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Welche Art von Halsschmerzen sind ein Hinweis auf eine Mandelentzündung? Wann wird die Erkrankung mit Antibiotika behandelt, wann werden die Mandeln entfernt? Alle wichtigen Fragen und Antworten zur sog. Angina finden Sie im folgenden Beitrag.

Krankheitsbeschreibung

Was ist eine Angina?

Gemeinhin ist mit einer Angina eine Mandelentzündung gemeint. Es gibt zwar auch eine Angina pectoris, mit der Herzschmerzen bei Belastung bezeichnet werden, aber wenn eine Angina ohne Nachnamen daherkommt, nochzumal bei einem Kind, geht es meist um die Entzündung im Rachen.

In den meisten Fällen handelt es sich bei der Angina tonsillaris oder Tonsillitis um eine Infektion mit Bakterien oder Viren. Die Ansteckung erfolgt meist über eine Tröpfcheninfektion beim Husten und Niesen. Mandelentzündungen treten gehäuft im Frühjahr und Winter sowie bei Kindern im Schulalter und jungen Erwachsenen auf. Je nach zeitlichem Verlauf wird zwischen akuter, chronischer und immer wiederkehrender (rezidivierender) Mandelentzündung unterschieden.

Symptome

Was sind typische Beschwerden bei einer eitrigen Mandelentzündung?

Wenn von einer eitrigen Mandelentzündung die Rede ist, geht es eigentlich immer um eine Entzündung der Gaumenmandeln (und nicht der Rachenmandeln). Im Ärzte-Jargon heißt diese recht häufige Infektion Tonsillitis.

Typische Anzeichen einer solchen Tonsillitis sind Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Das Entzündungsgeschehen spielt sich in der Mehrzahl der Fälle beidseitig ab. Bei Kleinkindern kann sich die Mandelentzündung zu Beginn aber auch nur in Form von Nahrungsverweigerung äußern.

Typische Symptome bei Mandelentzündung sind:

  • starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden
  • unangenehmer Mundgeruch, süßlich riechender Atem
  • Schmerzen auch beim Öffnen des Mundes (z.B. beim Gähnen), die bis zu den Ohren hin ausstrahlen können
  • vermehrter Speichelfluss und belegte Stimme
  • Mandeln und Rachen hochrot, auf den vergrößerten (geschwollenen) Mandeln Eiterpünktchen oder Eiterbeläge
  • hohes Fieber
  • geschwollene Lymphknoten am Hals (im Kieferwinkel), Halsbewegungen können schmerzhaft sein
  • starkes Krankheitsgefühl (Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen & Co)

Mehr zu Symptomen bei der Mandelentzündung

Wie erkenne ich eine Angina bei meinem Kind?

Bei vielen Erkältungen und fast jedem grippalen Infekt kommt es zu Halsschmerzen. Der Rachen ist dann leicht gerötet, Kratzen und Brennen im Hals sowie Schmerzen beim Schlucken sind unangenehme Begleiterscheinungen. Möglicherweise sind auch die Halslymphknoten geschwollen. Dennoch ist die Situation zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend harmlos.

Wenn sich aber zu der von Erkältungsviren verursachten Entzündung der Rachenschleimhaut noch eine bakterielle Infektion gesellt, kann sich eine eitrige Mandelentzündung (Angina, Tonsillitis) entwickeln. Kennzeichend dafür sind eitrige Beläge auf den Rachennmandeln (das sind seitlich gelegene rote Hubbel ganz hinten im Rachen, sieht man nur bei heruntergehaltener Zunge) und meist hohes Fieber. Dann ist eine Behandlung mit Antibiotika notwendig, da unbehandelt schwere Folgeerkrankungen an Herz, Nieren und Gelenken drohen.

Eitrige Beläge aber kein Beweis

Ein eitriger Belag auf den Mandeln ist allerdings nicht immer gleichbedeutend mit einer Mandelentzündung. Auch bei einer normalen Rachenentzündung können die Mandeln mit einem weißlichen Sekret überzogen sein. Im Zweifel also so oder so immer zum Arzt.

In Verbindung mit einem vorübergehenden Hautausschlag ist bei Halsschmerzen übrigens auch an Scharlach zu denken. Hier ist ein weiteres typisches Merkmal die himbeerrote Zunge.

Akute Mandelentzündung: Was tut der Arzt zur Absicherung?

Zur Feststellung einer Mandelentzündung ist die ärztliche Blick- und Tastdiagnose meist ausreichend. Zusätzlich wird der Arzt möglicherweise einen Rachenabstrich machen und ihn im Schnelltest auf Streptokokken untersuchen. Damit können die Bakterien ab dem zweiten Krankheitstag nachgewiesen werden, was hinsichtlich der Entscheidung für oder gegen eine antibiotische Behandlung von Bedeutung ist.

In Einzelfällen, bei schwerem oder wiederkehrendem Verlauf und bei Verdacht auf eine chronische Mandelentzündung wird der Abstrich zum Anlegen einer Kultur ins Labor geschickt, um den verantwortlichen Erreger bestimmen zu können. Eine Blutuntersuchung ist normalerweise nicht erforderlich.

Streptokokken-Schnelltest

Leidet Ihr Kind an einer Mandelentzündung, ist die Frage, ob es sich um eine virale oder bakterielle Infektion handelt, aus therapeutischer Sicht von entscheidender Bedeutung – nämlich mit Blick auf den Einsatz von Antibiotika. Der äußerliche Befund, den der Arzt durch Anschauen und Abtasten ermittelt (und interessierte Eltern zuhause schon mal vorermitteln), ist für eine zuverlässige Klärung dieser Frage oft nicht ausreichend. Denn weißliche, stippchenartige Beläge können auch bei einer virusbedingten Mandelentzündung auftreten, während umgekehrt Bakterien auch mal „nur“ zu einem roten Hals führen.

Hilfreich sind hier die Streptokokken-Schnelltests, die jede gut sortierte Kinderarztpraxis mittlerweile vorrätig hält. Ab dem zweiten Krankheitstag lassen sich damit Streptokokken im Rachenabstrich mit etwa 90%iger Treffsicherheit nachweisen.

Etwas aufwändiger, dafür aber noch zuverlässiger ist das Anlegen einer Kultur des Abstrichs im Labor. Das Resultat wird beispielsweise nach 24 Stunden befundet und ist dem Schnelltest noch immer an Genauigkeit überlegen. Zudem kann damit je nach Verdacht auch die Anwesenheit diverser anderer Erreger getestet werden.

Ursachen

Wodurch wird eine Mandelentzündung verursacht?

Mandelentzündungen werden vor allem durch eine Ansteckung mit Bakterien oder Viren verursacht. Dabei agieren die Viren nicht selten als Vorreiter der Bakterien, in dem sie ihren Keim-Kollegen im wahrsten Sinne des Wortes den Boden bereiten. Heißt konkret: Erst kommt es zu einer viralen Infektion der Rachenschleimhaut mit Halsschmerzen und Erkältungssymptomen, dann entwickelt sich daraus nach Hinzutreten von Bakterien eine Mandelentzündung. Zumindest, wenn es dumm läuft.

Verschiedene Bakterien sind beteiligt

Bei den Bakterien handelt es sich am häufigsten um Streptokokken der Gruppe A (Streptokokken-Angina). Ferner kommen Pneumokokken, Staphylokokken und Haemophilus influenzae als Erreger in Frage. Die Keime gelangen mit der Nahrung oder der Atemluft (durch eine sogenannte Tröpfcheninfektion über Mund oder Nase) in die Mandeln und lösen dort einen Abwehrkampf aus. Sie können aber auch schon vorher in geringer Zahl in der Mundflora vorhanden gewesen sein und sich erst aufgrund einer Schwächung des Allgemeinzustands bzw. des Immunsystems als Infektionserreger bemerkbar machen.

Mandelentzündung: Viren, Bakterien und Co.

Was kann noch hinter der Mandelentzündung stecken?

Es gibt eine ganze Reihe spezieller Krankheiten, in deren Rahmen eine Mandelentzündung auftreten kann. Sie sind seltener, aber auch gefährlicher und sollten deshalb durch den Kinderarzt ausgeschlossen werden.

Dazu zählen vor allem der Scharlach und das Pfeiffersche Drüsenfieber (Mononucleosis infectiosa) sowie die harmlose Herpangina. Die ebenfalls charakteristische Mandelentzündung bei Diphtherie ist in unseren Gefilden mittlerweile zur Rarität geworden. Pilzinfektionen (v.a. Soor-Stomatitis) sind selten und treten nur bei abwehrgeschwächten Kindern auf.

Auch das Wissen um weitere, noch seltenere Ursachen wie die Angina Plaut-Vincent, Tuberkulose, Agranulozytose bis hin zu Leukämie wird erst dann relevant, wenn die Mandelentzündung nicht wie üblich abheilt bzw. entsprechende Symptome hinzutreten.Daneben gibt es noch eine Reihe spezieller Krankheiten, in deren Rahmen eine Mandelentzündung auftreten kann. Sie sind seltener, aber auch gefährlicher und sollten deshalb durch den Kinderarzt ausgeschlossen werden.

Warum treten Mandelentzündungen vor allem in der Kindheit auf?

Am häufigsten sind schulpflichtige Kinder und junge Erwachsene von einer Mandelentzündung betroffen. Bei Kleinkindern kommt diese Erkrankung dagegen selten vor, vor dem 2. Lebensjahr kaum. Und ab dem mittleren Erwachsenenalter ist die Mandelentzündung auch eher die Ausnahme.

Der Grund: Im Schulalter sind die Mandeln als Abwehrorgan am aktivsten und zugleich auch noch relativ häufig mit neuen, bisher unbekannten Erregern konfrontiert. Dazu passt auch, dass sich die Mandeln von der frühen Kindheit an laufend vergrößern, dann nach der Pubertät aber wieder schrumpfen.

Abwehrbollwerk vor allem in der Jugend

Klarer wird das, wenn man sich die Funktion der Mandeln vor Augen führt: Die Mandeln und der von ihnen gebildete lymphatische Rachenring bilden einen Abwehrwall, an dem von außen kommende Krankheitserreger hängen bleiben sollen, bevor sie in die tieferen Atemwege gelangen. Eine Vielzahl dieser Antigene ist dem kindlichen Immunsystem aber noch fremd, die Entwicklung einer ausgereiften immunologischen Kompetenz erfolgt erst im Laufe der Kindheit. Und fremde Erreger erzeugen eher einen Infekt. Mit zunehmendem Alter nimmt diese Keim-Belastung der Mandeln und damit auch das Entzündungsrisiko ab.

Chronische Mandelentzündungen sind im Kindesalter dagegen selten. Will eine Mandelentzündung partout nicht verschwinden oder kehrt sie ständig zurück, gibt das Anlass, nach begünstigenden Faktoren zu forschen.

Ist eine virale oder eine bakterielle Mandelentzündung gefährlicher?

Das Wichtigste zuerst: In aller Regel verlaufen beide Formen der Mandelentzündung (Tonsillitis) harmlos. Sie nerven, aber sie sind m Normalfall nicht gefährlich. Im direkten Vergleich bringen bakterielle Erreger aber das größere Krankheitspotenzial mit. Komplikationen sind zwar auch bei einer viralen Mandelentzündung nicht auszuschließen. Bakterielle Infekte führen aber eher zu einer dauerhaften Infektion, mit einer Entzündung und Vergrößerung der Mandeln und mit der Gefahr der Chronifizierung.

Auch eine Eiter- oder Abszessbildung in der seitlichen Rachenumgebung, hinter dem Rachen oder im Gewebe um die Mandeln herum ist – wenn überhaupt – ein Problem bei einer bakteriellen Tonsillitis. Zu den seltenen, aber bedrohlichen Komplikationen insbesondere der Streptokokken-Angina zählen das Rheumatische Fieber (Erreger und Entzündungsreaktionen weiten sich auf Herz, Gelenke und andere Organe aus) und eine Nierenentzündung.

Aber wie gesagt, der Normalfall ist das nicht, in den allermeisten Fällen heilt eine Mandelentzündung völlig problemlos aus. Und im übrigen kann man sich ja sowieso nicht aussuchen, welcher Erreger sich in den Mandeln breit macht.

Behandlung

Wie wird eine akute Mandelentzündung behandelt?

Eine leichte Mandelentzündung kann nach 1-2 Wochen auch ohne die Einnahme von Antibiotika ausheilen. Bei ausgeprägtem Beschwerdebild oder wiederholtem Auftreten der Mandelentzündung kommt der Einsatz von Antibiotika dagegen in Frage. Bei einer eitrigen (Streptokokken-) Angina wird er von der Mehrzahl der Ärzte sogar als zwingend erachtet.

Antibiotika verhindern Komplikationen

Ein häufig angeführtes Argument "pro Antibiotika": Der Heilungsverlauf kann durch die rechtzeitige Antiobiotika-Einnahme beschleunigt und die Gefahr von Komplikationen bzw. wiederkehrenden Entzündungen vermindert werden. Sollte eine Entscheidung für Antibiotika fallen, ist wichtig zu wissen, dass es trotz der Behandlung zunächst zu einer Verschlimmerung der Beschwerden für Ihr Kind kommen kann. Deshalb sind Schonung und die Anwendung bewährter Hausmittel ein wichtiger Teil der Behandlung.

Halten Sie bis zur Entfieberung regelmäßigen Kontakt mit dem Kinderarzt. Eine Kontrolle sollte 2-3 Wochen nach Abklingen der Krankheitserscheinungen erfolgen und in jedem Fall bei mangelhafter Erholung.

Welche Hausmittel helfen bei einer akuten Mandelentzündung?

Wenn Ihr Kind eine akute Mandelentzündung hat, bedarf es einer sorgfältigen und schonenden häuslichen Behandlung und Betreuung. Die Bettruhe sollte bis mindestens 3 Tage über den Fieberanfall hinaus andauern.

Bewährte Maßnahmen im Überblick:

  • Zur Fiebersenkung sind Wadenwickel geeignet, ggf. auch Fieberzäpfchen.
  • Die Raumluft sollte feucht gehalten werden.
  • Viel Trinken ist wichtig – wenn auch wegen der Schluckschmerzen nicht unbedingt ein Vergnügen! Je höher das Fieber ist, desto höher ist auch der Flüssigkeitsbedarf. Helfen Sie Ihrem kleinen Patienten bei Bedarf, etwa durch schlückchenweises Einflößen von warmem Salbeitee mit Honig und Zitrone.
  • Auch der Speiseplan sollte auf die Kau- und Schluckschmerzen Rücksicht nehmen und möglichst breiige bis flüssige Nahrung anbieten, wie etwa Suppe, Püree, Griesbrei oder Pudding. Kühlende Lebensmittel wie Joghurt oder Eis sorgen für kurzzeitige Linderung und spenden gleichzeitig Trost.
  • Ansonsten helfen bei Halsschmerzen die üblichen bewährten Hausmittel inklusive kalten oder warmen Wickeln.
  • Auch eine Schwitzpackung kann im individuellen Fall hilfreich sein, oder eine Eiskrawatte bei drohender Abszessbildung.
  • Wesentlich sinnvoller als eine chemische Munddesinfektion ist das mehrmals tägliche Gurgeln oder Mundausspülen z.B. mit Halswehtees aus Kamille und Salbei, die desinfizierend und entzündungshemmend wirken und die gereizten Schleimhäute beruhigen.
  • Zur Schmerzlinderung und Unterstützung der Abwehrkräfte werden neben Gurgelmitteln auch Senfmehlfußbäder und sogenannte Immunmodulanzien eingesetzt. Bei starken Schmerzen können Sie Ihrem Kind das zugleich fiebersenkende Paracetamol geben.
  • Für die Schluckbeschwerden sind schmerzstillende Lutschpastillen oft am schnellsten zur Hand. Dabei muss die Gefahr des Verschluckens bei betäubter Rachenempfindung beachtet werden, zudem sind die Tabletten nur kurzzeitig wirksam und deshalb eher ein kurzfristiger Notbehelf.

Wissenswertes zur Behandlung

Antibiotika gegen Mandelentzündung: Was ist dabei wichtig?

Zunächst einmal: Nicht bei jeder Mandelentzündung sind überhaupt Antibiotika notwendig. In leichteren Fällen heilt die Entzündung meist auch von allein komplikationslos aus. Bei ausgeprägten Beschwerden oder bei wiederholtem Auftreten der Mandelentzündung sind Antibiotika hingegen ratsam. Und zwingend notwendig bei einer eitrigen (Streptokokken-) Angina.

Geeignete Antibiotika zur Behandlung einer bakteriellen, insbesondere eitrigen Mandelentzündung sind:

  • Penicilline (z.B. Phenoxymethylpenicillin, Amoxicillin),
  • Cephalosporine (z.B. Cefaclor, Cefuroxim, Cefalexin, Cefixim) oder
  • Makrolid-Antibiotika (z.B. Telithromycin, Clarithromycin).

Wichtig ist die Einnahme der Tabletten über die volle, vom Arzt verordnete oder im Beipackzettel empfohlene Zeitspanne, auch wenn es Ihrem Kind zwischenzeitlich wieder gut gehen sollte.

Schonung ist trotz der Antibiotika wichtig

Andererseits müssen Sie damit rechnen, dass es trotz Antibiotikagabe zunächst noch zu einer Verschlechterung der akuten Symptomatik kommen kann, was auch die weitere Eiteransammlung mit der Gefahr einer Abszessbildung einschließt. Konsequente Schonung und sorgfältige häusliche Pflegemaßnahmen sind in jedem Fall von zentraler Bedeutung. Setzt nach 3-4 Tagen keine Besserung ein, muss eventuell das Antibiotikum gewechselt werden. Bleiben Sie also im engen Kontakt mit dem Kinderarzt. Das gilt erst recht, wenn im gegenseitigen (!) Einverständnis im individuellen Fall auf den Antibiotika-Einsatz verzichtet wird.

Warum müssen die Antibiotika unbedingt über die volle Länge eingenommen werden?

Die Penizillin-Tabletten oder vergleichbare Antibiotika, mit denen eine Streptokokken-Angina behandelt wird, müssen 10 Tage lang bzw. über die vom Arzt verordnete Zeitspanne von Ihrem Kind eingenommen werden, auch wenn es ihm schon vorher wieder besser gehen sollte. Sonst besteht die Gefahr, dass Bakterien in dem zerklüfteten Mandelgewebe überleben und es zum erneuten Aufflammen der Entzündung oder zur weiteren Eiteransammlung mit Abszessbildung kommt. Eventuell könnten die Bakterien sogar resistent gegen das Antibiotikum werden.

Wann ist eine Entfernung der Mandeln sinnvoll?

Mit der Entfernung der Mandeln ist man heute nicht mehr so schnell bei der Hand wie noch vor 20-30 Jahren. Der Grund: Man weiß mittlerweile um ihre Bedeutung als Bestandteil des immunologischen Abwehrapparates.

In eher seltenen Fällen, nämlich bei chronischer oder ständig wiederkehrender (rezidivierender) Mandelentzündung, kann sich diese gesundheitsdienliche Funktion allerdings in ihr Gegenteil verkehren. Dann stellen die Mandeln (medizinisch: Tonsillen) einen idealen Nährboden für die Keimbesiedlung und ein permanentes Infektionsrisiko für Ihr Kind dar. Vor diesem Hintergrund mag die operative Entfernung der Mandeln also sinnvoll sein. Besprechen Sie das individuelle Für und Wider mit dem Kinderarzt.

Ein anderer Grund für eine Mandeloperation ist die dauerhafte Vergrößerung (Hyperplasie) dieser lymphatischen Organe, die zu erheblichen Beschwerden beim betroffenen Kind führen kann.

Mitunter auch Teil-Entfernung möglich

Alternativ zur traditionell praktizierten totalen Entfernung (Tonsillektomie) kommt heute auch eine nur teilweise Reduzierung des Mandelvolumens (Tonsillotomie) in Frage, die teilweise als ambulanter Eingriff durchgeführt wird. Lassen Sie sich vom erfahrenen Kinderarzt beraten und erkundigen Sie sich vorab über das Vorgehen des Operateurs. Bei einer vorhergehenden Mandelentzündung ist dieses Vorgehen allerdings wegen der Entzündungs- und Abszessgefahr nicht ratsam.

Werden die Kosten einer Entfernung der Mandeln von der Krankenkasse erstattet?

Bei einer kompletten Entfernung der Mandeln in aller Regel ja. Anders sieht es bei einer Teilentfernung aus. Da es sich bei der Mandelteilentfernung (Tonsillotomie) nicht um eine Regelleistung der Gesetzlichen Krankenversicherung handelt, hängt die Erstattung der Kosten davon ab, ob Ihre Krankenkasse einen entsprechenden Versorgungsvertrag mit der zuständigen Kassenärztlichen Vereinigung (KV) abgeschlossen hat. Erkundigen Sie sich deshalb bei Ihrem Versicherungsträger. Das gilt natürlich in entsprechender Weise auch für Privatversicherte.

Komplikationen

Wie kommt es zu einer chronischen Mandelentzündung?

Im Gegensatz zur klassischen, akuten Mandelentzündung handelt es sich bei der chronischen Mandelentzündung um eine Art Dauer-Infekt. Das kann die Folge zahlreicher vorheriger (akuter) Mandelentzündungen sein, in deren Verlauf sich das Gewebe mehr und mehr krankhaft verändert hat.

Vernarbung der Mandeln

Ein Ausgangspunkt ist die Ablagerung von bakteriellen Stoffwechselprodukten und abgestorbenem Zellmaterial in unzureichend von Drüsensekret durchspülten Einsenkungen (Krypten) der Mandeloberfläche. So kommt es zu einem anhaltenden Entzündungsreiz und zu fortschreitender Vernarbung und Zerklüftung des Gewebes. Mit dem ständigen Entzündungsherd ist die Gefahr erheblicher Folgeerkrankungen (z.B. an den Herzklappen) verbunden. Im Kindesalter sind chronische Mandelentzündungen aber selten.

Alles rund um Komplikationen

Wie wird eine chronische Mandelentzündung diagnostiziert?

Die Diagnose einer chronischen Mandelentzündung ergibt sich für den Arzt aus der Vorgeschichte, dem (häufig gering ausgeprägten) Beschwerdebild und dem Blick auf die meist narbig veränderten Gaumenmandeln. Sie können sowohl vergrößert als auch verkleinert sein und geben auf Druck schmierigen Eiter oder eine krümelige Masse aus Zelllresten frei.

Unterstützende labordiagnostische Maßnahmen zur Erregerbestimmung sind:

  • ein Abstrich von der Mandeloberfläche mit Anlegen diverser Kulturen
  • sowie eine Blutuntersuchung zum Nachweis von Antikörpern gegen in Frage kommenden Krankheitserreger.
Mandelabszess und Kieferklemme: Was ist das?

Die selten vorkommende Abzessbildung bei einer Mandelentzündung kündigt sich an durch hohe, oft schwankende Temperaturen, ein starkes Krankheitsgefühl und die Unfähigkeit, den Mund richtig zu öffnen (Kieferklemme). Wenn Sie solche Beschwerden bei Ihrem Kind feststellen, ist ein umgehender Besuch in der Kinderarztpraxis notwendig.

Was ist eine Kieferklemme?

Bei einer Kieferklemme ist es Ihrem Kind nicht oder nur unter Schmerzen möglich, den Mund zu öffnen. Dieses Symptom kann beispielsweise bei einer Mandelentzündung auftreten und auf eine Abszessbildung hinweisen, die dringender ärztlicher Behandlung bedarf.

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Quellen:

  • Halsschmerzen / Mandelentzündung (Angina). Kinder- & Jugendärzte im Netz. (Stand 2020). www.kinderaerzte-im-netz.de.
  • Muntau, A. Intensivkurs Pädiatrie. Urban und Fischer. (2004)

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Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Dr. med. Jörg Zorn
Arzt

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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Dr. Hubertus Glaser, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

Dr. Hubertus Glaser
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gesundheit e.V. (DEUGE) und medizinischer Fachautor

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag
  • freiberuflich als Entwickler, Berater und Publizist

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Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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