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Was ist ein Tinnitus? Welche Art von Geräuschen, welche Symptome sind typisch? Was sind mögliche Ursachen und Auslöser von Ohrgeräuschen? Können Lärm und Stress zu Tinnitus führen? Antworten auf diese und weitere Fragen finden Sie im folgenden Beitrag.

Definition

Tinnitus ist ein unangenehmes, lästiges Symptom, das Betroffene erheblich belasten kann. Wie die Ohrgeräusche genau zustande kommen, ist nicht abschließend geklärt. Fest steht, dass sich eine Vielzahl an Erkrankungen und Störungen dahinter verbergen kann. Außerdem gibt es zahlreiche Auslöser, die ein dauerhaftes Ohrenrauschen initiieren können, allen voran eine starke Lärmbelastung.

Was bedeutet Tinnitus?

Ein Tinnitus ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein Symptom, d.h. ein Anzeichen einer Störung im Hörsystem. Es äußert sich als Geräusch (zum Beispiel ein Klingeln, Rauschen, Pfeifen oder Piepsen im Ohr), für das es jedoch keine äußere Schallquelle gibt. Das Geräusch wird nur vom Betroffenen selbst empfunden und kann von niemand sonst wahrgenommen werden.

Der Begriff Tinnitus leitet sich von der lateinischen Bezeichnung "Tinnitus aurium" ab, was übersetzt so viel wie "Das Klingeln der Ohren" bedeutet. In Deutschland sind mehr als 11 Millionen Menschen davon betroffen.

Subjektiv oder objektiv, akut oder chronisch

Wenn von einem Tinnitus die Rede ist, ist in der Regel der subjektive Tinnitus gemeint, der aufgrund einer Schädigung des Hörsystems entsteht. Im Gegensatz dazu gibt es den sehr seltenen objektiven Tinnitus, dem tatsächlich eine Schallquelle zugeordnet werden kann. Meist handelt es sich um Gefäßverengungen, die ein pochendes oder pulsartiges Geräusch auslösen. Der Arzt kann es mit einem Stethoskop ebenfalls hören.

Zudem kann der Tinnitus je nach Dauer in zwei unterschiedliche Arten unterteilt werden:

  • akuter Tinnitus: Der Tinnitus dauert nicht länger als drei Monate.
  • chronischer Tinnitus: Das Ohrenrauschen dauert länger als drei Monate.

Wissenswertes

Wie schlimm ist mein Tinnitus?

Ein Tinnitus kann, abhängig vom Leidensdruck der Betroffenen, in vier unterschiedliche Schweregrade eingeteilt werden:

  • Grad 1: Die Lebensqualität des Betroffenen ist trotz der Ohrgeräusche nicht beeinträchtigt.
  • Grad 2: Die Ohrgeräusche werden vor allem in stressigen und belastenden Situationen als störend empfunden und treten häufig auch im Stillen auf.
  • Grad 3: Der Betroffene ist durch das Ohrgeräusch in seiner Lebensqualität stark eingeschränkt. Der Tinnitus ist dauerhaft (bei der Arbeit, zu Hause und unterwegs) hörbar. Das ständig wahrnehmbare Ohrgeräusch führt zu weiteren Problemen und Beschwerden (wie Probleme beim Einschlafen, Kopfschmerzen, Muskelverspannungen) oder löst Sorgen und Ängste aus.
  • Grad 4: Der Betroffene leidet stark unter den ständig wahrnehmbaren Ohrgeräuschen. Der Tinnitus führt zu verschiedenen psychischen und körperlichen Beschwerden (Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Schlafprobleme, verminderte Leistungsfähigkeit, Ängste, Depressionen). Im schlimmsten Fall leidet der Betroffene so sehr unter dem Tinnitus, dass er Suizidgedanken entwickelt.

Nicht immer gelingt eine vollständige Heilung

Die Heilungschancen eines akuten Tinnitus liegen bei etwa 70%. Das heißt, in 70% der Fälle klingen die Symptome eines Tinnitus innerhalb von drei Monaten wieder vollständig ab. Geht der akute Tinnitus in einen chronischen über, ist die Wahrscheinlichkeit einer Spontanheilung jedoch nur mehr sehr gering. Das Ziel der Therapie besteht dann meist darin, die Symptome so gut wie möglich zu lindern.

Sind hier und da mal Ohrgeräusche schon ein krankhafter Tinnitus?

Nein, Ohrgeräusche, die hin und wieder mal auftreten, sind noch kein Anzeichen für einen krankhaften Tinnitus. Nach einem Discobesuch oder einer anderen, lang anhaltenden Lärmbelastung (z.B. lautes Musikhören mit Kopfhörern) haben viele Menschen schon einmal Ohrgeräusche wahrgenommen, die aber in den meisten Fällen wieder von alleine verschwinden.

Wie entstehen kurzzeitige Ohrgeräusche?

Der Grund für das kurzzeitige Auftreten von Ohrgeräuschen ist meist Lärm: Werden die sogenannten Haarzellen im Innenohr über einen langen Zeitraum gereizt, wie es bei einer starken Lärmbelastung geschieht, ermüden sie und werden vorübergehend gelähmt. Diese Überreizung kann kurzzeitig ein Piepsen und Brummen im Ohr auslösen. Haben die Haarzellen jedoch die Möglichkeit zur Regeneration, können sie sich vollständig von der Dauerbeschallung erholen und ihre Funktion wieder aufnehmen.

Je öfter man jedoch seine Ohren hohen Lärmbelastungen aussetzt, desto wahrscheinlicher ist es, dass die sensiblen Haarzellen nicht mehr genug Zeit haben, sich zu erholen und allmählich ihre Fähigkeit zur Regeneration verlieren. Einmal verletzte Hörzellen können nicht mehr neu gebildet werden. Der Schaden bleibt also bestehen und führt zu einer dauerhaften Hörstörung.

Zeitweises Ohrensausen durch Stress

Des Weiteren kann auch Dauerstress oder ein besonders belastendes Lebensereignis ein vorübergehendes Ohrensausen auslösen. Hier reichen oft einfache Entspannungsübungen sowie ein vernünftiges Stressmanagement aus, um das lästige Ohrgeräusch wieder in den Griff zu bekommen.

Auch gelegentliche Ohrgeräusche nicht immer ungefährlich

Dennoch sollte man Ohrgeräusche, auch wenn sie nur gelegentlich auftreten, nicht auf die leichte Schulter nehmen. Denn manchmal kann auch eine ernsthafte Erkrankung (zum Beispiel eine akute Mittelohrentzündung oder eine Stoffwechselerkrankung) dahinter stecken. Dann kommen jedoch meist noch andere Symptome hinzu, die einen irgendwann zum Arzt führen.

Generell sollte man Folgendes beachten: Bei akuten Ohrgeräuschen oder, wenn die Symptome länger als 24 Stunden anhalten, sollten Betroffene einen Facharzt aufsuchen, um die Ursache für das Ohrgeräusch zu klären. Das gilt vor allem dann, wenn neben dem Ohrenrauschen weitere Beschwerden (wie Hörverlust oder Schwindel) hinzukommen.

Ursachen

Tinnitus: Woher kommt das plötzliche Geräusch im Ohr?

In den meisten Fällen sind Ohrgeräusche harmlos. Dennoch sollte man sie immer ernst nehmen und ihnen auf den Grund gehen, bevor sie sich weiter verfestigen. Grundsätzlich gibt es zahlreiche verschiedene Ursachen, die Ohrgeräusche auslösen können.

Tinnitus durch Lärm

Kann zu viel Lärm zu Tinnitus führen?

Ja. Ohrgeräusche werden sehr oft durch Lärmschäden verursacht. Dabei spielen sowohl die Lautstärke als auch die Dauer der Belastung eine Rolle.

Manchmal erklärt sich ein Rauschen oder Piepsen im Ohr schon von selbst. Nach einem Konzertbesuch z.B. können die Ohren für einige Zeit "klingeln", bis sie sich wieder erholen und normal funktionieren. Aber auch ein Silvesterknaller, der direkt neben dem Ohr losgeht, kann bewirken, dass es im Ohr plötzlich quietscht oder scheppert.

Dauer kann variieren

Wenn sich das sensible Hörorgan wieder erholt hat, klingen die Beschwerden danach in der Regel wieder ab. Sehr hohe Schallbelastungen können allerdings auch bleibende Schäden verursachen.

Auf Lärmpegel und Dauer der Beschallung kommt es an

Ausschlaggebend für die Entstehung von dauerhaften Ohrgeräuschen oder Gehörschäden sind nämlich mehrere Faktoren:

  • Die Höhe des Lärmpegels, der auf das Ohr einwirkt. Ab 80 Dezibel kann die Gesundheit bereits leiden.
  • Die gesamte Schallenergie, die auf das Ohr einwirkt. Lärmeinwirkung von 150 Dezibel verursacht in Sekunden irreparable Schäden.
  • Die Erholungszeit zwischen den Lärmphasen. In der Regel brauchen die Ohren bis zu zehn Stunden, um sich von einer akuten Lärmbelastung erholen können.
Was ist ein sogenanntes chronisches Lärmtrauma?

Ein chronischer Lärmschaden kann zum Beispiel entstehen, wenn jemand täglich mehrere Stunden einem hohen Lärmpegel ausgesetzt ist. Anfangs erholen sich die Ohren in den Ruhephasen wieder. Nach jahrelanger wiederkehrender Beschallung verschlechtert sich das Hörvermögen jedoch beidseitig.

Das ist häufig am Arbeitsplatz in lauter Umgebung der Fall, wie z.B. auf einem Flughafen. Daher gilt eine Schwerhörigkeit, die durch Lärm am Arbeitsplatz ausgelöst ist, als Berufskrankheit. Grundsätzlich ist vorgeschrieben, dass ein Grenzwert von 85 Dezibel am Arbeitsplatz nicht überschritten werden darf. Das entspricht etwa Maschinengeräuschen, bei denen man sich nicht mehr unterhalten kann.

Der Klassiker: häufige Club-Besuche

Auch nach einem Club-Besuch oder einem Rockkonzert kann es sein, dass die Ohren brummen, rauschen oder piepen. Meistens verschwinden die Symptome nach einigen Stunden Erholung wieder von selbst. Aber auch hier gilt: Setzt man sein empfindliches Hörorgan immer wieder solchen starken Reizen aus, nimmt es irgendwann irreparablen Schaden.

Was ist ein akutes Lärmtrauma?

Daneben gibt es, wenn auch weitaus seltener, das akute Lärmtrauma, das bei großer Lärmeinwirkung mit Pegeln über 120 Dezibel auftritt. Lärmeinwirkung von 150 Dezibel verursacht in Sekunden irreparable Schäden. Auch Spielzeugpistolen, Knallfrösche, Sirenen oder Trillerpfeifen (die oft einen Wert von über 125 Dezibel erreichen) können einen akuten Lärmschaden im Ohr verursachen.

Auf welche Weise schädigt der Lärm die Ohren?

Trifft starker Lärm dauerhaft oder plötzlich als kurzer Knall auf das Ohr, kann die empfindliche Hörschnecke die äußeren Schallwellen nicht mehr richtig verarbeiten. Die feinen Haarzellen im Innenohr werden quasi "niedergemäht" und leiten die akustischen Reize fehlerhaft weiter. Es kommt zu einem akustischen Trauma im Ohr, und die Haarzellen können ihre Funktion nicht mehr richtig ausüben.

Chronischer Tinnitus

Bei einer länger anhaltenden Lärmbelastung ist es auch möglich, dass es zu einer dauerhaften Schädigung des Innenohrs kommt und die feinen Sinneszellen nicht mehr angemessen auf einen Schallreiz reagieren können. Ein chronischer Tinnitus kann entstehen. Denn sind die Haarzellen erstmals beschädigt, können sie auch nicht mehr nachwachsen.

Starker Druck kann das Trommelfell zerreißen

Sehr starke Schallimpulse von kurzer Dauer verursachen einen akuten Schäden am Trommelfell und der Gehörknöchelchenkette. Nach einem Knalltrauma, zum Beispiel durch einen explodierenden Feuerwerkskörper, der nahe am Ohr losgeht, kann der Druck im Ohr so hoch sein, dass sogar das Trommelfell platzt.

Zu viel Lärm schadet nicht nur den Ohren

Muten Sie Ihren empfindlichen Ohren also nicht zuviel zu! Manchmal ist Lärm nicht zu vermeiden. Viele Menschen sind in ihrem Alltag immer wieder Lärmkulissen ausgesetzt. Unser Hörorgan kann höhere Lautstärken bis zu einem gewissen Grad verkraften und sich auch wieder regenerieren. Sehr laute Umgebungen sollte man jedoch möglichst vermeiden.

Und noch ein Rat

Wichtig sind außerdem konsequente Ruhezeiten. Sie kommen übrigens nicht nur Ihren Ohren, sondern auch der Psyche und dem gesamten Wohlbefinden zugute.

Ist der Stress schuld an meinem Tinnitus?

Gut möglich. Stress kann zwar nicht direkt einen Tinnitus auslösen. Häufig aber tritt das Ohrgeräusch in Zusammenhang mit Stress auf. Zudem führt er oft dazu, dass Menschen den Tinnitus lauter und unangenehmer wahrnehmen.

Vor allem Dauerstress, belastende Lebensereignisse und ständige Sorgen können dazu führen, dass auch das Hörsystem "unter Druck steht". Es warnt sozusagen den Körper davor, sich weiter zu überfordern. Ein Tinnitus kann daher auch als "Hilfeschrei der Seele" verstanden werden. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass das eigene Wohlbefinden einen sehr großen Einfluss auf die Entwicklung von Ohrensausen hat.

Folgende psychische Störungen können einen Tinnitus begünstigen:

Stress macht Tinnitus, Tinnitus macht Stress

Leider ist das quälende Brummen, Piepsen oder Rauschen im Ohr auch selbst ein wesentlicher Stressfaktor. Bei einem chronischen Tinnitus ist das Ohrgeräusch andauernd zu hören – selbst im Ruhezustand. Aus diesem Grund können sich viele Betroffene nicht mehr richtig entspannen. Tinnitus und Stress schaukeln sich gegenseitig immer mehr auf.

Daneben erschweren weitere Stressfaktoren im Alltag (familiäre oder berufliche Sorgen) vielen Menschen, innere Ruhe zu finden. Ein Teufelskreis, aus denen viele Betroffene von alleine nicht mehr herauskommen. Im schlimmsten Fall kann ein chronischer Tinnitus zu Depressionen, sozialer Isolation oder Angsterkrankungen führen oder umgekehrt als Folge einer solchen Erkrankung hervorgehen.

Ein wichtiges Ziel in der Tinnitus-Therapie ist es daher, den Betroffenen beizubringen, wie sie in Zukunft besser mit stressbedingten Situationen umgehen können. Entspannungsübungen und das Erlernen von Stressbewältigungsstrategien versprechen meist gute Erfolge.

Nicht jedes Ohrengeräusch ist gleich ein Tinnitus

Sind plötzlich auftretende Ohrgeräusche Hinweis auf einen Hörsturz?

Ja, das kann durchaus sein. Ohrgeräusche, die überraschend und ohne erkennbare Ursache entstehen, können auf einen Hörsturz hindeuten. Allerdings gibt es noch viele andere Gründe, die zu einem plötzlich auftretenden Tinnitus führen können, darunter zum Glück eher selten schwerere Erkrankungen.

Um festzustellen, ob hinter den Ohrgeräuschen tatsächlich ein Hörsturz steckt, muss der behandelnde Arzt bei der Diagnosefindung deshalb zunächst alle anderen Ursachen und Erkrankungen ausschließen, die häufiger im Zusammenhang mit einem Tinnitus stehen. Kann der Verdacht auf andere Grunderkrankungen ausgeschlossen werden, wird Ihr Arzt eine Reihe von Testuntersuchungen (z. B. Ohrspiegelung, Hörtest, Stimmgabeltest) vornehmen. Bei einem vermuteten Hörsturz als Auslöser für den Tinnitus wird er außerdem den Blutdruck messen und überprüfen, ob Ihr Gleichgewichtsorgan einwandfrei funktioniert (Vestibularisprüfung).

Kann ein Tinnitus von der Halswirbelsäule kommen?

Ja. Gelenkprobleme oder Muskelverspannungen im Bereich der Halswirbelsäule können die Entstehung von Ohrgeräuschen begünstigen oder einen bereits bestehenden Tinnitus verstärken. Denn zwischen Gehör und Halswirbelsäule (HWS) besteht ein Zusammenhang.

Feine Nerven- und Gefäßverbindungen

Unser Gehör ist über Nervenverbindungen mit der oberen Muskulatur der Halswirbelsäule verbunden. Das bedeutet, Muskelverspannungen am Nacken oder Rücken, Verschleißerscheinungen sowie generell Funktionsstörungen im Bereich der Halswirbelsäule können sich auch auf unser Hörsystem auswirken und so zu Hörproblemen und Ohrgeräuschen führen.

Da die Nervenkerne der Hirnnerven außerdem über die Äste der Wirbelsäulenarterie mit Blut versorgt werden, können verschleißbedingte Schäden an den Gefäßen dazu führen, dass diese Hirnnervenkerne schlechter durchblutet werden. In der Folge hört der Betroffene plötzlich schlechter. Dies kann ebenfalls die Entstehung eines Tinnitus begünstigen oder einen bestehenden Tinnitus verstärken.

Natürlich ist die Wechselwirkung gegenseitig. So kann umgekehrt auch ein Tinnitus Funktionsstörungen (Anspannungen und Verspannungen) im HWS-Bereich auslösen. Oft fällt es hier schwer, Ursache und Wirkung klar voneinander zu trennen.

Typische Ohrgeräusche bei HWS-Beschwerden

Manchmal kann der Arzt an der Art des Ohrgeräusches und anhand weiterer Begleitsymptome verschiedene Ursachen voneinander abgrenzen. Ein Tinnitus, der von der Halswirbelsäule ausgeht, löst häufig folgende typische Ohrgeräusche aus:

  • dumpfes Geräusch mit tiefen Tönen, meist einseitig hörbar
  • ein Rauschen aus mittelhohen oder hohen Tönen, das immer wieder unterbrochen wird

Darüber hinaus leiden Betroffene mit HWS-Problemen häufig unter weiteren Beschwerden wie Tieftonschwerhörigkeit eines Ohres, Hyperakusis (gesteigerte Hörempfindung) und Schwankschwindel.

Die möglichen Ursachen für einen Tinnitus sind ähnlich bunt und mannigfaltig wie die von Kopf- oder Bauchschmerzen. Gerade Störungen im Bereich der Halswirbelsäule äußern sich aber meist durch weitere der hier genannten Beschwerden. Das macht es leichter, dem Übel auf den Grund zu gehen und wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

Kann Tinnitus auch einfach nur an zu viel Ohrenschmalz liegen?

Ja, das kann durchaus sein. Eine Ansammlung von zu viel Ohrenschmalz führt manchmal zu einem Ohrpiepen, Brummen, Knacksen oder Ohrzischen. Wenn sich das Ohrenschmalz nämlich verhärtet und sich im Gehörgang festsetzt, entsteht eine Art Pfropf im Ohr, der das gesamte Hörsystem irritiert.

Die Folge: Man hört plötzlich schlechter, es kommt zu Druckgefühl, Schmerzen, Juckreiz und gegebenenfalls zu einem Tinnitus. Ein Ohrpfropf kann sogar Schwindelanfälle auslösen. Für die Betroffenen kann das sehr störend und lästig werden.

Pfropf im Ohr: lästig, aber harmlos

Ohrenschmalz, im Fachjargon Zerumen genannt, entsteht aus dem Sekret von Talgdrüsen am äußeren Ohr, das für den Schutz der Haut wichtig ist. Bei manchen Menschen wird sehr viel von dieser schützenden Substanz gebildet. Wieder andere haben einen recht engen oder verwinkelten äußeren Gehörgang. In beiden Fällen bildet sich oft immer wieder ein harter Pfropf, der den Gehörgang nach und nach verschließt.

Ein solcher Zeruminalpfropfen im Ohr ist allerdings harmlos und lässt sich meist leicht wieder entfernen. Betroffene sind oft schon daran gewöhnt, sich regelmäßig vom Hals-Nasen-Ohren-Arzt die Ohren säubern zu lassen. Ob wirklich zu viel Ohrenschmalz die Ursache für die Beschwerden ist, sollte am besten immer durch einen Facharzt abgeklärt werden.

Kann hinter Tinnitus auch eine schwere Erkrankung stecken?

Ja, das ist grundsätzlich möglich, wenn auch selten.

Problem im Ohr selbst

Ohrgeräusche können zunächst einmal auf eine Erkrankung der Ohren selbst zurückgehen. Eine Störung im Innenohr, wie zum Beispiel die Menière-Krankheit, die häufig mit Drehschwindel und Hörverlust einhergeht, sowie ein Hörsturz kann sich durch Ohrensausen äußern.

Des Weiteren ist es möglich, dass eine akute Mittelohrentzündung oder eine Entzündung des Gehörgangs hinter einem Tinnitus steckt. Auch eine Funktionsstörung der Ohrtrompete, die zum Nasen-Rachen-Raum führt, kann in eine chronische Mittelohrentzündung übergehen und Ohrgeräusche verursachen.

Weiterhin kann eine Erkrankung des Mittel- oder Innenohrs wie die Otosklerose, bei der es zum Umbau von knöchernen Strukturen im Ohr kommt, einen akuten Tinnitus auslösen.

Von Kopf bis Fuß alles denkbar

Daneben kann ein Tinnitus bei zahlreichen anderen Erkrankungen auftreten. Mitunter steht er beispielsweise in Verbindung mit einer Autoimmunkrankheit (wie Lupus erythematodes, Colitis ulcerosa oder rheumatischen Erkrankungen). Zudem kann er auch Symptom einer Stoffwechselerkrankung wie Diabetes mellitus sein.

Außerdem ist es möglich, dass der Tinnitus durch eine ernsthafte Erkrankung im Gehirn ausgelöst wird, zum Beispiel aufgrund eines Hirntumors, einer Hirnhautentzündung oder auch durch eine chronische Erkrankung des Nervensystems (Multiple Sklerose).

Darüber hinaus können Herz-Kreislauf-Krankheiten (wie Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und Gefäßverengungen) oder auch ein zu niedriger Blutdruck und Blutarmut (Anämie) sowie eine Nierenschwäche zu Ohrgeräuschen führen.

Sehr häufig tritt ein Tinnitus schließlich als Symptom einer Depression oder Angststörung auf.

Aber wie oben gesagt: All das ist selten. Meistens haben die Ohrgeräusche harmlosere Ursachen.

Auf einen Blick: mögliche Erkrankungen als Ursache des Tinnitus

  • Verschluss des Gehörgangs (z.B. durch Ohrenschmalz oder Fremdkörper im Ohr)
  • Mittelohrentzündungen oder Entzündungen des Gehörgangs
  • Trommelfellverletzungen (durch Riss oder Durchlöcherung)
  • knöcherne Vorsprünge (Exostosen) im äußeren Gehörgang
  • Knochenerkrankung an Mittel- und Innenohr (Otosklerose)
  • Erkältung (Nasennebenhöhlenentzündungen)
  • Schwerhörigkeit (Altersschwerhörigkeit)
  • Hörsturz
  • gutartige Tumore am Hörnerv (Akustikusneurinom)
  • Kopfverletzungen, die Mittel- und Innenohr betreffen
  • Menière-Krankheit
  • Caisson-Krankheit (Druckluftkrankheit/Taucherkrankheit)
  • Baro-Trauma (Druckverletzung)
  • Autoimmunerkrankungen (z.B. Rheuma, Colitis ulcerosa)
  • Multiple Sklerose
  • Hirntumor
  • Hirnhautentzündung
  • Gefäßverkalkung und Durchblutungsstörungen (Arteriosklerose)
  • Herzrhythmusstörungen
  • erhöhter oder zu niedriger Blutdruck
  • Blutarmut
  • Nierenschwäche
  • Stoffwechselerkrankungen (z.B. Diabetes)
  • Schilddrüsenerkrankungen (durch Hormonverschiebungen)
  • Halswirbelsäulenprobleme
  • Muskelverspannungen
  • Zahn- und Kieferbeschwerden
  • Medikamente (Schmerz- und Rheumamedikamente, Malariamittel, harntreibende Mittel, Chemotherapeutika, selten verschriebene Antibiotika)
  • Vergiftungen
  • Drogenkonsum

Diese bunte Auflistung zeigt: Ein Tinnitus kann das Symptom ganz unterschiedlicher Erkrankungen oder Störungen sein. Es erfordert eine gründliche und sorgfältige Abklärung der Ursachen, um dem Betroffenen bestmöglich helfen zu können.

Kann eine Mittelohrentzündung zu Tinnitus führen?

Ja, das ist möglich. Eine akute Mittelohrentzündung oder auch eine Entzündung des äußeren Ohres (Gehörgangsentzündung), bei der Krankheitserreger wie Bakterien, Viren oder Pilze in das Ohr eindringen, kann einen vorübergehenden Tinnitus auslösen. Ohrgeräusche können aber auch schon durch einen gewöhnlichen Schnupfen entstehen.

Verstopfte Ohrtrompete

Das hat folgenden Grund: Das Mittelohr ist über die Ohrtrompete (Tube oder auch Eustachische Röhre) mit dem Rachen verbunden. Eine Erkältung kann dazu führen, dass die Schleimhaut nun viel mehr Sekret produziert als im Normalfall, um die ungebetenen Krankheitserreger wieder auszuschwemmen. Die Nase verstopft, und der Verbindungsgang zwischen Nasenrachenraum und Mittelohr schwillt zu.

Gelingt es den Bakterien oder Viren, über die Ohrtrompete ins Mittelohr einzudringen, können sie sich hier vermehren und eine akute Mittelohrentzündung mit Eiterbildung auslösen. Dies kann wiederum bewirken, dass die Tubenschleimhaut stark anschwillt und das Mittelohr vollständig abgedichtet ist. Zudem kann das eitrige Sekret nicht mehr abfließen und sammelt sich immer mehr an.

Mittelohr unter Druck

Die Folge: Das Mittelohr wird nicht mehr ausreichend belüftet, wodurch sich der Druck in der Ohrtrompete erhöht. Dies kann unter anderem mit heftigen Ohrenschmerzen, Fieber und einer generellen Verschlechterung des Hörvermögens einhergehen. Auch ein vorübergehender Tinnitus kann sich einstellen, da die im Mittelohr gelegenen Gehörknöchelchen den Schall fehlerhaft an das Innenohr (und dort zum Hörorgan) weiterleiten.

Wenn der Druck im Mittelohr durch das gebildete Sekret immer größer wird, kann es sein, dass das Trommelfell, das zwischen dem Gehörgang und dem Mittelohr liegt, dem Druck nicht mehr standhält und einreißt.

Entstehung der Ohrgeräusche

Wodurch entstehen die Geräusche beim Tinnitus?

Wie genau das Ohrgeräusch bei einem Tinnitus zustande kommt, ist noch nicht eindeutig geklärt. Allerdings gibt es mehrere unterschiedliche Erklärungsansätze:

Störung im Innenohr

Einige Experten gehen davon aus, dass die Ohrgeräusche – ähnlich wie beim Hörsturz – durch Durchblutungsstörungen der Innenohrgefäße ausgelöst werden. Andere Theorien besagen wiederum, dass ein Tinnitus durch eine Störung der Haarzellen im Innenohr ausgelöst wird, die für die Wahrnehmung von Geräuschen und Tönen verantwortlich sind.

Normalerweise werden äußere Schallwellen von den Sinneszellen im Innenohr in elektrische Signale umgewandelt und über den Hörnerv an die Hörrinde im Gehirn weitergeleitet, wo der Höreindruck entsteht. Im erkrankten Zustand jedoch werden fehlerhafte Reize von den Sinneszellen weitergeleitet, wodurch die Hörverarbeitung durcheinander gerät und die Höreindrücke vom Gehirn falsch entschlüsselt werden.

Überschießende Reaktion der Nervenzellen

Außerdem kann es sein, dass die an der Hörverarbeitung beteiligten Nervenzellen plötzlich überaktiv reagieren, um quasi die Hörschädigung auszugleichen. Diese spontane Überaktivität kann für eine längere Zeit andauern, sodass die Nervenzellen weiterhin überaktiv sind, obwohl gar kein Hörschaden mehr vorliegt. Die Folge:

Die Geräuschinformationen werden dann fehlerhaft weitergeleitet. Die Höreindrücke verselbstständigen sich im Gehirn und setzten sich fest.

Zudem vermutet man, dass die bei einem Tinnitus störenden Geräusche von den Nervenzellen nicht mehr ausreichend herausgefiltert werden können. Bei einem gesunden Ohr gibt es einen Filter, der störende Geräusche abfängt, sodass diese erst gar nicht ins Gehirn gelangen. Bei einer Störung dieser Filterfunktion gelangen sämtliche Geräusche ins Hörzentrum des Gehirns und damit ins Bewusstsein – das lästige Ohrenrauschen wird wahrgenommen.

Liegt die Ursache gar nicht im Ohr, sondern im Gehirn?

Einige Erklärungsansätze vermuten auch, dass dem Tinnitus eine Verarbeitungsstörung im Hörzentrum des Gehirns zugrunde liegt. Die vom Hörnerv übermittelten Informationen werden vom Gehirn falsch verarbeitet, wodurch es ein Geräusch (oder einen Ton) produziert, das es gar nicht gibt.

Abschließend lässt sich sagen: Um genau zu verstehen, wie ein Tinnitus zustande kommt, muss noch weiter geforscht werden. Eines steht jedoch fest: Auch wenn die Ohrgeräusche nur vom Betroffenen selbst gehört werden können, sind sie nicht eingebildet. Einen Tinnitus gibt es wirklich.

Warum wird ein Tinnitus manchmal leiser und lauter?

Dass ein Tinnitus nicht immer gleich laut wahrgenommen wird, hängt von verschiedenen Ursachen ab. Denn es gibt unterschiedliche Faktoren, die das Ohrensausen beeinflussen können. Stress, innere Anspannung, Aufregung oder seelischer Druck zum Beispiel können dazu beitragen, dass das Geräusch lauter und unangenehmer empfunden wird.

Auf die eigene Wahrnehmung kommt es an

Der sogenannte subjektive Tinnitus ist die häufigste Form von Ohrgeräuschen. Bei ihm gibt es keine objektive Schallquelle für das Piepsen oder Rauschen im Ohr. Der Betroffene nimmt also ein Geräusch wahr, für das es keine reale akustische Entsprechung gibt.

Das heißt jedoch nicht, dass er sich den lästigen Dauerton nur einbildet. Ein Tinnitus existiert tatsächlich. Da er jedoch eine subjektive Empfindung darstellt, kann er entsprechend beeinflusst und von außen modifiziert werden. Das hat Vor- und Nachteile.

Mit bestimmten Maßnahmen lässt sich der Tinnitus eindämmen und oft fast vergessen machen. Bei der Therapie eines chronischen Tinnitus macht man sich diese Einflussmöglichkeiten zunutze. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Situationen und Umstände, unter denen sich ein Ohrgeräusch drastisch verschlechtern und als noch unangenehmer empfunden werden kann.

Ein Spiegel der Seele

Heutzutage weiß man, dass ein chronischer Tinnitus eng mit der Psyche und dem seelischen Wohlbefinden zusammenhängt. Tinnitus ist gewissermaßen ein Paradebeispiel dafür, wie sehr seelische Belastungen und körperliche Gesundheit in Zusammenhang stehen.

Generell kann man sagen: Jede Form von psychischer Belastung (wie Dauerbelastungen im Beruf und im Alltag, Zukunfts- und Versagensängste, schwere Krankheiten, traumatische Erlebnisse usw.) kann einen Tinnitus auslösen und eben auch dazu führen, dass er vom Betroffenen lauter wahrgenommen wird als sonst. Daher gehören Entspannungsübungen und Methoden der Stressbewältigung zum Therapiekonzept eines chronischen Tinnitus. Auch eine psychotherapeutische Behandlung kann manchmal sehr hilfreich bei der Bewältigung der Probleme sein, die sich im Ohrensausen widerspiegeln.

Aber auch die Tages- und Jahreszeit wie auch wechselndes Wetter können sich in unterschiedlicher Weise auf den Tinnitus auswirken. So ist man etwa am Vormittag in der Regel weniger schmerzempfindlich als am Abend oder nachts. Darüber hinaus gibt es bestimmte Tage, an denen man auf das Ohrensausen einfach mehr achtet und es daher als lauter und störender empfindet.

Ohrgeräusche lauter durch den Sport?

Einige Betroffene berichten außerdem, dass das Piepsen, Summen oder Brummen im Ohr durch Sport und generell bei starker körperlicher Anstrengung lauter wird. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich jede Art von sportlicher Aktivität (vor allem Sportarten, die viel Kraftaufwand erfordern) unmittelbar auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt. Zudem gilt bei körperlicher Ermüdung das Gleiche wie bei psychischer Erschöpfung: Große sportliche Anstrengung verlangt dem Körper sehr viel Energie ab und kostet Kraft.

Außerdem: Viele Betroffene haben sich an das Ohrensausen bereits gewöhnt, und das Gehirn unterdrückt das Geräusch unbewusst. Dies gelingt allerdings weniger gut, wenn sich der Körper gleichzeitig mit anderen Anstrengungen auseinandersetzen muss.

Ärztliche Untersuchungen

Wann sollte man wegen Ohrgeräuschen zum Arzt?

Hinter einem Tinnitus kann auch eine Verletzung oder eine Erkrankung (wie eine Durchblutungsstörung oder eine Mittelohrentzündung) stecken, die möglichst schnell behandelt werden sollte. Bei immer wiederkehrenden Ohrgeräuschen oder einem Tinnitus, der länger als drei Tage anhält, sollten Sie unbedingt einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen, um die möglichen Ursachen dafür zu besprechen.

Zudem kann der Arzt unverzüglich mit einer entsprechenden Therapie beginnen, bevor sich das Ohrgeräusch festsetzt und chronisch wird. Welche therapeutischen Maßnahmen dabei zum Einsatz kommen, hängt von der Diagnose (Ursache) ab. Häufig werden durchblutungsfördernde Mittel oder Kortisonpräparate verwendet.

Aber auch ohne akute Gefahr: frühzeitige Behandlung kann wichtig sein

Aber auch wenn die Ursache nicht ganz so dramatisch ist, wie das meistens der Fall ist, lohnt sich ein frühzeitiger Gang zum Arzt. Denn: Je früher ein Tinnitus behandelt wird, desto größer sind die Erfolgsaussichten. Ein akuter Tinnitus hat in der Regel gute Heilungschancen. Je länger jedoch das Ohrgeräusch andauert oder der Betroffene nichts dagegen unternimmt, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Tinnitus chronisch wird und sich im Kopf festsetzt.

Hält das Ohrgeräusch länger als drei Monate an, lässt es sich meist nicht mehr vollständig heilen. Ziel der Therapie ist es dann, die Symptome zu lindern und zu lernen, mit dem ständigen Ohrgeräusch umzugehen.

Bei Alarmsignalen sofort zum Arzt

Ohrgeräusche, die zum ersten Mal auftreten und von weiteren Beschwerden wie plötzlichem Hörverlust, Taubheitsgefühlen im Ohr oder akutem Schwindel begleitet sind, sollte man sofort (innerhalb von 12 bis spätestens 24 Stunden nach dem Auftreten) abklären lassen. Am besten sucht man umgehend einen Spezialisten auf, denn es könnte sein, dass der Tinnitus Ursache eines Hörsturzes ist. Aber auch eine Entzündung im Ohr sowie andere ernsthafte Erkrankungen außerhalb des Ohrs könnten dahinter stecken.

Außerdem: Gehen Sie auch zum Arzt, wenn der Tinnitus pulssynchron, also im Takt zum Herzschlag, wahrnehmbar ist. Denn Ohrgeräusche, die von Gefäßen im Ohr oder Kopf stammen, können auch auf eine gefährliche Erkrankung wie einen Tumor im Mittelohr oder einen erhöhten Blutdruck hindeuten.

Beschreiben Sie das Geräusch möglichst genau

Für eine schnelle Diagnose ist es wichtig, dass Sie als Betroffener Ihre Beschwerden auch möglichst genau schildern. Vor dem Arztbesuch kann es daher hilfreich sein, sich folgende Fragen zu stellen:

  • Wie hört sich das Ohrgeräusch an?
  • Tritt das Geräusch auf einem Ohr auf oder beidseitig?
  • Kommen neben dem Ohrgeräusch noch weitere Beschwerden wie Schwindelanfälle, Übelkeit oder eine Hörverschlechterung hinzu?
  • Wann und wie genau sind die Hörprobleme entstanden?
Ohruntersuchung, Stimmgabeltest, Hirnstammaudiometrie: Was kommt beim Arztbesuch auf mich zu?

Die Diagnostik bei Ohrgeräuschen ist aufwändig und ähnelt einer detektivischen Spurensuche. Denn ein Rauschen oder Piepsen im Ohr kann auf eine Vielzahl von Ursachen hindeuten. Um die möglichen Auslöser der Ohrgeräusche einzugrenzen, wird der Hals-Nasen-Ohren-Arzt daher eine Reihe von Untersuchungen vornehmen:

Ohr-Check

Vor jeder Untersuchung steht ein ausführliches Gespräch (Anamnese), in dem der Arzt die Beschwerden genau abfragt. Gerade beim Tinnitus, der sich ganz unterschiedlich äußern und auf eine Reihe von Ursachen zurückgehen kann, ist es für ihn entscheidend zu wissen, wie der jeweilige Betroffene seine Ohrgeräusche beschreibt:

Wie genau hören sie sich an? Ist es ein Rauchen, Brummen, Piepsen oder eher ein Pfeifen? Wie laut ist der Ton? Ist er ständig da, oder ist zwischenzeitig auch mal Ruhe? Wie oft kehrt er wieder? Tritt er in besonderen Situationen verstärkt auf?

Blick ins Ohr

Der Arzt wird Sie zunächst mit solchen Fragen löchern, bevor er mit der körperlichen Untersuchung fortfährt. Dabei wird er den äußeren Gehörgang und das Trommelfell mittels eines sogenannten Otoskops (Ohrenspiegel) genau inspizieren. Zudem begutachtet er das Ohr auf mögliche Verletzungen und Infektionen.

Spiegelung von Nase und Rachen

Außerdem werden die Nase und der Rachenraum untersucht. Dieses Verfahren nennt sich Nasopharyngoskopie. Dabei wird ein dünner Schlauch durch die Nase bis in den Rachenraum geschoben. Das ist womöglich etwas unangenehm, verursacht aber keine Schmerzen. Eine Kamera am Ende des Endoskops gewährt einen direkten Einblick in Nase, Nasennebenhöhlen und Rachen.

Blutdruckmessung und Abhören

Gleich zu Beginn der Untersuchung kann der HNO-Arzt auch den Blutdruck messen, um Tinnitus als Symptom von Bluthochdruck auszuschließen. Zudem ist es möglich, dass er die Halsarterien mit einem Stethoskop abhört, um krankhafte Strömungsgeräusche hören zu können, die wiederum auf weitere Grunderkrankungen hindeuten würden.

In einem nächsten Schritt wird der HNO-Arzt überprüfen, ob und wie sich das Hörvermögen verändert hat. Dabei kommen folgende Untersuchungsmethoden häufig zum Einsatz:

Stimmgabeltest

Bei der Untersuchung wird dem Betroffenen eine schwingende Stimmgabel auf die Kopfmitte und vor die Ohren gehalten. Anhand dieser Messung kann der Arzt feststellen, ob eine Schwerhörigkeit vorliegt und ob sie vom Mittel- oder vom Innenohr ausgeht.

Tonschwellenaudiogramm

Mit dieser Untersuchung wird anschließend das Ausmaß des Hörverlustes ermittelt. Dafür nimmt der Betroffene in einem abgeschirmten Raum Platz und bekommt Kopfhörer aufgesetzt. Als Nächstes werden ihm Töne – zuerst auf dem einen, dann auf dem anderen Ohr – in bestimmter Frequenz vorgespielt.

Ihre Mitarbeit ist gefragt

Die Töne beginnen zunächst leise und werden anschließend in 5-Dezibel-Schritten immer lauter, bis sie der Betroffene hören kann. Er muss dabei per Knopfdruck angeben, welche Töne er hören kann und welche nicht. So lässt sich die individuelle Hörschwelle festlegen. Sie zeigt an, bei welcher Tonhöhe und bei welcher Lautstärke ein akustisches Signal gerade noch zu hören ist.

Die Angaben des Betroffenen werden in einem Diagramm erfasst und in Form einer Hörkurve aufgezeichnet. Unterschiedliche Kurvenverläufe können Anzeichen dafür sein, dass eine Schwerhörigkeit auf einem Ohr vorliegt.

Otoakustische Emissionen

Zudem können auch objektive Hörtests, die also auch ohne Mitarbeit des Betroffenen durchgeführt werden können, zum Einsatz kommen. Dazu gehört z.B. die Ermittlung von sogenannten otoakustischen Emissionen:

Dabei wird das Ohr einem Schallreiz ausgesetzt. Darauf antwortet es in der Regel mit einer Bewegung der feinen Zellen im Innenohr. Diese verursacht ihrerseits ein leises Geräusch, das über spezielle Mikrofone abgefangen wird.

Hirnstammaudiometrie

Darüber hinaus kann der HNO-Arzt auch eine Hirnstammaudiometrie, kurz BERA (für Brainstem Electric Response Audiometry) durchführen, bei der die Leitgeschwindigkeit der Hörnerven gemessen wird. Mithilfe der Hirnstammaudiometrie lässt sich etwa ein (gutartiger) Tumor am Gehörnerv oder eine entzündliche Hörnervenerkrankung ausschließen.

Tympanometrie

Vermutet der Arzt, dass eine Erkrankung des Mittelohrs oder Trommelfells vorliegen könnte, wird er eine sogenannte Tympanometrie durchführen. Dabei wird eine kleine Messsonde, die mit einem Messgerät verbunden ist, ins Ohr gesteckt. Anschließend kann der Arzt den Druck im Mittelohr und die Beweglichkeit des Trommelfells messen.

Anhand der Ergebnisse lassen sich z.B. entzündliche Prozesse oder knöcherne Umbauten im Ohr erkennen. Außerdem kann die Funktion der Gehörknöchelchen überprüft werden. Auch mögliche Gefäßerkrankungen lassen sich mithilfe der Tympanometrie aufdecken.

Tinnitusanalyse

Eine weitere wichtige Untersuchungsmethode ist die Tinnitusanalyse. Dabei werden verschiedene Töne eingespielt, die der Tinnitus-Betroffene dann mit seinem eigenen Ohrgeräusch vergleicht. So können Lautstärke und Frequenz der Geräusche bestimmt werden. Außerdem kann geprüft werden, ob es bestimmte Frequenzen gibt, die den Ton überdecken.

Welche weiteren Untersuchungen müssen noch gemacht werden?

Daneben kann der Arzt noch weitere Untersuchungen veranlassen, um die Ursache für den Tinnitus herauszufinden. Dazu zählen vor allem:

  • neurologische Untersuchungen (z.B. Gleichgewichtsprüfungen)
  • Bildgebende Verfahren (Ultraschallaufnahmen von Ohr und Gehirn oder MRT)
  • Herz-Kreislauf-Tests
  • Blutabnahme bzw. Analysen

Bei Bedarf kann der Patient zur weiteren Abklärung an andere Spezialisten (z.B. Orthopäde, Zahnarzt, Neurologe) weitergeleitet werden. Auch eine psychosomatische Abklärung kann hilfreich sein, um das subjektive Empfinden der Betroffenen, mögliche auslösende bzw. verstärkende Faktoren und weitere Folgebeschwerden abschätzen zu können. Denn der lästige Dauerton bedeutet oft auch eine schwere emotionale Belastung.

Quellen:

  • Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. S3-Leitlinie: Chronischer Tinnitus. Stand 28.02.2015. Online unter www.awmf.org (Zugriff am 16.05.2019).
  • Deutsche Tinnitus-Liga e.V. Gemeinnützige Selbsthilfeorganisation gegen Tinnitus, Hörsturz und Morbus Menière. Online unter www.tinnitus-liga.de (Zugriff am 16.05.2019).

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Kommentare  
Tinnitus Grad 4
Interessant ist der Empfindungsort. Bis vor 1/2 Jahr Mitte rechts ca. 15° hoch; plötzlich, kurz vor rechts, etwa 10° Höhe rechte Ohrmuschel.
Rauschen 2 - 5 kHz mit Pfeifton etwa 10 kHz, 40 dB, zunehmend. Der Neurologe 'kann nichts damit anfangen'. Das Gehirn sei ein Rätsel.
HNO-Arzt: 'ist halt gewandert'. Na, Bravo!
Schon traurig, wenn der Arzt so klug ist, wie der Patient.
Tinnitus Grad 4
Leider sind etliche HNO-Ärzte zu wenig ausgebildet und/oder ausgerüstet. Seit 35 Jahren leide ich - seit schwerer Gehirnerschütterung - unter dauerhaftem T.
Die Stimmung ist sehr stark beeinträchtigt.
Kommentare lauten von 'vergeht wieder', 'kann man nichts machen', 'gesund und stressfrei leben'.
Hörtest bis ins Alter 65 stets 16/15 kHz (Eigentest, Tonstudio). Was weder beim Arzt, noch Hörklinik, noch Hörgeräteakustiker feststellbar ist, weil die Tests nur bis 8 kHz reichen. Erst mit 72 Reduzierung auf 12 kHz, mit 77 auf 8 kHz.
Damit verstärken sich undeutliches Hören sowie die Einschränkungen bei hochwertigem Musik-Genuss. Ablenkung (Überdeckung) durch weißes Rauschen, natürliche Quelle Wasserfall. Leider ist Genuss von Kaminfeuer (leises Wummern, Knacksen) nicht möglich. Medikamente sind Verschwendung an Aufwand, da unwirksam.
6 Wochen Anwendung von Masken ohne Nutzeffekt. Stärkerer Genuss von Kaffee ist nicht beeinflussend (störend). Einnahme von Gerinnungshemmern (Gen-Defekt), RR 125/85.
Bei Wetterumschwung ('Island-Tief'), Auftreten und Verstärkung von Migräne.
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Kommentare: Archiv

Mittelohrentzündung
1 Donnerstag, den 21. März 2019 um 09:34 Uhr, Lorelay    
Ich hatte vor 2 Monaten plötzlich Hals und Ohrenschmerzen. Bin dann zum HNO gegangen, der machte einen Abstrich des Rachens. Ergebnis dauerte eine Woche. Während dieser Woche, konnte ich von Tag zu Tag schlechter hören, auf beiden Ohren. Nach der Woche, stand dann eine Streptokokkeninfektion fest. Mit Verdacht auf Hörsturz auf beiden Ohren. Kam sofort ins Krankenhaus. Dort habe ich dann Antibiotika und Kortison Infusionen bekommen. Mein Gehör allerdings, verbesserte sich nicht.

Ich bekam dann auch noch einen Tinnitus hinzu. Beidseitig. Die Ärzte im Krankenhaus, machten keine großen Untersuchungen. Es sollte ein CT gemacht werden, hielt man nicht für nötig. Da die Klinik sehr verschmutzt war, bin ich nach 5 Tagen nach Hause. Jetzt renne ich von HNO zu HNO. Da ich nun unter einer Schallschwerigkeit Hörminderung leide. Auch beidseitig. Kein HNO hat groß was gemacht, ausser ständige Hörteste. Mein Hausarzt hat mich dann zu CMRT überwiesen. Diagnose, Flüssigkeit im Mastoidberich. Bin dann wieder zum HNO gegangen. Hat niemand interessiert. Kein Therapie Vorschlag.... Nix.

Ich kann links zwar wieder besser hören aber rechts ist keine grosse Veränderung aufgetreten. Mir wurde vom HNO gesagt, dass ich nun damit leben muss und doch bitte ne Psychiatrie machen soll. Bin dann zu einem anderen HNO gegangen, der verordnete mir nun ein Hörgerät. Da ich auf der Straße alleine nicht mehr zurecht komme. Nehme alles laut und schallverzerrt wahr. Wie ein Geräuschsalat. Nun soll ich in eine andere Klinik zur Therapie gehen. Da die anderen Ärzte am Ende mit ihrem Latein sind. Mein Leben ist seid dem auf den Kopf gestellt. Ich kann ohne Begleitung im Moment nirgendwo alleine hin. Ich bin verzweifelt.

Autoren unseres Artikels
 

Eva Bauer
Ärztin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Universitätsklinik Erlangen
    Berufliche Stationen:
  • Universitätsklinik Freiburg
  • Amtsärztin im Gesundheitsamt Haßberge

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Nina Schratt-Peterz, Ernährungsberaterin / medizinische Fachautorin

Nina Schratt-Peterz
Ernährungsberaterin / medizinische Fachautorin

    Studium:
  • Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien
    Berufliche Stationen:
  • Online-Redakteurin für die jameda GmbH
  • Ernährungsberaterin in München

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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