Studienteilnehmer profitieren von längerfristiger Natalizumab-Behandlung
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 21. November 2019 um 16:37 Uhr Dienstag, den 30. Juli 2013 um 16:25 Uhr
Wer wegen seiner schubförmigen MS Natalizumab nimmt, sollte auch mittelfristig nicht ohne Not wieder zu Interferon wechseln, so das Fazit einer kleinen Schweizer Studie. Patienten würden auch nach einem Zeitraum von einem Jahr durch eine geringere Schubrate und einen milderen Krankheitsfortschritt deutlich profitieren.
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Für die Studie wurden 19 Patienten mit schubförmig remittierender MS (Relapsing Remitting MS, RR-MS), die bereits mehr als 12 Monate Natalizumab erhalten hatten, in zwei Gruppen geteilt: 10 erhielten weiterhin Natalizumab, 9 wechselten zu Interferon Beta 1b (IFNB). In den darauffolgenden Monaten blieben 78% der Inferferon-Tester schubfrei, aber 100% der Natalizumab-Probanden. Auch der durch neue T2-Herde im Magnetresonanztomogramm erkennbare Krankheitsfortschritt zeigte einen Unterschied: in der Interferon-Gruppe hatten 25% keine neuen T2-Herde, in der Natalizumab-Gruppe immerhin knapp 63%. Es gab bei allen Teilnehmern im Testzeitraum keinerlei ernste Nebenwirkungen.
Von dem Therapie-Doppel profitierten sogar beide Gruppen
Interessant war außerdem, dass auch die Interferon-Probanden während der Studienphase signifikant weniger Schübe als vor ihrer Natalizumab-Einnahme hatten. Ob das an einer schützenden Wirkung durch die vorangegangene Natalizumab-Behandlung lag oder am Interferon selbst, konnte nicht abschließend geklärt werden. Trotzdem scheint in einigen Fällen eine solche De-Eskalation (Wechsel vom stärkeren auf das sanftere Medikament) vorteilhafter zu sein, als z.B. keinerlei Therapie zu starten.
Zugrundeliegende Studie:
Interferon beta 1b following natalizumab discontinuation: one year, randomized, prospective, pilot trial. BMC Neurol. 2013 Aug 2
Autorin: Dr. med. Monika Steiner
Kommentar: Natalizumab längerfristig nehmen?
Wie ja meistens, hat auch diese Untersuchung Plus- und Minuspunkte: Sehr kleine Teilnehmerzahl und keine Plazebogruppe…. Dafür ansonsten nach allerbesten Studienvoraussetzungen durchgeführt (nicht-Pharma-finanziert, Langzeitstudie, randomisiert, prospektiv….). Ansonsten hätte die Veröffentlichung es auch nicht in das international hochgeschätzte British Medical Journal Neurology geschafft.
Wenn es darum geht, welche Therapien die MS künftig am besten in den Griff bekommen, stehen die Nebenwirkungen (wie bei Natalizumab z.B. die seltene, aber spezifische sogenannte Progressive multifokale Leukenzephalopathie) nicht immer im Zentrum der Diskussion. Für den einzelnen MS-Patienten bleiben diese natürlich ein Thema. Trotzdem kommt man auch als Medikamenten-Skeptiker und bei kritischer Suche nach der individuell bestmöglichen Behandlung auch an solchen – ja durchaus positiven, Mut machenden – Werten und Ergebnissen einfach nicht vorbei.
Dr. med. Monika Steiner