Kein nennenswerter Effekt von Dronabinol auf den Verlauf von progredienter MS
Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 21. November 2019 um 16:12 Uhr Dienstag, den 30. Juli 2013 um 16:25 Uhr
Bei progredienter Multipler Sklerose kann das Cannabinoid Dronabinol offenbar keine Verlangsamung des Krankheitsverlaufs bewirken. Dies ist das Ergebnis der sogenannten CUPID-Studie, die gerade im Fachblatt Lancet veröffentlicht wurde.
Hintergrund der Untersuchung waren vereinzelte wissenschaftliche Hinweise und Vermutungen, dass Cannabis nicht nur Symptome lindert, sondern auch ein Neuronen schützendes Potential besitzen könnte.
In dem Versuch wurden 498 Patienten zwischen 18 und 65 Jahren mit primärer oder sekundärer MS einbezogen. Nach einem Zufallsprinzip bekamen zwei Drittel der Teilnehmer über 36 Monate den Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC), während ein Drittel in diesem Zeitraum ein Plazebo bekam. Der Krankheitsverlauf wurde mithilfe sorgfältiger Untersuchungen, MRT-Aufnahmen sowie der Entwicklung der EDSS-Skala kontrolliert.
Die Ergebnisse aus den 27 teilnehmenden britischen MS-Zentren zeigten übereinstimmend, dass das Voranschreiten der Erkrankung durch Dronabinol nicht relevant vermindert werden konnte.
Zugrundeliegende Studie:
Effect of dronabinol on progression in progressive multiple sclerosis (CUPID): a randomised, placebo-controlled trial. The Lancet Neurology, 13 July 2013
Autorin: Dr. med. Monika Steiner
Kommentar
Wenn es eine Studie in das äußerst renommierte Fachblatt Lancet schafft, hat sie meist „Hand und Fuß“. So ist am Studienaufbau auch nichts auszusetzen: multicenter, doppelblind, plazebokontrolliert, randomisiert…das sind in der Wissenschaft wichtige Kriterien für möglichst große Objektivität. Und mit fast 500 Teilnehmern ist sie auch durchaus aussagekräftig. Und endlich wird auch mal wieder die Therapierbarkeit der wissenschaftlich ja eher seltener untersuchten progredienten MS-Formen unter die Lupe genommen.
Heilpflanzen und MS – einige haben Potential
Umso ernüchternder sind natürlich die Ergebnisse! Man hätte sich andere, positivere Resultate gewünscht. Gerade, da Cannabis immer wieder auch von Forscherseite sogenannte neuroprotektive Eigenschaften nachgesagt werden. Eine umfassende krankheitsverzögernde Wirkung wäre nach dieser Studie demnach aber leider eher unwahrscheinlich.
Man muss allerdings sagen, dass Langzeitstudien über mehrere Jahre – gerade bei einem eher seltenen und sehr heterogenen Krankheitsbild – auch bei größter Sorgfalt immer fehleranfällig sind. Unregelmäßige Medikamenteneinnahme, verzögerte Untersuchungstermine, Ausscheiden aus diversen Gründen – all diese Faktoren sind über einen Zeitraum von 36 Monaten kaum gänzlich kontrollierbar. Ganz zu schweigen davon, dass man nicht weiß, wie sich die Krankheit in jedem Einzelfall ohne Behandlung entwickelt hätte. Vielleicht entfallen einem dann auch Effekte, die knapp unterhalb der erwarteten und erwünschten Wirkungen liegen.
Nichtsdestotrotz steht der wirkliche Durchbruch bei den progredienten Formen der Multiplen Sklerose aber ganz offenbar noch aus.
Ihr Navigator-Medizin-Team
Ich kenne keine neuen Ansatzpunkte für/gegen die Spätfolgen meiner chronischen MS.
Danke und Grüße!
Eventuell ist es sogar eine kleine Firma an Wirkstoffen, im natürlich wachsenden Hanf.