverschluss?

Das klingt für viele im ersten Moment logisch, leider ist genau das Gegenteil der Fall. Bei einem absoluten Passage-Stopp, also einem kompletten Darmverschluss, wird die Situation durch ein Abführmittel sogar noch verschlechtert. Auch der durch die Medikamente verflüssigte Darminhalt kann nicht an dem Verschluss vorbei, dadurch staut sich vor der Engstelle noch mehr Darminhalt an und die Gefahr eines Darmrisses oder einer vollständigen Abschnürung der Blutversorgung steigt stark an.

Abführmittel nur bei einem funktionellen Darmverschluss

Etwas anders sieht es aus, wenn keine komplette Engstelle Auslöser für den Darmverschluss ist, sondern eine Funktionsstörung in dem betroffenen Darmabschnitt. Dann kann im Rahmen einer konservativen, also nicht chirurgischen, Behandlung versucht werden, den Darm mit Hilfe abführender Medikamente zu entleeren. Auch hier muss der Betroffene jedoch streng überwacht werden, damit im Notfall sofort gehandelt werden kann.

Was ist eine Magensonde?

Wenn der Betroffene unter starkem Erbrechen leidet, kann eine Magensonde gelegt werden. Das ist ein dünner, flexibler Schlauch, der über die Nase in die Speiseröhre bis hinunter zum Magen vorgeschoben wird. Darüber kann dann der Mageninhalt abgepumpt werden, sodass der Betroffene nicht ständig erbrechen muss. Diese Prozedur ist etwas unangenehm, vor dem Einführen des Schlauches wird in Nase und Rachen aber vorsichtig ein betäubendes Gel aufgetragen, damit Sie davon weniger spüren.

Quellen:

  • Herold G et al. Innere Medizin (2004).
  • Müller M et al. Chirurgie für Studium und Praxis. 7. Auflage(2004/05).

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Chiara Grabmann, Ärztin

Dr. med. Chiara Grabmann
Ärztin

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Klinikum Großhadern

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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