Endet eine MS zwangsläufig im Rollstuhl?
Zuletzt aktualisiert am Dienstag, den 14. Januar 2020 um 15:59 Uhr Samstag, den 20. Februar 2010 um 14:00 Uhr
Nein. Es gibt sehr viele Menschen mit Multipler Sklerose (MS), bei denen der Krankheitsverlauf relativ milde ist und die auch Jahre und Jahrzehnte nach Beginn der Erkrankung noch uneingeschränkt gehfähig sind.
Die Zeiten haben sich geändert
Das für viele Außenstehende noch vorherrschende Bild, alle Menschen mit MS würden im Rollstuhl enden, ist definitiv falsch. Und wird immer falscher, mit jedem weiteren Fortschritt in der Behandlung.
Auch wenn sich die genauen Gründe für die Entstehung der Multiplen Sklerose bis heute leider noch nicht vollständig klären lassen, so hat man in den letzten Jahrzehnten dennoch einiges über diese chronisch-neurologische Autoimmunerkrankung lernen können.
Das bessere Verständnis rund um die MS-Entzündungsprozesse in Gehirn und Rückenmark hat dazu geführt, dass man deutlich effektivere therapeutische Möglichkeiten entwickelt hat, um früher in das Krankheitsgeschehen der MS einzugreifen und somit schwere Verläufe zu minimieren.
Therapien sinnvoll kombinieren
Die Behandlung der multiplen Sklerose beruht dabei auf dem sogenannten Therapiesäulen-Modell, welches neben dem aktuellen Krankheitsstadium auch den Krankheitsverlauf, vorherrschende Beschwerden, Alter, Geschlecht und weitere individuelle Besonderheiten berücksichtigt.
Entsprechend der aktuellen Erkrankungssituation werden hierbei folgende therapeutische Verfahren immer wieder unterschiedlich miteinander kombiniert:
- langfristige verlaufs- bzw. krankheitsmodifizierende Therapie (Basisbehandlung)
- akute Schubtherapie
- symptomatische Therapie
- ergänzende Rehabilitationsverfahren (u. a. Physio-, Ergo- und Bewegungstherapie, psychologische Betreuung, Logopädie)
- ggf. Entspannungsverfahren
Rollstuhl nur bei Bedarf
Die Verknüpfung aus intensiver Forschung mit jahrzehntelanger Erfahrung hat dafür gesorgt, dass wir heutzutage erfreulicherweise immer weniger Menschen mit MS sehen, die dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Viele Betroffene benötigen dieses Hilfsmittel beispielsweise nur in bestimmten Krankheitsphasen (akuter MS-Schub) oder bei besonderen Situationen (längere Gehstrecken, Ausflüge), um damit ihren Alltag besser und unkomplizierter bewältigen zu können.
Selbstverständlich schließt das nicht alle MS-Betroffenen mit ein. Trotz modernster Therapieoptionen gibt es auch bei der Multiplen Sklerose noch schwere Krankheitsverläufe, die im Rollstuhl enden können. Sie stellen aber definitiv eher die Ausnahme dar.
Mehr Selbständigkeit & Mobilität im Alltag
Sollte es bei Ihnen im Verlauf der Erkrankung doch irgendwann zu einer einschränkenden Gehbehinderung kommen, möchten wir Ihnen an dieser Stelle einige praktische Hilfsmittel vorstellen, die Ihren Alltag vielleicht erleichtern könnten.
Für viele MS-Betroffene bedeutet die Möglichkeit, sich ohne fremde Hilfe von A nach B zu bewegen und sich somit noch ein Stück Selbständigkeit zu bewahren, vor allem ein Zugewinn an Lebensqualität.
Folgende Hilfsmittel könnten Ihnen bei einer fortgeschrittenen MS mehr Mobilität im Alltag ermöglichen:
- Gehstöcke, Gehgestelle, Rollator
- Orthesen (individuell angepasste medizinische "Schienen")
- Greifhilfen (z. B. um besser an entfernte Gegenstände zu kommen)
- (Elektro-)Rollstuhl, Scooter
- Rollstuhllifte, Hebebühnen
- etc.
Bevor Sie sich allerdings ein bestimmtes Hilfsmittel anschaffen, sollten Sie sich vorher professionell beraten lassen (u. a. durch Sanitätshäuser, Physio- und Ergotherapeuten).
Autoren: Dr. med. Jörg Zorn, Dr. med. Sonia Trowe
Alles Gute, Moni
Finde deinen Beitrag echt gelungen und hoffe die Leser ziehen daraus auch etwas Mut!