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Der Wirkstoff Dithranol, auch Cignolin genannt, gehört zur Gruppe der Antipsoriatika. Den zur lokalen Behandlung der Schuppenflechte (Psoriasis) angewandten Arzneistoff gibt es in Deutschland derzeit nur noch als Individualrezeptur – Fertigarzneimittel wie Micanol®, Psoradexan® oder Psoralon® sind nicht mehr im Handel.

Wirkung

Auf welche Weise wirkt Dithranol gegen Schuppenflechte?

Dithranol (Cignolin) ist eines der ältesten Arzneimittel gegen Schuppenflechte. Erste Behandlungserfolge wurden bereits zu Beginn des letzten Jahrhunderts dokumentiert. Es handelt sich ursprünglich um einen Naturstoff, der aus dem Mark des brasilianischen Goa-Baums gewonnen wurde. Inzwischen ist diese Regenwald-Romantik aber passé und der Wirkstoff wird synthetisch hergestellt.

Hemmt krankhafte Zellvermehrung

Dithranol wirkt, äußerlich aufgetragen, vor allem hemmend auf das übermäßige Zellwachstum der Psoriasis-Haut. Es drängt damit die Schuppenbildung zurück, wirkt also keratolytisch. Wie so oft bei Naturstoffen, ist allerdings noch gar nicht so ganz klar, auf welche Weise Dithranol seine wachstums- und entzündungshemmenden Effekte entfaltet.

Man hat zwar ein paar Indizien (Verringerung spezieller Botenstoffe, Hemmung der Energiezentren in den Psoriasis-Zellen), aber wie das am Ende alles zu einem therapeutischen Effekt führt, ist ein Rätsel.

Anwendung

Wie wendet man Dithranol gegen Schuppenflechte richtig an?

Da die Fertigarzneimittel Micanol®, Psoradexan® oder Psoralon® nicht mehr im Handel verfügbar sind, beschränken wir uns an dieser Stelle auf die Anwendung von Dithranol bzw. Cignolin als Magistralrezeptur (in der Apotheke individuell hergestellte Arzneimittel).

„Klassische“ Dithranoltherapie

Im Unterschied zur Dithranol-Minutentherapie mit Fertigarzneimitteln wird bei der angerührten Dithranol-Creme aus der Apotheke die klassische Behandlungsvariante angewendet. Hierbei beginnt man zwar ebenfalls mit der schwächsten Wirkstoffkonzentration (0,1% Dithranol), allerdings wird die Rezeptur in der Regel zweimal täglich dünn auf die Psoriasis-Plaques aufgetragen und (im Gegensatz zur Minuten- bzw. Kurzkontakttherapie) nicht abgewaschen.

Wenn die Haut nicht zu sehr gereizt reagiert, steigert man die Wirkstoffkonzentration etwa alle drei Tage auf das Doppelte. Ziel ist eine Konzentration von bis zu 3% Dithranol. Sollte es zwischenzeitlich zu stärkeren Reizungen kommen, wird wieder auf eine schwächere Dosis zurückgegangen.

Erfahrungsgemäß beträgt die Therapiezeit etwa vier bis sechs Wochen – so lange dauert es in etwa, bis die psoriatische Haut weitestgehend erscheinungsfrei ist.

Anwendungstipps & Vorsichtsmaßnahmen zu Dithranol

Dithranol (Cignolin) ist ein Antipsoriatikum, welches reizend auf Haut bzw. Schleimhäute wirken und zu Haut- und Textilverfärbungen führen kann. Um die Gefahr dieser unerwünschten Arzneimittelwirkungen so gering wie möglich zu halten, sollten Sie einige Hinweise zur Dithranol-Therapie beachten.

Hinweise zur Anwendung von Dithranol bei Psoriasis:

  • Tragen Sie die angerührte Dithranol-Creme am besten mittels Fingerling oder Handschuh auf. So vermeiden Sie unerwünschte Wirkungen an Ihren Händen.
  • Wenden Sie Dithranol bitte nicht im Gesicht oder auf Schleimhäuten an.
  • Bei Anwendung von Dithranol in den Intertrigines (Achselhöhlen, Unterbrust- und Gesäßfalte, Bauchnabel, Leistenregion) ist besondere Vorsicht geboten. Der Wirkstoff kann hier zu deutlich stärkeren Hautreizungen führen.
  • Achten Sie penibelst darauf, die Dithranol-Creme nur auf die Psoriasis-Herde und nicht auf die umgebende gesunde Haut aufzutragen.
  • Bei umschriebenen Psoriasis-Plaques können Sie die umgebende gesunde Haut z. B. mit weicher Zinkpaste schützen.
  • Verwenden Sie während des Behandlungszeitraumes möglichst alte Waschlappen und Handtücher.
  • Zum Entfernen von Flecken aus Kleidung/Textilgewebe sollten Sie nur lauwarmes Wasser (< 30° C) verwenden. Bei Rückständen von Dithranol auf anderen Oberflächen ist es ratsam, diese sofort mit einem geeigneten Reinigungsmittel zu entfernen.

Kann man Dithranol auch mit anderen Therapien kombinieren?

Ja. In der stationären Behandlung der mittelschweren bis schweren Psoriasis (Schuppenflechte) ist es sogar nicht unüblich, Dithranol (Cignolin) mit anderen therapeutischen Maßnahmen zu kombinieren. Es hat sich gezeigt, dass dadurch deutlich bessere und schnellere Ansprechraten zu erzielen sind.

Dithranol kann (stationär) u. a. kombiniert werden mit:

  • UV-Phototherapie
  • topisch bzw. äußerlich anzuwendende Vitamin D3-Derivate (Calcipotriol)
  • lokalen Kortison-Präparaten

Nebenwirkungen

Welche Nebenwirkungen können unter Dithranol auftreten?

Jeder Psoriatiker, der sich einer äußerlichen Dithranol-Therapie unterzieht, sollte vorher ausführlich über die irritativen und abfärbenden Eigenschaften dieses Wirkstoffes informiert werden. Nur so lassen sich böse Überraschungen vermeiden.

Zu den häufigen bis sehr häufigen (über 10% der Betroffenen) Nebenwirkungen einer Dithranol-Behandlung bei Psoriasis gehören:

  • Hautreizungen wie Brennen und Juckreiz
  • Braunverfärbungen der behandelten und der umliegenden Haut
  • Verfärbungen von Kleidung und Bettwäsche

Gelegentlich kann es auch zu einer Braunverfärbung von Haaren (vor allem graue und blonde Haare) und Nägeln kommen. Sehr selten können kontaktallergische Reaktionen, Blasen- und Nekrosenbildung (Gewebezerstörung) auftreten.

Nebeneffekte – kein Grund zur Sorge

Übrigens, ein leichtes Brennen bzw. leichte Entzündungsreaktionen der behandelten Haut sind gewollt und zeigen ein gutes Ansprechen auf die Dithranol-Therapie. Im Verlauf der Behandlung sind diese Nebenerscheinungen meist rückläufig.

Auch die Hautverfärbungen müssen Sie natürlich nicht für immer in Kauf nehmen, sie bilden sich oft innerhalb von zwei bis sechs Wochen nach Behandlungsende zurück.

Wann darf ich Dithranol nicht anwenden?

Dithranol (Cignolin) ist zwar ein altbewährtes, lokal anzuwendendes Antipsoriatikum, dennoch darf es nicht bei jeder Art von Schuppenflechte angewendet werden. Auch andere Kontraindikationen müssen in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden.

Gegenanzeigen zur Dithranol-Behandlung

Wenden Sie Dithranol (Cignolin) in folgenden Fällen bitte nicht an:

  • bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Dithranol oder einen der anderen in der Rezeptur enthaltenen Inhaltsstoffe
  • bei einer erythrodermischen Psoriasis (gesamte Hautoberfläche ist gerötet und entzündet)
  • bei einer Psoriasis pustulosa
  • bei bestehenden Psoriasis-Herden nahe der Augen und Schleimhäute oder im Genitalbereich
  • auf Wunden, Geschwüren, nässenden Hautpartien
  • bei akuten Entzündungen der Haut

Schwangere und stillende Frauen sollten Dithranol nach Möglichkeit nicht anwenden. Auch bei Kindern sollte möglichst auf andere Antipsoriatika zurückgegriffen werden.

Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF): Leitlinie zur Therapie der Psoriasis vulgaris, Appendix: „Topische Therapie, Phototherapie, Sonstige Therapien, Schnittstellendefinition“. Download: https://www.awmf.org, Zugriff Juni 2019.
  • Gelbe Liste Pharmindex, Wirkstoffinformation Dithranol, Fachinformation Micanol® Creme 1%.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare  
Micanol
Dieses Präparat (in der letzten Entwicklungsstufe sogar ohne die abfärbende Nebenwirkung) wurde aus "wirtschaftlichen Gründen " vom Markt genommen, trotz guter Wirksamkeit. Das ist für mich als Patient mit über 50-jähriger Leidensgeschichte ein Skandal. Der Verweis auf die manuelle Herstellung durch die Apotheken ist ein Witz, die selbstgebastelten Salben haben die Abfärbung wie den früheren Präparaten eigen. Die Apotheker haben alle Ausreden, warum sie das gerade nicht herstellen können und stets den Hinweis auf wirksamere Ersatzpräparate. Ich habe resigniert.
Alternative
Hallo Norbert,

ich habe sehr gute Erfahrungen mit Sorion Creme gemacht. Lies doch mal in Internet nach ;)
Grüße Simone
Micanol
Vielen Dank für den Hinweis auf Sorion Creme. Ich habe die Nachricht erst heute gelesen und die Sache nicht weiter verfolgt.
LG Norbert
Kommentare

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Dr. med. Sonia Trowe
Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

    Studium:
  • Medizinische Hochschule Hannover (MHH)
    Berufliche Stationen:
  • BG Klinikum Hamburg, iDerm, Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Hamburg

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Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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Dr. med. Sonia Trowe, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie

Haupt-Autorin
Dr. med. Sonia Trowe
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Dr. med. Monika Steiner
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