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Warum sind die Lymphknoten bei Brustkrebs so entscheidend? Wie werden sie untersucht? Wie geht es weiter, wenn meine Lymphknoten vom Krebs befallen sind? Im folgenden Beitrag finden Sie wichtige Fragen und Antworten zum Thema Lymphknoten bei Brustkrebs.

Warum ist die Untersuchung der Lymphknoten bei Brustkrebs so wichtig?

Wenn ein Brustkrebs beginnt zu streuen, ist die erste Station oft einer der benachbarten Lymphknoten. Von da aus breitet sich der Tumor über die Lymphbahnen weiter aus in entferntere Lymphknoten. Und gelangt im ungünstigsten Fall in die Blutbahn und bildet "Fernmetastasen" (z.B. in Leber, Lunge oder Knochen).

Deshalb ist die Untersuchung der brustnahen Lymphknoten (ganz wichtig: die Achselhöhle) eine unverzichtbare Maßnahme bei oder nach der operativen Entfernung des Tumors. Je nachdem, wie der Befund ausfällt, sprechen Ärzte dann von N0 oder N1. N0 bedeutet, dass die Lymphknoten komplett tumorfrei sind.

Zusammen mit der Tumorgröße und der Ausbreitung des Primärherdes (T1 bis T4) sowie dem Vorhandensein oder Nicht-Vorhandensein von Fernmetastasen entsteht so die sogenannte TNM-Klassifikation. T2, N0, M0 heißt zum Beispiel: noch relativ kleiner Tumor, keine befallenen Lymphknoten, keine Metastasen.

Wie wird bei Brustkrebs festgestellt, ob benachbarte Lymphknoten befallen sind?

Die Frage, ob bei einer Brustkrebserkrankung die benachbarten Lymphknoten befallen sind, ist von großer Bedeutung. Denn davon hängt ab, wie intensiv die nachfolgende Behandlung sein muss. Finden sich in den Lymphknoten Krebszellen (im Befundbericht: N1-3), muss umfangreicher behandelt werden als bei tumorfreien Lymphknoten (N0).

Bereits vor der Operation wird deshalb versucht, den sogenannten Lymphknotenstatus zu ermitteln. Durch Abtasten der Achsel zum Beispiel (hier sitzen mehrere Lymphknoten, die zum direkten Abflussgebiet der gleichseitigen Brust gehören), aber auch durch Ultraschalluntersuchungen. Allerdings ist keine dieser Maßnahmen genau genug, um endgültige Klarheit zu haben. Zwar lassen sich größere Knoten ertasten und auch im Ultraschall gut abbilden. Handelt es sich aber noch um Mini-Ansiedlungen von wenigen Krebszellen, ist nur ein Mikroskop in der Lage, diese zu erkennen.

Die besondere Bedeutung des "Wächter-Lymphknotens"

Mit einem Mikroskop aber kommt man schlecht in den Körper hinein. Deshalb werden entweder während der Operation alle benachbarten Lymphknoten entnommen und unmittelbar danach mikroskopisch untersucht. Meist erfährt man dann noch während des Krankenhausaufenthaltes den Befund.

Oder, die heute bevorzugte und eindeutig empfohlene Methode, man entnimmt während der Operation nur einen bestimmten Lymphknoten aus der Achsel. Die Rede ist vom sogenannten Wächter-Lymphknoten, auch Sentinel-Lymphknoten genannt. Ist dieser tumorfrei, kann man aufgrund seiner Lage im Lymphabflussgebiet mit hoher Sicherheit davon ausgehen, dass auch die dahinterliegenden Lymphknoten frei von Krebszellen sind. Der Vorteil: Entnimmt man nur diesen einen Wächter-Lymphknoten, ist die Gefahr von Lymphstauungen (Lymphödem) und Wassereinlagerungen in den Armen nach der Operation deutlich geringer.

Behandlungsplan abhängig vom Lymphknotenbefall

Abhängig davon, ob, und wenn ja wie viele, befallene Lymphknoten gefunden wurden, wird dann ein individueller Behandlungsplan erstellt. Da ein "positiver" Lymphknotenbefund, also der Nachweis von Krebszellen, das Rückfallrisiko erhöht, wird dann in der Regel eine intensivere Behandlung nach der Operation notwendig. In Frage kommen verschiedene Möglichkeiten der Bestrahlung, einer Hormontherapie oder einer Chemotherapie.

Wie finden die Ärzte den Wächter-Lymphknoten?

Der sogenannte Wächter-Lymphknoten, auch Sentinel-Lymphknoten genannt, sitzt in der Achsel. Es handelt sich um den ersten Lymphknoten im Abflussgebiet der Brust. Deshalb wird er bei einer Streuung von Krebszellen in die Lymphbahnen auch als erster befallen. Und deswegen wird genau dieser Wächter-Lymphknoten während der Operation gezielt entnommen, um ihn mikroskopisch zu untersuchen.

Die Achsel aber ist durchaus unübersichtlich, und nicht bei jeder Frau sitzt dieser kleine Lymphknoten an der gleichen Stelle. Deshalb greifen die Ärzte zu einem Trick, um ihn aufzuspüren. Sie spritzen eine Farblösung oder eine leicht radioaktive Substanz in das Brustabflussgebiet und sehen dann entweder anhand der Färbung oder mithilfe eines Strahlendetektors, wo und in welchem Lymphknoten sich die gespritzte Substanz zuerst ansammelt. Das ist dann der Wächter-Lymphknoten. Also der, in dem sich auch mögliche Krebszellen als erstes angesiedelt hätten. Ist der Wächter-Lymphknoten frei, kann man auch bei allen dahinterliegenden Lymphknoten von einem tumorfreien Gebiet ausgehen.

Entfernt wird der Wächter-Lymphknoten dann übrigens durch einen kleinen Schnitt in der Achsel. Je nach Lage des Brustkrebsknotens kann das manchmal auch über den Operationsschnitt geschehen, so dass man nach dem Eingriff nur eine Narbe hat.

Bedeutet ein Lymphknotenbefall, dass der Brustkrebs gestreut hat?

Es gehört zu den charakteristischen Eigenschaften von Krebs, dass er sich immer weiter ausdehnt und auch andere Körperregionen erreichen kann. Mit dem Befall der Lymphbahnen beginnt er seinen Weg durch den Körper.

Normalerweise führen Zellen ein sehr geordnetes Leben und fügen sich willig in den Verband ihrer Nachbarn ein. Sie liegen eng aneinander geschmiegt, was auch die Kommunikation untereinander deutlich erleichtert.

Krebszellen scheren aus

Wenn Zellen aus irgendeinem Grund entarten, können sie sich verselbständigen und unabhängig von ihrem Ursprungsgewebe werden. Ist der Kontakt zur Nachbarzelle erst einmal verloren, nutzt die Krebszelle die neu entdeckte Freiheit aus, um sich in den umliegenden Strukturen einzunisten und durch stetige Teilung zu vermehren. Diesen Vorgang nennt man auch "Infiltration".

Ein weiterer Schritt in der Ausbreitung beginnt, wenn die Zellen in die Leitungsbahnen des Körpers eindringen (sogenannte Invasion). Man kann sich das wie eine Bahnreise vorstellen. Die Zellen steigen an einer Station ein, lassen sich ein Stück mitnehmen und steigen irgendwann wieder aus, um sich in einer fernen Region niederzulassen. Je länger der Krebs dafür Zeit hat, umso mehr Orte kann er erreichen.

Wenn sich Tumorzellen auf diese Weise auf Wanderschaft begeben, sagt man auch, der Krebs hat "gestreut".

Reise durch die Lymphbahnen

Die beiden "Bahnlinien", die die bösartigen Zellen dabei nutzen, sich die Blut- sowie die Lymphgefäße. Da die Wände der Lymphbahnen dünner und weniger stabil sind als die der Blutgefäße, befallen die Eindringlinge sie in der Regel als erstes. Einmal im Inneren der Leitungsbahnen angelangt, kann der Krebs von hier aus Metastasen, also Absiedelungen in anderen Regionen ausbilden.

In den Lymphbahnen kann er sich direkt in den Gefäßen vermehren oder sich zum nächsten Lymphknoten schwemmen lassen und ihn befallen. Von hier aus ist es ein Leichtes für ihn, sich immer weitertreiben zu lassen und nach und nach weitere Lymphknoten in Beschlag zu nehmen. Dann spricht man auch von (lymphogenen) Fernmetastasen.

Streuung und ihre Konsequenzen

Die Streuung eines bösartigen Tumors beginnt also in der Regel in den Lymphwegen. Daher ist es so wichtig, die Lymphknoten genau zu untersuchen.

Im Fokus steht dabei der sogenannte Wächter-Lymphknoten. Er ist die erste Station der Lymphabflussbahnen und damit als erster von einem möglichen Befall betroffen. Ist er unversehrt, ist der Tumor mit großer Wahrscheinlichkeit noch lokal begrenzt. Lassen sich in ihm jedoch Tumorzellen nachweisen, müssen auch nachfolgende Lymphknoten untersucht und gegebenenfalls entfernt werden.

Auch für die weitere Behandlung spielt es eine entscheidende Rolle, wie weit sich der Krebs bereits ausgebreitet hat.

Welche Konsequenzen hat ein Lymphknotenbefall bei Brustkrebs?

Ob ein Brustkrebs bereits die Lymphbahnen befallen hat oder noch lokal auf die Brust begrenzt ist, ist von großer Bedeutung für die weitere Behandlung und Prognose. Mit dem Einbruch in die Lymphe beginnt der Krebs, sich im Körper auszubreiten. Das bedarf einer intensiveren Behandlung.

Über die Lymphe durch den ganzen Körper

Krebszellen sind hemmungslos und haben die Tendenz, sich ungebremst zu vermehren und überall einzunisten, wo sie hingelangen können. Zunächst beginnen sie an Ort und Stelle zu wuchern und bilden irgendwann einen Tumor (lat. tumor: "Wucherung, Geschwulst, Schwellung") aus. Sie haben jedoch auch die Fähigkeit, in die Leitungsbahnen des Körpers, die Lymph- und Blutgefäße, einzudringen.

Aufgrund ihrer dünneren Wände sind die Lymphwege in der Regel eher betroffen. Über sie ziehen die Tumorzellen von Lymphknoten zu Lymphknoten weiter und können sich im gesamten Körper verteilen. Über die großen Lymphbahnen gelangen sie schließlich auch ins Blut und haben freie Bahn zu sämtlichen inneren Organen.

Sie sehen also, wie wichtig es ist zu wissen, ob Lymphknoten befallen sind. Dabei fahndet man zunächst nach der ersten Station auf der Lymphabflussbahn. Hier sitzt der sogenannte Wächter-Lymphknoten. Ist er frei von Tumorzellen, werden auch seine Nachfolger gesund sein. Dann beschränkt sich die Behandlung allein auf das Geschwulst in Ihrer Brust. Oft reicht eine alleinige Operation mit anschließender Bestrahlung aus.

Härtere Bandagen bei Lymphknotenbefall

Hat sich der Tumor jedoch bereits auf Wanderschaft begeben, sind oft weitere Maßnahmen erforderlich. Die Operation wird in der Regel ausgeweitet und auch sämtliche befallenen Lymphknoten in der Achselhöhle mit entfernt wie auch bestrahlt. Je nach Tumorart und Ausbreitung kann es außerdem sein, dass Sie vor und/oder nach der Operation eine systemische, also innerliche Behandlung in Form einer Chemo-, Hormon- oder Immuntherapie bekommen.

Natürlich erschreckt einen diese Vorstellung erst einmal. Andererseits sehen Sie an dieser Auflistung von Maßnahmen auch, wie viel die Ärzte heutzutage dem Krebs schon entgegensetzen können. Je nach Stadium und individueller Situation wird ein genauer Plan ausgetüftelt, der für Sie persönlich am vielversprechendsten ist – Lymphknotenbefall hin oder her.

Lymphknoten bestrahlen statt entfernen?

Nach einer Brustkrebsoperation ist die Bestrahlung der umgebenden Lymphknoten möglicherweise die bessere Alternative zur kompletten chirurgischen Entfernung. Das ist das Ergebnis einer kanadischen Studie.

Bisher galt die chirurgische Entfernung aller Lymphknoten in der Umgebung der betroffenen Brust vielerorts als Standard. Denn wenn ein Brustkrebs beginnt zu streuen, dann sind die Lymphknoten im Abflussgebiet der Brust oft die erste Station für Metastasen. Da man den Befall äußerlich nicht immer erkennen kann, werden vorsorglich alle Lymphknoten im Abflussbereich der Brust entnommen.

Die Kanadier wählten nun ein anderes Verfahren. Sie entnahmen nur die vergrößerten und offensichtlich befallenen Lymphknoten, die verbliebenen wurden lediglich bestrahlt. Für die Frauen bedeutet das eine geringere Belastung während der Behandlung. Und nach der Operation kommt es seltener zu einem ausgeprägten Lymphstau. Aber was noch wichtiger ist: Die Rückfallquote verringerte sich durch die zusätzliche Bestrahlung um ein Drittel, verglichen mit Fällen, in denen man darauf verzichtet hatte. Damit ist die Bestrahlung wahrscheinlich ebenso effektiv wie die komplette chirurgische Entfernung, bei insgesamt geringer Belastung.

Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Stand August 2019. Online unter www.leitlinienprogramm-onkologie.de (Zugriff am 04.11.2019).
  • Deutsche Krebsgesellschaft, Onko Internetportal, Brustkrebs: Basis-Infos für Patientinnen und Angehörige. Online unter www.krebsgesellschaft.de (Zugriff am 04.11.2019).
  • J Clin Oncol 29: 2011 (suppl; abstr LBA1003).

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Eva Bauer
Ärztin

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
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  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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