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Welchen Einfluss haben die Psyche und Endorphine auf das Schmerzempfinden? Warum kann es schaden, Schmerzen unbehandelt zu lassen? Und was kann man bei Schmerzen selber tun? Im folgenden Beitrag finden Sie Fragen und Antworten rund um das Thema Schmerzen.

Schmerzarten

Was sind viszerale Schmerzen?

Als viszerale Schmerzen bezeichnen Mediziner Schmerzen, die von inneren Organen ausgehen. Da die inneren Organe von speziellen Nervenbahnen versorgt werden, fühlt sich der viszerale Schmerz anders an als z.B. der Schmerz bei einer Hautwunde oder entzündeten Gelenken.

Viszerale Schmerzen fühlen sich oft eher dumpf und schwer lokalisierbar an.

Was versteht man unter "Durchbruchschmerzen"?

Durchbruchschmerzen sind plötzliche Schmerzattacken, die bei Patienten mit chronischen Schmerzzuständen z.B. bei bestimmten Bewegungen auftreten. Auch Husten oder Niesen können Auslöser sein. Meistens klingen sie recht schnell wieder ab, können aber in dem Moment, in dem sie auftreten, sehr heftig sein.

Treten diese Durchbruchschmerzen regelmäßig auf, z.B. bei einem Lagewechsel im Bett, wird der Arzt ein akut wirksames, stärkeres Schmerzmittel verschreiben, das in diesen Situationen gegeben werden kann.

Wie entsteht der sogenannte Phantomschmerz?

Menschen, denen ein Arm oder Bein amputiert wurde, erleben mitunter Schmerzen, die für sie eindeutig aus dem Bereich der fehlenden Gliedmaße zu kommen scheinen. Dieses Phänomen nennt man auch Phantomschmerz.

Ursache sind neu gebildete Nervenfasern im Amputationsbereich, die übererregbar sind und einen Schmerz hervorrufen, der tatsächlich " von darunter" zu kommen scheint. Der Phantomschmerz ist oft brennend, manchmal aber auch eher drückend oder krampfartig. Er kann sehr ausgeprägt und belastend sein.

Umgang mit Schmerzen

Was kann ich bei Schmerzen selber tun?

Schmerzen sind ein sehr individuelles Symptom und werden durchaus unterschiedlich wahrgenommen. Für Sie ist es wichtig herauszufinden, was Ihre Schmerzen bessert oder verstärkt bzw. auslöst, um so zu lernen, wie Sie mit den Schmerzen umgehen und sie kontrollieren können.

Eine gute Möglichkeit, eventuell Muster oder Auslöser von Schmerzen zu erkennen, ist das Führen eines Schmerztagebuchs. Darin notieren Sie zum Beispiel, wann und in welcher Situation die Schmerzen auftraten und wie stark sie waren. Das gibt Ihnen und Ihrem Arzt einen relativ objektiven Überblick über Ihre Schmerzen, der die Auswahl der optimalen Schmerztherapie unterstützen kann.

Warum ist eine Schmerzbehandlung sinnvoller als das "möglichst lange aushalten" ohne Medikamente?

Nicht wenige Menschen mit Schmerzen haben die Neigung, so lange es irgend geht auf Schmerzmedikamente zu verzichten. Einige von ihnen fürchten die Nebenwirkungen der Schmerzmittel, andere sind der Ansicht, dass man die Schmerzwahrnehmung des Körpers nicht unterdrücken sollte.

Dabei wird oft übersehen, dass Schmerzmedikamente nicht nur die Schmerzen lindern, sondern dem Körper auch Ruhe verschaffen. Und Ruhe fördert den Heilungsprozess.

Zu viel Tapferkeit schadet eher

Anders ausgedrückt: Wer sich "dem Schmerz ohne Arzneimittel stellt", mutet seinem Körper auch mehr "Stress" zu. Denn unabhängig davon, um welche Art von Schmerzen es sich handelt und wo die Schmerzen sitzen, sie verursachen im Körper immer auch eine Art Ausnahmezustand. Letztlich sind ja Schmerzen nichts anderes als ein Alarmsignal, und entsprechend alarmiert verhält sich auch der Körper in diesem Augenblick. So ist z.B. nachgewiesen, dass bei länger andauernden Schmerzen das körpereigene Immunsystem geschwächt wird.

Vor diesem Hintergrund empfehlen Experten bei Schmerzen nicht "übertapfer" zu sein und lieber frühzeitig Schmerzmittel einzunehmen. Die Schmerzentlastung führt dazu, dass der Heilungsprozess dort, wo der Schmerz herkommt, gefördert wird.

Warum werden Schmerzen manchmal so unterschiedlich stark wahrgenommen?

Die Nervenbahnen, die den Schmerz vom Ort des Geschehens ins Gehirn weiterleiten, können durch andere Nervenimpulse erheblich beeinflusst werden. So kann z.B. ein "sich auf den Schmerz konzentrieren" die Schmerzempfindung verschlimmern. Dasselbe gilt für Angstgefühle.

Ist man hingegen abgelenkt oder wegen anderer Dinge freudig erregt, nimmt oft auch die Schmerzintensität ab. Auf diesem Prinzip basiert auch der Erfolg der Hypnose in der Schmerztherapie.

Welchen Einfluss hat die Psyche auf den Schmerz?

Einen großen. Leider wird das in der modernen Schmerztherapie oft viel zu wenig berücksichtigt.

Es ist bekannt, dass Ängste und Sorgen, Wut und Trauer, aber auch Verspannungen, Schlafmangel oder Depressionen Schmerzen verstärken können. Manchmal entstehen die Schmerzen überhaupt erst durch einen solchen "Grundzustand". Wenn dann die Schmerzen wiederum die Ängste und Sorgen weiter verstärken, ist das ein Teufelskreis. Deshalb gilt auch hier: Eine frühzeitige und konsequente Schmerzbehandlung ist nicht nur körperlich, sondern oft auch psychisch und emotional von großer Bedeutung.

Nicht wenige Menschen mit chronischen Schmerzen haben die Grundeinstellung, die Schmerzen aushalten und "ertragen" zu müssen. Wir können Ihnen nur intensiv von dieser Einstellung abraten.

Gehen Frauen mit Schmerzen anders um?

Was Ärzte zu wenig wissen: Schmerzen sind bei Männern und Frauen unterschiedlich. Nicht nur, was ihre Häufigkeit angeht, sondern auch, was den Umgang damit angeht. Darauf machte jetzt Schmerzexperte Prof. Hans-Georg Kress von der Universitätsklinik Wien aufmerksam.

Studien zeigen: Bei Frauen wird fünfmal so häufig wie bei Männern keine ausreichende Schmerztherapie durchgeführt. Das liegt nicht etwa daran, dass die Ärzte Frauen bewusst schlechter behandeln. Es liegt eher daran, dass Frauen weniger als Männer über ihre Schmerzen sprechen. Die alte Mär, sie würden einfach weniger schmerzempfindlich sein, scheint dabei nicht zu stimmen. Es ist einfach so, dass Frauen auch bei identischem Schmerzreiz weniger als Männer darüber (öffentlich) klagen.

Und eine weitere wissenschaftliche Beobachtung: Frauen schaffen es offenbar besser als Männer, trotz der Schmerzen bei guter Stimmung zu bleiben, so Kress. Trotzdem ist ihr Hang zum "Tapfersein" nicht unbedingt klug. Denn Schmerzmittel wirken auch bei Frauen. Und Schmerzlinderung bedeutet auch bei Frauen mehr Lebensqualität.

Welche "Alltagssituationen" können Schmerzen verstärken oder lindern?

Fast jeder hat schon einmal die Erfahrung gemacht, dass Schmerzen (z.B. Zahnschmerzen) stark schwanken können, obwohl die Schmerzursache sich gar nicht verändert. Das hängt damit zusammen, dass das individuelle Schmerzempfinden von einer ganzen Reihe an Faktoren abhängt - also nicht nur von der Schmerzquelle.

Vor allem psychische Faktoren können das Schmerzempfinden erheblich beeinflussen. So ist zum Beispiel bekannt, dass Angst und Einsamkeit, aber auch mangelnde Ablenkung die Schmerzempfindung intensivieren können. Wer "in seinen Körper reinhört" und sich auf den Schmerz konzentriert, fühlt den Schmerz stärker als wenn er sich mit ganz anderen Dingen beschäftigt.

Psychotherapie kann viel bringen

Für Menschen mit chronischen Schmerzen, z.B. aufgrund einer Krebserkrankung, lohnt es sich deshalb oft, neben der medikamentösen Therapie auch die Angebote einer schmerzpsychotherapeutischen Behandlung wahrzunehmen. Die erfahrenen Therapeuten können Ihnen helfen, den Alltag so zu gestalten, dass Sie deutlich weniger Schmerz empfinden.

Aber auch Wetterwechsel, Schlafmangel, körperliche Anstrengung und emotionale Belastungen können das Schmerzempfinden verstärken.

Stimmt es, dass Kampfsportler weniger schmerzempfindlich sind?

Ja, Kampfsportler sind im Schnitt robuster gegenüber Schmerzen als die "Normalbevölkerung". Ermittelt haben das kürzlich deutsche Wissenschaftler. Einer Studie der Uni Bochum zufolge haben Kampfsportler ein deutlich strapazierfähigeres Schmerzempfinden.

Das liegt nicht am besser trainierten Bewegungsapparat, sondern an der psychischen Akzeptanz von Schmerzen. Die gehören einfach dazu und sind deshalb nicht negativ behaftet.

Wozu dient ein Schmerztagebuch? 

Schmerzen lassen sich im Gegensatz zu Fieber oder Blutdruck nicht objektiv messen. Zudem ist das Schmerzempfinden von Mensch zu Mensch - und oft auch von Situation zu Situation - unterschiedlich.

Tagebuch ermittelt Schmerz-Auslöser

Um eine gut abgestimmte Schmerzbehandlung zu ermöglichen, wird deshalb oft das Führen eines Schmerztagebuches empfohlen. Hier trägt man täglich ein, ob Schmerzen aufgetreten sind, und wenn ja, wann sie aufgetreten sind, wie lange sie angehalten haben, wo sie lokalisiert waren, wie stark sie waren und wie sie sich angefühlt haben (z.B. brennend, drückend, krampfartig). Auch sollte man dokumentieren, was man an dem Tag getan hat bzw. in welchen Situationen die Schmerzen aufgetreten sind und welche Medikamente in welcher Dosierung eingenommen wurden.

Durch diese Dokumentation bekommen Sie selbst und Ihr Arzt nicht nur einen guten Eindruck über den Schmerzverlauf und mögliche Auslöser. Auch die Behandlung lässt sich optimaler abstimmen.

Schmerztagebücher erhalten Sie von Ihrem Arzt, aber auch über Ihre Krankenkassen oder Schmerz-Selbsthilfegruppen in Ihrer Region.

Endorphine gegen Schmerz

Gibt es auch körpereigene Schmerzmittel?

Ja, Endorphine zum Beispiel. Diese oft als "Glückshormone" bezeichneten körpereigenen Botenstoffe können, wenn sie freigesetzt werden, Schmerzen sehr effektiv lindern.

Das ist der Grund, warum Marathonläufer ihre Blasen oft erst nach dem Rennen spüren. Während des Laufs ist der Endorphinspiegel zu hoch (der viel beschriebene Glücksrausch beim Marathonläufer).

Endorphine wirken von innen

Aber auch Adrenalin, freigesetzt vor allem in Krisensituationen, mindert das Schmerzempfinden. Klassisches Beispiel, wenn auch kein schönes: In großer Gefahr und Aufregung, z.B. unmittelbar nach einem Autounfall, spüren die Betroffenen meistens kaum Schmerzen.

Zurück zu schöneren Lebenssituationen: Alles, was Ihnen Glück und Freude bereitet, fördert die Endorphin-Freisetzung und ist das beste Schmerzmittel, was es gibt.

Stimmt es, dass Endorphine auch gegen Schmerzen wirken?

Endorphine werden ja auch "Glückshormone" genannt, da sie im Körper für die positiven Gefühle verantwortlich sind. Oder anders ausgedrückt: In Glücksmomenten schüttet der Körper Endorphine aus. Sie sind sozusagen der Stoff, über den sich positive Gefühle "körperlich" manifestieren.

Darüber hinaus sind Endorphine tatsächlich auch so etwas wie innere Schmerzmedikamente. Hohe Endorphin-Spiegel bedeuten ein geringeres Schmerzempfinden.

Weniger Schmerz bei Gefahr

Das hat seinen biologischen Sinn: Normalerweise soll der Schmerz einem ja zeigen, dass etwas nicht in Ordnung ist (auch wenn man darauf meistens gern verzichten würde). In bestimmten Situationen aber, z.B. in Gefahr oder mitten in einer körperlichen Aktivität, ist Schmerz eher hinderlich. Hier werden dann Endorphine ausgeschüttet und bewirken ähnlich wie Adrenalin, dass das Schmerzempfinden herabgesetzt wird (evolutionsbiologisch: um der Gefahr ungehindert entfliehen zu können).

Wissenswertes

Was versteht man unter Schmerzgedächtnis?

Bei sehr lange bestehenden, chronischen Schmerzen kann es passieren, dass die schmerzleitenden Nervenbahnen im Rückenmark und Gehirn so überreizt sind, dass sie mitunter auch dann Schmerzreize "funken", wenn dazu gar kein Anlass besteht. Das nennt man Schmerzgedächtnis.

In gewisser Weise hat sich der Schmerzreiz selbständig gemacht.

Quellen:

  • 15. Internationales Wiener Schmerzsymposium
  • Was ist Schmerz? 2021. Herausgeber: Deutsche Schmerzliga e.V. www.schmerzliga.de.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

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Kommentare: Archiv

Stress verschlimmert Schmerzen
2014-10-10 05:40:08, Tommy
Bei mir ist es eindeutig so, dass sich meine Schmerzen verschlimmern, wenn ich mich aufrege oder viel Stress habe. Leider ist das ja aber nicht immer zu verhindern. Es zeigt aber, wie wichtig bei Schmerzen auch der seelische Zustand ist.

Autor unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt / medizinischer Fachautor

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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