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Wie können Mittel gegen Depressionen und Epilepsie die Schmerztherapie ergänzen? Was sind ein Port und eine Schmerzpumpe? Und helfen Akupunktur, Entspannungstechniken und pflanzliche Heilmittel gegen Schmerzen? Diese und viele weitere Fragen rund um das Thema Schmerzbehandlung beantworten wir in folgendem Beitrag.

Schmerzmittel

Auf welche Weise können Medikamente gegen Krampfleiden eine Schmerzbehandlung positiv beeinflussen?

Einige Medikamente, die normalerweise gegen Krampfleiden wie Epilepsie eingesetzt werden (auch Antikonvulsiva genannt), können auch einen schmerzlindernden Effekt haben. Dies gilt vor allem bei Nervenschmerzen, die einen plötzlich einschießenden Charakter haben.

Ihr Wirkmechanismus bei Krampfleiden beruht auf der Beruhigung von überempfindlichen Nerven. Und genau dieser Effekt wirkt sich auch bei den oben erwähnten Nervenschmerzen positiv aus.

Retard-Schmerzmittel in der Schmerztherapie

Wann werden sogenannte Retard-Schmerzmittel eingesetzt?

Retard-Schmerzmittel werden vor allem bei Dauerschmerzen eingesetzt. Die Zusatzbezeichnung "Retard" bedeutet, dass diese Medikamente nach der Einnahme besonders lange wirken.

Retard-Präparate sind meist von einer speziellen Kapsel umgeben, aus der der Wirkstoff nur langsam entweicht. Mit der Kapsel legt man sich sozusagen ein kleines Depot im Körper an, aus der fortlaufend Schmerzmittel ausgeschüttet wird.

Warum dürfen Schmerzmedikamente mit der Zusatzbezeichnung "Retard" vor der Einnahme nicht zerkleinert werden?

Sogenannte Retard-Präparate sind Schmerzmittel, bei denen der Wirkstoff nach der Einnahme nur langsam freigesetzt wird. Solche Retard-Tabletten werden vor allem angewendet, wenn eine zuverlässige Schmerzlinderung über einen längeren Zeitraum erreicht werden soll.

Die verzögerte Wirkstoff-Freisetzung und damit längere Wirksamkeit wird durch eine spezielle Kapsel erreicht, die das Medikament umschließt. Deshalb dürfen diese Präparate vor der Einnahme nicht zerkleinert oder zerstoßen werden.

Begleitmedikamente

Was sind sogenannte Koanalgetika in der Schmerztherapie?

Koanalgetika sind Medikamente oder Wirkstoffe, die zusätzlich zu Schmerzmedikamenten gegeben werden und deren Wirkung positiv unterstützen, die aber selbst nicht zu den klassischen Schmerzmedikamenten zählen.

Zu dieser Gruppe gehören u.a. Antidepressiva (Medikamente, die sonst gegen Depressionen eingesetzt werden), Antikonvulsiva (Medikamente gegen Krampfleiden wie Epilepsie) und sogenannte NMDA-Antagonisten (Medikamente, die bestimmte Nervenrezeptoren, die NMDA-Rezeptoren hemmen).

Antidepressiva, Neuroleptika und Antiepileptika in der Schmerztherapie

Clomipramin und andere Antidepressiva sind auch bei Schmerzen wirksam

Sie leiden unter chronischen Schmerzen und Ihr Arzt hat Ihnen ein Antidepressivum verschrieben? Denkt er vielleicht, hinter Ihren Beschwerden stecken primär psychische Probleme? Keinesfalls.

Zwar können Dauerschmerzen durchaus Depressionen verursachen und umgekehrt auch Depressionen zu belastenden Schmerzen führen. Darüber hinaus ist jedoch seit langem bekannt, dass Antidepressiva auch bei rein organischen Schmerzen eine große Hilfe sein können. Einer dieser Wirkmechanismen ist hier wahrscheinlich die Hemmung von Übertragungsvorgängen an den Umschalt-Stationen des Rückenmarks.

Je nach Begleitsymptomen hat Ihr Arzt hier Medikamente aus verschiedenen Wirkstoffgruppen (Clomipramin, Amitryptilin, Venlafaxin) zur Verfügung und wird das für Sie richtige Präparat auswählen. Gängige Präparate sind beispielsweise Saroten®, Trevilor®, Anafranil® und andere.

Und – falls Sie sich hier Sorgen machen sollten: Die Dosierung zur Behandlung der Schmerzen liegt in jedem Fall deutlich unter der Menge, die mit demselben Medikament für eine antidepressive Wirkung nötig ist!

Welche Antidepressiva werden als Konalgetika in der Schmerzbehandlung eingesetzt?

Vor allem Mittel mit den Wirkstoffen Doxepin, Amitryptilin, Clomipramin und Desipramin.

Auf welche Weise können Medikamente gegen Depressionen eine Schmerzbehandlung positiv beeinflussen?

Antidepressiva (Medikamente gegen Depressionen) zählen in der Schmerzbehandlung zu den sogenannten Koanalgetika. Koanalgetika werden Wirkstoffe genannt, die die Schmerzbehandlung unterstützen, obwohl sie selbst keine Schmerzmittel sind.

Antidepressiva entfalten ihre Wirkung auf die Stimmung über eine Veränderung der Botenstoffe im Gehirn. Dieser Wirkmechanismus kann zusätzlich auch einen schmerzlindernden Effekt haben, insbesondere bei Schmerzen, die einen brennenden Charakter haben. Darüber hinaus scheinen sie nach jüngsten Erkenntnissen auch die Wirkung von Opioiden (Morphin, Tramadol, Fentanyl etc.) zu verstärken.

Dabei sind geringere Mengen an Antidepressiva erforderlich als das in der Behandlung von Depressionen erforderlich wäre. Es ist sogar wichtig, dass die unterstützende Behandlung mit Antidepressiva mit geringen Dosierungen begonnen wird.

Welche Wirkstoffe gegen Krampfleiden werden als Koanalgetika in der Schmerzbehandlung eingesetzt?

Positive Effekte wurden vor allem für die Wirkstoffe Gabapantin, Pregabalin, Carbamazepin, Phenytoin und Clonazepam gezeigt.

Zunutze macht man sich hier die in der Behandlung von Krampfleiden (Epilepsie) gewünschte "beruhigende" Wirkung auf überempfindliche Nervenzellen. Diese wirkt sich in der Schmerzbehandlung vor allem positiv auf Nervenschmerzen aus, die einen plötzlich einschießenden Charakter haben.

Stimmt es, dass Neuroleptika (Medikamente gegen Psychosen) auch schmerzlindernd wirken?

Ja. Neuroleptika sind Psychopharmaka, die unter anderem Menschen mit Schizophrenie sehr gut helfen können. Neben der beruhigenden Wirkung können sogenannte niedrigpotente Neuroleptika auch in der Schmerzbehandlung eingesetzt werden.

Nur als Ergänzung

In der klassischen Schmerztherapie besteht ihr Effekt darin, dass sie die Wirksamkeit von Schmerzmedikamenten verstärken. Bei starken und chronischen Schmerzen lassen sich auf diese Weise Schmerzmedikamente wie z.B. Opiate einsparen. Außerdem können Antipsychotika die Nebenwirkungen von Opiaten wie Übelkeit und Erbrechen reduzieren. Insgesamt spielen Antipsychotika in der Schmerzbehandlung allerdings eine untergeordnete Rolle.

Auch in der Anästhesie kommen Antipsychotika manchmal ergänzend zum Einsatz. Hier können sie z.B. eine narkosebedingte Übelkeit, die nach Operationen auftreten kann, ebenfalls lindern.

Spezielle Einnahme-Verfahren

Wozu dient ein Port bei der Schmerzmittelgabe? 

Bei einigen Menschen mit schweren chronischen Schmerzen, ist eine intravenöse Gabe des Schmerzmittels besser als die Tablettengabe, weil sie am schnellsten und zuverlässigsten wirkt.

Um ein ständiges Einstechen mit einer Nadel zu vermeiden, kann dann ein sogenannter Port gelegt werden. In einem kleinen Eingriff wird dabei ein dauerhafter Zugang zur Vene unter die Haut gepflanzt, der von außen zugänglich ist. Hierüber können dann sämtliche Medikamente verabreicht werden.

Schmerzmittelgabe über das Rückenmark

Wann kommt die Verabreichung von Schmerzmitteln direkt ans Rückenmark in Betracht?

Da das Verfahren relativ aufwändig ist, kommt es erst in Betracht, wenn alle anderen Methoden nicht mehr in Frage kommen oder wenn aufgrund gravierender Nebenwirkungen die Dosis der Schmerzmittel reduziert werden muss.

Eine solche Dosisreduktion ist nämlich bei der direkten Gabe in den Rückenmarksbereich möglich.

Wie geht eine Verabreichung des Schmerzmittels direkt ans Rückenmark vor sich?

Zunächst muss eine Art Katheter in den Bereich des Rückenmarks gelegt werden. Das ist ein zwar kleiner, aber komplizierter Eingriff, der nur in spezialisierten Schmerzkliniken vorgenommen werden kann. Meistens muss man nach dem Eingriff zur Sicherheit noch einen Tag im Krankenhaus bleiben.

Über diesen Katheter wird dann später das Schmerzmittel zugeführt. Wird es direkt in das Rückenmark verabreicht, spricht man von spinaler, wird es neben das Rückenmark gespült, von periduraler Verabreichung. Da das Schmerzmedikament dann direkt am Ort der Schmerzentstehung verabreicht wird, sind deutlich kleinere Wirkstoffmengen notwendig als sonst.

Kann auch dauerhaft Schmerzmittel direkt in den Rückenmarksbereich verabreicht werden?

Ja, dafür ist es aber notwendig, den einmal gelegten Katheter fest zu verankern. Dafür wird er meist unter die Haut verlegt. Das ist weniger schlimm als es sich anhört.

Dann kann an den Katheter ein Port oder eine Pumpe angeschlossen werden, die das Schmerzmittel regelmäßig zuführt.

Schmerzpumpe

Was ist eine Schmerz-Pumpe?

Eine Schmerz-Pumpe dient dazu, dem Körper kontinuierlich Schmerzmittel zuzuführen. Es handelt sich dabei um ein kleines Gerät, das über einen Schlauch direkt mit einer Nadel im Unterhautfettgewebe, einer Vene oder einem sogenannten Port verbunden ist.  Darüber hinaus enthält die Pumpe eine kleine Vorratskammer für das Medikament.

Eine Schmerz-Pumpe eignet sich vor allem bei starken Dauerschmerzen. Die Pumpe sorgt dafür, dass das Schmerzmittel langsam und kontinuierlich zugeführt wird. Damit ist eine zuverlässige Versorgung mit dem Schmerzmedikament gewährleistet. Bei unzureichender Schmerzstillung hat man die Möglichkeit, sich selbst eine Extradosis zu verabreichen. Eine Sperre verhindert, dass es zu gefährlichen Überdosierungen kommt.

Wie bekommt man eine Schmerz-Pumpe?

Sie muss vom Arzt verschrieben werden. Das kann auch der Hausarzt machen.

Zusätzlich bekommt man einen sogenannten Pumpen-Ausweis. Dieser enthält neben Ihren persönlichen Angaben und dem Namen des behandelnden Arztes auch eine Beschreibung, welche Schmerzmittel in welcher Dosierung verabreicht werden sollen. Diese Angaben sind auch wichtig für etwaige Notfälle.

Wie trägt man eine Schmerz-Pumpe bei sich?

In der Regel trägt man die Pumpe irgendwo am Körper, nah an der Stelle, in die das Schlauchsystem mündet. Meist wird die Pumpe mit Pflasterstreifen o.ä. am Körper fixiert.

Für Patienten, die voraussichtlich auf längere Sicht eine Schmerz-Pumpe tragen müssen, gibt es auch implantierbare Schmerz-Pumpen. In einem kleinen Eingriff wird dann die Pumpe unter die Haut gelegt. Schon nach wenigen Tagen merkt man davon praktisch nichts mehr.

Wie lernt man den Umgang mit einer Schmerz-Pumpe?

Eine sorgfältige Einführung in die Bedienung der Geräte ist ausgesprochen wichtig. Es gibt spezialisierte Pflegedienste oder auch Fachschwestern, die diese Einführung übernehmen. Ihr Arzt, der Ihnen die Schmerz-Pumpe verschrieben hat, wird Ihnen die entsprechenden Kontakte vermitteln.

Wichtig ist auch, dass Sie wissen, an wen Sie sich wenden können, wenn mal etwas mit der Pumpe nicht funktioniert. Entweder Sie enthalten dafür Notdienst-Telefonnummern der lokalen Schmerzzentren oder auch der Hausbesuchsdienste, wenn sich diese mit Schmerz-Pumpen auskennen.

Alternative Methoden

Welche alternativen Methoden der Schmerzbekämpfung gibt es?

Es gibt eine Reihe von schmerzlindernden Methoden außerhalb der gängigen Schmerzmedikamente. Dazu gehören zum Beispiel Atem- und Entspannungsübungen, Meditation und kognitive Strategien. Daneben können auch Verfahren wie Massagen, Akupunktur oder (Fuß-) Reflexzonenmassage hilfreich sein.

Reiki ist eine weitere Möglichkeit. Dabei handelt es sich um eine Technik aus Japan, die den Heilungsprozess unterstützen soll. Auch Homöopathie lindert unter Umständen Schmerzen.

Zwar ist es bei den meisten der genannten Methoden bislang noch nicht gelungen, wissenschaftlich nachzuweisen, dass sie tatsächlich helfen. Aber es gibt andererseits viele Betroffene, die genau das unterschreiben würden. Also warum nicht probieren? Sie müssen ja deshalb (und sollten das auch nicht) nicht gleich komplett auf die normalen Schmerzmedikamente verzichten.

Schmerzlinderung durch natürliche Arzneimittel und Hypnose

Gibt es pflanzliche Schmerzmittel?

Die meisten Ärzte greifen bei chronischen oder rheumatischen Schmerzen reflexartig zu einem der gängigen synthetischen Schmerzmittel. Dabei kann auch mit pflanzlichen Arzneimitteln eine Menge erreicht werden, wie jetzt Prof. Dr. med. Karin Kraft, Naturheilkundlerin an der Universität Rostock, in einem Fachartikel erläutert.

Sie führt als Argument nicht nur die nachgewiesene Wirkung, sondern auch die sehr gute Verträglichkeit vieler pflanzlicher Arzneistoffe an. Das ist gerade bei einer Langzeitanwendung wie bei rheumatischen Schmerzen natürlich von besonderer Bedeutung.

Im einzelnen werden folgende Phytotherapeutika bei Rheuma, Arthrose und anderen degenerativen Gelenk- und Rückenschmerzen empfohlen:

  • Weidenrinden-Extrakte (auch Acetylsalicylsäure, also ASS oder Aspirin® basieren übrigens auf der Weidenrinde)
  • Brennnesselkraut-Extrakte
  • Teufelskralle-Extrakte
  • Capsicum-Präparate (äußerlich als Cremes)
  • Überwärmungsbäder mit Wintergrünöl

Fragen Sie bei Interesse am besten in der Apotheke nach.

Kann Hypnose Schmerzen lindern?

Ja. Mit Hilfe der Hypnose lässt sich bei einigen Menschen mit chronischen Schmerzen erfolgreich die Schmerzwahrnehmung verändern.

Es ist generell so, dass Entspannungsübungen eine sinnvolle unterstützende Maßnahme bei der Behandlung chronischer Schmerzen sind. Das vegetative Nervensystem wird stabilisiert, (schmerzverstärkende muskuläre und seelische) Verspannungen lösen sich, der gesamte Körper beruhigt und entspannt sich - dies alles führt dazu, dass sich die Schmerzwahrnehmung im Gehirn verändert und nachlässt.

Bei der Hypnose wird versucht, diese veränderte Schmerzwahrnehmung durch direkte Suggestion zu erreichen.

Akupunktur

Ist Akupunktur bei chronischen Schmerzen wirksam?

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl an Studien, die einen schmerzlindernden Effekt der Akupunktur nachweisen konnten - auch bei chronischen Schmerzzuständen.

Zumindest ein kurzfristiger Erfolg tritt nach diesen Studien bei etwa 50-70% der Patienten auf. Und auch wenn die Akupunktur als alleinige Maßnahme nicht immer ausreicht - als unterstützende Maßnahme ist sie auch auf längere Sicht bei vielen Betroffenen sehr hilfreich.

Akupunktur ist Schmerzmitteln oft überlegen

Akupunktur wirkt. Vor allem gegen Schmerzen. Dennoch greifen die meisten Ärzte nach wie vor lieber zu den herkömmlichen Schmerzmitteln. Das ist das Fazit einer schmerztherapeutischen Fachtagung.

Ärzte greifen reflexartig zum Rezeptblock

Bisher erstatten die gesetzlichen Krankenkassen eine Schmerztherapie mit Akupunktur nur bei der Behandlung chronischer Rückenschmerzen und einer Arthrose im Knie. Nicht aber bei Muskel- und Nackenschmerzen, obwohl auch hier Studien eindeutig gezeigt haben, dass die Akupunktur Schmerzmedikamenten überlegen ist, beklagt Dr. Dominik Irnich, Leiter der Schmerzambulanz an der Universität München.

Er kritisiert aber nicht nur die Kassen für ihre etwas zähflüssige Übernahme von Akupunkturkosten, auch dann, wenn die Wirkung längst erwiesen ist. Auch die Ärzte bekommen ihr Fett weg, und das wahrscheinlich zurecht.

Die wenigsten niedergelassenen Ärzte nämlich kommen bei einem Patienten mit Rückenschmerzen oder ähnlichen Beschwerden auf die Idee, eine Akupunktur-Behandlung zu verschreiben. Dann doch lieber das altbekannte Schema F, und ein Schmerzmittel auf den Rezeptblock. Das gilt natürlich vor allem für jene Ärzte, die selbst keine Akupunktur-Ausbildung haben und daher ihren Patienten zu einem Kollegen überweisen müssten. Das tut man nicht so gern, schon gar nicht, wenn der Kollege oder die Kollegin den Patienten dann vielleicht gleich ganz für sich gewinnt.

Überlegenheit der Akupunktur mehrfach nachgewiesen

Aber auch in den offiziellen Leitlinien der Ärzteschaft spielt die Akupunktur immer noch eine Nebenrolle. Warum eigentlich? Weil sie aus China kommt? Weil sie die unumstößlichen Wahrheiten unserer Schulmedizin mächtig in Frage stellt? Oder weil die Pharmaindustrie wieder mal mitmischt und natürlich nicht das geringste Interesse an einer Ausbreitung der Akupunktur hat?

Die Fakten jedenfalls: Akupunktur lindert in über 70% der Fälle effektiv Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Gelenkschmerzen. Auch bei Schulterschmerzen ist die Akupunktur einer neuen Studie zufolge doppelt so effektiv wie Schmerzmedikamente. Damit ist sie den herkömmlichen Schmerzmitteln weit überlegen und zudem auch noch verträglicher. Aber eben auch umständlicher und – solange die Kassen nicht nachziehen – teurer. Die Kosten für Selbstzahler liegen etwa bei 25-50 € pro Sitzung.

Wird die Akupunktur zur Schmerzbehandlung von den Krankenkassen erstattet?

Das ist von Kasse zu Kasse unterschiedlich. Zu den gesetzlichen Regelleistungen gehört die Akupunktur leider trotz ihrer nachgewiesenen Wirkung noch immer nicht.

Fragen Sie vor einer Akupunktur-Behandlung in jedem Fall bei Ihrer Krankenkasse nach, ob und in welchem Umfang sie die Kosten übernimmt.

Wie viele Akupunktur-Sitzungen sind zur Schmerzbehandlung notwendig?

Das ist sehr unterschiedlich und lässt sich pauschal leider nicht beantworten. Es hängt sowohl von der Schmerzart als auch von der Schmerzintensität ab. Dennoch gibt es ein paar Faustregeln, die sich aus den Erfahrungen von Akupunktur-Ärzten ableiten lassen:

  • Eine Akupunktur-Behandlung wirkt nie sofort. Sie ist nur eine Option für chronische Schmerzen, bei denen es um eine langfristige Beschwerdelinderung geht.
  • 10-15 Sitzungen sind in den meisten Fällen für eine nachhaltige Schmerzlinderung notwendig.
  • Mitunter werden auch bis zu 30 Sitzungen empfohlen.
  • In der Regel lässt sich nach etwa 6-8 Sitzungen abschätzen (und spüren!), ob die Akupunktur hilft und wie viele weitere Sitzungen noch notwendig sind.
  • Je länger die Schmerzen schon bestehen, desto länger dauert in der Regel auch die Schmerzbehandlung.

Wichtig: Gehen Sie am besten zu einem erfahrenen Akupunkteur, der oder die einen guten Ruf hat. Denn sollte Ihre Krankenkasse die Kosten für eine Akupunktur-Behandlung nicht übernehmen, können so viele Sitzungen ganz schön ins Geld gehen. Und dann ist um so wichtiger, dass Sie Vertrauen zu Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin haben können. Denn wie bei allen anderen Selbstzahlungsleistungen gilt auch hier: Die meisten Ärzte handeln seriös, aber einige wollen auch einfach nur Geld verdienen.

Entspannungsmethoden

Können Entspannungs- und Meditationsübungen Schmerzen lindern?

Entspannungs- und Meditationstechniken können sehr hilfreich sein, um mit Schmerzen umgehen bzw. sie kontrollieren zu können. Ziel der Entspannung ist es, die körperliche Anspannung, die mit Schmerzen einhergehen kann, zu reduzieren. Das wiederum beeinflusst die Schmerzwahrnehmung günstig.

Zu den etablierteren Methoden gehören zum Beispiel Konzentrationsübungen, tiefe Atmung und die sogenannte Muskelrelaxation. Entspannungsübungen helfen Ihnen auch, sich auf andere Dinge als die Schmerzen zu konzentrieren, so dass diese nicht mehr im Mittelpunkt Ihrer Aufmerksamkeit stehen.

Auch Meditation kann helfen, Schmerzen zu lindern. Meditation umfasst die Entspannung von Geist und Körper durch Konzentration auf einen Fokus. Mögliche Methoden sind Gebet, Yoga und tiefe Atmung.

Atemtechniken und Entspannungsübungen gegen Schmerzen

Welche Entspannungsübungen werden häufig in der Schmerztherapie eingesetzt?

Entspannungsübungen spielen in Schmerzbewältigungsprogrammen eine wichtige Rolle. Sie helfen auf vielfältige Weise: Das vegetative Nervensystem wird stabilisiert, (schmerzverstärkende muskuläre und seelische) Verspannungen lösen sich, der gesamte Körper beruhigt und entspannt sich – dies alles führt dazu, dass sich die Schmerzwahrnehmung im Gehirn verändert und nachlässt.

Zu den bekanntesten Verfahren gehören das Autogene Training, die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Eutonische Übungen und nicht zuletzt die Hypnose. Auch Mal-, Musik- und Farbtherapien können sinnvoll sein.

Gibt es Atemtechniken gegen Schmerzen?

Ja. Atemübungen scheinen besonders bei akuten Schmerzen effektiv zu sein. Sie dienen vor allem dazu, den Schmerz zu kontrollieren. Die Atemtechniken helfen, die Schmerzwahrnehmung zu reduzieren, indem sie die Atmung verlangsamen. Das hat einen entspannenden Effekt auf den Körper, was wiederum die Schmerzwahrnehmung positiv beeinflusst.

Zu den Atemübungen gegen Schmerzen gehören zum Beispiel die tiefe Bauchatmung und die Wechselatmung (alternate nostril breathing). Die Bauchatmung hilft häufig auch bei chronischen Schmerzen.

Wie funktioniert die Bauchatmung gegen Schmerzen?

Die Bauchatmung, auch als tiefe Atmung bezeichnet, hilft, die Schmerzen zu kontrollieren. Dabei ist sie relativ einfach durchzuführen.

Legen Sie eine Hand auf Ihren Bauch und die andere auf Ihren oberen Brustkorb. Dann atmen Sie mehrere Atemzüge normal bzw. so, wie Sie immer atmen. Achten Sie nun darauf, wie sich Ihre Hände bewegen. Vielleicht hilft es Ihnen die Augen zu schließen, damit Sie sich besser konzentrieren können. Stellen Sie nun fest, dass sich die obere Hand auf dem Brustkorb stärker bewegt als die untere auf dem Bauch, dann konzentrieren Sie sich darauf, tief in den Bauch zu atmen. Auf diese Weise befüllen Sie die ganzen Lungen mit Luft und Sauerstoff. Denn stressbedingt atmen wir oft nur in die Brust, so dass nicht alle Lungenabschnitte mit Luft versorgt werden.

Atmen Sie nun mehrmals tief ein und aus. Versuchen Sie dabei, den Schulter-, den Nacken- und den Rückenbereich zu entspannen.

Am besten mehrmals täglich

Führen Sie diese Atemübungen, soweit möglich, mehrmals täglich für einige Minuten aus. Sie können die Atemtechnik auch auf dem Rücken liegend ausüben (wenn Sie das nicht ohnehin schon so vorhatten), dabei fällt es leichter zu entspannen.

Viele fühlen sich nach diesen Atemübungen nicht nur schmerzfreier, sondern auch generell deutlich gestärkt.

Wie funktioniert die Wechselatmung gegen Schmerzen?

Die Wechselatmung gehört zu den Atemübungen, die eingesetzt werden können, um Schmerzen zu kontrollieren. Allerdings sollten Sie diese Übung nicht ausführen, wenn Sie erkältet sind oder Ihre Nasenatmung in irgendeiner Weise blockiert ist.

  • Setzen Sie sich gerade hin und schließen Sie Ihr rechtes Nasenloch mit dem rechten Daumen.
  • Dann atmen Sie durch das linke Nasenloch solange ein, wie Sie brauchen, um bis vier zu zählen.
  • Anschließend verschließen Sie Ihr linkes Nasenloch mit dem Ring- und dem kleinen Finger der rechten Hand und entfernen gleichzeitig Ihren Daumen vom rechten Nasenloch. Durch dieses atmen Sie jetzt aus und zählen dabei weiter bis acht.
  • Nun beginnen Sie durch das rechte Nasenloch einzuatmen, während Sie wiederum bis vier zählen.
  • Dann öffnen Sie das linke Nasenloch durch Entfernen von Ring- und Zeigefinger und verschließen gleichzeitig das rechte Nasenloch mit dem rechten Daumen. Nun atmen Sie durch das linke Nasenloch aus, bis Sie bis acht gezählt haben.
  • Damit ist eine volle Runde beendet.

Am besten beginnen Sie diese Atemtechnik mit drei Runden, dann können Sie pro Woche eine Runde hinzufügen, bis Sie sieben erreicht haben.

Welche kognitiven Methoden gibt es, um Schmerzen in den Griff zu bekommen?

Neben Methoden wie Atem- oder Entspannungsübungen gibt es sogenannte kognitive Strategien, um Schmerzen zu lindern und zu kontrollieren.

Diese kognitiven Methoden haben vereinfacht dargestellt folgendes Prinzip: Sie versuchen unter Anleitung herauszufinden, wie Sie mit Schmerzen umgehen. In der Folge erlernen Sie dann, wie man diese (kognitiven) Bahnen verändern kann.

Dabei gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen, zum Beispiel Ablenkung, Imagination (Vorstellungskraft) und Achtsamkeit.

Die Ablenkung soll Ihre Aufmerksamkeit von den Schmerzen hin zu anderen Dingen lenken. Dabei kann Ihnen zum Beispiel die Imagination bzw. das Vorstellen detaillierter Bilder und Szenen helfen. Achtsamkeit ist im Prinzip eine Form der Entspannung, die Sie dazu bringen soll, Ihren Schmerz zu akzeptieren und die Art zu verändern, wie Sie über Schmerzen denken und auf sie reagieren.

Der Begriff kognitiv stammt übrigens aus der Psychologie und bezeichnet alle Funktionen, die mit Wahrnehmung, Lernen, Erinnern und Denken zusammenhängen.

Quellen:

  • Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2011

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

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Kommentare: Archiv

hilft auch längerfristig
2014-10-10 05:33:25, Biggi
Meine Mutter hat mit Akupunktur ihre chronischen Kopfschmerzen behandeln lassen und das hat nicht nur kurzfristig geholfen, sondern nun schon seit zwei Jahren.

Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

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  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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