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Welche Symptome sind typisch für einen Reizdarm? Was gehört zum Reizdarmsyndrom? Können auch Verstopfungen auf einen Reizdarm hindeuten? In diesem Beitrag finden Sie Fragen und Antworten zu den Symptomen beim Reizdarm.

Welche Symptome verursacht ein Reizdarm?

Von einem Reizdarm spricht man, wenn es zu anhaltenden Beschwerden im Darmbereich oder bei der Verdauung kommt, ohne dass eine organische Ursache dafür gefunden werden kann. Der Reizdarm ist also eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, erst wenn andere Ursachen der Beschwerden ausgeschlossen werden konnten, kann man von einem Reizdarm sprechen.

Dabei sind die Symptome von Person zu Person sehr unterschiedlich. Bei einem Reizdarm sind die häufigsten genannten Beschwerden:

  • ein aufgeblähter Bauch
  • Bauchkrämpfe
  • Völlegefühl
  • Sodbrennen
  • unregelmäßiger Stuhlgang
  • heftige Blähungen

Wenn diese Symptome über einen längeren Zeitraum vorkommen und in regelmäßigen Abständen wiederkehren, könnte es sich um einen Reizdarm handeln.

Was sagen die Medizinbücher

Laut medizinischer Definition liegt ein Reizdarm dann vor, wenn die Beschwerden seit mindestens drei Monaten bestehen und den Betroffenen in seiner Lebensqualität einschränken. Da man bei einem Reizdarm keine körperlichen Ursachen für die Symptome finden kann, wird das Beschwerdebild als sogenannte funktionelle Erkrankung eingestuft. Im Prinzip ist das eine Verlegenheitsdiagnose: Man weiß nicht, woher die Beschwerden kommen, aber irgendeinen Namen oder irgendeine Zuordnung müssen Mediziner immer geben, Unklarheit passt nicht in das Weltbild von Ärzten.

Das bedeutet aber nicht, dass die Betroffenen sich das alles nur einbilden. Die Beschwerden sind definitiv vorhanden und oft genug sogar sehr heftig. Aber warum der Darm so verrückt spielt, ob wegen psychischer Belastungen, falschem Essen oder aus ganz anderen Gründen, bleibt nebulös.

Durchfall und Krämpfe: Reizdarm, Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn?

Bei chronischen Durchfällen und krampfartigen Bauchschmerzen denkt man schnell an eine Colitis ulcerosa oder einen Morbus Crohn. Nicht selten steckt aber ein Reizdarm-Syndrom dahinter. 

Im Unterschied zu Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind Symptome wie Blutungen, Fieber oder andere Entzündungszeichen (z.B. zu viele weiße Blutkörperchen im Blut) jedoch nicht vorhanden. Auch bei einer Darmspiegelung oder Röntgenuntersuchung zeigen sich dann meist keine auffälligen Veränderungen des Darms (im Gegensatz zu Colitis ulcerosa und Morbus Crohn).

Was ist ein Reizdarmsyndrom?

Von dem weltweit verbreiteten Reizdarmsyndrom sind allein in Deutschland etwa 15 Millionen Menschen betroffen. Das Beschwerdebild ist geprägt durch eine Kombination verschiedenster Krankheitszeichen, die sich alle auf den Magen-Darm-Trakt beschränken, jedoch keine organische Ursache haben.

Früher auch als "Colon irritabile" oder "Reizkolon" bezeichnet, hat man inzwischen Abstand von diesen Begrifflichkeiten genommen. Grund ist, dass die Beschwerden nicht nur (wie früher angenommen) das Kolon bzw. den Dickdarm betreffen, sondern auch den Dünndarm mit einbeziehen können.

Wenn es gluckert, schmerzt und zwickt

Menschen, die unter der Diagnose Reizdarmsyndrom leiden, haben nicht selten einen beeindruckenden Untersuchungsmarathon hinter sich. Denn das als funktionelle Magen-Darm-Erkrankung benannte Krankheitsbild ist eine Ausschlussdiagnose. Das bedeutet, dass sich durch medizinische Untersuchungen keine organischen Ursachen für die bestehenden Beschwerden finden lassen. Im englischen Sprachraum benutzt man auch die Bezeichnung IBS (irritable bowel syndrome) für Reizdarm bzw. gereizte Verdauungsorgane.

Die Symptome treten bei den Betroffenen mit sehr unterschiedlicher Ausprägung und Intensität auf. Allen gemeinsam sind jedoch die Bauchschmerzen oder das Unwohlsein in Verbindung mit Unregelmäßigkeiten des Stuhlgangs für mindestens drei Monate.

Jeder Typ ist anders – auch beim Reizdarm

Beim Reizdarmsyndrom unterscheidet man grob fünf verschiedene Symptomtypen, je nach vorherrschendem Beschwerdebild.

  • Der Durchfall-Typ (Diarrhö-Typ, IBS-D): Bei diesen Menschen stehen Durchfälle im Vordergrund.
  • Der Verstopfungs-Typ (Obstipations-Typ, IBS-O): Die Betroffenen leiden verstärkt unter Verstopfung.
  • Der Gemischte-Typ (Mix-Typ, IBS-M): Sowohl Durchfälle als auch Verstopfung treten abwechselnd als Beschwerden auf.
  • Der Bläh-Typ: Bei diesen Menschen stellen Blähungen eine besondere Belastung dar.
  • Der Schmerz-Typ: Das Hauptsymptom bilden die Bauchschmerzen.

Leider ist es mit der genauen Zuordnung eines Beschwerdetypus nicht getan. Ganz im Gegenteil. Man lässt sich befragen, untersuchen, beraten… Und am Ende weiß man immer noch nicht, warum man unter diesem Beschwerdekomplex leidet. Eine für viele Betroffene äußerst schwierige und frustrierende Situation.

Bilde ich mir alles nur ein?

Bei manchen Menschen kann das Reizdarmsyndrom nicht nur zu einer körperlichen, sondern auch zu einer psychischen Belastung werden. Ständig nicht zu wissen, wie der Körper auf bestimmte Nahrungsmittel oder Stresssituationen reagiert, kann den Alltag stark einschränken.

Viele Betroffene meiden sogar Veranstaltungen, Reisen oder Essenseinladungen, weil sie sich vor den Reaktionen ihres eigenen Körpers und dem Verhalten ihrer Mitmenschen fürchten. Die Angst, nicht ernst genommen, verhöhnt oder sogar ausgegrenzt zu werden, ist bei einigen Betroffenen ein ständiger Begleiter.

Trotz einer fehlenden organischen Ursache ist der Darm in seiner Funktion beeinträchtigt. Das Reizdarmsyndrom ist also keine Einbildung, sondern eine real existierende Erkrankung im Bereich des Verdauungsapparates.

Oft beginnt es schleichend

Wenn man Betroffene fragt, wann es eigentlich mit den Magen-Darm-Beschwerden angefangen hat, bekommt man selten eine eindeutige Antwort. Oft hört man Aussagen wie "Ich hatte schon immer einen empfindlichen Magen" oder "Irgendwann habe ich gemerkt, dass mein Stuhlgang sich verändert hat".

Es gibt auch Menschen, die angeben, erstmals nach einer Magen-Darm-Infektion (postinfektiöses Reizdarmsyndrom) oder nach einer Antibiotikagabe Reizdarm-Symptome entwickelt zu haben. Trotz des sehr individuellen Verlaufs berichten aber nahezu alle Betroffenen von ähnlichen Symptomen (Blähungen, Durchfall, Verstopfung, Krämpfe), die ganz plötzlich auftreten können und keinen eindeutigen Auslöser haben.

Es wird fleißig geforscht

Trotz aller Unannehmlichkeiten und Beschwerden – bleiben Sie zuversichtlich! In den letzten Jahren hat die Forschung gerade im Bereich der Ursachen und möglichen Auslöser viele neue Erkenntnisse zum Thema Reizdarmsyndrom gewinnen können. Jetzt gilt es, diese Ergebnisse weiter zu untersuchen, zu hinterfragen und genauer zu verstehen.

Bleibt also abzuwarten, was in naher Zukunft auf dem Gebiet des Reizdarmsyndroms alles passiert und inwiefern man diesbezüglich vielleicht auf innovative therapeutische Ansätze hoffen kann.

Ständig Verstopfung: Leide ich am Reizdarmsyndrom?

Das muss nicht sein. Menschen mit einem Reizdarm-Syndrom leiden zwar oft unter Verstopfung, aber oft auch an Durchfall und häufig an beidem abwechselnd. Dazu kommen Blähungen, Schmerzen oder Krämpfe. Wenn Sie außer Ihrer Verstopfung keine anderen Probleme mit der Verdauung haben, sind andere Ursachen der Beschwerden wahrscheinlicher.

Tipps: Müsli und morgens lauwarmes Wasser

Möglicherweise ernähren Sie sich nur falsch. Was kann man dann tun gegen die Verstopfung? Greifen Sie zu ballaststoffreichen Lebensmitteln oder essen Sie morgens ein Müsli mit getrockneten Pflaumen und Leinsamen. Damit die Pflaumen und Samen quellen können, sollten Sie sie entweder vor Verzehr einweichen oder viel dazu trinken.

Zudem sollten Sie Ihren Darm trainieren. Weil der Darm morgens besonders aktiv ist, sollten Sie gleich nach dem Aufstehen ein oder zwei Gläser lauwarmes Wasser trinken, was ihn zusätzlich anregt. Gewöhnen Sie sich an, täglich zur gleichen Zeit auf die Toilette zu gehen, vorzugsweise direkt nach dem Frühstück. Ihr Darm wird sich schnell daran gewöhnen.

Im Zweifel zum Arzt

Sollten Ihre Beschwerden mit der Verstopfung länger als eine Woche anhalten, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen. Zwar sind die Ursachen meist harmlos, es ist aber besser, das abzuklären. Die ungesündeste Lösung ist, sich ohne Arztbesuch mit Abführmitteln zu behelfen, zumindest über einen längeren Zeitraum.

Angststörungen und Depressionen: Kann das am Reizdarm liegen?

Psychische Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen sind mit funktionellen Magen-Darm-Beschwerden oft vergesellschaftet. Die Ursache-Wirkungs-Beziehung ist dabei aber bisher nicht abschließend geklärt. So können die Reizdarm-Beschwerden sowohl das Symptom als auch die Ursache einer Depression sein.

Entspannter Kopf = entspannter Darm?

Bei näherer Betrachtung ist ein Zusammenhang auch nicht allzu überraschend. Eine Depression oder sonstige seelische Belastung kann auf den Magen schlagen, das ist bekannt. Andererseits kann ein ständig schmerzender Bauch natürlich auch auf die Psyche schlagen und zu depressiver Verstimmung führen.

Insgesamt muss man den Reizdarm als eine psychosomatische Erkrankung ansehen. Die Schmerzen und sonstigen Beschwerden sind eindeutig vorhanden, das Ganze ist also keine Einbildung. Aber die Symptome werden durch psychische Belastungen verstärkt, oft sicher auch ausgelöst. Jede Art von Entspannungstechniken, aber auch eine Psychotherapie sind deshalb in jedem Fall sehr überlegenswerte Behandlungsansätze.

Noch ein Extra-Tipp:
Können natürliche Wirkstoffe bei Reizdarm hilfreich sein?
Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Brigitte van Hattem
Medizinjournalistin

    Berufliche Stationen:
  • Autorin: "Nährstoffe: Bausteine für ein gesundes Leben"
  • Autorin: "Und du bist weg! Wahre Geschichten vom Sterben"
  • Redaktion und Moderation einer medizinischen TV-Sendung

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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