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Was ist ein Grüner Star? Wie kommt es dazu? Wie kann ich einen grünen Star verhindern, und wie wird er behandelt? Kann man durch ein Glaukom blind werden? Antworten auf diese und viele weitere Fragen zu Ursachen, Behandlung und Prognose des Grünen Stars finden Sie im folgenden Beitrag.

Einführung

Was ist ein Grüner Star?

Der Grüne Star ist der volksmundartliche Begriff für das Glaukom. Landläufig wird der Grüne Star bzw. das Glaukom mit einem erhöhten Augeninnendruck gleichgesetzt. Das ist aber nicht ganz richtig. Nur rund 60% der Glaukom-Betroffenen haben tatsächlich einen erhöhten Augendruck. Viele andere reagieren in der Augenregion nur einfach sehr empfindlich, z.B. auf erhöhte Blutdruckwerte, ohne bei der Augendruckmessung aufzufallen.

Der gemeinsame Nenner aller Glaukom-Formen bzw. des Grünen Stars ist ein anderer: Durch Druckprobleme oder andere Ursachen kommt es, soweit nicht behandelt wird, zu einer fortschreitenden Schädigung des Sehnervs. Und damit ab einem bestimmten Punkt zu einer Einschränkung des Gesichtsfeldes. Unbehandelt kann das Geschehen zur Erblindung führen.

Der Grüne Star hat nichts mit dem Grauen Star zu tun, dessen kennzeichnendes Merkmal die Linsentrübung ist.

Begriffsklärung

Ist ein Grüner Star dasselbe wie ein Glaukom?

Ja und nein. Heute werden die Begriffe zwar weitgehend gleichbedeutend verwendet. Dass es dazu kam, beruht aber auf einem Übersetzungsfehler. Ursprünglich steht „Star“ in der deutschsprachigen Augenheilkunde seit dem 8. Jahrhundert für Linsentrübungen, während „Glaukom“ eigentlich eine Erkrankung des Sehnerven bezeichnet.

Übersetzungsfehler und Bedeutungswandel

Geprägt hat den Glaukom-Begriff schon Aristoteles, der ihn von der blaugrauen, meerähnlichen Verfärbung der Regenbogenhaut bei chronischen Entzündungen ableitete. Im Frankreich des 16. Jahrhunderts wandelte sich die Farbzuschreibung angesichts der Nordatlantik-Tönung in grün. Der Übersetzungs-Lapsus eines schlesischen Arztes im 18. Jahrhundert ließ dann daraus den Grünen Star werden.

Das fiel dem ersten deutschen Augenarzt aber erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts auf. Zu einer Zeit, als die deutschen Lexika die unterschiedlichen Krankheitsbezeichnungen aus sprachpolitischen Gründen längst gleichgesetzt hatten. Noch weit bis ins 20. Jahrhundert hinein entsprach die vorherrschende ärztliche Begriffsdeutung des Grünen Stars der Linsentrübung beim Glaukom. Erst injüngerer Zeit hat die breite medizinische Front den eigentlich falschen, aber populären Bedeutungswandel übernommen und auch in ihren Lehrbüchern den Grünen Star mit dem Glaukom gleichgesetzt.

Bedeutet grüner Star immer gleich erhöhter Augeninndruck?

Nein. Noch ein weiterer Bedeutungswandel ist für die heutige Sprachmisere relevant, nämlich der des Glaukom-Begriffs. Seit dem 19. Jahrhundert wird darunter ein erhöhter Augeninnendruck verstanden. Auch das fälschlicherweise, denn nicht bei jeder Schädigung des Sehnervens wird ein erhöhter Augeninnendruck gemessen.

So gibt es heute zwei sprachliche Hürden, die für Verwirrung und Fehlannahmen beim Grünen Star sorgen:

  • 1. Der Grüne Star (Sehnervschädigung) hat nichts mit dem Grauen Star (Linsentrübung) zu tun.
  • 2. Beim Grünen Star bzw. Glaukom muss kein erhöhter Augeninnendruck vorliegen.

Tritt der Grüne Star immer auf beiden Augen auf?

Nein, nicht immer. Aber oft. Die häufigste Form des Grünen Stars ist das primäre chronische Offenwinkel-Glaukom. Davon sind in der Regel , aber nicht immer, beide Augen betroffen. Das Krankheitsgeschehen entwickelt sich aber an beiden Augen häufig zeitversetzt und unterschiedlich stark.

Bei anderen Formen des Grünen Stars kann das anders sein. Tritt das Glaukom etwa infolge einer Erkrankung oder Verletzung des Auges auf, bleibt es auf dieses  beschränkt. Das ist beispielsweise bei einem Venenverschluss der Fall.

Ursachen

Was erhöht die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung eines Grünen Stars?

Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass sich ein Grüner Star bei jedem Menschen in jedem Lebensalter entwickeln kann. Mit höherem Alter nimmt die Erkrankungswahrscheinlichkeit aber deutlich zu. Ab dem 40. Lebensjahr werden regelmäßige Früherkennungsuntersuchungen empfohlen, Menschen über 65 Jahre gelten als Risikogruppe.

In den meisten Fällen entsteht ein Glaukom sozusagen aus sich selbst heraus (primär), manchmal aber auch als Folge anderer Krankheitsprozesse (sekundär).

Welche weiteren Risikofaktoren gibt es neben dem Alter, die das Glaukom-Risiko erhöhen?

Weitere Risikofaktoren für den Grünen Star:

  • erhöhter Augeninnendruck (> 21 mmHg)
  • familiäre Belastung, also das Auftreten mehrerer Glaukomfälle in der Familie
  • Durchblutungsstörungen mit erhöhtem, erniedrigtem oder schwankendem Blutdruck
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Gefäßverengungen durch Gefäßkrämpfe oder Arterienverkalkung (Arteriosklerose): Rauchen schadet
  • Langzeitbehandlung mit bestimmten Medikamenten, v.a. Kortison
  • schwere Entzündungen oder Verletzungen im Auge
  • frühere Augenoperationen
  • starke Kurzsichtigkeit (Offenwinkel-Glaukom)
  • starke Weitsichtigkeit (Engwinkel-Glaukom)
  • Rassenzugehörigkeit: dunkelhäutige Menschen haben ein bis zu fünffach erhöhtes Risiko gegenüber hellhäutigen
Hat der Grüne Star etwas mit der Durchblutung zu tun?

Ja, das scheint der Fall zu sein. Denn ein Grüner Star entsteht durch ein Zuviel an Kammerwasser im Auge. Und das beruht häufig auf einem Missverhältnis von Produktion und Abfluss. Wobei der Schwerpunkt auf einem erhöhten Abflusswiderstand liegt. Als eine mögliche Hauptursache für die Erkrankung gilt heute eine Durchblutungsstörung, die auf einer Fehlregulation der Gefäße beruht.

Minderdurchblutung der Aderhaut und häufig auch anderswo im Körper

Bei Menschen mit Glaukom ist die Durchblutung der Aderhaut im Auge vermindert. Die Frage nach Ursache und Wirkung ist damit allerdings noch nicht geklärt. Häufig sind bei den Betroffenen Durchblutungsstörungen auch in anderen Körperregionen auszumachen.

Durchblutungsstörungen äußern sich z.B. durch:

  • kalte Fingerspitzen
  • Hörstörungen
  • Ohrgeräusche
  • weitere Herz-Kreislauf-Beschwerden, die auf einer Minderdurchblutung beruhen

Zumindest ein Teil dieser Störungen gilt als ein ursächlicher Faktor für das Geschehen beim Grünen Star. Ein sehr niedriger Blutdruck und starke Blutdruckschwankungen sind seit längerem als Risikofaktoren bekannt.

Augentropfen wirken auch auf die Durchblutung

Natürlich sind die Vorgänge im Körper ziemlich komplex. Das gilt schon im gesunden Zustand und erst recht bei krankhaften Prozessen, wenn das homöostatische Gleichgewicht aus dem Ruder läuft. Einfach anmutende Erklärungsmodelle sind da meist nur die Spitze vom Eisberg.

Dennoch spricht einiges dafür, dass es neben den drucksenkenden auch die durchblutungsfördernden Eigenschaften der verordneten Augentropfen sind, die zur Stabilisierung des Augeninnendrucks beitragen. Und deshalb die Drucksenker auch beim Normaldruckglaukom Wirkung zeigen.

Fördern Sie Ihre Durchblutung

Für Sie bedeutet das konkret: Unterstützen Sie den Heilungsprozess im Auge, indem Sie Ihre Durchblutung fördern. Durch Rauchverzicht, Stressabbau, ausreichende Dehnung und Bewegung, gesunde Ernährung, guten Schlaf und geistig-seelische Entspannung. Eben all das, was Ihrem Organismus zu einer besseren Gesundheit und Ihren körpereigenen Reparaturmechanismen zu einer ungestörten Arbeit verhilft. Das wirkt auch am Auge.

Führt ein erhöhter Augeninnendruck immer zum Grünen Star?

Nein. Die meisten Menschen mit erhöhtem Augeninnendruck bekommen später keinen Grünen Star. Zum einen scheint der erhöhte Augendruck nicht grundsätzlich die Hauptursache für ein Glaukom zu sein, wie früher noch angenommen wurde. Zum anderen unterliegt er starken tageszeitlichen Messungen.

Nur ein Hinweis, kein Beweis

Verlassen können Sie sich darauf aber nicht. Ein erhöhter Augeninnendruck sollte immer ernstgenommen werden und Anlass für eine ausführlichere Augenuntersuchung sein. Wenn dann weitere Krankheitszeichen für ein Glaukom vorliegen, ist der erhöhte Druck tatsächlich ein Symptom des Grünen Stars gewesen. Ansonsten muss man ihn lediglich als bedeutenden Risikofaktor für ein Glaukom ansehen.

Umgekehrt haben übrigens rund 40% aller Betroffenen mit Glaukom keinen erhöhten Augeninnendruck.

Fazit:

Die alleinige Messung des Augeninnendrucks ist wenig aussagekräftig. Aus diesem Grund wird sie auch nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt, sofern keine Indizien für ein Krankheitsgeschehen vorliegen.

Normaldruck-Glaukom

Was ist ein Normaldruck-Glaukom?

Wie der Name sagt, besteht beim Normaldruck-Glaukom überwiegend kein erhöhter Augeninnendruck. Also bei der Augendruckmessung kein Wert über 21 mmHg. Dennoch kommt es auch bei dieser Form des Grünen Stars zur fortschreitenden Schädigung des Sehnervens.

Warum und wie, ist noch keineswegs befriedigend erforscht. Mehrere Faktoren und Erklärungsmöglichkeiten sind aber bekannt bzw. werden diskutiert.

Individuelle Druckempfindlichkeit

So ist die Druckempfindlichkeit der Sehnervenfasern eine individuelle Angelegenheit. Im Fachjargon spricht man von der Tensionstoleranz. Gemeint ist die Widerstandskraft des Sehnervens gegenüber dem Augeninnendruck. Sie ist bei manchen Menschen offenbar so niedrig, dass es schon bei vermeintlich normalen Druckwerten zu einer mechanischen Schädigung kommen kann.

Kann auch eine Durchblutungsstörung des Sehnervs der Grund sein?

Eine weitere Schadensquelle sind Durchblutungsstörungen des Sehnervs. Gründe dafür können ein zu niedriger Blutdruck, verengte zuführende Gefäße (z.B. bei Gefäßkrämpfen oder Arteriosklerose) sowie Blutdruckschwankungen sein.

Besonders gefährlich sind nächtliche Blutdruckabfälle. Aber auch ein zu hoher Blutdruck kann sich über eine Schädigung der nervenversorgenden Gefäße schädigend auswirken. Oder im Gefolge seiner medikamentösen Behandlung.

Demzufolge erfordert die Behandlung des Normaldruck-Glaukoms häufig eine fachgruppenübergreifende ärztliche Zusammenarbeit, etwa von Augenarzt und Internist.

Behandlung

Wie wird ein Glaukom behandelt?

Für die Behandlung des Glaukoms (Grüner Star) kommen medikamentöse und operative Methoden in Frage. Wie therapeutisch vorgegangen wird, hängt von der Art des Glaukoms ab. Das Therapieprinzip besteht in erster Linie in der Senkung des Augeninnendrucks. Damit soll der Sehnerv entlastet und ein weiteres Fortschreiten seiner Schädigung vermieden werden.

Beim "typischen" Glaukom meist nur Augentropfen und keine OP

Bei dem am häufigsten auftretenden Offenwinkelglaukom ist die medikamentöse Behandlung (v.a. Augentropfen) erste Wahl. In höchstens einem Fünftel der Fälle wird operiert.

Beim seltenen, angeborenen Grünen Star wird dagegen praktisch immer operativ eingegriffen. Liegt dem Geschehen eine andere Erkrankung zugrunde, ist deren Behandlung ausschlaggebend.

Nur der akute Glaukom-Anfall gilt als medizinischer Notfall. Zunächst wird hier medikamentös interveniert, anschließend operiert.

Verschiedene Augentropfen ...

Die Europäische Glaukom-Gesellschaft empfiehlt einen Therapiestufenplan. An dessen erster Stelle steht der Einsatz von Augentropfen. Erst wenn das nicht mehr genügt, folgt die Laser-Chirurgie und danach die Glaukom- bzw. Filtrations-Chirurgie.

Aber zunächst zu den Medikamenten: Mit verschiedenen Arzneimitteln werden verschiedene Ansätze verfolgt.

  • Betablocker, Alpha-Sympathomimetika und Carboanhydrase-Hemmer vermindern die Produktion des Kammerwassers.
  • Prostaglandine steigern den Abfluss des Kammerwassers.
  • Substanzen, die an Cholin-Rezeptoren ansetzen, sogenannte Cholinergika, fördern ebenfalls den Abfluss des Kammerwassers, nur auf andere Weise. Außerdem stellen sie die Pupille eng, was sich positiv auf die Weite des Kammerwinkels auswirkt und beim Engwinkel-Glaukom hilfreich ist.

Die wünschenswerte Absenkung des Augeninnendrucks wird übrigens immer durch den individuell festgelegten Zieldruckbereich definiert.

Zur Wirkungsverstärkung werden häufig verschiedene Augentropfen-Präparate miteinander kombiniert. Je nach individueller Situation kann mit durchblutungsfördernden Arzneimitteln zusätzlich versucht werden, die Versorgung des Sehnerven zu unterstützen.

... oder Laser bzw. Skalpell zur Augendrucksenkung

Versagt die Augentropfen-Behandlung oder kommt sie aus zwingendem Grund nicht in Frage, wird mit dem Laser oder dem Skalpell nachgeholfen. Auch hier gibt es unterschiedliche Ansätze. Im Wesentlichen betreffen diese die Unterstützung bestehender bzw. die Schaffung neuer Abflusswege für das Kammerwasser oder die teilweise Verödung des Ziliarkörpers, der es produziert.

Die operativen Verfahren können meist zuverlässig eine stärkere Drucksenkung als die Medikamente herbeiführen. Zudem ist im Erfolgsfall Schluss mit der ständigen Augentropferei, was die Lebensqualität des Betroffenen mitunter deutlich verbessern kann. In Einzelfällen wird die Operation auch als Erstmaßnahme ohne vorherige Tropfenbehandlung erwogen.

Die Wirkung der chirurgischen Maßnahmen ist allerdings teilweise zeitlich begrenzt. Zugleich ist die operative Prozedur nicht beliebig oft wiederholbar. Außerdem ist jeder Eingriff mit gewissen Gefahren verbunden. Diese sollten Sie unter Beachtung der bestehenden Risikofaktoren gemeinsam mit Ihrem Augenarzt abwägen. Experten halten dabei die Einholung einer Zweitmeinung für unverzichtbar.

Drucksenkung auch bei Normaldruck-Glaukom

Eine Reparatur bereits geschädigter Strukturen im Auge wird mit der Glaukom-Therapie also nicht erreicht. Aber das weitere Fortschreiten der Erkrankung kann häufig gebremst werden. Das gilt Studien zufolge auch für das Normaldruck-Glaukom. Eine medikamentöse oder operative Senkung des Augeninnendrucks um 30% verzögert ein Fortschreiten des Gesichtsfeldverfalls gegenüber der Nichtbehandlung.

Wissenswertes zu den Augentropfen

Wie effektiv sind Prostaglandin-Augentropfen in der Glaukom-Behandlung?

Augentropfen mit prostaglandinartigen Wirkstoffen (Prostaglandin-Analoga) zählen zu den effektivsten Möglichkeiten, um den Augeninnendruck medikamentös zu reduzieren. Sie erzielen Senkungsraten bis zu 33%.

Die Versagerquote beträgt 15-20%. Damit ist gemeint, dass bei jedem siebten bis fünften Betroffenen der Augendruck um weniger als 20% gesenkt wird. Das ist ein vergleichsweise guter Wert, denn mit anderen medikamentösen Maßnahmen ist die Erfolgsquote noch geringer.

Welche Augentropen enthalten Prostaglandine?

Augentropfen mit Prostaglandinen sind zum Beispiel:

  • Latanoprost (Xalatan®, Xalacom®)
  • Tafluprost (Taflotan®)
  • Travoprost (Travatan®)
  • Bimatoprost (Lumigan®)
Wie oft muss ich die Augentropfen anwenden?

Prostaglandin-Tropfen werden in der Regel einmal täglich abends angewendet. Mögliche Nebenwirkungen sind Rötungen der Bindehaut, Veränderungen der Wimpern, der Iris oder andere Reizungen am Auge.

Muss ich die Augentropfen anwenden, obwohl mein Augeninnendruck nicht erhöht ist?

Leider ja. Nach erfolgter Drucksenkung geht es darum, das normale Augendruckniveau und die erreichte Stabilisierung im Auge zu halten. Deshalb wird üblicherweise die weitere, lebenslange Anwendung der Augentropfen als notwendig und – abgesehen vom operativen Vorgehen – alternativlos erachtet.

Augentropfen wirken nicht nur drucksenkend

Viele der heute verschriebenen Augentropfen senken übrigens nicht nur den Augeninnendruck, wie oft irrtümlich angenommen wird. Die Präparate verbessern auch die Durchblutung der Netzhaut und des Sehnervs. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass die Augentropfen auch bei einem Normaldruck-Glaukom zur Standardtherapie gehören, obwohl hier gar keine erhöhten Druckwerte gemessen werden.

Ganzheitliches Selbstmanagement

Mit den Begriffen „lebenslang“ und „alternativlos“ sollte man allerdings vorsichtig umgehen. Auch wenn es den Grünen Star betrifft, der erwiesenermaßen bis zurErblindungführen kann, wenn man nichts dagegen tut. Sollte Sie die Aussicht aufein lebenslanges Tropfen ernsthaft stören, raten wir Ihnen deshalb abseits der medizinischen Lehrpfade zu einem ganzheitlichen Selbstmanagement.

Beschäftigen Sie sich eingehend und selbstverantwortlich mit wichtigen Dingen Ihres Lebens: mit Ihrem Organismus, Ihrer Ernährung, Ihren mentalen und psychischen Einstellungen und Fähigkeiten sowie mit Ihren – möglicherweise druckvollen – Lebensumständen. Das Ziel ist es, das eigene Selbstheilungspotenzial auszuschöpfen. Im besten Fall können Sie dann in der Folge die Anwendung der Augentropfen reduzieren oder sogar vermeiden.

Behalten Sie dabei aber immer auch die Situation in Ihren Augen unter Kontrolle und nehmen Sie regelmäßig die augenärztliche Untersuchung und Beratung wahr.

Können die Sehschäden durch ein Glaukom wieder verbessert werden?

Nach medizinischem Kenntnisstand leider nein. Das ist das Tückische am Grünen Star (Glaukom): Bis eine Sehverschlechterung vom Betroffenen wahrgenommen wird, haben sich bereits schwere Schäden an Sehnerv und Netzhaut ergeben. Diese können auch durch die beste verfügbare Therapie nicht wieder rückgängig gemacht werden.

Das Behandlungsziel besteht vielmehr darin, eine weitere Verschlechterung bis hin zur Erblindung zu vermeiden. Und noch besser ist natürlich eine Früherkennung des Grünen Stars, bevor es soweit gekommen ist.

Ausfälle des Gesichtsfelds teilweise reaktivierbar

Unterstützen können Sie den Behandlungserfolg, indem Sie krankheitsbegünstigende Faktoren vermeiden. Dazu zählen beispielsweise Stress und Rauchen. Außerdem lässt sich das Gesichtsfeld trainieren. Damit können zumindest die noch verfügbaren Ressourcen zum Sehen optimal ausgeschöpft werden. Und mehr: Einer neuen Studie zufolge besteht die Chance, mithilfe eines verhaltens- und computerbasierten Sehtrainings bereits erlittene Gesichtsfeldausfälle teilweise wiederherzustellen. Die genauen Mechanismen sind noch nicht bekannt.

Grüner Star: neue Operationsmethode

Kann ein Glaukom auch operiert werden?

Ja, rund 800.000 Menschen sind in Deutschland von einem Glaukom betroffen. In der Regel erhalten sie Augentropfen, um den Druck im inneren des Auges zu senken. Doch manchmal reicht das nicht. Dann muss der Augenchirurg ran, der die Bindehaut großflächig aufschneidet und einen Abfluss für das dort angesammelte Wasser legt. Die Operationsmethode nennt sich Trabekulektomie.

Glaukom-OP: Was ist eine Trabekulektomie?

Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) weist nun darauf hin, dass in vielen Fällen eine neue Methode ausreicht, die nur einen 1,6 mm breiten Schnitt benötigt. Dazu gibt es ein neues Instrument – das nennt sich Trabektom und ist etwa so groß wie ein Kugelschreiber.

An dessen Spitze befindet sich ein Elektromesser, ein Absauger und ein Infusionskanal. Das winzige Messer kann eine Verhärtung im Auge, Augenärzte nennen es das Trabekel-Maschenwerk, entfernen, das häufig das Abfließen der Augenflüssigkeit verhindert.

Dieser Eingriff ist unter örtlicher Betäubung möglich. Er dauert etwa zehn Minuten. Augenärzte berichten, dass sich der Augeninnendruck um bis zu 40% verringern lässt.

Vorbeugung

Ist eine Vorbeugung gegen den Grünen Star möglich?

Gegen das Auftreten des Grünen Stars (Glaukom) ist aus medizinischer Sicht zwar keine Vorbeugung möglich, gegen sein Fortschreiten aber schon. Mithilfe von augenärztlichen Untersuchungsmethoden ist das Krankheitsgeschehen bereits erkennbar, wenn sich noch keine merkbaren Folgen bei Ihnen eingestellt haben.

Früherkennung die beste Vorbeugung

Mit weiteren diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen kann dann einem Fortschreiten des Grünen Stars und bleibenden Schäden entgegengewirkt werden. Eine Vorbeugung gegen Sehverschlechterung und Erblindung durch den Grünen Star ist also möglich.

Wenn Sie das nicht dem Zufall überlassen wollen, sollten Sie ab dem 40. Lebensjahr regelmäßig, alle 1-3 Jahre, eine Früherkennungsuntersuchung in der Augenarztpraxis machen lassen. So lautet jedenfalls die augenärztliche Empfehlung. Ein reiner Sehtest reicht dafür übrigens nicht aus, da er lediglich die Leistungsfähigkeit der Augen, nicht aber ihren Gesundheitszustand überprüft.

Glaukom durch Diabetes oder Kortison vorbeugen - geht das?

Ein Glaukom kann sich auch als Folge von Verletzungen, Erkrankungen oder Eingriffen am Auge entwickeln. Zu weiteren Auslösern zählen andere Krankheiten wie etwa Diabetes und die langdauernde Einnahme bestimmter Medikamente, z.B. von Kortison. In solchen Fällen spricht man vom sekundären Glaukom. Wichtig ist hier eine regelmäßige Kontrolle der relevanten Augenwerte, um die Früherkennung sicherzustellen.

Prognose

Wie gefährlich ist der Grüne Star?

Das Glaukom, wie der Grüne Star medizinisch bezeichnet wird, ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Gleichwohl besteht kein Grund zur Panik. Abgesehen vom akuten Glaukom-Anfall, der als medizinischer Notfall umgehend behandelt werden sollte, können Sie sich in Ruhe mit diesem Befund auseinandersetzen. Zwar gibt es einzelne schwere Verläufe, in der Regel ist der Grüne Star aber gut kontrollierbar.

Gefährliche Symptomlosigkeit

Das Gefährlichste an dieser Augenerkrankung ist ihre fehlende Spürbarkeit für den Betroffenen über lange Zeit. Schäden, die in dieser Zeit entstehen, können nicht mehr rückgängig gemacht werden. Aus diesem Grund zählt der Grüne Star immer noch zu den häufigsten Erblindungsursachen in Deutschland. Dazu gibt es folgende faustformelartige Zahlenschätzung für Deutschland:

  • 50 Millionen Menschen sind älter als 40 Jahre.
  • 5 Millionen Menschen haben einen erhöhten Augeninnendruck.
  • Bei 500.000 Menschen wurde ein Glaukom erkannt. (Andere Schätzungen gehen von über 800.000 diagnostizierten Fällen und einer nochmal so hohen Dunkelziffer aus.)
  • 50.000 Menschen sind am Grünen Star erblindet. Jedes Jahr kommen mehrere Tausend Menschen hinzu.

Wichtig sind regelmäßige Untersuchungen

Um diesen Zahlen entgegenzuwirken, helfen eine gesunde Lebensweise und regelmäßige Untersuchungen zur Augengesundheit. Wie Sie sehen, entwickelt nur ein Teil der Menschen, die einen erhöhten Augeninnendruck haben, auch tatsächlich ein Glaukom. Andererseits werden in einem Sechstel bis zu einem Drittel der Glaukom-Fälle keine Augendruckwerte gemessen, die über dem Schwellenwert (21 mmHg) liegen.

Wenn Sie die Diagnose „Glaukom“ bereits erhalten haben, sollten Sie sich über die Zusammenhänge informieren. Bringen Sie Ihre persönlichen Aspekte in das ärztliche Gespräch mit ein, um gemeinsam über das für Sie beste Vorgehen entscheiden zu können. Zögern Sie auch nicht, eine Zweitmeinung einzuholen, wenn es um die Zukunft Ihrer Augen und Ihrer Lebensqualität geht.

Kann man durch den Grünen Star blind werden?

Ja. Der Grüne Star, in der Fachsprache das Glaukom, ist in der westlichen Welt sogar eine der häufigsten Erblindungsursachen. Der Hauptgrund dafür ist aber nicht, dass diese Gruppe von Augenerkrankungen so schwierig zu behandeln wäre. Sondern dass die häufigsten Formen schleichend verlaufen und lange Zeit nicht bemerkt werden.

Zeitbombe, die nicht tickt

Zudem ist der Augeninnendruck bei einem Glaukom keineswegs immer über die Norm erhöht. Ein Glaukom wird deshalb immer noch zu oft erst dann erkannt, wenn bereits dauerhafte Schäden vorliegen und Gesichtsfeldausfälle verursachen. Die Betroffenen tragen quasi eine Zeitbombe im Auge, deren Ticken sie weder hören noch sehen oder spüren können.

Schützt Früherkennung vor Erblindung?

Kurze Antwort: ja. In einigen Publikationen wird der Grüne Star auch als "leiser Dieb der Sehkraft" bezeichnet. Wird der Verlust der vollen Sehfähigkeit vom Betroffenen bemerkt, ist es für deren Herstellung zu spät. Wie bei einem heimtückischen Diebstahl gilt dann: Was weg ist, ist weg.

Deshalb ist die Früherkennung so wichtig. Denn behandelbar ist der Grüne Star, nur eben nicht rückwirkend. Den Schutz Ihres Augenlichts müssen Sie selbst in die Hand nehmen, wie beim Auto oder der Brieftasche. Ein bevölkerungsweites Screening gibt es bisher nicht. Das Glaukom ist nach der altersbedingten Makuladegeneration die zweithäufigste Ursache für Erblindung in Deutschland.

Gefahr der Erblindung vor allem durch zu späte Diagnose

Die Schätzungen zur Zahl der Betroffenen reichen je nach Quelle bis zu über eine Million Menschen in Deutschland. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko. Jenseits der 40 Jahre wird eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Erkrankung empfohlen, ein Screening jedoch nicht.

Dabei können durch eine erfolgreiche Früherkennung unnötige Therapien und vor allem dauerhafte Sehschäden vermieden werden. Denn der Grüne Star macht sich für die Betroffenen erst relativ spät in Form von typischen Gesichtsfeldausfällen (Skotom) bemerkbar.

Der Krankheitsverlauf ist unterschiedlich und nur schwer kalkulierbar. Das Glaukom gilt in den Industriestaaten nach der Zuckerkrankheit (Diabetes) als zweithäufigste Ursache für eine Erblindung. Vor allem, weil es zu spät erkannt wird.

Wie häufig führt der Grüne Star in Deutschland zur Erblindung?

Dunkelziffer-Schätzungen zufolge sind in Deutschland etwa 1 Million Menschen vom Grünen Star (Glaukom) betroffen – die Hälfte von ihnen, ohne es zu wissen. Ab dem 40. Lebensjahr sollen es 1-2% der Bevölkerung sein, im höheren Alter steigt die Quote deutlich an.

Vermutlich jedem zehnten Betroffenen droht die Erblindung. Etwa 1.500-2.000 Menschen erleiden schätzungsweise jedes Jahr einen vollständigen Sehverlust wegen des Grünen Stars, rund 50.000 am Glaukom Erblindete sind es insgesamt.

Nur die altersbedingte Makuladegeneration kostet noch mehr Menschen das Augenlicht und macht etwa ein Drittel aller Neuerblindungen aus. Das Glaukom teilt sich in der Ursachenstatistik für Erblindungen mit etwa 15% den zweiten Rang mit der Netzhautschädigung durch die Zuckerkrankheit (diabetische Retinopathie).

Erblindungsrisiko in 20 Jahren halbiert

Die frühzeitige Erkennung und konsequente Behandlung des Grünen Stars erscheint gegenwärtig als der beste Weg, um diesem Dilemma zu entgehen. Bezahlt wird die Früherkennungsuntersuchung von den gesetzlichen Krankenkassen aber derzeit nicht.

Dennoch eine gute Nachricht zum Schluss: In den beiden Jahrzehnten zwischen 1980 bis 2000 hat sich das Risiko, wegen des Grünen Stars zu erblinden, halbiert. Hoffentlich kann dieser Trend fortgesetzt werden.

Quellen:

  • Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA), Mitteilung vom 05.04.2005
  • 109. Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

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Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
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  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
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