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Wie entstehen Keloide und wie kann man sie vermeiden? Welche Methode hilft, überschießende Narbenwucherungen dauerhaft loszuwerden? Auf all diese Fragen finden Sie hier umfassend Antwort.

Basiswissen

Was sind Keloide und wodurch entstehen sie?

Vorhandene Narben oder Hautverletzungen können in einigen wenigen Fällen zu sogenannten Keloiden heranwachsen. Dabei bildet sich neues, wulstiges Narbengewebe, welches mehr oder weniger deutlich über die ursprüngliche Wundfläche hinausragt und – wie ein gutartiger Tumor – anderes Körpergewebe verdrängen kann. Keloide sind also meist erhaben und derb-weich. Ihre Färbung ist oft intensiv und dunkler als die umliegende, gesunde Haut.

Ältere Keloide können aber auch stark verblassen. Gelegentlich können auch Juckreiz oder Schmerzen auftreten. Man vermutet, dass den Keloiden eine exzessive Entzündungsreaktion zugrunde liegt, allerdings muss eine entsprechende erbliche Veranlagung vorhanden sein.

Wo bilden sich Keloide am häufigsten?

Bestimmte Körperregionen neigen deutlich häufiger zu dieser Art Wundheilungsstörung als andere. Dazu gehören:

  • die Ohren,
  • der Kieferbereich,
  • der Nacken,
  • der Bereich unterhalb des Schlüsselbeins
  • sowie die Region des Brustbeins.

Hier können bei entsprechender Veranlagung schon kleinste Verletzungen kosmetisch störende Keloide zur Folge haben.

Wer ist am meisten betroffen?

Überdurchschnittlich häufig neigen junge Leute zwischen 10 und 30 Jahren sowie dunkelhäutige Menschen zu Narbenwucherungen. In einigen Kulturen Afrikas wird diese Neigung sogar explizit zur Körperverzierung genutzt. Dabei werden durch Ritzen oder Schneiden Muster in die Haut eingefügt, welche durch die anschließende Wucherung erst richtig prominent und sichtbar werden. In Europa neigt etwa jeder Hundertste zu Keloiden. Die exzessive Narbenwucherung wird in westlichen Breiten meist als großes ästhetisches Problem gesehen.

Kelloid oder „hypertrophen Narbe“: Was ist der Unterschied?

Ein Keloid entsteht häufig erst längere Zeit nach der Wundheilung einer Narbe. Dadurch unterscheidet er sich auch von der sogenannten hypertrophen Narbe, welche sich nur wenige Wochen nach der OP oder Verletzung etc. bildet, einige Zeit besteht und schließlich meist wieder abflacht und verblasst. Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen diesen beiden Arten von Narbenwucherungen ist, dass die hypertrophe Narbe strikt innerhalb der Narbengrenzen bleibt, während ein Keloid diese Grenzen verlässt und die ursprüngliche Wundfläche sogar um ein Vielfaches übertreffen kann. Wenn man Keloide ein- oder mehrfach chirurgisch entfernt und keine weitere Behandlung anwendet, kann die Narbenwucherung immer wiederkommen und vor allem sogar immer größer werden.

Keloide können sich ausschließlich auf der äußeren Haut bilden. Schleimhäute oder andere innere Körpergewebe sind niemals betroffen. Keloid-Neigung gibt es übrigens nur beim Menschen. Im Tierreich – selbst bei hochentwickelten Säugetieren – existiert diese Neigung nicht.

Therapie

Wie behandelt man Keloide?

Wenn sich in oder aus einer bestehenden Narbe bereits ein Keloid, also eine Narbenwucherung, gebildet hat, ist eine Behandlung meist anspruchsvoll. Vor allem gilt: Einfaches Wegoperieren führt in den meisten Fällen zu einem erneuten und oft sogar vergrößerten Narbenwulst. Mit der guten Absicht ihren Patienten schnell von dem ästhetisch störenden Problem zu befreien, wird diese Tatsache aber selbst von Chirurgen nicht immer berücksichtigt.

Operation oft unumgänglich

Mit einem Keloid wendet man sich am besten an einen erfahrenden Dermatologen und bespricht dort die geeigneten Therapieoptionen. In Universitätskliniken gibt es oft sogar eine eigene dermatologische Ambulanz mit einer „Narbensprechstunde“. Je nach Problemlage lohnt sich hier auch ggf. eine längere Anfahrt.

Bei größeren, derben Narbenwucherungen kommt man um eine operative Entfernung des überschießenden Gewebes meist nicht herum. Während der OP gibt es die Möglichkeit, an der Narbe Kortison-Unterspritzungen bzw. Kortison-Einlagen anzuwenden. Diese sollen ein künftiges Wachstum verhindern.

Viele Spezialisten schwören auf die sogenannte Kryotherapie. Dabei wird die Narbenregion in regelmäßigen Abständen mit flüssigem Stickstoff bei -196°C quasi vereist. Bei kleinen Keloiden oder gerade erst beginnender, erneuter Keloidbildung kann eventuell sogar eine alleinige Behandlung mit der Kryotherapie ohne vorangehende Operation ausreichen.

Strahlentherapie nur in besonders hartnäckigen Fällen

Bei ständig wiederkehrenden und optisch besonders störenden Keloiden kann man eventuell auch eine spezielle Röntgentherapie in Erwägung ziehen. Hierbei kämen nur sehr oberflächlich eindringende Strahlen zum Einsatz, sodass man davon ausgeht, dass die gesundheitliche Belastung des Restgewebes sehr gering ist. Trotzdem sollten strahlensensible Körperregionen wie die weibliche Brust oder die Schilddrüse vorsichtshalber nicht mit dieser Methode behandelt werden. Die Strahlentherapie bei Keloiden würde unmittelbar nach der operativen Entfernung starten und über etwa eine Woche in regelmäßigen, kurzen Sitzungen verabreicht werden.

Da Keloide so schwierig zu behandeln sind, wurden im Laufe der Zeit schon diverse Therapiekonzepte probiert und wieder verworfen. Die folgenden Stichworte listen Behandlungsmöglichkeiten, die immer wieder mal eingesetzt werden, von denen Spezialisten bei der Behandlung von Narbenwucherungen aber mittlerweile eher abraten. Diese sind:

  • Interferon
  • Methotrexat
  • Verapamil
  • Bleomycin
  • Tacrolimus
  • Retinsäure
  • Zink
  • Cyclosporin
  • Imiquimod
  • Lasertherapie
  • Bestrahlung mit ultraviolettem Licht

Vorbeugung

Wie kann man Keloide vermeiden?

Wer zu exzessiver Narbenwucherung, also Keloiden, neigt, sollte unnötige Verletzungen der äußeren Haut vermeiden. Dazu zählen neben Operationsnarben auch Piercings und Tattoos. Wer bei entsprechender Neigung jedoch eine notwendige OP vor sich hat, sollte die Wundbehandlung und das weitere Vorgehen mit seinen Ärzten absprechen – und zwar sowohl mit dem Chirurgen als auch mit dem nachbehandelndem Haus- oder Hautarzt.

Es kommt auch auf den Chirurgen an

Je nach Operationsgebiet können spezielle Techniken oder Nahtmaterialien dabei helfen, die Wunde möglichst fein und reizarm zu hinterlassen, sodass die Wahrscheinlichkeit einer späteren Wucherung sinkt.

Oftmals werden nach der ersten Abheilphase auch Druckverbände zur Vorbeugung empfohlen. Dabei wird die Narbe meist für mehrere Wochen oder Monate möglichst rund um die Uhr durch Kompressionsverbände, Mieder, Ohrringklipps o.ä. komprimiert. Der empfohlene Druck beträgt etwa 25 bis 40 mm Hg. Sanitärhäuser, Ärzte und Apotheker können hier beraten. Häufig werden zur Vorbeugung von Keloidbildung auch Auflagen mit Silikongel- oder Polyurethanfolie empfohlen, welche ebenfalls über eine längere Zeit auf der Narbe platziert werden. Hierbei ist wohl weniger das Silikon selbst wirksam, sondern eher die Luftdichte und der Druck, die durch das Tragen unterhalb der fest auf der Haut verklebten Folien entstehen.

Silikonpflaster, Druckverband, Massage... und ein wenig Selbstdisziplin

In nahezu allen Fällen kann darüber hinaus die regelmäßige Massage mit speziellen Narbencremes hilfreich sein. Auch hier kommt es wohl weniger auf die exakten Arzneistoffe an. Die Wirkung geht wohl eher von günstigen Begleitfaktoren aus, wie der verbesserten Durchblutung durch die sanfte Reibung, durch die optimale Befeuchtung etc.

All diese vorbeugenden Maßnahmen erfordern leider schon etwas Disziplin und regelmäßiges Engagement. Wer aber aus eigener Erfahrung oder durch familiäre Vorbelastung um eine solche Neigung weiß, für den lohnt die prophylaktische Narbenbehandlung, denn: Wenn sich in einer bestehenden Narbe bereits ein Keloid, also ein überschießender Narbenwulst, gebildet hat, ist eine Behandlung meist schwierig und in einigen Fällen auch erfolglos.

Noch ein Extra-Tipp:
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Unsere Empfehlungen dazu finden Sie hier.

Quellen:

  • Nast A et al. S2k-Leitlinie Therapie pathologischer Narben hypertrophe Narben und Keloide) – Update 2020. J Dtsch Dermatol Ges. 2020. www.awmf.org.

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Autorin unseres Artikels
 
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin und Wissenschafts-Redakteurin

Dr. med. Monika Steiner
Ärztin und Wissenschafts-Redakteurin

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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des Artikels
Dr. med. Jörg Zorn, Arzt

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Jörg Zorn
Arzt / Chefredakteur

    Studium:
  • Universitätsklinik Marburg
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Asklepios Klinik St. Georg, Hamburg
  • Medizinischer Chefredakteur im wissenschaftlichen Springer-Verlag

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