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Was genau ist Gicht? Wie gefährlich ist Gicht? Wer erkrankt an der Stoffwechselstörung? Und wie wird sie behandelt? Mehr zu diesen Themen lesen Sie in folgendem Beitrag.

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Fragen zu Ursachen, Prognose und Vorbeugung
Ursachen
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Prognose
Vorbeugen
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Ursachen

Wodurch entsteht eine Gicht?

Eine Gicht entsteht durch zu viel Harnsäure im Blut. Die Harnsäure ist ein normales Stoffwechselprodukt und hat nichts mit "Urin im Blut" zu tun. Allerdings gibt es bei der Gicht zu viel davon und in der Folge reichern sich Harnsäurekristalle in den Gelenken an.

Die Gicht ist also nur äußerlich betrachtet eine rheumatische Erkrankung. Im Prinzip handelt es sich um eine Stoffwechselstörung.

Beim Gichtanfall entzünden sich die Harnsäurekristalle in den Gelenken und können sehr schmerzhaft werden. Eine der am häufigsten betroffenen Gelenke bei der Gicht ist das Grundgelenk des großen Zehs.

Wodurch wird ein Gichtanfall ausgelöst?

Ursache eines Gichtanfalls sind Ablagerungen von Harnsäurekristallen und eine begleitende Entzündung. Die Kristallbildung ist in erster Linie abhängig von der Höhe des Harnsäurespiegels im Blut.

Überschreitet der Harnsäurespiegel einen gewissen Wert (6,8 mg/dl bzw. 400 µmol/l bei einer Körpertemperatur von 37° Celsius und einem pH-Wert von 7,40), kommt es zu einer physikalischen Reaktion, bei der Kristalle gebildet werden. Diese Kristalle lagern sich bevorzugt in „kleinen“ Gelenken des Körpers ab (Fuß, Hand).

Häufig durch äußere Umstände getriggert (z. B. Aufnahme besonders Purin-reicher Nahrung, Temperaturschwankungen oder Verletzungen) kann ein Gichtanfall ausgelöst werden. Ob und wann das passiert, ist leider schwer vorhersagbar. Aber eines ist sicher: dem Gichtanfall geht immer ein schon länger erhöhter Harnsäurespiegel im Körper voraus!

Gicht: Einfluss von Harnsäureanstieg, Vererbung und Medikamenten

Führen erhöhte Harnsäurewerte zwangsläufig zur Gichterkrankung?

Jein! Soviel steht fest: Gicht gibt es nicht ohne erhöhte Harnsäurespiegel im Körper.

Aber: nicht jede Harnsäureerhöhung führt zwangsläufig zur Gicht. Unterschiede sind familiär, also genetisch bedingt, aber auch individuell verschieden.

Jede Erhöhung der Harnsäure im Organismus führt zur Ausbildung von Kristallen, die sich vorzugsweise in den Gelenken ablagern. Kommt es zu einer Anhäufung zu vieler Kristalle im Gelenk, kann ein Gichtanfall dadurch ausgelöst werden. Ob und wann die Kristalle in den Gelenken zu einer Entzündung uns somit zu einem Gichtanfall führen, ist nicht vorhersehbar. Es ist aber bekannt, dass bestimmte Erkrankungen, Medikamenteneinnahmen, Lebensumstände und Ernährungsgewohnheiten dazu beitragen können.

Was bei erhöhten Harnsäurespiegeln zur Gicht führen kann (ausgewählte Beispiele ohne Gewähr der Vollständigkeit):

  • Nierenfunktionsstörungen (häufigste Ursache!)
  • Purin-reiche Nahrungsaufnahme
  • Alkoholkonsum
  • Krebserkrankungen bzw. deren Behandlung
  • körpereigene „Überproduktion“ von Purinen
  • äußere Einflussfaktoren, z. B. durch Kälte hervorgerufene Durchblutungsstörungen
  • Störungen des Säure-Basen-Verhältnisses im Körper (sogenannte ph-Wert-Veränderungen)
Ist Gicht erblich?

Gicht ist keine klassische Erbkrankheit, allerdings beobachtet man in großen Bevölkerungsstudien in der Tat deutliche familiäre Häufungen und Abhängigkeiten.

Hat ein Verwandter ersten Grades (Eltern, Kinder) Gicht, so verdoppelt sich Ihr persönliches Risiko für das Auftreten von Gicht gegenüber einer Durchschnittsbevölkerung ohne Gicht in der Familie. Sind Verwandte zweiten Grades (Geschwister, Großeltern, Enkel) betroffen, steigt das Risiko um etwa ein Viertel.

Sollte in Ihrer Familie Gicht bereits vorkommen, macht es auf jeden Fall Sinn, den Hausarzt darauf aufmerksam zu machen und eventuell auch den Harnsäurespiegel zu bestimmten. Erhöhte Harnsäurespiegel sind die Ursache der Gicht.

Erhöhen Blutdruckmittel das Risiko für Gicht?

Ein solcher Zusammenhang wird schon seit längerem vermutet. Bestimmte Wirkklassen wie die sogenannten Diuretika, aber auch Betablocker, ACE-Hemmer und AT1-Blocker erhöhen demnach das Risiko einen Gichtanfall zu erleiden in erheblichem Maße.

Eine aktuelle britische Studie hat das nun untermauert. Allerdings war das erhöhte Gicht-Risiko in dieser Untersuchung nicht für alle Blutdrucksenker gleich:

Diuretika am problematischsten

Relativ günstig schnitten dabei ab:

  • Kalziumkanalblocker (auch Kalziumantagonisten genannt) und
  • Losartan (ein Angiotensin-Rezeptor-Blocker)

Ein höheres Gicht-Risiko ergab sich für:

Am problematischsten sind der Studie zufolge die Diuretika, die die akute Gichtgefahr verdoppelten.

Blutdrucksenker richtig auswählen – und Lebensstil prüfen

Ob Blutdrucksenker die Gefahr für einen Gichtanfall generell und damit auch bei Menschen ohne entsprechende Risikofaktoren erhöhen, ist damit zwar nicht belegt. Biochemisch sind die harnsäuresenkenden Effekte der Kalziumantagonisten und von Losartan aber nachvollziehbar. Und auch der Anstieg des Harnsäurespiegels bei den anderen Substanzen (abgesehen von den Betablockern). Das sollten Sie und Ihr Arzt bei der Auswahl der Medikation gegen hohen Blutdruck berücksichtigen, wenn Ihnen Anzeichen für ein erhöhtes Gichtrisiko oder bereits Gichterfahrungen vorliegen.

Prüfen Sie neben Ihren Harnsäurewerten im Blut auch Ihren Speise- und Getränkeplan (Achtung: Alkohol). Der lässt sich ändern. Ein gesünderer Lebensstil ist grundsätzlich ein besseres Steuerungsinstrument als Medikamente. Vor allem ein nebenwirkungsfreies und nachhaltiges.

Wer ist Henne, wer ist Ei?

Zum Hintergrund: Gicht tritt häufig gemeinsam mit Bluthochdruck auf. Ebenso mit Übergewicht, Diabetes und erhöhten Blutfettwerten. Insofern ist es in Studien nicht immer einfach auseinanderzuhalten, ob ein Gicht-fördernder Effekt auf den erhöhten Blutdruck oder auf die Medikamente oder auf die Begleiterkrankungen zurückzuführen ist.

Symptome

Wie äußert sich Gicht?

Gicht ist nicht gleich Gicht. Es gibt verschiedene Stadien der Erkrankung, die sich jeweils unterschiedlich äußern: von einer bloßen Erhöhung des Harnsäurespiegels ohne Beschwerden über den akuten Gichtanfall bis hin zum chronischen Stadium.

Verlauf der Gicht: Anstieg der Harnsäure, Gelenkschmerzen und Co.

Was sind frühe Anzeichen einer Gicht?

Mit zu viel Harnsäure fängt es an. Ein erhöhter Harnsäurewert im Blut (≥ 6,8 mg/dl) geht meist auf eine genetische Veranlagung zurück, verbunden mit einer hohen Purinzufuhr über die Nahrung. Purine werden im Körper zu Harnsäure abgebaut und über die Nieren ausgeschieden. Wenn die Ausscheidung nicht richtig funktioniert und obendrein immer mehr "Nachschub" geliefert wird, häuft sich die Substanz irgendwann an.

Eine sogenannte Hyperurikämie, wie Mediziner den erhöhten Harnsäurespiegel auch nennen, muss nicht unbedingt mit Beschwerden einhergehen. Erst wenn sich die Harnsäure im Blut nicht mehr löst und harte Kristalle ausbildet, die sich in Gelenken oder anderen Geweben ablagern, kann es zum schmerzhaften akuten Gichtanfall kommen.

Akute Gicht: Wie verläuft ein Gichtanfall?

Ein Gichtanfall tritt meist plötzlich und ohne Vorwarnung auf. Oft werden die Betroffenen in der Nacht oder am frühen Morgen von starken Schmerzen in den Gelenken geweckt. Sehr häufig (in etwa 60% der Fälle) ist es das Grundgelenk der großen Zehe, das von der schweren Schmerzattacke betroffen ist. Aber auch andere Gelenke wie die Fingergelenke, insbesondere die Daumengrundgelenke, sowie die Mittelfuß-, Sprung- und Kniegelenke können von den gewaltigen Schmerzattacken heimgesucht werden.

Geschwollene, überwärmte, livide verfärbte Gelenke

Typischerweise ist das betroffene Gelenk stark geschwollen und sehr berührungsempfindlich. Schon der Druck der Bettdecke kann heftige Schmerzen auslösen. Häufig ist das entzündete Gelenk rötlich-violett verfärbt und fühlt sich extrem heiß an. Außerdem klagen Betroffene oftmals über ein allgemeines Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Erbrechen und Herzrasen.

Meist lassen die akuten Schmerzen nach einigen Stunden wieder von allein nach. Die Schmerzattacken können aber auch mehrere Tage lang anhalten oder immer wieder anfallsartig zurückkehren. Daher sollte ein akuter Gichtanfall möglichst frühzeitig behandelt werden. Zum Glück stehen hierfür wirksame Medikamente zur Verfügung.

Bleibt es bei einem Gichtanfall oder folgen weitere?

Auf einen Gichtanfall kann wiederum eine Phase ohne jegliche Symptome folgen. Manchmal bleibt es auch dabei, und der Betroffene wird von einer weiteren Schmerzattacke verschont. Wenn die Ursache dahinter aber nicht behoben wird und der Harnssäurespiegel nach wie vor erhöht ist, besteht die Gefahr eines weiteren Anfalls.

Wieso allerdings der eine immer wieder von Gichtattacken heimgesucht wird, während ein anderer mit denselben Harnsäurewerten beschwerdefrei bleibt, ist unklar.

Chronische Gicht: Können die Schmerzen dauerhaft bleiben?

Das ist durchaus möglich. Im sogenannten chronischen Stadium besteht eine permamente Gelenkentzündung mit immer wiederkehrenden Gichtanfällen. Jede Bewegung kann unangenehm werden, und sogar in Ruhe sind manche Betroffene schmerzgeplagt. Mit der Zeit können sich in den Gelenken und Weichteilen Harnsäurekristalle, sogenannte Gichttophi, ablagern. Aber auch vor inneren Organen macht die verhärtete Harnsäure keinen Halt, allen voran der Niere und dem Harntrakt.

Die Behandlung der chronischen Gicht ist eine große Herausforderung für den Arzt und den Betroffenen selbst. Abgesehen von den möglichen Folgeschäden an Gelenken oder Organen, die behandelt werden müssen, sind Medikamente, die den Harnsäurespiegel senken, nur ein Teil einer umfassenden Therapie. Entscheidend ist nämlich, dass nicht immer mehr Harnsäure anfällt. Das gelingt über eine konsequente Ernährungsumstellung mit möglichst purinarmen Nahrungsmitteln.

Es lohnt sich, damit frühzeitig anzufangen. Wer seinen erhöhten Harnsäurewerten von Anfang an gegensteuert, kann Schmerzattacken vorbeugen und verhindern, dass es überhaupt bis zum chronischen Stadium kommt.

Beschwerden beim Gichtanfall

Welche Symptome sprechen für einen Gichtanfall?

Ein akuter Gichtanfall ist für den Betroffenen äußerst unangenehm. Typischerweise kommt es zu heftigen Schmerzen, die zu 90 % an einem einzelnen Gelenk auftreten. Meist ist es die große Zehe, die betroffen ist. Daneben können Fieber und allgemeine Beschwerden aufkommen, ausgelöst durch eine umfassende Entzündungsreaktion.

Bei der Gicht unterscheidet man verschiedene Stadien. Oft bestehen über Jahre hinweg keinerlei Beschwerden, obwohl der Harnsäurewert im Blut bereits erhöht ist. In diesem Fall spricht man von einer asymptomatischen Hyperurikämie (Prägicht).

Davon abzugrenzen sind der akute Gichtanfall, die interkritische Periode zwischen zwei Anfällen und schließlich die chronische Gicht, die nach langjährig erhöhten Harnsäurespiegeln entsteht und bereits mit Gelenkzerstörungen einhergeht.

Stechender Schmerz im großen Zeh

Ein akuter Gichtanfall geht auf eine plötzlich eintretende Entzündung meist eines einzelnen Gelenkes (Monoarthritis) zurück. Die Symptome sind in der Regel sehr typisch und vom Arzt leicht auch ohne aufwändige Apparatemedizin erkennbar.

Es gibt klassische Lokalisationen des heftigen und stechenden Gichtschmerzes, der durch Ablagerung von Harnsäurekristallen und nachfolgende Entzündung entsteht. Klassisch sind der Befall des Großzehengrundgelenks und der Mittelfuß- und Sprunggelenke. Seltener können auch das Knie- oder das Daumengrundgelenk betroffen sein.

Der Schmerz entsteht plötzlich und akut, meist über Nacht. Das betroffene Gelenk ist in der Bewegung eingeschränkt, gerötet und häufig berührungsempfindlich. So kann oft schon der Auflagedruck der Bettdecke oder des Lakens als schmerzhaft empfunden werden. Aufgrund der Entzündungsreaktion können auch Allgemeinbeschwerden und Fieber hinzutreten.

Viel Fleisch und Alkohol bringen das Fass zum Überlaufen

Auch die Nachfrage bestimmter Lebensumstände hilft dem Arzt oftmals weiter: Wurde am vergangenen Tag vermehrt purinreiche Nahrung aufgenommen, z. B. bei Grill-/Schützen-/Karnevalsfesten oder sonstigen Feierlichkeiten? Wurde vermehrt Alkohol konsumiert? Diese Substanzen können bei ohnehin bereits erhöhten Harnsäurewerten einen akuten Gichtanfall leicht auslösen.

Vielleicht ist aus der Vergangenheit ein erhöhter Harnsäurespiegel im Körper durch entsprechende Blutuntersuchungen bereits bekannt. Das ist zwar kein Symptom, legt die Diagnose eines Gichtanfalls aber nahe.

Ein geübter Blick genügt

Diese typischen Beschweren, verbunden mit einer ausführlichen Befragung des Betroffenen, reichen aus, um die Diagnose eines akuten Gichtanfalls zu stellen. In der Regel sind dazu keine weiteren diagnostischen Maßnahmen nötig. Gerade der Harnsäurewert im Blut ist im akuten Stadium oftmals sogar unauffällig. Eine Blutentnahme ist dem ohnehin von Gicht Geplagten daher zu ersparen. Auch eine Gelenkpunktion, bei der unter Umständen Harnsäurekristalle in der Gelenkflüssigkeit gefunden werden, ist bei einem eindeutigen Befund nicht erforderlich.

Übrigens: Charakteristisch für den akuten Gichtanfall ist auch das rasche Ansprechen auf bestimmte Medikamente. Es gibt verschiedene Substanzen, die bei starken Beschwerden verabreicht werden und rasch Linderung verschaffen. So heftig und unangenehm die große Zehe also auch schmerzt, Ihr Arzt kann etwas dagegen unternehmen.

Dennoch sind im weiteren Verlauf vor allem auch Sie gefragt. Denn mit einer entsprechenden Ernährung und einigen Tipps können Sie selbst dafür sorgen, dass Sie diese unangenehme Erfahrung möglichst kein zweites Mal machen.

Wie lange dauert ein akuter Gichtanfall?

Das hängt ganz entscheidend davon ab, wie schnell und adäquat die Schmerzattacke behandelt wird. Richtig therapiert bessern sich die Beschwerden rasch. Andernfalls kann es sich mehrere Tage bis Wochen hinziehen.

Handeln Sie schnell

Ein akuter Gichtanfall ist sehr schmerzhaft. Erhöhte Harnsäurewerte führen dazu, dass sich in einem Körpergelenk Kristalle ablagern und eine starke Entzündungsreaktion auslösen.

Die Behandlung erfolgt oft mit sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), zu denen Schmerzmedikamente wie Naproxen, Indometacin oder Celecoxib gehören. Wenn sie aufgrund von Unverträglichkeiten oder anderen Krankheiten nicht gegeben werden können, setzen Ärzte Kortison oder Colchicin ein. In schweren Fällen kommen auch besondere Arzneimittel wie immunsuppressive Antikörper in Betracht.

Besserung nach 24 bis 48 Stunden

Im optimalen Behandlungsfall nehmen Ihre Schmerzen einige Stunden nach Therapiebeginn bereits ab. Nach ein bis zwei Tagen sollte es Ihnen insgesamt deutlich besser gehen. Bis Sie völlig beschwerdefrei sind, kann es jedoch insgesamt eine Weile dauern.

Wenn sich der Start mit den Medikamenten jedoch verzögert, setzt der Behandlungserfolg wesentlich später ein, und die Schmerzen können bis zu ein, zwei Wochen anhalten. Daher ist es generell immer wichitg, dass die Therapie so schnell wie möglich begonnen wird und die Dosierung richtig gewählt ist.

Schwere Attacken können hartnäckig sein

Auch das Ausmaß der Gichterkrankung spielt eine Rolle dabei, wie schnell welche Arzneistoffe erfolgreich helfen. In komplizierteren Fällen reichen NSAR, Kortison oder Colchicin unter Umständen nicht aus. Dann müssen ggf. aggressivere Mittel wie Antikörper eingesetzt werden. Sie sind sehr potent, haben aber deutlich mehr und schwerwiegendere Nebenwirkungen als die zuvor genannten Stoffe.

Wenn Sie unter Gichtanfällen leiden, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen, Blutwerte wie Harnsäure, Nierenwerte und Entzündungsparamater bestimmen lassen und mit ihm besprechen, welche die beste Therapie für Sie ist.

Kann ein Gichtanfall von alleine wieder verschwinden?

Ja, das ist möglich. Ein Gichtanfall tritt meist völlig unerwartet auf und löst bohrende oder stechende Schmerzen im betroffenen Gelenk aus. Die akuten Schmerzen lassen nach einigen Stunden wieder von alleine nach, können aber auch mehrere Tage lang andauern.

Ein Gichtanfall und seine Folgen

Am häufigsten sind die Gelenke der großen Zehen betroffen. Schon eine leichte Berührung an der erkrankten Körperstelle lässt den von Gicht Geplagten an die Decke gehen. Zudem sind die Gelenke deutlich angeschwollen und überwärmt. Daneben können Symptome wie Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen und Herzrasen auftreten.

Wenn der Gichtanfall abgeklungen ist, kann der weitere Verlauf ganz unterschiedlich sein. Manchmal bleibt es bei einem einzelnen Schmerzereignis. Es kann aber auch zu wiederholten Attacken kommen, die möglicherweise in immer kürzeren Intervallen wiederkehren. Oder die Erkrankung ruht für einige Jahre, um dann wieder heftig zuzuschlagen. Genau hier liegt die Gefahr einer über einen längeren Zeitraum unbehandelten Gichterkrankung.

Trügerische Ruhe nach dem Sturm

Viele Betroffene, die schon längere Zeit anfallsfrei sind, wägen sich in Sicherheit und meinen, sie wären wieder vollständig gesund. Die Krankheit kann jedoch im Hintergrund weiter schlummern und jederzeit wieder ausbrechen.

Denn die eigentliche Ursache der Erkrankung liegt in einem erhöhten Harnsäurespiegel im Blut. Das führt irgendwann dazu, dass die Harnsäure kristallisiert und sich in verschiedenen Bereichen des Körpers ablagert. Solange zuviel Harnsäure im Blut zirkuliert, wird das Gewebe immer weiter geschädigt. Manche Betroffene bekommen davon über längere Zeit überhaupt nichts mit – bis es zu spät ist.

Wer einen Gichtanfall ignoriert und nicht behandeln lässt, muss damit rechnen, dass die Erkrankung chronisch wird und die betroffenen Gelenke und Organe dadurch früher oder später zerstört werden.

Ein Gichtanfall gehört behandelt

Abgesehen davon, dass wohl keiner, der schon einmal eine akute Gichtattacke durchgemacht hat, sie jemals wieder erleben möchte, sollte eine Gicht daher immer behandelt werden. Im akuten Stadium helfen schmerz- und entzündungshemmende Medikamente. Sie lindern die Beschwerden, können die Erkrankung jedoch nicht ursächlich heilen.

Nachdem die akuten Schmerzen und die Entzündungen in den Gelenken durch Medikamente wieder abgeklungen sind, muss der Arzt daher gemeinsam mit Ihnen Maßnahmen zur Gichtvorbeugung treffen. Um die Harnsäurewerte wieder in den Griff zu bekommen und weitere Gichtanfälle und Folgeschäden zu vermeiden, ist eine langfristige Umstellung der Ernährungsgewohnheiten und des Lebensstils wichtig. Auch weitere Medikamente können nötig sein. Den Hauptpart der Behandlung aber übernehmen Sie selbst.

Kann man Gicht und Arthrose gleichzeitig haben?

Ja, das ist möglich. Bei vielen Menschen sind die Gelenke sowohl von Gicht als auch von einer Arthrose betroffen. Beide Krankheiten rufen recht ähnliche Symptome hervor, weshalb sie oft miteinander verwechselt werden.

Gicht versus Arthrose: ein Vergleich

Gicht oder Arthrose?

Sowohl bei Gicht als auch bei Arthrose kommt es zu einer schmerzhaften Entzündung im betroffenen Gelenk. Weitere typische Symptome sind Schwellungen, Rötungen und Überwärmung des Gelenks. Ob diese Entzündung jedoch durch Harnsäure oder als Folge von Verschleiß entstanden ist, kann man zunächst nicht sagen.

Obwohl Gicht und Arthrose zum sogenannten rheumatischen Formenkreis zählen, handelt es sich dabei um zwei verschiedene Erkrankungen. Die Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, die Arthrose eine Verschleißerkrankung der Gelenke.

Schmerzen in der Großzehe: typisch für Gicht?

Ein erhöhter Harnsäurespiegel im Blut ist ein Hinweis auf Gicht. Produziert der Körper zu viel Harnsäure oder scheidet er zu wenig aus, kommt es zu einer erhöhten Harnsäurekonzentration im Blut, sodass Harnsäureablagerungen in den Gelenken entstehen. Die Folge sind schmerzende und entzündete Gelenke.

Typische Krankheitserscheinungen bei Gicht sind des Weiteren sogenannte Gichtschübe, die häufig nach einem fettreichen Essen und/oder übermäßigem Alkoholgenuss auftreten. Sehr häufig ist außerdem das Großzehengrundgelenk betroffen. Um eine Gicht eindeutig nachweisen zu können, ist ein Bluttest erforderlich.

Beschwerden an stark belasteten Gelenken: Spricht das eher für Arthrose als für Gicht?

Eine Arthrose dagegen entsteht durch Schädigung (oder auch Abnutzung) des Gelenkknorpels. Häufig tritt sie an Gelenken auf, die stärker durch das Körpergewicht belastet werden, wie z. B. Knie- oder Hüftgelenk.

Ein Unfall oder auch übermäßige und langanhaltende Belastungen können zu einem Abbau des Gelenkknorpels führen. Da der Körper Knorpelschäden nicht selbst reparieren kann, schreitet der Gelenkverschleiß immer weiter voran, bis der Gelenkknorpel zerstört wird.

Ein erfahrener Arzt kann oft schon anhand der körperlichen Untersuchung erkennen, ob eine Arthrose oder Gicht (oder beides) vorliegt. Um eine Arthrose jedoch eindeutig diagnostizieren zu können, ist eine Röntgenuntersuchung erforderlich. Manchmal sind auch zusätzliche Untersuchungen (wie Ultraschalluntersuchung, MRT, CT, Szintigraphie oder Gelenkpunktion) notwendig.

Außerdem: Ein entzündetes Gelenk lässt sich von einem arthrotischen Gelenk durch einen einfachen Test unterscheiden: Kälte wirkt sich bei Gichtschmerzen meist lindernd aus. Wärme verstärkt die Schmerzen hingegen. Bei Arthrose ist es genau umgekehrt.

Diagnostik

Wie wird die Diagnose Gicht gestellt?

Oft reicht schon ein ausführliches Anamnesegespräch, um die Diagnose Gicht stellen zu können. Denn ein Gichtanfall löst meist typische Symptome aus. Mit gezielten Fragen und einem geschulten Blick kann der Arzt der Erkrankung daher leicht auf die Schliche kommen.

Plötzlich auftretende heftige Schmerzen, ein gerötetes oder bläulich verfärbtes Gelenk, Schwellungen und Fieber: Wer sich beim Arzt mit diesen Beschwerden vorstellt, wird die Praxis oder Klinik höchstwahrscheinlich mit der Diagnose "Gicht" wieder verlassen.

Woher weiß der Arzt, dass es Gicht ist?

Typisch: plötzliche Entzündung eines einzelnen Gelenks

Wenn die Symptome entsprechend eindeutig sind, reicht eine genaue Befragung und Untersuchung in der Regel aus, um die Diagnose stellen zu können. Zur Orientierung gibt es einige typische Merkmale, an die sich der Untersucher halten kann.

Hierzu gehört die schmerzhafte Entzündung eines einzelnen Gelenkes (eine sogenannte Monoarthritis, oft am Gelenk des großen Zehs), die sich innerhalb eines Tages ohne Vorankündigung entwickelt. Manchmal berichten Betroffene auch von vorangegangenen Schmerzattacken, was ebenfalls einen Hinweis auf die Erkrankung liefern kann. Typischerweise sind außerdem Männer betroffen, die unter einem Bluthochdruck und/oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems leiden.

Anhand all dieser Kriterien kann der Arzt die Wahrscheinlichkeit für eine Gichterkrankung abschätzen.

Gelenkuntersuchung: Lässt sich Gicht auch ertasten?

Außerdem wird er Sie gründlich untersuchen, die betroffenen Gelenke genau unter die Lupe nehmen und abtasten. Das akut entzündete Gelenk ist extrem berührungsempfindlich und fühlt sich meist sehr heiß an. Darüber hinaus kann der Arzt festzustellen, ob bereits knotige Gewebsveränderungen (sogenannte Gichttophi) erkennbar sind, die typisch für Gicht sind.

Zudem wird er die Gelenke auf ihre Beweglichkeit hin untersuchen. Des Weiteren muss er einen Gichtanfall im Fuß von möglichen (Sport-)Verletzungen abgrenzen. Bei einem entzündeten Gelenk müssen außerdem andere, unter Umständen gefährliche Erkrankungen (insbesondere eine septische Arthritis mit Erregern in der Blutbahn) ausgeschlossen werden.

Untersuchungen bei Gicht: Blutanalyse, Röntgen und Gelenkpunktion

Blutuntersuchung: Was sind typische Anzeichen für Gicht?

Ein Bluttest kann weitere Hinweise auf eine Gicht liefern. Der Erkrankung liegt ursächlich ein erhöhter Harnsäuregehalt im Blut zugrunde. Außerdem sind im akuten Gichtanfall oft die typischen Entzündungswerte wie das C-reaktive Protein (CRP-Wert), die Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozyten) sowie die Blutkörperchensenkgeschwindigkeit (BSG) erhöht.

Das ist allerdings nicht zwingend. Manchmal bleibt der Harnsäurewert bei der akuten Gicht völlig normal; umgekehrt ist ein erhöhter Spiegel noch kein Beweis für die Erkrankung. Die Blutwerte müssen daher immer differenziert betrachtet und im Kontext aller weiteren Befunde eingeordnet werden.

Muss bei Gicht geröntgt werden?

Eine weiterführende Diagnostik ist meist nicht nötig und sollte nur in unklaren Fällen erfolgen. Zur Verfügung stehen bildgebende Verfahren wie eine Röntgenuntersuchung oder eine Computertomographie (CT).

Im Röntgenbild können Gichttophi und weitere Veränderungen an Gelenken, Sehnen und Knochen nachgewiesen werden. Allerdings ist die Untersuchung gerade in frühen Stadien ungenau und damit noch wenig aussagekräftig.

Bei der CT kommt ein spezielles Verfahren zum Einsatz, die sogenannte Dual-Energy-Computertomographie (DECT). Auch hier können Ablagerungen von Harnsäure in Gelenken und Weichteilen sichtbar gemacht werden. Die aufwendige Untersuchung steht jedoch nur an wenigen Zentren zur Verfügung und ist außerdem mit einer größeren Strahlenbelastung verbunden. Zur Standarduntersuchung gehört sie damit sicherlich nicht.

Was bringt eine Gelenkpunktion bei Gicht?

Einen sicheren Beweis für eine Gicht kann ein weiteres, von den Betroffenen eher wenig geliebtes Verfahren liefern: die Gelenkpunktion. Dabei wird das betroffene Gelenk punktiert (mit einer Nadel angestochen), um Gelenkflüssigkeit zu entnehmen. Wenn sich darin unter dem Mikroskop Harnsäurekristalle finden, steht die Diagnose.

Allerdings gibt es auch hier einige Einschränkungen. So braucht es beispielsweise die entsprechenden Geräte und einen versierten Untersucher. Und auch dann gelingt die Punktion nicht immer. Wenn keine Harnsäurekristalle zum Vorschein kommen, heißt das noch lange nicht, dass keine vorhanden sind. Vielleicht hat die Nadel sie auch einfach nicht erwischt.

Und schließlich ist so eine Punktion nicht jedermanns Sache. Viele Betroffene lehnen die Untersuchung ab. Immerhin stellt sie auch einen nicht unerheblichen invasiven Eingriff dar, bei dem trotz aller hygienischen Sicherheitsvorkehrungen Keime in den Körper gelangen können.

Stimmt es, dass auch die Niere bei Gicht untersucht wird?

Ja, denn Gicht betrifft nicht nur die Gelenke und Weichteile, sondern macht auch vor inneren Organen nicht Halt. Vor allem die Nieren und der Harntrakt können von der Harnsäure befallen werden und Steine ausbilden, die mit der Zeit großen Schaden anrichten.

Daher wird der Arzt gegebenenfalls noch einen Blick auf Ihre Nieren werfen. Mit den entsprechenden Blutwerten und bestimmten Nierenfunktionstests kann er herausfinden, ob die Organe bereits geschädigt wurden und wie stark ihre Leistung beeinträchtigt ist.

Behandlung allgemein

Wie wird Gicht behandelt?

Bei der Behandlung der Gicht muss zwischen einem akuten Gichtanfall und einer chronischen Gichterkrankung unterschieden werden. Während im Akutfall in erster Linie die Schmerzen eingedämmt werden sollen, zielt die langfristige Therapie auf eine Reduktion der vermehrten Harnsäure im Blut.

Im Akutfall rasch handeln

Ein akuter Gichtanfall ist für den Betroffenen äußerst unangenehm. Er tritt in der Regel ohne Vorankündigung spontan und rasch ein. Typischerweise ist ein einzelnes Gelenk betroffen, das sich bei der Untersuchung gerötet und überwärmt zeigt. Ohne Behandlung kann es ein bis zwei Wochen dauern, bis die Entzündung abgeklungen ist. Zum Glück gibt es im Akutfall jedoch Medikamente, die rasch Linderung verschaffen.

Die Behandlung sollte möglichst frühzeitig (12 bis 24 Stunden nach Schmerzbeginn) erfolgen. Ziel ist es, die heftigen Schmerzen zu lindern und die Entzündungen in den Gelenken so schnell wie möglich zum Abklingen zu bringen.

Diese Mittel helfen Ihnen

Folgende Arzneimittel werden meist zur Behandlung eines akuten Gichtanfalls verwendet:

  • Diclofenac oder Indometacin: kortisonfreie Antirheumatika (abgekürzt NSAR), die schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken
  • Prednisolon: Kortisonpräparat, das die Entzündung hemmt und entweder in Tablettenform eingenommen werden kann oder direkt ins Gelenk gespritzt wird; bei eingeschränkter Nierenfunktion Mittel der ersten Wahl
  • Colchicin: Pflanzengift, das verhindern soll, dass Harnsäurekristalle in die Gelenke wandern. Da Colchicin schwere Nebenwirkungen hervorrufen kann, wird es heutzutage nur noch in seltenen Fällen (als Reservemittel) zur Gichttherapie eingesetzt.

Zusätzlich kann es helfen, das betroffene Gelenk hochzulagern und zu schonen (auch Bettruhe kann in manchen Fällen erforderlich sein). Des Weiteren ist es empfehlenswert, das Gelenk mit kalten Umschlägen zu kühlen.

Jetzt sind Sie dran

Nach einem akuten Gichtschub sind erst einmal Sie selbst gefragt. Denn nun geht es darum, ein solch schmerzhaftes Erlebnis in Zukunft möglichst zu vermeiden, was auch in Ihrem Interesse liegen dürfte.

Während die Schmerzmedikamente schnell wirken und immer nur kurzzeitig gegeben werden, erfordert die Vorbeugung eines Gichtanfalls ein langfristiges Engagement von Ihnen. Denn von der wohltuenden Linderung durch die Medikamente sollten Sie sich nicht täuschen lassen. Sie wirken nur symptomatisch, bekämpfen also die akuten Beschwerden, ohne jedoch an die Wurzel des Problems zu rühren. Diese nämlich liegt im erhöhten Harnsäuregehalt im Blut, der sich durch den Verzehr purinreicher Lebensmittel wie Wurst, Fisch oder Innereien mit der Zeit entwickelt.

Harnsäurekristalle können gefährlich werden

Purine fallen im Stoffwechsel an und werden vom Körper in Harnsäure umgewandelt. Ab einem gewissen Spiegel bilden sich Harnsäurekristalle, die sich in den Gelenken ablagern und eine akute Entzündung hervorrufen. Längerfristig können sich die Kristalle auch in Organen wie der Niere ansammeln und großen Schaden anrichten.

Es lohnt sich daher, die Ernährungsgewohnheiten zu überdenken und den Speiseplan entsprechend umzustellen. Dabei müssen Sie keine spezielle Diät einhalten, sollten sich aber möglichst purinarm ernähren und öfter zu Milchprodukten, frischem Obst und Gemüse geifen.

Damit die überflüssige Harnsäure besser aus dem Körper ausgespült werden kann, ist es außerdem wichtig, genügend (mindestens 2 Liter Flüssigkeit pro Tag) zu trinken. Eine gute Wahl sind hier Mineralwasser und ungesüßte Kräutertees. Auf alkoholhaltige Getränke sollte ganz verzichtet werden, da Alkohol das Ausscheiden der Harnsäure verhindert.

Medikamentöse Dauerbehandlung

Wenn sich die Harnsäurewerte mit einer Ernährungsumstellung allein nicht ausreichend senken lassen und es immer wieder zu Gelenkschmerzen kommt, kann eine langfristige Behandlung erforderlich sein. Dabei geht es darum, weitere Anfälle sowie ein Fortschreiten der Erkrankung mit Kristallablagerungen zu vermeiden.

Wenn die akuten Schmerzattacken abgeklungen sind oder schon längere Zeit zurückliegen, kann mit einer Dauertherapie begonnen werden. Sie verfolgt von Anfang an das Ziel, die zu hohen Harnsäurewerte im Blut wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Dabei kommen Medikamente zum Einsatz, die den Blutspiegel auf verschiedenen Wegen niedrig halten. Sogenannte Urikostatika wie Allopurinol sorgen dafür, dass weniger Harnsäure gebildet wird; Urikosurika wie Benzbromaron und Probenecid hingegen fördern die Ausscheidung der Substanz über die Nieren.

Gicht ist heilbar

Mit einer regelmäßigen, konsequenten Behandlung, verbunden mit der entsprechenden Anpassung beim Einkaufen, Kochen und Essen können Sie die Harnsäure dauerhaft in Schach halten und wieder völlig gesund werden. Damit bleiben Ihnen nicht nur weitere Schmerzattacken erspart, sondern auch Dauerschäden an den Nieren und anderen Organen. Es lohnt sich also, sich an die Empfehlungen zu halten!

Gicht: Wie kann man zu viel Harnsäure reduzieren?

Von zu viel Harnsäure (einer Hyperurikämie) sprechen Mediziner, wenn der Anteil im Blut mehr als 6,5 mg/dl beträgt. Meist sind eine purinreiche Ernährung, Überernährung mit Übergewicht, hoher Alkoholkonsum sowie das metabolische Syndrom Ursachen für einen zu hohen Harnsäurewert. Das Gute daran: Sie können selbst etwas daran ändern!

Purine sind wesentliche Bestandteile der Nukleinsäuren, aus denen unsere Erbsubstanz aufgebaut ist. Der Körper stellt sie zum Teil selbst her. Daneben werden sie auch mit der Nahrung von außen aufgenommen – beim einen mehr, beim anderen weniger. In einem komplizierten Prozess werden die Purine von unserem Organismus zu Harnsäure abgebaut und anschließend ausgeschieden. So weit, so gut.

Feste Kristalle an Gelenken und Organen

Das Problem ist, wenn der Körper mit dem Abbau nicht mehr hinterherkommt. Das kann dann passieren, wenn die Ausscheidung über die Nieren nicht mehr richtig funktioniert, wie es bei einer erblichen Veranlagung vorkommen kann. Wenn dann zusätzlich noch viele Purine zugeführt werden, häuft sich die Harnsäure immer mehr an.

Im Lauf der Zeit bilden sich daraus feste Harnkristalle, die in den Gelenken heftige Schmerzattacken auslösen können. Auch in den Nieren, im Harntrakt oder in der Blase können sich die Kristalle als Steine ansammeln und erheblichen Schaden anrichten.

Tipps zur Ernährung

Ein gering erhöhter Harnsäurespiegel (unter 9 mg/dl) lässt sich meist durch eine purinarme Ernährung (ovo-lakto-vegetabile Ernährung, d.h. eine vegetarische Kost mit Eiern, Milch und Milchprodukten) und eine Gewichtsnormalisierung ausreichend senken. Purinreiche Lebensmittel sind so gut wie möglich zu vermeiden. Dazu zählen vor allem: Fleisch (insbesondere Innereien), bestimmte Fischsorten (z. B. Lachs, Thunfisch), Schalen- und Krustentiere sowie Hülsenfrüchte (Linsen, Erbsen, Sojabohnen). Die Purinzufuhr sollte dabei die Grenze von 500 mg am Tag nicht überschreiten.

Zu den Lebensmitteln, die Personen mit leicht erhöhtem Harnsäurespiegel bedenkenlos verspeisen können, zählen zum Beispiel Milchprodukte, Teigwaren, pflanzliche Lebensmittel wie Früchte, Gemüse, Blattsalat, Getreide, Sprossen und Kartoffeln (ausgenommen purinreiche Sorten wie Kohl, Spinat und Spargel). Auch Eier (max. 3 die Woche) sind erlaubt.

Außerdem: Kochen ist besser als Braten, da beim Kochen ein Teil der Purine ins Kochwasser übergeht und sich der Puringehalt dadurch um etwa 10-20 % verringern kann. Das Kochwasser darf natürlich nicht zur weiteren Speisenzubereitung (z. B. für Suppen, Soßen, etc.) weiterverwendet werden.

Genug trinken, aber das Richtige

Des Weiteren sollten Betroffene auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens zwei Liter pro Tag) achten. Die am besten geeigneten Durstlöscher sind Wasser, Mineralwasser und ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees. Auch Kaffee und Kakao sind in den üblichen Verzehrmengen erlaubt. Auf alkoholhaltige Getränke (vor allem Bier) hingegen sollte gänzlich verzichtet werden, da sie die Ausscheidung von Harnsäure behindern.

Wenn die Ernährung allein nicht ausreicht: Medikamente

Stark erhöhte Harnsäurewerte (ab einem Wert von über 9 mg/dl Harnsäure im Blut) erfordern die zusätzliche Einnahme entsprechender Medikamente (Urikosurika und/oder Urikosurika). Die Arzneimittel müssen meist lebenslang eingenommen werden, um Gichtanfällen vorzubeugen und um zu verhindern, dass die Gicht chronisch wird.

Für die medikamentöse Dauertherapie verschreibt der Arzt meist Allopurinol oder Febuxostat, die die Harnsäureproduktion im Körper verringern. Wenn sich die Harnsäurewerte durch die Einnahme von Allopurinol in Kombination mit einer purinarmen Diät nicht normalisieren, können sogenannte Urikosurika (z. B. Probenecid und Benzbromaron) zusätzlich oder stattdessen zum Einsatz kommen. Dies sind Arzneimittel, die die Ausscheidung der Harnsäure mit dem Urin fördern.

Außerdem: Naturheilmittel wie zum Beispiel Belladonna oder Arnica können den Behandlungserfolg möglicherweise positiv beeinflussen und zusätzlich eingenommen werden. Wer jedoch seine Harnsäure effektiv senken möchte, kommt um eine lebenslange Ernährungsumstellung und gegebenenfalls um die Medikamente nicht herum.

Behandlung des Gichtanfalls

Welche Medikamente helfen im akuten Gichtanfall?

Da ein Gichtanfall mit sehr plötzlich auftretenden und extrem heftigen Scherzen verbunden ist, ist unmittelbare Hilfe vonnöten. Die gute Nachricht: Es stehen einige schnell wirksame Medikamente zur Verfügung, die rasch Linderung verschaffen.

Besserung innerhalb von einer Stunde

Grundsätzlich sollte die akute Gicht möglichst frühzeitig, am besten innerhalb von 12 bis 24 Stunden nach Einsetzen der Beschwerden, bis zum Abklingen der Symptome mit Medikamenten behandelt werden. Es stehen verschiedene Substanzen zur Verfügung.

Gegen den akuten Schmerz werden zumeist Medikamente aus der Gruppe der sogenannten NSARs (nichtsteroidale Antirheumatika) eingesetzt. Dies sind schmerzlindernde, entzündungshemmende Mittel, die kein Kortison enthalten. Die Wirkung setzt schnell ein, im Durchschnitt schon 30-60 Minuten nach Tabletteneinnahme. Eine Einnahme sollte über einen Zeitraum von 7-10 Tagen erfolgen, auch, wenn der akute Schmerz bereits verschwunden ist.

Manchmal kommt auch begleitend Kortison zum Einsatz. Hier reicht meist eine kurzzeitige Anwendung von 1-5 Tagen.

Colchizin: gut wirksam, aber Vorsicht!

Ein weiteres Mittel, das zur Verfügung steht und alleine oder in Kombination mit der schmerzstillenden, antientzündlichen Therapie verabreicht werden kann, ist Colchicin. Dieser aus der giftigen Pflanzenart der Herbstzeitlosen (lateinischer Name: Colchicum autumnale) gewonnene Wirkstoff wird spezifisch für die Behandlung des akuten Gichtanfalls eingesetzt. Er greift gezielt die Zellen an, die für den heftigen Entzündungsprozess verantwortlich sind und unterstützt damit die Durchbrechung der Entzündungsreaktion im betroffenen Gelenk.

Wichtig: Bitte beachten Sie genau die Dosierungsempfehlung des Arztes! Colchizin ist ein Zellgift, das bei zu hoher Dosierung gefährlich werden kann. Auch als Dauertherapie ist es nicht geeignet und sollte nach maximal zwei Wochen wieder abgesetzt werden.

Begleitend zur medikamentösen Therapie hilft es, das betroffene Gelenk zu schonen, hochzulagern und zu kühlen. Außerdem wird manchmal zum Schutz des Magens zusätzlich ein säureblockendes Medikament verabreicht.

Nach der Akutbehandlung sind Sie dran

Übrigens: Vielleicht haben Sie schon einmal von einer Therapie gehört, die den Harnsäurespiegel direkt senkt. Diese Medikamente werden allerdings zur Dauertherapie eingesetzt und sind beim akuten Gichtanfall nicht angebracht, da sie ihn eher noch verstärken können. Frühestens zwei Wochen nach Beginn des akuten Schmerzes kann damit begonnen werden.

Wenn die akuten Beschwerden abgeklungen sind, sind Sie an der Reihe. Sicherlich wollen Sie einen solchen Gichtanfall nicht noch einmal erleben. Glücklicherweise können Sie das selbst beeinflussen, indem Sie bei Ihrer Ernährung auf ein paar Dinge achten und manche Nahrungsmittel und auch Alkohol nur in Maßen genießen. Ohnehin schmeckt es dann viel besser.

Arzneimittel beim Gichtanfall: NSAR, Kortison und Behandlungsdauer

Akuter Gichtanfall: Wie wirken nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR)?

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind Schmerzmittel wie Naproxen, Indometacin und Diclofenac oder auch Celecoxib. Im akuten Gichtanfall wirken sie entzündungshemmend (antiphlogistisch) und schmerzlindernd (analgetisch).

Kristalle im Gelenk

Bei einem akuten Gichtanfall wird durch einen plötzlichen Anstieg von Harnsäure deren Löslichkeit im Blut überschritten, sogenannte Uratkristalle fallen aus. Sie lagern sich in Gelenken wie dem der Großzehe ab. Daraufhin wandern weiße Blutzellen zum Ort des Geschehens, nehmen die Kristalle in sich auf und setzen eine Reihe von Entzündungsschritten in Gang. Das Gelenk schwillt an, wird rot und stark schmerzhaft. Die Behandlung muss daher entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken.

Nichtsteroidale Antirheumatika sind sogenannte Nichtopoid-Analgetika (Schmerzmedikamente ohne Opiate). Sie werden unter anderem in der Rheumatherapie sowie bei anderen Formen von Schmerzen und Entzündungsprozessen eingesetzt.

Ibuprofen, Naproxen & Co.

NSAR werden in zwei Untergruppen eingeteilt:

  • nichtselektive NSAR
  • selektive COX2-Hemmern

Zur ersten Gruppe gehören Medikamente wie Ibuprofen, Naproxen, Diclofenac, Indometacin und auch Aspirin, zur zweiten Arzneimittel wie Celecoxib.

Alle Stoffe greifen blockierend in den Entzündungsverlauf ein, die COX2-Hemmer aber selektiver nur in einzelne Schritte des Prozesses. Dadurch unterscheiden sie sich ein wenig in Wirkung und Nebenwirkungen.

COX-2-Hemmer senken im Gegensatz zu den nichtselektiven NSAR kein Fieber. Während die klassischen Schmerzmedikamente Ibuprofen, Diclofenac oder Naproxen typischerweise die Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt schädigen und zu Magengeschwüren führen können, sind Mittel aus der Gruppe der Coxibe etwas besser magenverträglich. Auf der anderen Seite können sie jedoch das Herz schädigen und gehen mit einem leicht erhöhten Risiko für Herzinfarkte einher.

Behandlung eines akuten Anfalls

Zur Therapie eines akuten Gichtanfalls können alle oben genannten Stoffe (außer Aspirin) eingesetzt werden. Verschiedene Studien haben sie gegeneinander getestet, sie wirken alle ähnlich gut.

Wenn die Behandlung mit nichtsteroidalen Antirheumatika alleine nicht ausreicht, können Mediziner Kortison hinzufügen. Diese Kombination kann jedoch stark auf den Magen schlagen, ein Magenschutz muss dann zwingend dazu gegeben werden.

Wie wirkt Kortison (Prednisolon) beim akuten Gichtanfall?

Arzneimittel mit Kortison wirken stark entzündungshemmend. Sie werden im akuten Gichtanfall gegeben, wenn sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Naproxen, Indometacin oder Ibuprofen nicht ausreichend helfen.

Kortison kann dabei auf zwei Wegen verabreicht werden:

  • systemisch als Tablette oder Spritze in den Muskel
  • direkt in das betroffene Gelenk

In letzterem Fall wirkt es rein lokal am Ort der Entzündung.

Wenn NSAR nicht reichen

Bei einem akuten Gichtanfall steigt die Harnsäurekonzentration in Blut und Gelenkschmiere so stark an, dass ihre sogenannte Löslichkeit überschritten wird. Daraufhin bilden sich Kristalle, die sich wiederum in den Gelenken ablagern. Häufig ist das Großzehengrundgelenk betroffen. Die Kristalle lösen eine Kaskade an Entzündungreaktionen aus, das Gelenk wird rot, heiß und sehr schmerzhaft.

Mittel der Wahl sind zunächst nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Naproxen, Indometacin, Ibuprofen oder Celecoxib. Sie hemmen die Entzündungsprozesse und lindern die Schmerzen. Wenn sie jedoch aufgrund von Allergien, Unverträglichkeiten oder anderen Krankheiten nicht verabreicht können, verschreiben Mediziner Kortison. Manchmal wird es auch zusätzlich "on top" gegeben, wenn der Gichtanfall sehr schwer ist.

Potenter Entzündungshemmer

Kortison gehört zu den Stresshormonen. Es stellt dem Körper bei Bedarf in Akutsituationen Energie aus dem Zucker- und Fettstoffwechselhaushalt zur Verfügung. Außerdem greift es ins Immunsystem ein und wirkt stark entzündungshemmend, immunsuppressiv und antiallergisch.

Kortisonhaltige Medikamente werden bei diversen chronisch-entzündlichen und rheumatischen Erkrankungen, in Kombination mit Chemotherapie bei Tumorleiden und bei schweren allergischen Reaktionen eingesetzt. Auch im Gichtanfall helfen sie. Es handelt sich immer um eine Kurzzeittherapie, sie wird in der Regel als Einmaldosis eingenommen.

Wichtig: Magenschutz

Auf dem Markt sind verschiedene Präparate mit chemisch teils unterschiedlichen Kortisonvarianten erhältlich. Sie können als Tabletten verabreicht und intramuskulär oder auch intraartikulär gespritzt werden. Intraartikulär bedeutet, dass der Arzneistoff direkt ins betroffene Gelenk appliziert wird.

Wenn NSAR und Kortison bei einer schweren Reaktion kombiniert werden, muss dies immer zusammen mit einem Magenschutz erfolgen. Ansonsten können Komplikationen wie Geschwüre und Blutungen auftreten.

Gichtanfall: Welche Nebenwirkungen hat Kortison (Prednisolon)?

Kortison hat an sich bei der Behandlung eines Gichtanfalls keine größeren Nebenwirkungen, da es nur einmalig und nicht dauerhaft gegeben wird.

Kaum Nebenwirkungen bei Kurzzeitgabe

Medikamente, die Kortison enthalten, können im akuten Gichtanfall alternativ zu den sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) gegeben werden. Zu ihnen gehören unter anderem Naproxen, Ibuprofen, Indometacin oder Celecoxib. Wenn diese Arzneimittel nicht vertragen werden, können Mediziner auf Kortison umschwenken. Die Gabe erfolgt als Einmaldosis in Tabletten- oder Spritzenform. Auch die Applikation direkt ins betroffenen Gelenk ist möglich.

Die sonst bei einer Dauertherapie mit Kortison üblichen unerwünschten Nebenwirkungen wie

treten in der Regel nicht auf, wenn Kortison wie beim akuten Gichtanfall nur einmalig verabreicht wird.

Muss man nach einem Gichtanfall weiter Medikamente einnehmen?

Nicht zwangsläufig. Eine langfristige Therapie mit harnsäuresenkenden Medikamenten sollte bei der chronischen Gicht erfolgen, oder wenn immer wieder Gichtanfälle (mehr als 2 pro Jahr) auftreten. Dann kann sie weitere Anfälle und mögliche Folgeschäden an Gelenken, Sehnen und anderen Stellen des Körpers verhindern.

Harnsäurekristalle in Schach halten

Nicht immer geht ein akuter Gichtanfall in eine chronische Gicht über. Er kann auch ein einmaliges Ereignis bleiben und dem Betroffenen bei entsprechender Umstellung der Ernährung in Zukunft erspart bleiben. Auch ein erhöhter Harnsäurespiegel allein rechtfertigt keine Dauertherapie.

Finden sich jedoch bereits Ablagerungen von Harnsäurekristallen (Gichttophi) an Gelenken, Sehnen und Knochen, oder haben sich in der Niere Steine gebildet, sollte eine langfristige Therapie zur Absenkung des Harnsäurespiegels eingeleitet werden. So können vorhandene Ablagerungen von Harnsäurekristallen in den Gelenken aufgelöst und eine weiter fortschreitende Kristallbildung verhindert werden. Allerdings soll mit der Therapie frühestens zwei Wochen nach Abklingen des akuten Schmerzes begonnen werden.

Bildung der Harnsäure wird unterdrückt

Zum Einsatz kommen bei der Gichttherapie entweder Medikamente, die die Ausscheidung von Harnsäure über die Niere erhöhen (Urikosurika) oder Substanzen, die die Bildung von Harnsäure im Körper vermindern (Urikostatika).

Allopurinol ist ein Urikostatikum, das in der Regel als Mittel der ersten Wahl verabreicht wird. Manchmal treten nach Einleitung der Therapie zunächst vermehrt Gichtanfälle auf. In diesem Fall wird während der ersten drei bis sechs Monate der harnsäuresenkenden Langzeittherapie zum Schutz vor weiteren Gichtanfällen zudem die begleitende Einnahme von Colchicin in niedriger Dosierung empfohlen.

Bei guter Einstellung lebenslange Therapie

Der Erfolg der Harnsäuresenkung wird über die Bestimmung des entsprechenden Wertes aus dem Blut im Labor kontrolliert. Nach drei Monaten wird der Harnsäurespiegel erstmals bestimmt. Wenn der Zielwert erreicht ist, sind einjährige Kontrollen ausreichend.

Wenn die Blutwerte mit den Medikamenten gut eingestellt sind, kann und soll die Therapie bei guter Verträglichkeit lebenslang erfolgen. Nach fünf Jahren kann ein Auslassversuch probiert werden. Es kann allerdings sein, dass es in der Folge wieder zu einem akuten Gichtanfall kommt.

Wichtig bei der Therapie mit Allopurinol ist es, im Vorfeld insbesondere die Leber- und Nierenwerte zu kontrollieren. Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion muss die Dosis eventuell abgesenkt werden.

Außerdem sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten wie Gerinnungshemmern, Immunsuppressiva, die das Abwehrsystem eindämmen, oder Zytostatika, die z. B. bei Krebserkrankungen eingesetzt werden, zu beachten. Ihr Arzt wird Sie sorgfältig hierüber aufklären und alle nötigen Blutuntersuchungen veranlassen.

Hausmittel gegen Gichtanfall

Welche Hausmittel helfen gegen Gichtschmerzen?

Es gibt einige Hausmittel, denen eine positive Wirkung gegen Gichtschmerzen nachgesagt wird. Bei den meisten ist die Wirkung jedoch nicht wissenschaftlich belegt. Es gibt daher keine "Wundermittel", die die Gichtschmerzen innerhalb weniger Stunden verschwinden lassen.

Dennoch können Hausmittel das allgemeine Wohlbefinden von Menschen mit Gicht steigern. Ob sie wirklich eine spürbare Linderung bei akuten Gichtschmerzen bewirken, muss jeder für sich selbst herausfinden.

Im Folgenden möchten wir Ihnen einen kleinen Überblick geben, welche Hausmittel gegen Gichtschmerzen helfen können.

Selbsthilfe beim Gichtanfall: Alles rund um Tee, Wickel, Bäder und Sport

Kräutertees aus der Apotheke

Bestimmten Kräutertees wird eine harnsäurereduzierende Eigenschaft nachgesagt, da sie die Nierenfunktion anregen und so zu einer verstärkten Ausscheidung von Harnsäure aus dem Körper beitragen. Zu diesen Teesorten zählen vor allem grüner Hafer, Brennnessel, Zinnkraut und Orthosiphon (auch Katzenbart genannt).

Warme Wickel und Heublumensäckchen

Wärme wirkt sich auf die Schmerzen eher kontraproduktiv aus und hilft besser bei verschleißbedingten Erkrankungen des Knorpels wie Arthrose. Bei chronischen Gichtschmerzen kann aber auch ein warmer Umschlag oder Wickel dabei helfen, die Harnsäure aus dem Gelenk zu lösen und Schmerzen zu lindern. Wer möchte, kann zum Beispiel ein lauwarmes Heublumensäckchen für 30 Minuten auf das entzündete Gelenk legen.

Generell aber gilt: Bei akuten Entzündungen und Gelenkschmerzen hilft eher Kälte. Wärme ist dagegen bei chronischen Beschwerden besser.

Bäder und Teilbäder

Bei chronischen Gichtbeschwerden kann ein warmes Bad mit Heublumen, Meersalz/Bittersalz, Haferstroh oder Wacholder Linderung verschaffen, da es die Stoffwechselfunktionen anregt. Wer ein Heublumenbad nehmen möchte, fügt einfach 500 g Heublumen aus der Apotheke oder dem Reformhaus als Badezusatz ins warme Badewasser hinzu. Für ein Bad mit Bittersalz gibt man zwei Tassen davon ins Badewasser.

Eine positive Wirkung bei Gichtschmerzen und geschwollenen Gelenken können auch kalte Teilbäder haben. Sie sollten am besten einfach ausprobieren, was Ihnen gut tut.

Saftkuren

Gicht und chronische Gelenkschmerzen sind häufig die Folgen falscher Ernährung und damit verbundener ständiger Übersäuerung. Um Gichtschmerzen zu lindern, ist es wichtig, Störungen im Säure-Basen-Haushalt entgegenzuwirken und wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Dies kann durch eine Ernährungsumstellung geschehen, die vorwiegend aus basischen Lebensmitteln (wie Obst und Gemüse) besteht. Zudem kann auch eine Saftkur, z.B. mit Sellerie, Meerrettich, Wacholder, Birke oder Kartoffelsaft den Säure-Basen-Haushalt wieder ins Gleichgewicht bringen.

Ansonsten heißt es bei Gicht: Trinken Sie viel Wasser und Kräutertees! Das sorgt dafür, dass der Körper rasch Purin abbaut.

Leichter Sport und viel Bewegung

Sport hat zwar keinen direkten Einfluss auf den Harnsäurespiegel, wirkt sich aber allgemein positiv auf den Stoffwechsel und das Herzkreislaufsystem aus. Für Menschen mit Gicht besonders empfehlenswert sind gelenkschonende Ausdauersportarten wie Radfahren, Nordic Walking oder Schwimmen.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt von Sport ist, dass er Übergewicht vorbeugt bzw. hilft, es zu reduzieren. Zudem kann regelmäßige körperliche Aktivität die Entstehung von Entzündungen hemmen. Bei einem akuten Gichtanfall sollten Sie allerdings auf Sport und extreme Belastungen verzichten.

Helfen Quarkwickel im akuten Gichtanfall?

Quarkwickel können im akuten Gichtanfall ergänzend zur medikamentösen Therapie angewendet werden. Sie ersetzen jedoch niemals die Arzneistoffe selbst, sondern erweitern lediglich die Behandlung.

Quarkwickel und kühle Umschläge

Quark besitzt entzündungshemmende Eigenschaften und kann bei akuten Gichtschmerzen zumindest kurzfristig Linderung verschaffen. Wer einen Quarkwickel ausprobieren möchte, streicht etwas kühlen Quark auf ein feuchtes Tuch und legt es für ein bis zwei Stunden auf den betroffenen Gelenkbereich. Anschließend sollte man das Gelenk hochlagern.

Bei Gelenkentzündungen können auch kalte Umschläge oder ein Essigwickel dabei helfen, die Beschwerden zu lindern. Auch eine kühlende Kräutersalbe kann gegen akute Schmerzen helfen.

Wenn es heiß und schmerzhaft wird

Entzündungsprozesse, wie sie beim Gichtanfall auftreten, gehen in der Regel mit vier typischen Zeichen einher:

  • calor (Wärme)
  • dolor (Schmerzen)
  • tumor (Schwellung)
  • rubor (Rötung)

Sie begleiten jede Entzündungsreaktion und entstehen unter anderem durch eine erhöhte Durchblutung sowie Ansammlung von Entzündungsstoffen und -zellen im erkrankten Gebiet.

Medikamente an erster Stelle

Medikamente der Wahl beim Gichtanfall sind in der Regel nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), zu denen Mittel wie Ibuprofen, Indometacin, Naproxen oder Celecoxib gehören. Sie wirken entzündungshemmend (anti-inflammatorisch) und schmerzlindernd (analgetisch).

Wenn sie nicht ausreichen, kommen kortisonhaltige Präparate oder Colchicin beziehungsweise in komplizierten Krankheitsfällen auch besondere immunsuppressive Arzneimittel, sogenannte Antikörper, in Frage.

Quarkwickel on top

Neben Medikamenten helfen im akuten Gichtanfall zudem Maßnahmen wie Kühlen und auch Quarkwickel. Sie verengen die Gefäße etwas und können darüber Schwellung, Rötung und Schmerzen reduzieren. Quarkwickel erweitern die Behandlung, werden aber immer "on top" – nie anstelle – einer Arzneimitteltherapie gegeben.

Auch Hochlagern, Druckentlastung und Schonung des betroffenen Gelenks verringern die Beschwerden. Im akuten Gichtanfall schieben Betroffene oft das Federbett zur Seite, allein das Gewicht kann für einen entzündeten Zeh schon zu viel sein.

Umschläge mit kalten, feuchten Tüchern, in Stoff eingehüllte Kühlpäckchen oder Tiefkühlkost sowie kaltes Wasser wirken wie Quarkwickel ebenso schmerzlindernd. Sie können sie mehrmals täglich für 10-20 min auf das betroffene Gelenk legen. Den direkten Kontakt der Haut mit sehr kalten Kühlelementen sollten Sie dabei vermeiden.

Medikamente als Dauertherapie

Welche Medikamente gegen Gicht gibt es?

Es gibt eine ganze Reihe von Medikamenten, die zur Behandlung einer Gicht mit unterschiedlichem Zweck und Nutzen eingesetzt werden. Grundsätzlich muss zwischen einer Akuttherapie beim Gichtanfall und einer langfristigen Dauertherapie zur Vorbeugung unterschieden werden.

Die Behandlung der Gicht ist komplex und umfassend. Medikamente sind dabei einer von mehreren Bausteinen für eine erfolgreiche Linderung akuter Beschwerden wie auch zur Vorbeugung weiterer Gichtanfälle und künftiger Folgeschäden an Gelenken, Weichteilen und Organen.

Im folgenden möchten wir Ihnen die Medikamente vorstellen, die kurzzeitig oder auch längerfristig bei der Gicht eingesetzt werden. Starten wir mit den entzündungs- und schmerzstillenden Medikamenten zur Behandlung eines akuten Gichtanfalls.

Stark gegen die Schmerzen: NSAR

Kortisonfreie Antirheumatika (kurz NSAR) wie Diclofenac oder Indometacin sind häufig das Mittel der ersten Wahl bei einem akuten Gichtanfall. Zu Beginn der Behandlung werden sie in einer sehr hohen Dosis verschrieben. Wenn die akuten Symptome wieder abgeklungen sind, kann die Dosierung reduziert werden. Die Medikamente werden so lange eingenommen, bis die Schmerzen, Schwellungen und Entzündungen in den Gelenken verschwunden sind.

Colchicin: auch längerfristig möglich

Colchicin wirkt ebenfalls gegen die Schmerzen und soll zudem wiederkehrenden Anfällen vorbeugen. Das Pflanzengift kann über lange Zeit hinweg (Monate oder Jahre) eingenommen werden oder in einer hohen Dosis kurzfristig zur Anwendung kommen.

Corticosteroide gegen die Entzündung

Prednison und Prednisolon werden verwendet, wenn kortisonfreie Antirheumatika und Colchicin nicht ausreichend wirken oder nicht vertragen werden. Häufig kommen sie auch bei eingeschränkter Nierenfunktion zum Einsatz. Die Substanzen können als Tabletten geschluckt oder als Injektion ins Gelenk gespritzt werden und damit direkt am Ort des Geschehens wirken.

Wenn nichts mehr hilft: Canakinumab

Wenn keines der genannten Mittel vertragen wird oder ausreichend wirkt, gibt es eine weitere Substanz, die im Akutfall eingesetzt werden kann:

Hinter dem merkwürdigen Namen Canakinumab verbirgt sich ein Antikörper, der gegen einen bestimmten Entzündungsbotenstoff gerichtet ist. Dadurch können die Schmerzen und Schwellungen wirksam gelindert werden. Außerdem senkt das Medikament die Gefahr weiterer Gichtanfälle und hat damit auch eine gewisse vorbeugende Wirkung. Allerdings sind die Nebenwirkungen nicht unerheblich und müssen im Einzelfall abgewogen werden.

Medikamente allein reichen nicht

Wenn die Entzündungssymptome abgeklungen sind, kann mit der Dauertherapie begonnen werden. Sie hat zum Ziel, die erhöhte Harnsäure im Körper langfristig zu senken und damit weiteren Schmerzattacken wie auch Folgeschäden an Gelenken und Organen vorzubeugen.

Dabei sind folgende Maßnahmen erforderlich:

  • eine konsequente Ernährungsumstellung
  • bei Übergewicht: die Reduktion des Körpergewichts
  • die Einnahme von harnsäuresenkenden Medikamenten

Medikamentöse Dauerbehandlung

Wenn die Ernährungsumstellung alleine nicht ausreicht, um die Harnsäurewerte in den Griff zu bekommen und es immer wieder zu akuten Gichtanfällen kommt, kann eine Dauerbehandlung mit Medikamenten angezeigt sein. Manche Leitlinien empfehlen sie sogar bereits nach einem ersten Anfall. Denn während die Schmerzmedikamente im Akutfall lediglich symptomatisch wirken und die aktuellen Beschwerden lindern, packen die Arzneimittel zur langfristigen Behandlung das Problem an der Wurzel: dem überschießenden Harnsäurespiegel.

Zur Senkung des Harnsäurespiegels stehen heute zwei moderne Medikamentengruppen zur Verfügung:

  • Urikosurika, die die Ausscheidung der Harnsäure fördern (Probenecid, Benzbromaron)
  • Urikostatika, die die Neubildung der Harnsäure verringern (Allopurinol, Febuxostat)

Mittel der Wahl: Allopurinol

Das Urikostatikum Allopurinol hemmt die Produktion von Harnsäure im Blut. Es gehört zu dem am häufigsten verwendeten Arzneimittel bei zu hohen Harnsäurewerten. Meist reicht eine Dosierung von 200 bis 300 mg Allopurinol pro Tag aus. Bei schwerer Gicht können aber auch bis zu 500 mg pro Tag erforderlich sein.

Febuxostat als Alternative

Die Substanz verringert ebenfalls die Produktion von Harnsäure. Sie kann ausprobiert werden, wenn eine Behandlung mit Allopurinol nicht den gewünschten Erfolg verspricht oder nicht vertragen wird. Auch eine eingeschränkte Nierenfunktion kann ein Grund für die Wahl von Febuxostat sein.

Die Harnsäure ausschwemmen: Probenecid und Benzbromaron

Urikosurika sorgen für eine vermehrte Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren. Sie kommen in der Regel dann zum Einsatz, wenn Allopurinol und Febuxostat nicht vertragen werden. In der ersten Behandlungswoche ist eine Dosis von zweimal 250 mg Probenecid täglich üblich, danach zweimal täglich 500 mg.

Außerdem können folgende Arzneimittel bei Gicht verschrieben werden:

  • Losartan: blutdrucksenkendes Mittel, das unter Umständen dabei hilft, den Harnsäurespiegel zu regulieren
  • Fenofibrat: senkt die Blutfettwerte und kann gegebenenfalls auch den Harnsäurespiegel positiv beeinflussen.

Diese Medikamente werden eigentlich bei anderen Erkrankungen eingesetzt, haben aber einen harnsäuresenkenden Nebeneffekt, den man sich auch in der Behandlung der Gicht zunutze machen kann. Da es jedoch für keine der Substanzen ausreichende Studien gibt, werden sie nicht allgemein empfohlen.

Übrigens: Alle Medikamente können auch miteinander kombiniert werden, um bestehende Beschwerden zu lindern und künftigen Gichtanfällen effektiv vorzubeugen.

Gicht: Muss man Medikamente ein Leben lang nehmen?

Medikamente zur Bekämpfung akuter Gichtanfälle müssen nur vorübergehend eingenommen werden, bis die Schmerzen wieder abgeklungen sind. Danach ist allerdings in der Regel eine Therapie mit weiteren Medikamenten notwendig, die dauerhaft eingenommen werden müssen.

Akut: bis die Schmerzen verklungen sind

Prinzipiell gibt es drei Möglichkeiten, einem akuten Gichtanfall entgegenzuwirken: mit kortisonfreien Antirheumatika (NSAR), Colchicin (pflanzliches Zellgift) oder einem Glucocorticoid (Kortison). In den meisten Fällen lässt sich ein akuter Gichtanfall mit diesen Medikamenten rasch wieder in den Griff bekommen.

In der Regel wird mit einer hohen Dosis begonnen, um die Schmerzen schnell zu bessern. Außerdem ist es wichtig, mit der medikamentösen Therapie sofort zu beginnen. Auf diese Weise lassen sich die akuten Beschwerden innerhalb weniger Stunden erheblich reduzieren.

Wenn die akuten Symptome wieder abgeklungen sind, kann die hohe Anfangsdosis reduziert werden. Normalerweise werden die Medikamente so lange eingenommen, bis die Schmerzen und Entzündungen vollkommen verschwunden sind.

Allpourinol meist lebenslang

Für die medikamentöse Langzeittherapie sind meist Allopurinol oder Febuxostat Mittel der ersten Wahl. Beide Medikamente tragen dazu bei, die Harnsäureproduktion im Körper zu verringern. Ziel der Dauertherapie ist es, den Harnsäurespiegel wieder ins Gleichgewicht (d. h. auf einen Wert ≤ 6 mg/dl) zu bringen, um weiteren Gichtanfällen vorzubeugen und eine chronische Gicht zu verhindern.

Neben der medikamentösen Langzeittherapie sollte zudem eine entsprechende Ernährungsumstellung (purinarme Kost, kein Alkohol, Abbau von Übergewicht, ausreichende Flüssigkeitsaufnahme) erfolgen. Auch hier geht es um eine langfristige Änderung der Koch- und Essgewohnheiten. Denn die Purinaufnahme lässt sich in erster Linie über die Nahrung regulieren. Da Purin im Körper zu Harnsäure umgewandelt wird, haben wir somit direkten Einfluss auf unseren Harnsäurespiegel.

Abhängig vom jeweiligen Verlauf

Um die Harnsäurewerte dauerhaft zu senken, müssen die Medikamente oft ein Leben lang eingenommen werden. Dabei sind jedoch immer das jeweilige Beschwerdebild, Verlauf und Schweregrad der Erkrankung zu berücksichtigen.

Ob eine lebenslange Dauertherapie mit harnsäuresenkenden Medikamenten erforderlich ist, hängt u. a. von folgenden Faktoren ab:

  • Häufigkeit der Gichtanfälle: Treten mehr als zwei Gichtanfälle pro Jahr auf, ist eine medikamentöse Dauertherapie notwendig. Ein einmaliger und leichter Gichtanfall hingegen erfordert noch nicht zwingend eine langfristige Behandlung.
  • Harnsäurekonzentration im Blutserum: Eine medikamentöse Dauertherapie wird erst bei Harnsäurewerten über 9,0 mg/dl für notwendig erachtet.
  • Ablagerung der Kristalle in den Nieren (Uratnephropathie)
  • Harnsäuresteine im Harntrakt
  • Gichtknoten (Tophi)

Auslassversuch nach 5 Jahren

Wenn sich bei den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen normale Blutwerte zeigen, kann man nach einiger Zeit versuchen, die Medikamente abzusetzen. Sofern sich noch keine Harnsäurekristalle in Gelenken oder Weichteilen abgelagert haben, sollte die Therapie über mindestens 5 Jahre erfolgen, bevor ein Auslassversuch unternommen wird.

Haben sich bereits Ablagerungen gebildet, wird die Behandlung bis zu deren Auflösung und fünf Jahre darüber hinaus fortgeführt. Wenn dann keine Beschwerden mehr bestehen und sich die Harnsäurewerte konstant normalisiert haben, können die Medikamente auch in diesen Fällen versuchsweise abgesetzt werden.

Auf die Ernährung kommt es an

Ob eine Dauertherapie mit Medikamenten lebenslang erforderlich ist, hängt nicht zuletzt auch entscheidend davon ab, ob sich der Harnsäurespiegel durch eine Ernährungsumstellung normalisieren lässt. Bei manchen Menschen mit erblicher Veranlagung zur Gicht reichen diese Maßnahmen allein tatsächlich nicht aus. In der Regel entwickelt sich eine Gicht jedoch aus dem Zusammenspiel von genetischer Ausstattung und Lebensweise. Einen guten Teil haben Sie also selbst in der Hand und können den Verlauf der Erkrankung mitbestimmen. Eine konsequente Anpassung der Ernährungsgewohnheiten kann die Medikamente manchmal sogar überflüssig machen.

Medikamente bei Gicht: Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Um die Frage zu beantworten, müssen wir unterscheiden zwischen den Medikamenten, die im akuten Gichtanfall verabreicht werden, und der medikamentösen Dauertherapie bei der chronischen Gicht. Hier kommen jeweils unterschiedliche Substanzen zum Einsatz, die aber alle für sich auch Nebenwirkungen auslösen können.

Nebenwirkungen sind grundsätzlich immer möglich, und kein Wirkstoff hat nur seine Sonnenseiten. Wie alle Medikamente können auch Gichtmittel unerwünschte Wirkungen hervorrufen, müssen es aber nicht.

Prinzipiell reagiert jeder Mensch unterschiedlich auf Medikamente. Zudem sind die Nebenwirkungen abhängig von der Dosis, der Anwendungsdauer und der Art und Weise, wie der Wirkstoff verabreicht wird (beispielsweise als Tablette, Spritze, Salbe).

Außerdem: Je geringer die Dosis und je kürzer der Einnahmezeitraum, desto minimaler die Nebenwirkungen.

Akuttherapie: kurz und schmerzlos

Und da sind wir schon bei der Unterscheidung der beiden Therapieformen. Denn die akute Gicht wird nur über einen kurzen Zeitraum von 1-2 Wochen behandelt, bis die Entzündung und die Schmerzen abgeklungen sind. Die Gefahr für Nebenwirkungen ist daher wesentlich geringer als bei der medikamentösen Langzeittherapie.

Ein akuter Gichtanfall wird entweder mit sogenannten nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR, z. B. Diclofenac oder Indometacin), Colchicin oder einem Glucocorticoid (Kortison, z. B. Prednison und Prednisolon) behandelt.

NSAR mag der Magen nicht

NSAR, die klassischen Schmerzmittel, zu denen auch ASS und Ibuprofen gehören, sind grundsätzlich nicht gut für den Magen-Darm-Trakt. Sie können Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall auslösen, aber auch Geschwüre und Blutungen. Das ist aber nur bei einem längeren Einnahmezeitraum zu befürchten. Auch die möglichen Nebenwirkungen an Nieren, Leber und dem Herz-Kreislauf-System sind bei einer kurzzeitigen Einnahme in der Regel zu vernachlässigen.

Colchicin: Überdosis kann gefährlich werden

Etwas genauer müssen wir beim Colchicin hinsehen. Der Wirkstoff, das Gift der Herbstzeitlosen, greift in die Zellteilung an und weiht die Zellen damit dem Untergang. Als Zellgift kann es überdosiert tödlich sein und ist daher grundsätzlich als Dauertherapie ungeeignet.

In niedriger Dosierung ist es bei der Gicht aber durchaus eine gut wirksame Option mit überschaubaren Nebenwirkungen. Zu nennen sind hier v.a. schwere Durchfälle, die aber erst bei höheren Dosen eintreten. Auch mögliche Nerven- und Muskelschädigungen kommen in der üblichen Dosierung bei Gicht praktisch nicht vor. Bei einer eingeschränkten Leber- oder Nierenfunktion darf Colchicin jedoch nicht eingenommen werden.

Kortison: Dauer und Dosis machen das Gift

Stattdessen können dann sogenannte Glucocorticoide (Kortison) zum Einsatz kommen. Das Nebenwirkungsspektrum dieser Substanzen ist grundsätzlich sehr breit, hängt aber auch wieder entscheidend von Dosis und Dauer der Anwendung ab. Kopfschmerzen und Schwindel, Hautausschläge und Depressionen, Knochenbrüchigkeit, erhöhte Infektionsgefahr, Bluthochdruck und Übergewicht – all diese Gefahren bestehen v.a. bei der langfristigen Einnahme von Glucocorticoiden.

Elegant ist außerdem eine Injektion direkt ins Gelenk, die mit Kortison möglich ist. Dadurch gelangt der Wirkstoff unmittelbar an den Ort des Geschehens, ohne den Umweg über das Blut zu nehmen. Somit halten sich auch die möglichen Nebenwirkungen in Grenzen.

Dauertherapie nur, wenn wirklich nötig

Anders sieht es mit den Medikamenten aus, die bei der chronischen Gicht verordnet werden. Da sie über mehrere Jahre oder sogar lebenslang eingenommen werden, müssen die erwarteten Wirkungen und mögliche Nebenwirkungen genau gegeneinander abgewogen werden.

Ein erhöhter Harnsäurespiegel alleine, der keine Beschwerden verursacht, wird in der Regel ohnehin nicht mit Medikamenten, sondern durch eine Ernährungsumstellung behandelt. Eine medikamentöse Dauerherapie wird erst nach einem oder mehreren Gichtanfällen empfohlen. Auch eine chronische Gicht, bei der sich bereits Steine im Harntrakt oder Harnsäurekristalle in Gelenken oder Weichteilen gebildet haben, sollte mit Medikamenten behandelt werden.

Eine Dauertherapie mit harnsäuresenkenden Mitteln ist außerdem erforderlich, wenn sich ein erhöhter Harnsäurespiegel nicht durch entsprechende diätische Maßnahmen normalisieren lässt. Dazu gehört eine möglichst purinarme Ernährung und der Verzicht auf Alkohol.

Allopurinol harmoniert nicht mit allem

Zur Langzeittherapie werden entweder Urikostatika oder Urikosurika verschrieben. Erstere verringern die Neubildung der Harnsäure; letztere fördern die Ausscheidung über die Nieren.

Mittel der Wahl ist meist Allopurinol, das zu den Urikostatika gehört. Bei diesem Medikament sind weniger die Nebenwirkungen das Problem (selten einmal kann es zu Magen-Darm-Beschwerden oder schweren allergischen Reaktionen kommen) als vielmehr die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten. Vor allem bei gleichzeitiger Einnahme von Gerinnungshemmern oder Substanzen, die das Immunsystem unterdrücken, ist Vorsicht geboten. Bei schweren Funktionsstörungen der Niere ist Allopurinol ebenfalls ungeeignet.

Urikosurika brauchen eine gute Niere

Das gilt auch für die Gruppe der Urikosurika (Probenecid, Benzbromaron), die eingesetzt werden, wenn Urikostatika nicht in Frage kommen oder keine ausreichende Wirkung zeigen. Die Substanzen sorgen für eine vermehrte Ausscheidung der Harnsäure über den Urin. Das funktioniert aber logischerweise nur bei intakten Nieren. Bei eingeschränkter Nierenfunktion verlieren sie ihre Wirkung.

Das Nebenwirkungensspektrum ist dagegen auch bei diesen Medikamenten überschaubar. Auch hier können Magen-Darm-Beschwerden auftreten; in seltenen, dann aber gravierenden Fällen außerdem Leberschäden.

Aller Anfang ist schwer

Allen harnsäuresenkenden Medikamenten ist gemein, dass sie während der ersten Zeit der Behandlung einen akuten Gichtanfall auslösen können. Das liegt daran, dass durch die Wirkstoffe die in den Geweben gespeicherte Harnsäure zunächst verstärkt freigesetzt wird. Aus diesem Grund werden meist zu Beginn der Therapie zusätzlich nicht-steroidale Antirheumatika oder Colchicin gegeben, um einen akutem Gichtanfall vorzubeugen. Außerdem kann es in den ersten Wochen der Behandlung zur Bildung von Harnsteinen in der Niere und den Harnwegen kommen.

Wenn es während der Langzeittherapie zu einem akuten Gichtanfall kommt, darf die Behandlung dennoch nicht beendet werden. Die positive (harnsäuresenkende) Wirkung der Medikamente setzt erst nach regelmäßiger und längerer Einnahme ein.

Frei von Nebenwirkungen: eine etwas andere Ernährung

Wie jede medikamentöse Behandlung ist auch die Gichttherapie differenziert zu betrachten und im Einzelfall abzuwägen. Bei einem akuten Gichtanfall gibt es wenig zu diskutieren. Hier gilt es, die unerträglichen Schmerzen möglichst rasch und effektiv zu lindern.

Bei der Langzeitstrategie gegen die Gicht sind auch Sie selbst gefragt. Denn oft lässt sich die Erkrankung allein durch eine entsprechende Ernährung gut in den Griff bekommen, ja sogar heilen. Und ganz nebenbei erübrigt sich dann auch die Frage nach den Nebenwirkungen der Medikamente.

Stimmt es, dass Medikamente gegen Gicht zu Potenzstörungen führen können?

Ja. Das ist zwar die Ausnahme, aber es kann vorkommen. Beschrieben ist diese Nebenwirkung für die Wirkstoffe Allopurinol (Foligan®, Zyloric®) und Benzbromaron.

Die Gicht ist eine Stoffwechselstörung, bei der es zu einer Anreicherung von Harnsäure im Körper kommt. Die Harnsäure bildet dann Kristalle, die sich in Gelenken und anderen Organen ablagern und teilweise sehr schmerzhafte Entzündungen hervorrufen. Die genannten Wirkstoffe regulieren den Harnsäure-Stoffwechsel im Körper und senken den Harnsäure-Spiegel.

Bevor Sie ein solches Medikament absetzen, sollten Sie in jedem Fall erst mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin Rücksprache halten. Denn es gibt Alternativen.

Ernährung

Was darf man bei Gicht essen?

Gicht ist meist genetisch bedingt und entsteht, wenn sich zu viel Harnsäure im Blut befindet und in den Gelenken ablagert. Es gibt einige Faktoren, die einen Gichtanfall fördern können. Hierzu zählt vor allem eine üppige (purinreiche) Ernährung und übermäßiger Alkoholkonsum.

Das hat folgenden Grund: Die in der Nahrung enthaltenen Purine können den Harnsäurespiegel zusätzlich erhöhen. Alkoholhaltige Getränke (vor allem Bier, das durch seinen Hefegehalt viele Purine enthält) wiederum hemmen die Harnsäureausscheidung über die Nieren. Das oberste Gebot für Gicht-Betroffene lautet daher: Purinreiche Lebensmittel meiden und kein Alkohol!

Lebensmittel und Getränke: unsere Empfehlung bei Gicht

Muss ich meine Ernährung umstellen?

Falls Sie sich ohnehin gesund und ausgewogen essen, müssen Sie sich trotz Gichterkrankung nicht an eine spezielle Diät halten. Auch Lebensmittel wie Fleisch, Innereien und Fisch sind in Maßen (max. 600 g pro Woche) erlaubt. Selbst ein Glas Wein ist ab und zu ok. Übertreiben sollte man es damit allerdings nicht.

Generell wird Ihnen bei der Ernährungsberatung das Gleiche empfohlen wie gesunden Menschen auch: eine gesunde und ausgewogene Vollkost. Nur in ganz bestimmten Ausnahmefällen, zum Beispiel wenn keine harnsäuresenkenden Medikamente gegeben werden können, sind noch strengere Ernährungsregeln einzuhalten.

Wie wichtig sind Vollkorn, frisches Obst und Gemüse?

Der tägliche Speiseplan sollte vielseitig sein und aus möglichst frischen und unverarbeiteten Lebensmitteln wie Obst und Gemüse bestehen. Zudem sollten Vollkornprodukte, eiweißreiche pflanzliche Lebensmittel (z. B. Getreideprodukte), Nüsse, Eier (3-4 Mal pro Woche) sowie fettarme Milch und Milchprodukte, die die Ausscheidung von Harnsäure fördern, bevorzugt werden. Roggenprodukte, Grieß, Reis und Nudeln sind ebenfalls eine gute Wahl für Menschen mit Gicht.

Gemüse ist generell sehr empfehlenswert, auch wenn einige pflanzliche Lebensmittel ebenfalls größere Mengen an (pflanzlichen) Purinen enthalten. Vor allem Hülsenfrüchte wie Erbsen, Linsen, Bohnen oder Soja zählen zu den eher purinreichen Lebensmitteln, auf die Betroffene aber nicht verzichten müssen, wie es bisher oft empfohlen wurde. Denn amerikanische Forscher konnten in einer Studie nachweisen, dass Purine aus pflanzlicher Kost den Harnsäurespiegel nicht negativ beeinflussen, sondern sogar einen eher positiven Einfluss auf die Harnsäurewerte haben. Der Verzehr von Hülsenfrüchten und Sojaprodukten in Maßen (bis zu 2 Portionen pro Woche) gilt daher als unbedenklich.

Die Purine ausspülen: Was sollte ich bei Getränken beachten?

Um die Ausscheidung der Harnsäure über die Nieren zu fördern, sollten Sie darauf achten, über den Tag verteilt ausreichend zu trinken, d. h. mindestens zwei Liter täglich. Geeignete Durstlöscher sind Wasser, Mineralwasser und ungesüßte Kräuter- und Früchtetees. Auch Kaffee ist erlaubt. Einige Studien konnten sogar zeigen, dass Kaffee eine günstige (harnsäuresenkende) Wirkung besitzt. Sichere wissenschaftliche Belege dafür gibt es allerdings noch nicht.

Wichtig: Fruchtzucker kann einen Gichtanfall begünstigen. Mit Fruktose gesüßte Limonaden wie Softdrinks und Multivitaminsäfte, aber auch Fruchtjoghurts und andere Süßigkeiten sollten nur selten und mäßig genossen werden. Nicht nur, weil sie reichlich Fruchtzucker enthalten, sondern auch wegen ihrer gewichtsfördernden Wirkung.

Das heißt allerdings nicht, dass Betroffene auf Obst (indem ja ebenfalls viel Fruchtzucker steckt) verzichten müssen. Ganz im Gegenteil: Zwei Portionen Obst am Tag sind durchaus erlaubt und sehr gesund. Außerdem sollten Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin C achten, da es laut Studien eine harnsäurehemmende Wirkung bei Gicht haben soll.

Wie gefährlich ist es, wenn ich mit Gicht zu wenig trinke?

Ein Flüssigkeitsmangel kann Gichtanfälle auslösen. Deshalb sollten Sie darauf achten, ausreichend zu trinken. Allerdings sollten Sie Alkohol meiden. Denn alkoholische Getränke hemmen die Harnsäureausscheidung und triggern einen Gichtanfall. Hierzu zählt übrigens auch alkoholfreies Bier (Alkoholgehalt von bis zu 0,5 Volumenprozent!).

Daher lautet die Empfehlung zur Vorbeugung mindestens zwei Liter am Tag zu trinken und bei einer akuten Gicht sogar drei Liter pro Tag, falls keine anderen Erkrankungen wie etwa eine Herzschwäche, dagegensprechen.

Kann Vitamin C bei Gicht helfen?

Es gibt durchaus mehrere Studien, die nahelegen, dass die Einnahme einer größeren Menge Vitamin C dabei helfen kann, den Harnsäurespiegel zu senken und das Risiko eines Gichtanfalls zu reduzieren. Erwiesen ist der Effekt allerdings nicht.

Studien und ihre Aussagekraft

Bereits im Jahr 2008 kam eine Studie zum Ergebnis, dass die tägliche Einnahme von über 1500 mg Vitamin C (biochemisch auch Ascorbinsäure genannt) die Harnsäurekonzentration im Blut senkt. Bei geringeren Dosen ließ der Effekt mehr und mehr nach. Alles unter 500 mg war wirkungslos. Eine im Jahr 2009 veröffentliche Langzeitstudie, erschienen in der amerikanischen Fachzeitschrift "Archives of Internal Medicine", bestätigte diese Ergebnisse.

Allerdings wurden die Untersuchungen an der Allgemeinbevölkerung ohne relevante Vorerkrankungen oder Risikofaktoren erhoben. Dass Vitamin C auch bei Gichterkrankten wirkt und tatsächlich einen Gichtanfall verhindern könnte, ist nach wie vor nicht erwiesen.

Es scheint jedenfalls eher einen Nutzen bei der Prävention von Gicht zu haben als bei der Gichtbehandlung selbst. Denn Wissenschaftler einer Studie aus dem Jahr 2013 konnten feststellen, dass die Senkung der Harnsäure bei Personen, die bereits an Gicht erkrankt waren, nur sehr gering ausfällt.

Hält Vitamin C die Harnsäure in Schach?

So attestieren Forscher dem Vitamin bisher nur zurückhaltend ein mögliches präventives Potential bei Hyperurikämie (erhöhter Harnsäurespiegel) und Gicht. Dabei vermuten sie, dass die Ascorbinsäure die Ausscheidung der Harnsäure über den Urin anregt. Daneben könnten beim Vitamin C auch seine schon länger bekannten antientzündlichen und antioxidativen Wirkungen eine Rolle spielen.

Den sogenannten "uricosurischen" Effekt, über den mehr Harnsäure ausgeschieden wird, haben auch manche Medikamente, die bei der Dauerbehandlung der Gicht zum Einsatz kommen. Gerade mit den Medikamenten kann Vitamin C aber, was die Senkung der Harnsäure anbelangt, nicht mithalten.

In den aktuellen Leitlinien wird Vitamin C daher auch nicht empfohlen. Das heißt jedoch nicht, dass weitere Studien nicht doch irgendwann das Potential des Stoffes unter Beweis stellen könnten. Noch ist die Datenlage allerdings für explizite Empfehlungen schlicht zu dünn.

Noch sind viele Fragen offen

Fazit: Unbestritten ist Vitamin C ein wichtiger Nahrungsbestandteil, der für viele Stoffwechselvorgänge in unserem Körper wichtig ist. Es schützt die Zellen und ist außerdem wichtig für das Bindegewebe. Daneben scheint es auch einen positiven Effekt auf die Harnsäurewerte im Blut zu haben, indem es die Nieren anregt, die Substanz auszuspülen.

Ob sich daraus ein präventiver oder gar therapeutischer Nutzen bei der Gicht ziehen lässt, ist unklar. Um eindeutig sagen zu können, dass Vitamin C dabei hilft, einer Gicht entgegenzuwirken, sind weitere direkte Vergleichsstudien erforderlich.

Eine ausreichende Zufuhr von Vitamin C kann jedoch heute schon jedem empfohlen werden. Dazu reicht es aber in der Regel aus, regelmäßig zu frischem Obst, Gemüse (v. a. Paprika) und Kartoffeln zu greifen.

Im Übrigen kann man es auch bei den Vitaminen durchaus übertreiben. Neben Richtwerten für den täglichen Bedarf gibt es daher für viele dieser essentiellen Stoffe auch Obergrenzen. Beim Vitamin C sollten es nicht mehr als 2 g pro Tag sein.

Tipp: Purintabelle

Menschen mit Gicht wird empfohlen, nicht mehr als 300 mg Purine pro Tag mit der Nahrung aufzunehmen. Mit einer sogenannten Purintabelle (findet man kostenlos im Internet zum Herunterladen) können Betroffene feststellen, in welchen Lebensmitteln wie viele Purine stecken und sich somit beim Essen leichter orientieren.

Glücklicherweise gibt es bei der Auswahl an Lebensmitteln für Sie nicht nur Einschränkungen. Milch und Milchprodukte wie Joghurt und Quark, aber auch Tee und Kaffee sowie Honig sind gänzlich frei von Purin. Hier können Sie also beherzt zugreifen. Daneben gibt es viele Lebensmittel, die nur wenig Purin enthalten und daher für Menschen mit Gicht ebenfalls geeignet sind.

Hier zum Abschluss eine kleine Auswahl an Leckereien, bei denen Sie sich nicht zurückhalten müssen:

Lebensmittel: Puringehalt (mg/100g)

  • Ei: 5
  • Salatgurke: 7
  • Tomaten: 10
  • Paprika: 10
  • Endivien: 11
  • Kartoffeln: 15
  • Äpfel: 15
  • Birnen: 15
  • Honigmelone: 18
  • Wassermelone: 20
  • Käse: 20
  • Zucchini: 22
  • Erdbeeren: 25
  • Walnüsse: 25
  • Mandeln: 30
  • Reis (natur, gekocht): 35
  • Weizenmehl: 38
  • Roggen (ganzes Korn): 47
  • Nudeln (gekocht): 52

Außerdem: Beim Fleisch sind zum Beispiel Mettwurst, Jagdwurst und Schinken eine gute (purinarme) Wahl.

Ungesundes bei Gicht: Vorsicht vor Spargel, Alkohol und Co.!

Welche Lebensmittel sollte man bei Gicht besser vermeiden?

Purine werden vom Körper selbst gebildet und zusätzlich mit der Nahrung zugeführt. Wer für eine Gicht veranlagt ist oder übermäßig viele Purine zu sich nimmt, kann zu hohe Harnsäurewerte entwickeln. Mit ein paar Regeln und etwas Zurückhaltung lässt sich das jedoch vermeiden.

Körper mit der Harnsäure überfordert

Bei einem gesunden Menschen werden die Purine im Stoffwechsel zu Harnsäure abgebaut und überwiegend über die Nieren und zum Teil mit dem Stuhl ausgeschieden. Erblich bedingt kann es jedoch dazu kommen, dass die Ausscheidung über die Nieren nicht mehr so gut funktioniert. Wenn dann zusätzlich noch zu viele Purine von außen aufgenommen werden, kommt der Körper mit dem Abbau nicht mehr hinterher. Wenn sich Harnsäurekristalle in den Gelenken ablagern, kann das zu einem akuten, äußerst schmerzhaften Gichtanfall führen.

Menschen mit Gicht sollten daher besonders darauf achten, so wenige Purine wie möglich über die Nahrung aufzunehmen, um den Harnsäurespiegel nicht unnötig in die Höhe zu treiben. Zudem wirkt sich eine zusätzliche Gewichtsreduktion (etwa zwei von drei Betroffenen sind übergewichtig) positiv auf die Harnsäurekonzentration im Blut aus.

300-400 mg Harnsäure pro Tag

Diese Obergrenze sollten Sie unbedingt einhalten, wenn Sie an einer Gicht leiden. Aber was heißt das genau?

Wurst, Fleisch (vor allem rotes Fleisch wie Lamm, Rind, Schwein), Knochensuppen, Innereien (insbesondere Kalbsbries) sowie bestimmte Fischarten wie Sprotten, Heringe, Sardellen und Lachs sind besonders reich an Purinen und sollten nur in geringen Mengen (nicht mehr als 600 g pro Woche) verzehrt werden. Viel Purin befindet sich außerdem in Meerestieren wie Hummer und Miesmuscheln, in der Haut von Geflügel und Fisch sowie in der Schwarte vom Schwein, weshalb hier die Empfehlung gilt, auf diese Lebensmittel komplett zu verzichten.

Außerdem: Bestimmte Gemüsesorten wie Spinat und Spargel und vor allem Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen, Linsen und Sojaprodukte sind reich an Purinen und sollten daher nicht öfter als zwei Mal pro Woche auf dem Speiseplan stehen. In Maßen genossen sollten Sie aber keine Probleme mit dem Verzehr dieser Lebensmittel haben, die zudem sehr gesund sind.

Neuere Studien sollen sogar einen eher positiven Effekt pflanzlicher Purine auf den Harnsäurespiegel festgestellt haben. Um jedoch eindeutige Ergebnisse zu erhalten, die die positive Wirkung purinreicher pflanzlicher Lebensmittel auf die Harnsäurewerte zweifelsfrei belegen können, sind weitere Studien notwendig.

Kein Alkohol und Fruchtsaft

Da Alkohol die Ausscheidung von Harnsäure hemmt und die Harnsäurewerte somit nach oben treibt, sollten Betroffene auf alkoholhaltige Getränke komplett verzichten. Das gilt insbesondere für Spirituosen und Bier (auch alkoholfreies Bier!), das besonders purinreich ist und somit doppelten Schaden zufügt.

Auch Softdrinks und Fruchtsäfte können den Harnsäurespiegel in die Höhe treiben. Experten empfehlen, zuckerhaltige Limonaden sowie Fruchtjoghurts und andere Süßigkeiten nur selten und wenn, dann nur in geringen Mengen zu genießen. Dasselbe gilt auch für Obstsorten mit hohem Fruchtzuckergehalt. Menschen mit Gicht sollten daher nicht mehr als zwei Portionen Obst am Tag essen.

Tipps beim Kochen

Zudem wird der Puringehalt von Lebensmitteln auch durch die Lagerung und Zubereitung beeinflusst. Kochen Sie Lebensmittel daher lieber statt sie zu braten. So kann ein Teil der Purine ins Kochwasser übergehen. Außerdem sollten Sie sparsam mit Fett umgehen.

Die folgende Tabelle listet einige Lebensmittel auf, die reich an Purinen sind und daher nur in Maßen genossen werden sollten:

Lebensmittel: Puringehalt (mg/100g)

  • Sprotten: 802
  • Schweinemilz: 600
  • Ölsardinen: 480
  • Blätterteig (fertig): 400
  • Forelle: 345
  • Heilbutt: 294
  • Miesmuschel: 370
  • Sojafleisch: 370
  • Huhn mit Haut (gebraten): 300
  • Kalbsleber: 288
  • Gänsefleisch: 254
  • Schweineschnitzel: 211
  • Thunfisch in Öl: 204
  • Erbsen: 180
  • Rosenkohl: 170
  • Linsen: 160
  • Rinderfilet: 153

Auf die Menge kommt es an

Auf den ersten Blick mag Sie diese lange Liste mit "Verboten" erschrecken und Ihnen sehr einschränkend vorkommen. Es ist aber gar nicht so schwer, den Puringehalt beim Essen zu reduzieren. Meist reicht es, wenn Sie manche Tipps beachten und auf das eine oder andere verzichten. Eine spezielle Diät müssen Sie jedoch nicht einhalten.

Und wie so oft gilt auch hier: Die Dosis macht das Gift. In Maßen spricht auch nichts gegen ein gutes Stück Fleisch, das im übrigen viel besser schmeckt, wenn es nicht jeden Tag auf dem Speiseplan steht, sondern etwas Besonderes ist.

Ist Fructose bei Gicht gefährlich?

Ja, in großen Mengen schon. Ein hoher Konsum von Fruchtzucker kann für Menschen mit Gicht in vielerlei Hinsicht gefährlich sein und einen Gichtanfall begünstigen. Der Grund dafür ist folgender:

Schlecht für Gelenke, Nieren und den Blutdruck

Fructose hat einen negativen Einfluss auf den Harnsäurespiegel. Bei der Verstoffwechselung von Fructose werden vermehrt Purine hergestellt, die der Körper wiederum zu Harnsäure umwandelt. Dies ist vor allem für Menschen gefährlich, deren Niere ohnehin nicht ausreichend Harnsäure ausscheiden kann, wie es bei einer Veranlagung für Gicht häufig der Fall ist. Die Folge: Der Harnsäurespiegel und damit das Risiko für einen Gichtanfall steigen.

Ein erhöhter Harnsäurespiegel kann aber auch das Entstehen von Nierensteinen und Bluthochdruck begünstigen und dazu beitragen, dass die Zellen allmählich ihre Fähigkeit verlieren, auf Insulin zu reagieren. Dieses Phänomen nennt man auch „Insulinresistenz". Sie spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung eines Diabetes mellitus vom Typ 2. Der regelmäßige Verzehr großer Fructosemengen kann daher auch die Zuckerkrankheit fördern.

Fettleber durch Fructose

Ein weiteres Problem: Fructose wird in der Leber aufgenommen und verstoffwechselt. Werden jedoch zu viele fructosehaltige Lebensmittel oder Getränke aufgenommen, wird die Fructose nicht mehr zur Energiegewinnung herangezogen, sondern in Fett umgewandelt und gespeichert.

Ein hoher Fructosekonsum kann daher zur Entstehung einer Fettleber beitragen und Übergewicht fördern. Sie hat damit ähnliche Auswirkungen auf die Leber wie Alkohol und kann im schlimmsten Fall zu einer ernsthaften Lebererkrankung (Leberfibrose) bis hin zum Leberversagen führen.

Und noch ein weiterer negativer Effekt: Da Fructose keinen Einfluss auf die Insulinausschüttung hat, setzt es die für das Sättigungsgefühl verantwortlichen Hormone nicht frei. In der Folge wird wiederum mehr gegessen.

Kein Obst bei Gicht?

Das heißt jedoch nicht, dass Sie mit Gicht auf Obst verzichten müssen! Ganz im Gegenteil. Der moderate Genuss von Obst (2-3 Portionen am Tag) ist auch bei Gicht kein Problem und gesund, da es viele wichtige Ballaststoffe enthält und zahlreiche Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe liefert. Zudem ist Obst an sich sehr purinarm. Zwischen natürlicher Fructose in Obst und Gemüse und der in Softdrinks und Süßwaren (in hohen Mengen) isolierten Fructose muss daher unbedingt unterschieden werden.

Dennoch, was für Softdrinks gilt, trifft auch für Fruchtsäfte und Smoothies zu: Sie sollten nur in kleinen Mengen getrunken und aufgrund ihres hohen Fruchtzuckergehaltes am besten mit Wasser verdünnt werden. Generell empfiehlt es sich, Obst besser zu essen als in flüssiger Form zu sich zu nehmen, da Obst, wenn man es im Ganzen verzehrt, ein größeres Volumen besitzt und den Magen mehr ausfüllt als beispielsweise ein Glas Apfelsaft.

Kann Spargel einen Gichtanfall auslösen?

Ja, das ist möglich. Dennoch können Sie weiterhin Spargel genießen, ohne gleich einen Gichtanfall befürchten zu müssen. Nur übertreiben sollten Sie es nicht.

Eine gesunde Delikatesse

In gesundheitlicher Hinsicht hat Spargel einiges zu bieten: Er ist kalorienarm (Spargel besteht zu 90 % aus Wasser!) und enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe wie zum Beispiel die Vitamine B, C und E. Zudem ist er reich an Mineral- und Ballaststoffen.

Außerdem regt die im Spargel enthaltene Asparaginsäure die Nierenfunktion an und wirkt somit entwässernd. Stoffwechselendprodukte wie Gift- und Schlackenstoffe werden vermehrt aus dem Körper ausgeschieden, das Blut wird gereinigt, und die Nieren- und Leberfunktionen werden unterstützt.

Vor allem bei Übergewicht und Wassersucht kann es daher ratsam sein, vermehrt Spargel in seinen täglichen Speiseplan einzubauen.

Einziges Manko: das viele Purin

Doch wieso kann ein anscheinend gesundes Gemüse bei Gicht schaden? Der Grund ist einfach:

Spargel enthält relativ viel Purine (25 mg/100 g Harnsäuregehalt), die der Körper zu Harnsäure abbaut und über die Nieren wieder ausscheidet. Isst man zu viel Spargel, kommt es zu einem Harnsäureüberschuss, und die Substanz lagert sich in Form von Harnsäurekristallen im Körper (vor allem in Finger- und Zehengelenken) ab. Dies kann einen schmerzhaften Gichtanfall begünstigen, der einige Stunden oder auch mehrere Tage lang andauern kann.

Ganz verzichten müssen Sie nicht

Spargel ist mit Sicherheit nicht optimal für die Ernährung bei Gicht geeignet. Dennoch müssen auch Gicht-Betroffene nicht vollkommen darauf verzichten, sondern nur vorsichtig sein, was die Menge betrifft. Dasselbe gilt übrigens auch für anderen Gemüsesorten wie Linsen, Bohnen, Spinat, Kohl und Rhabarber, die ähnlich viel Purin enthalten wie Spargel. Denn letztlich macht wie immer die Dosis das Gift.

Sprechen Sie am besten vorab mit Ihrem Arzt, wieviel Spargel Sie pro Tag essen dürfen. In der Regel sollten Menschen mit Gicht nicht mehr als 500 mg Purine mit der täglichen Nahrung zu sich nehmen. Nach oder während eines akuten Gichtschubes gelten eventuell noch strengere Empfehlungen.

Viel wichtiger aber ist es, den Genuss von Lebensmitteln wie Innereien, Fleisch, Fisch, Alkohol und Fructose, die einen deutlich größeren Einfluss auf den Harnsäurespiegel haben, zu reduzieren und mindestens 2 bis 3 Liter Flüssigkeit pro Tag zu trinken, um die Harnsäureausscheidung über die Nieren zu fördern und einem Gichtanfall vorzubeugen.

Halten Sie sich an diese Ernährungsregeln, steht einen kontrollierten Spargelgenuss nichts im Wege.

Prognose

Kann Gicht gefährlich werden?

Gicht ist eine Erkrankung mit vielen Gesichtern. Ein akuter Gichtanfall ist dramatisch, klingt aber in der Regel folgenlos wieder ab. Anders sieht es bei der chronischen Gicht aus. In diesem Stadium können Gelenke zerstört und innere Organe schwer geschädigt werden.

Unerträgliche Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen: Menschen mit akuter Gicht meinen, im nächsten Moment sterben zu müssen. So dramatisch sich eine akute Schmerzattacke jedoch auch äußern mag, gefährlich ist sie normalerweise nicht.

Abwehrreaktion des Körpers

Die Schmerzen sind Ausdruck von Harnsäurekristallen, die sich in den Gelenken oder Weichteilen ablagern. Sie bilden sich, wenn zuviel Harnsäure im Blut zirkuliert und darin irgendwann nicht mehr gelöst werden kann.

Der Körper reagiert auf die eingelagerten Kristalle mit einer heftigen Entzündungsreaktion. Betroffene bekommen das in Form stark geröteter und überwärmter Gelenke zu spüren. Dass die Entzündung nicht nur auf die Gelenke beschränkt ist, sondern sich im ganzen Körper äußern kann, zeigt sich an den Begleitsymptomen wie einem allgemeinen Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen und Übelkeit.

Schmerztabletten helfen, heilen aber nicht

Ein Gichtanfall bedarf einer sofortigen ärztlichen Behandlung. Dabei kommen schmerz- und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz, die rasch Linderung verschaffen. Für die Betroffenen ist der nachlassende Schmerz eine wahre Wohltat, geheilt sind sie damit aber noch nicht.

Denn das eigentliche Problem ist die erhöhte Harnsäure, die weiterhin im Blut kreist und ihr Unwesen treibt. Das einzelne entzündete Gelenk, in dem sich eine Gicht meist zuerst äußert, ist nur der Vorbote weiterer verheerender Schäden, die die Harnsäure anrichten kann. Und dann kann es auch gefährlich werden.

So lässt sich die Harnsäure in Schach halten

Um der Harnsäure Einhalt zu gebieten, reichen Schmerzmittel allein nicht aus. Zur Behandlung der eigentlichen Ursache der Gicht gibt es im Wesentlichen zwei Strategien: weitere Medikamente und die Ernährung.

Während die Medikamente helfen, die vermehrte Harnsäure im Körper zu verringern, trägt eine entsprechende Ernährung dazu bei, den Körper erst gar nicht damit zu belasten. Wer sich bei Fleisch, Wurst und Alkohol zurückhält und stattdessen auf frisches Obst und Gemüse, Vollkorn- und Milchprodukte setzt, kann selbst erheblich zu seiner Genesung beitragen.

Irreversible Schäden bei chronischer Gicht

Wird die Gicht auf diese Weise rechtzeitig und konsequent behandelt, hat eine einzelne Schmerzattacke meist keine gesundheitsschädlichen Folgen. Nicht oder nicht rechtzeitig behandelt hingegen kann die Erkrankung chronisch werden und erheblichen Schaden anrichten.

Ist das chronische Stadium erstmals erreicht, treten die Gichtanfälle immer wieder, immer länger und in immer kürzeren Abständen auf. Zudem können sich die Harnsäurekristalle an weiteren Körperstellen ablagern und schubartige Gichtanfälle auslösen.

Zerstörte Gelenke, Knochen und Sehnen

Man kann sich vorstellen, dass harte Kristalle in Gelenken, Knochen und Sehnen auf Dauer nicht guttun. Sie lösen immer wieder Entzündungsreaktionen aus, die nicht nur schmerzhaft sind, sondern die betroffenen Gewebe auch irgendwann zerstören, und zwar unwiederbringlich.

Letztlich sind die Knochen und Gelenke durch die ständige Ablagerung von Harnkristallen so stark verformt und versteift, dass sie ihre normale Funktion nicht mehr erfüllen können. Betroffene müssen sich dann meist lebenslang mit starken Bewegungseinschränkungen und großen Schmerzen abfinden.

Organe voller Steine

Doch nicht nur das: Die verhärtete Harnsäure kann über das Blut auch innere Organe erreichen und sich in ihnen ansammeln. Vor allem die Nieren und der Harntrakt sind betroffen. Hier können sich mit der Zeit Steine bilden und im schlimmsten Fall ein lebensgefährliches Nierenversagen auslösen. Außerdem können sich die Kristalle auch im Darm ablagern und heftige Koliken verursachen.

Aber keine Sorge: So weit muss es nicht kommen. Dafür ist allerdings eine konsequente und dauerhafte Behandlung bereits nach dem ersten Gichtanfall nötig. Nicht immer müssen es gleich Medikamente sein. Das hängt aber wiederum entscheidend von Ihnen ab. Denn über die Ernährung bestimmen Sie selbst, wieviel Harnsäure Sie Ihrem Körper zumuten.

Welche Begleit- und Folgeerkrankungen sind häufig bei Gicht?

Gicht ist eine erblich bedingte Stoffwechselstörung, bei der sich aufgrund einer erhöhten Harnsäurekonzentration im Blut Harnsäurekristalle an verschiedenen Körperstellen (bevorzugt in Gelenken) bilden können. Das kann weitreichende Folgen haben.

Zunächst eine kurze Auflistung, mit welchen Begleiterkrankungen und Folgeschäden die Gicht einhergehen kann:

  • Abbau von Knochensubstanz
  • Veränderung der Gelenkstruktur (Gichtthophi)
  • Nierensteine bis hin zum Nierenversagen
  • Bluthochdruck
  • Arteriosklerose
  • Diabetes mellitus
  • Lebererkrankungen
  • Erektionsstörungen
  • Neuropathien

Blockierte Gelenke und Steine

Wo sich die Harnsäurekristalle niederlassen, lösen sie eine schmerzhafte Entzündung aus. Vor allem die Gelenke sind dabei betroffen und werden bei Fortschreiten der Erkrankung nach und nach zerstört. Bei chronischer Gicht können diese Kristallansammlungen auch als weißliche Knoten, sogenannte Gichttophi (Verdickung und Verhärtung des Knorpels) sichtbar werden.

Darüber hinaus kann eine Gicht zahlreiche weitere Erkrankungen begünstigen. Durch die vermehrte Ausscheidung von Harnsäure über den Urin kann es zur Ablagerung von Harnsäurekristallen in Form von Nieren- oder Harnleitersteinen kommen, die schmerzhafte Koliken, Übelkeit und Erbrechen auslösen. Das wiederum erschwert die Ausscheidung der Harnsäure zusätzlich, so dass der Harnsäurespiegel weiter ansteigt. Im schlimmsten Fall können Nierensteine zu einem Nierenversagen (Niereninsuffizienz) führen.

Bluthochdruck, Arteriosklerose & Co.

Des Weiteren sind Menschen mit Gicht häufig von Herz-Kreislauf-Problemen (kardiovaskuläre Erkrankungen) wie Bluthochdruck oder Arteriosklerose betroffen. Das hat folgenden Grund: Da die Filterfunktion der Niere beeinträchtigt ist, steigt der Blutdruck. Das Blut staut sich sozusagen ins Gefäßsystem zurück, wodurch das Risiko für Arteriosklerose steigt, bei der sich Cholesterin in den Blutgefäßen ablagert.

Arteriosklerose begünstigt wiederum weitere Erkrankungen wie Thrombosen, Embolien, Gefäßverschlüsse, Herzinfarkt und Schlaganfall. In einigen seltenen Fällen können sich die Harnsäurekristalle sogar direkt am Herzen ablagern.

Die Liste ist lang

Gichtbetroffene haben außerdem ein erhöhtes Risiko, an Diabetes mellitus zu erkranken. Zudem können Harnsäurekristalle zu Erkrankungen von Leber und Gallenwegen führen und Erektionsstörungen begünstigen. Häufig geht eine Gicht auch mit sogenannten Neuropathien (Nervenleitstörungen) einher, bei der es zu einer verminderten Reizwahrnehmung kommt.

Wie Sie sehen, kann Gicht eine regelrechte Kaskade an Folgeproblemen auslösen. Daher ist es wichtig, frühzeitig gegenzusteuern. Neben Medikamenten ist es vor allem die Lebensweise, über die man den weiteren Verlauf steuern kann. Dabei geht es nicht nur darum, akute Schmerzattacken zu vermeiden, sondern auch, das chronische Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten.

Vorbeugung

Kann man Gicht vorbeugen?

Bei den meisten Menschen mit Gicht besteht eine erblich bedingte Veranlagung zu einem erhöhten Harnsäurespiegel. Häufig aber sind es verschiedene äußere Faktoren, die die Krankheit zum Ausbruch bringen und von jedem selbst beeinflusst werden können.

Hierzu zählen:

  • eine energiereiche Ernährung
  • ein übermäßiger Fleisch- und Alkoholkonsum
  • die Einnahme von Medikamenten
  • extreme Diäten

Halten Sie sich mit Fleisch und Alkohol zurück

Um erhöhte Harnsäurewerte in den Griff zu bekommen, ist eine purinarme Ernährung wichtig. Generell empfiehlt man Betroffenen, nicht mehr als 400 mg Purine täglich über die Nahrung aufzunehmen. Die Harnsäureausscheidung kann mit folgender einfachen Formel berechnet werden: Aus 1 mg Purin werden 2,4 mg Harnsäure verstoffwechselt.

Fleisch (insbesondere Innereien), bestimmte Fischsorten oder Krustentiere (vor allem Muscheln), aber auch Hülsenfrüchte enthalten viele Purine und sollten daher nur selten und wenn, dann in geringer Menge (einmal am Tag in Portionen von maximal 100 Gramm) auf dem Speiseplan stehen.

Des Weiteren sollten Betroffene nicht mehr als ein Glas Wein oder Bier pro Tag trinken, da Alkohol die Ausscheidung von Harnsäure hemmt. Bier (auch alkoholfreies) ist zudem reich an Purinen.

Gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe

In der Regel reichen diese Ernährungsempfehlungen aus, um einem Gichtanfall oder Nierensteinen vorzubeugen. Zudem wirkt sich eine gesunde und purinarme Ernährung meist auch auf Begleiterkrankungen günstig aus, die häufig gemeinsam mit der Gicht einhergehen.

Dazu zählen Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen, Adipositas und Bluthochdruck (zusammen auch unter dem Namen metabolisches Syndrom oder "das tödliche Quartett" bekannt), die ebenfalls mitbehandelt werden müssen. Nur in einigen seltenen Fällen, zum Beispiel, wenn keine harnsäuresenkenden Medikamente gegeben werden können, gelten noch strengere Ernährungsempfehlungen.

Außerdem: Viele Betroffene sind auf die Einnahme von harnsäuresenkenden Medikamenten angewiesen, um die erhöhten Harnsäurewerte wieder in den Griff zu bekommen. Mit einer konsequenten Ernährungsumstellung ist es jedoch möglich, die Medikamente einzusparen oder ganz abzusetzen.

Ein paar Kilo weniger – aber langsam!

Viele Menschen mit Gicht (etwa 2 von 3) sind übergewichtig. Durch eine gezielte Gewichtsreduktion ist es möglich, die Harnsäurekonzentration im Blut zu senken. Das heißt: Wenn Sie übergewichtig sind, sollten Sie versuchen, Ihr Gewicht langsam und langfristig mit einer kalorienreduzierten und purinarmen Mischkost zu reduzieren. Natürlich ist auch regelmäßige körperliche Bewegung wichtig, um die überschüssigen Kilos zu verbrennen.

Zudem sollten Betroffene auf eine möglichst fettarme Ernährung und Zubereitung der Speisen achten. Denn Fett ist nicht nur sehr energiereich, sondern fördert auch die Bildung von sogenannten Ketonkörpern, die sich negativ auf die Ausscheidung von Harnsäure auswirken.

Wichtig ist es außerdem, das Gewicht langsam zu reduzieren. Denn auch eine extreme Diät kann im Körper die Produktion von Ketonkörper fördern und sogar einen Gichtanfall auslösen. Außerdem ist eine stetige Gewichtsreduktion um einiges vielversprechender als eine Radikalkur mit anschließendem Jo-Jo-Effekt.

Ausreichend Flüssigkeit und nicht zu viel Zucker

Trinken Sie täglich mindestens 2 bis 3 Liter Flüssigkeit, vor allem Wasser und ungesüßten Kräutertee. Auch Kaffee ist erlaubt. Auf diese Weise regen Sie zusätzlich die Harnsäureausscheidung in der Niere an.

Fruchtzucker fördert den Abbau von Purinen und hemmt zudem die Harnsäureausscheidung. Dadurch kann es plötzlich zu erhöhten Harnsäurewerten kommen. Gesüßte Limonade und Fruchtsäfte, aber auch bestimmte Früchte, Fruchtjoghurts und Süßigkeiten im Allgemeinen können daher das Risiko einer Gicht erhöhen.

Sie sehen also: Um einer Gicht vorzubeugen, können Sie selbst einiges tun. Zwar sind es die üblichen Ratschläge, die nicht immer leicht umzusetzen sind. Aber vielleicht motiviert Sie die Aussicht darauf, mit diesen Maßnahmen einem akuten, äußerst unangenehmen Gichtanfall effektiv vorzubeugen. Und auch Ihre Nieren werden es Ihnen längerfristig danken.

Was soll ich essen, um Gicht zu vermeiden?

Um einer Gicht vorzubeugen, ist es wichtig, dass Sie sich möglichst abwechslungsreich ernähren und darauf achten, frische und unverarbeitete Lebensmittel in Ihren Speiseplan einzubauen. Sie sehen, es geht gar nicht um eine spezielle Diät, sondern um allgemeine Empfehlungen für eine gesunde Ernährung.

Hier können Sie zulangen

Wenn Sie anfällig für Gicht sind oder vielleicht in Ihrer Familie der eine oder andere bereits unter der Erkrankung leidet, sollten Sie sich an Lebensmittel halten, die wenig Purine enthalten. Dazu gehören zum Beispiel Getreideprodukte wie Brot, Nudeln, Reis, Getreideflocken, Grieß (bevorzugt aus Vollkorn), Gemüse und Obst, Kartoffeln, fettarme Milch und Milchprodukte und Eier. Nüsse wie Mandeln, Hasel- und Walnüsse sind ebenfalls eine gute Wahl.

Steht Fisch auf dem Einkaufszettel, sollten Sie zu fettarmen Fischsorten wie Scholle, Seezunge oder Kabeljau greifen. Bei Heißhunger auf Fleisch sind zum Beispiel fettarme Fleisch- und Wurstsorten wie Hähnchen und Truthahn (ohne Haut!), Wild, mageres Kalb,- Rind,- und Schweinefleisch, Bierschinken, Mettwurst, Corned beef sowie magerer Schinken eine gute Alternative.

Hülsenfrüchte: gesund, aber purinreich

Mit dem Verzehr von Hülsenfrüchten wie Erbsen, Linsen, Bohnen oder Sojaprodukten sollten Sie sparsam sein. Denn sie enthalten größere Mengen an (pflanzlichen) Purinen, und es ist noch nicht eindeutig geklärt, welchen Einfluss sie genau auf die Harnsäurewerte haben.

Dennoch müssen Sie nicht komplett darauf verzichten. In Maßen genossen (ein bis zwei Portionen pro Woche) können auch Hülsenfrüchte und Soja unbedenklich verzehrt werden. Abgesehen davon sind es äußerst gesunde Eiweißlieferanten.

Viel Wasser zum Durchspülen

Neben einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung ist es außerdem wichtig, genügend zu trinken. Denn Trinken hat eine entgiftende Wirkung auf die Nieren und fördert die Harnsäureausscheidung im Blut. Zudem steigert es auch das allgemeine Wohlbefinden. Täglich sollten Sie es auf mindestens zwei bis drei Liter Flüssigkeit (am besten Wasser, Mineralwasser oder ungesüßter Kräutertee) bringen.

Generell empfiehlt es sich, folgende Ernährungsregeln einzuhalten, um Gichtanfällen vorzubeugen:

  • Essen Sie wenige tierische Lebensmittel, insbesondere Fleisch.
  • Achten Sie auf eine fettarme Zubereitung.
  • Gehen Sie sparsam mit Zucker und damit gesüßten Getränken um.
  • Essen Sie täglich Obst und Gemüse.
  • Trinken Sie viel.
  • Vermeiden bzw. reduzieren Sie Übergewicht.

Außerdem: Kochen, dünsten, dämpfen, braten und garen eignen sich besonders gut für eine fettarme Zubereitung.

Hier sollten Sie sich zurückhalten

Um schmerzhaften Entzündungsattacken vorzubeugen, ist es natürlich auch wichtig zu wissen, welche Lebensmittel bei Gicht eher schaden. Negative Wirkungen auf den Verlauf der Erkrankung besitzen vor allem purinreiche Lebensmittel wie rotes Fleisch (insbesondere Innereien), Wurst, Alkohol sowie bestimmte Fischsorten oder Meeresfrüchte. Denn sie fördern die Harnsäureproduktion im Körper, was zu einem Anstieg des bei Gicht ohnehin schon erhöhten Harnsäurespiegels führt.

Alkohol wie Bier schadet sogar auf doppelte Weise: Aufgrund seines hohen Hefegehalts liefert Bier (auch alkoholfreies Bier!) sehr viele Purine und hemmt zudem die Harnsäureausscheidung über die Nieren. Daher sollten Sie Alkohol nur in geringen Mengen trinken, das heißt, nicht mehr als ein Glas Alkohol (bis 1 Glas Wein oder 1 Glas Bier) pro Tag, oder Sie verzichten am besten gleich ganz darauf.

Schützen ein paar Kilo weniger vor einem Gichtanfall?

Ja! Ein gesundes Körpergewicht kann vielen Krankheiten und auch einem Gichtanfall vorbeugen. Übergewicht, eine übermäßige Kalorienzufuhr sowie Bewegungsmangel gehören sogar zu den häufigsten Faktoren, die eine Gicht begünstigen.

Nicht umsonst wird die Gicht neben dem metabolischen Syndrom (= Bluthochdruck, Herzgefäßerkrankungen, Fettstoffwechselstörungen und Typ-2-Diabetes, auch bekannt als "tödliches Quartett") auch als Wohlstandskrankheit bezeichnet. Zwar geht die Erkrankung meist auf eine angeborene Stoffwechselstörung zurück; zum Ausbruch kommt sie jedoch oft erst durch die entsprechenden Verhaltens- und Ernährungsgewohnheiten.

Ein häufiges Paar: Gicht und Übergewicht

Um einen Gichtanfall zu vermeiden oder den Verlauf der Krankheit positiv zu beeinflussen, ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig, die viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und fettarme Milchprodukte beinhaltet. Der übermäßige Genuss von Fleisch, Fertiggerichten, Süßwaren und Alkohol wirkt sich hingegen ungünstig auf Gichtgelenke aus, da diese Nahrungsmittel zu einer erhöhten Harnsäurekonzentration im Blut beitragen und auch das Entstehen von Übergewicht begünstigen. Aus diesem Grund haben von der Gicht geplagte Menschen häufig ein paar Kilo zu viel auf den Hüften.

Warum Übergewicht Ihnen schadet

Gicht begünstigt die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und kann im schlimmsten Fall zu Gelenksschädigungen mit schmerzhaften Deformierungen führen, die nicht mehr rückgängig gemacht werden können.

Übergewicht kann ähnliche Effekte mit sich bringen. Es belastet das Herz und schadet den Gelenken, sodass es die entzündlichen Prozesse, die im Rahmen der Gicht auftreten, verstärkt. Außerdem fördert Übergewicht bzw. eine fettreiche Ernährung auch die Bildung von sogenannten Ketonkörpern, die die Ausscheidung der Harnsäure über die Niere hemmen, sodass der Harnsäurespiegel im Blut steigt.

Obwohl die genauen Zusammenhänge zwischen Übergewicht und Gicht nicht vollständig geklärt sind, kann man mit großer Sicherheit behaupten, dass ein zu hohes Körpergewicht die Entstehung der Krankheit fördert. Eine Gewichtsreduktion wirkt sich auf jeden Fall sehr positiv auf die Gichtgelenke aus und hilft dabei, den erhöhten Harnsäurespiegel zu senken.

Vorsicht vor einer Radikaldiät!

Wer abnehmen möchte, muss weniger essen, als er verbraucht. Das dürfte jedem klar sein. Allerdings sollten Sie, wenn Sie anfällig für Gicht sind, Ihren Fettpölsterchen nicht mit einer sogenannten Blitzdiät den Kampf ansagen, sondern Ihr Gewicht allmählich und in kleinen Schritten reduzieren. Denn eine Radikaldiät kann in einigen Fällen einen Gichtanfall provozieren und zu einem erhöhten Anstieg des Harnsäurespiegels führen.

Wenn Sie abnehmen möchten, sollten Sie daher immer zuerst mit Ihrem Hausarzt über Ihr Vorhaben sprechen. Außerdem kann es sein, dass durch die radikale Kalorienreduktion wertvolle Muskelmasse verloren geht und sich die Knochendichte reduziert, was zu einer Osteoporose (Knochenbrüchigkeit) führen kann.

Eine gesunde und ausgewogene Ernährung und viel körperliche Bewegung sind nach wie vor die besten Mittel, dem Übergewicht entgegenzuwirken. So kann der Harnsäurespiegel auf ganz natürliche Art und Weise gesenkt werden.

Wissenswertes

Welcher Habsburger Kaiser litt unter der Gicht?

Karl V. (1500-1558). Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches war wahrscheinlich nicht der Einzige in der Ahnenreihe der Habsburg-Kaiser mit einer Gicht, aber bei ihm war sie besonders ausgeprägt.

Zusätzlich litt Karl V. wahrscheinlich auch noch an Asthma, Hämorrhoiden und Diabetes. Aber die Gicht machte ihm am meisten zu schaffen.

Fleisch und Bier verschärfen das Problem

Bei der Gicht kommt es aufgrund einer Stoffwechselstörung zu einer Anreicherung von zu viel Harnsäure im Körper. Daraus bilden sich Kristalle, die zu sehr schmerzhaften Entzündungsherden in den Gelenken und später auch in den Organen führen. Die Anlage zur Gicht ist meist vererbt, allerdings spielt auch die Ernährung eine große Rolle. Vor allem Fleisch ist sehr reich an Harnsäure und verschärft das Problem. Und Bier ebenfalls.

Und genau das passierte bei Karl V.. Der war nämlich ein Vielfraß. Er trank schon zum Frühstück reichlich Bier und verzehrte Unmengen an Fleisch, wie seine Chronisten berichten. Von dieser Völlerei ließ er auch nicht ab, als bereits im 27. Lebensjahr erstmals ein Gichtanfall auftrat. Nicht zuletzt diese schmerzhafte Erkrankung führte dazu, dass Kaiser Karl V. im Alter immer verbitterter wurde.

Ist Sauna bei Gicht gut oder eher schädlich?

Regelmäßige Saunabesuche sind für unsere Gesundheit insgesamt durchaus förderlich. Die Finnen, die Erfinder des Schwitzbades, schwören ohnehin darauf. Bei Gicht ist die Sauna allerdings nicht empfehlenswert.

Körper arbeitet auf Hochtouren

Aber zunächst einmal: Ein Saunabesuch hat sehr vielfältige Auswirkungen auf unseren Körper. Die Hautoberfläche erwärmt sich, und die Körpertemperatur steigt ähnlich wie bei Fieber um 1 bis 2 °C an, was dazu führt, dass Abwehrzellen aktiviert werden.

Damit die Körpertemperatur nicht weiter steigt, muss der Organismus sehr viel Energie aufwenden und ständig Wärme abgeben. Die Blutgefäße weiten sich, da die doppelte Blutmenge durch den Körper gepumpt wird. Zudem erhöhen sich die Atem- und die Herzfrequenz. Außerdem führen die hohen Temperaturen zu einer Entspannung der Muskeln.

Poren auf!

Bei Temperaturen zwischen 70 und 110 °C, denen wir beim Saunieren ausgesetzt sind, verliert der Körper natürlich auch jede Menge Schweiß (in etwa 20 bis 30 Gramm pro Minute), um die Außentemperatur durch Verdunstung zu senken. Das führt dazu, dass wir bereits nach ca. 15 Minuten in der Sauna einen halben Liter Schweiß ausschwitzen. Des Weiteren bewirkt die Hitze, dass sich die Poren öffnen und die Durchblutung der Schleimhäute gefördert wird.

Kurz gesagt: Ein Saunabesuch wirkt sich in vielerlei Hinsicht positiv auf unsere Gesundheit aus. Es aktiviert und trainiert nicht nur Herz, Kreislauf und Immunsystem, sondern auch die Durchblutung wird gefördert. Dass wiederum hat zur Folge, dass sich die Muskulatur entspannt und das Hautbild verbessert wird.

Da wir beim Schwitzen auch eine gewisse Menge an Harnsäure ausscheiden, liegt es nahe zu vermuten, dass ein Saunabesuch auch positive Wirkung bei Gicht haben könnte. Allerdings ist dem nicht so. Ein Saunabesuch ist bei Gicht sogar eher gefährlich und daher nicht zu empfehlen.

Bei Gicht kontraproduktiv

Das hat folgenden Grund: Durch die gesteigerte Schweißproduktion verlieren wir sehr viel Flüssigkeit über die Haut. Um einer Austrocknung des Körpers (Dehydration) entgegenzuwirken, wird die Nierenfunktion gesenkt. Und genau das ist das Problem. Denn da wir wesentlich mehr Harnsäure über die Nieren ausscheiden als über die Haut, schadet das vermehrte Schwitzen bei der Bekämpfung von Gicht mehr als es hilft.

Außerdem können sich die hohen Temperaturen in der Sauna negativ auf die erkrankten Gelenke auswirken und zu einer Verschlimmerung der Schmerzen beitragen. Vor allem nach einem akuten Gichtanfall, der mit heißen und geschwollenen Gelenken einhergeht, wird Wärme eher als etwas Unangenehmes empfunden. Bei Entzündungsreaktionen werden daher eher kühlende Umschläge und Quarkwickel empfohlen.

Quellen:

  • Gao, X., Curhan, G., Forman, J. P., Ascherio, A., & Choi, H. K. (2008). Vitamin C intake and serum uric acid concentration in men. The Journal of Rheumatology, 35(9), 1853–8. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18464304
  • Studie: "Vitamin C Intake and the Risk of Gout in Men: A Prospective Study." (2009), Choi, H.K., Gao, X. & Curhan, G., Arch Intern Med, 169(5), 502-507. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19273781
  • Stamp, L. K., O’Donnell, J. L., Frampton, C., Drake, J. M., Zhang, M., & Chapman, P. T. (2013). Clinically insignificant effect of supplemental vitamin C on serum urate in patients with gout: A pilot randomized controlled trial. Arthritis and Rheumatism, 65(6), 1636–1642. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23681955.
  • Risiko von Gichtanfällen durch genügend Wassertrinken verringern (2016). Herausgeber: Berufsverbands Deutscher Rheumatologen. www.rheumatologen-im-netz.de.

Haben Sie eigene Erfahrungen oder eine andere Meinung? Dann schreiben Sie doch einen Kommentar (bitte Regeln beachten)

Kommentare  
Kältetherapie
Ich habe gehört, dass eine Kältetherapie bei Rheuma hilft. Gilt das auch für Gicht? Und bezahlt dieses die Krankenkasse bzw. kann man sich diese durch den Hausarzt verschreiben lassen?
Danke für Ihre Mühe.
Anton Weiss
Kühlung kann helfen
Hallo Anton,
bei einem akuten Gichtanfall mit entzündetem Gelenk kann Kühlung Linderung verschaffen. Ursächlich gegen die Erkrankung hilft sie nicht, da sich die Harnsäure im Blut davon nicht beeindrucken lässt.
Alles Gute und viele Grüße
J. Zorn vom Navigator-Team
Gicht
Lobe diesen Artikel, habe viel gelernt. Bin 80 und habe vererbte Gicht. Jahrelang wenig, mit Schmerzmitteln sofort weg. Aber nun im Alter merke ich, obwohl ich keinen Alkohol trinke und wenig Fleisch esse, dass mir meine selbstgemachte Erbsensuppe, meine feine Kalbsleber, meine Lieblingslinsen und Fruchtsäfte plötzlich ein Riesenproblem mit einer sehr schweren Gicht-Attacke beschehrten. Zuerst dachte ich sogar, der Fuß sei gebrochen. Schmerztabletten halfen erst nach 4 Tagen. Kirschsaft-Konzentrat half ebenfalls, aber stopft leider auch. Also, besser diesen Artikel hier nochmals gründlich durchlesen und befolgen! Ingrid Paratte
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Kommentare: Archiv

Gicht und Sauna
18. April 2020 um 08:15 Uhr, joa.k.
Ich schließe mich der Erfahrung von Hans W. an: Ich sauniere 2 x die Woche zur Stärkung meines Immunsystems. Bei zeitweisen Gelenkentzündungen fühle ich mich hinterher erheblich wohler und schmerzfrei. Bin 81 Jahre alt und nehme täglich Allopurinol 150 mg.

Sauna bei Gicht
03. Februar 2020 um 05:48 Uhr, Hans wurscht
Ich gehe regelmäßig in die Sauna und habe Gicht. Danach geht es mir immer besser. Die Gelenkschmerzen sind meistens weg. Ich denke, das muss jeder selber ausprobieren, ob ihm das gut tut oder nicht.

Gicht ist nicht "genetisch" bedingt
20. September 2019 um 07:29 Uhr, (...)
Hören Sie doch mal auf, jede chronische Krankheit auf die Gene zu schieben. Damit helfen Sie weder dem Patienten noch sich selbst. Außer, dass Sie behaupten können, gegen die Gene sei man machtlos. Aber der Grund (die Gene) ist schon falsch. Das, was vererbt wird, sind Viren, Bakterien, Schwermetalle, Pestizide und andere Toxine, die bei sehr fettreicher Ernährung dazu führen, dass die Leute Gicht entwickeln.

Autoren unseres Artikels
 
Dr. med. Michaela Hilburger, Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

Dr. med. Michaela Hilburger
Fachärztin für Urologie / Medikamentöse Tumortherapie

    Studium:
  • Ludwig-Maximilians-Universität in München
    Berufliche Stationen:
  • Klinikum Landshut gemeinnützige GmbH, Abteilung Urologie, Landshut

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Dr. med. Susanne Endres, Fachärztin für Innere Medizin

Dr. med. Susanne Endres
Fachärztin für Innere Medizin

    Studium:
  • Freie Universität Berlin
    Berufliche Stationen:
  • Vivantes Humboldt-Klinikum, Berlin Reinickendorf
  • McGaw Medical Center of Northwestern University, Chicago

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Dr. med. Petra Schewe
Fachärztin für Frauenheilkunde / medizinische Fachautorin

    Berufliche Stationen:
  • Medigreif Inselklinik Heringsdorf "Haus Gothensee"

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Medizinische Prüfung
des Artikels
Dr. med. Monika Steiner, Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

Medizinisch geprüft von
Dr. med. Monika Steiner
Ärztin / Gutachterin für medizinische Fortbildung

    Studium:
  • Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn
    Berufliche Stationen:
  • Leitung Medizin-Online / Chefredakteurin Springer Nature
  • Medizinische Gutachterin für ärztliche CME-Fortbildung bei esanum.de

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